Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 26

Eck an Friedrich und Wilhelm von Brandenburg

Ingolstadt
31-10-1515:



Widmung Ecks zu ECK, Orationes tres. Augsburg, Miller, 1515, fol Av = METZLER Nr 6

Eck widmet den Brandenburger Fürsten seine Rede »De nobilitate«, die er kürzlich an der Ingolstadter Hochschule gehalten hat, nicht wegen ihres eleganten Stils, den sie nicht aufweist, als vielmehr wegen des in ihr enthaltenen Lobes des Adels und der Brandenburger Familie. Er hofft, die Rede werde beide Adressaten im Sinne Ovids zu weiterem Studium anregen.


Illustrissimis Dominis Federico et Wilhelmo Marchionibus Brandenburgensibus (1), Ducibus in Pomeria, Stettin etc., Dominis suis colendissimis Ioannes Eckius S.D.

Orationem nuperis diebus (2) in Gymnasio nostro habitam Illustrissimi principes, a multis intelligo desiderari, non ob verborum elegantiam et eruditionem quae nulla est (3), sed quod Illustrissimae Brandenburgensium familiae (4) laudes contineat. Quod cum subodorarer, studiosis morem gerere volui, et excellenti Duum Viro nuncupatim dedicatam in publicum emittere. Neque vereor assentationis vitium mihi impingi, cum omnes Eckium agnoscant apertum esse, et talem qui minime adulari noverit. Arbitror tamen hac oratiuncula excellentiam vestram ad solita studia alacriores fieri iuxta illud P. Ovidij:

»Excitat auditor studium,
laudataque virtus
Crescit, et immensum gloria calcar habet.« (5)

Nam non latet Illustres Duum Viri Horatianum illud:

»Tu recte vivis,
si curas esse quod audis.
« (6)

Valete excellentissimi principes, et Eckium commendatum habete.
Ex aedibus nostris
pridie Kal. Novemb. Anno gratiae D.D.D. XV.


Den erlauchtesten Herren Friedrich und Wilhelm, Markgrafen von Brandenburg, Herzogen in Pommern, Stettin usf, meinen hochverehrten Herren, sagt Johannes Eck seinen Gruß!

Ich habe erkannt, erlauchteste Fürsten, daß die neulich an der Universität gehaltene Rede von vielen im Druck gewünscht wird, jedoch nicht wegen der Eleganz der Worte und der Gelehrsamkeit, die unbedeutend ist, sondern weil sie ein Lob Eurer erlauchtesten Herrschaften und der edlen Familie der brandenburgischen Markgrafen enthält. Doch wenn ich auf etwas aus war: ich wollte den Studierenden zu willen sein und die Rede mit der namentlichen Widmung an Eure Herrschaften der Öffentlichkeit übergeben. Ich fürchte auch nicht, daß mir die Unart der Liebedienerei vorgehalten wird, denn alle erkennen an, daß Eck offenherzig ist und keinerlei Schmeicheleien kennt. Ich denke daher, daß Eure Exzellenzen durch diese kleine Rede zu regelmäßigen Studien mehr ermuntert werden gemäß dem Wort des OVID:

»Denn es ermuntert der Hörer den Eifer,
und lobt man die Tugend,
nimmt sie zu,
ist der Ruhm doch ein gewaltiger Ansporn.
«

Denn Euren Herrschaften ist das Wort des HORAZ nicht verborgen geblieben:

»Du lebst recht, wenn Du in Dir zu verwirklichen suchst,was der Ruf von Dir aussagt.«

Lebt wohl, fürstliche Exzellenzen, und laßt Euch Eck anempfohlen sein.

Aus meinem Hause
am 31. Oktober im Jahr der Gnade 1515.


1. Markgraf FRIEDRICH VON BRANDENBURG (1497-1536), später Propst in Würzburg, bekleidete als erster das Ingolstadter Adelsrektorat (zur Institution vgl. Brief 18-01-1517) im Sommersemester 1515; Markgraf WILHELM VON BRANDENBURG (1498-1563), später Erzbischof von Riga, war Adelsrektor im Wintersemester 1516: vgl. ISENBURG, Stammtafeln 1, Tafel 61; MÜLLER, Adel 203. Beide wurden am 11-05-1514 in die Ingolstadter Matrikel eingetragen: vgl. MÜLLER, Adel 72. Für die Disputation in Bologna hatte ihm Markgraf Friedrich für die Universität unter dem Datum 16-06-1515 einen Empfehlungsbrief geschrieben: ECK, Orationes tres fol F2rv, vgl. auch fol Er: >Impetrata itaque abeundi facultate ab Illustrissimi principis mei Vuilhelmi Baioariae ducis senatoribus ac excellentissimi domini Foederici Marchionis Brandenburgensis Gymnasij nostri rectoris magnifici ac totius consilij consensu, itineri me illico accinxi.<

2. Die Rede zum Lob des Adels und der Brandenburger Familie hatte er am 24-09-1515 gehalten: Näheres s. Brief vom 02-03-1513 A. 5.

3. Eine gehässige Beschreibung von Ecks Vortragsweise gibt Bernhard ADELMANN in einem Brief an Willibald Pirckheimer (HEUMANN, Documenta 159; dt. Übersetzung bei SCHNEID, Zinsverbot 587): >Besteigt er das Rednerpult, dann zieht er ein Theologencapitium, das mit Ziegenfell gefüttert ist, an (ein anderes geht ihm wegen seiner Verschwendung ab) und schleppt einen langen Schwanz hinter sich her. In seiner Körperhaltung verrät er ganz den Scharlatan. Wenn er dann mit seinen Lippen, die wegen seiner angeborenen und gewohnheitsmäßigen Sauferei vor Geifer triefen, zu reden beginnt - Gott - welches Geschrei könntest du hören! Du würdest meinen, er wolle den Stentor meistern, manchmal aber flüstert er wieder so, daß niemand versteht, was er sagt.< Mißverständlich positive Deutung bei KLAIBER, Ecclesia militans 12 und Brief 09-1516. Deutlich aber wird, daß >seine eloquentia, mit der Ausbreitung seines ausgedehnten Wissens überfrachtet, mit humanistischer elegantia wenig mehr gemein hatte< (HRADIL, Humanismus 48).

4. In dieser Rede hatte er nach Erwähnung einiger gebildeter Adliger gesagt: ECK, Orationes tres fol Bv: >Sed quid exotica haec afferimus exempla, cum totius orationis nostrae praesentarium habemus typum, illustrissimos principes nostros Foedericum et Vvilhelmum fratres, Marchiones Brandenburgenses, quorum excellentissimam inter Germanos proceres nobilitatem, nemo in nostro orbe ignorat<. Es folgt ein Lob ihres Großvaters Albrecht Achilles von Brandenburg mit Verweis auf Aeneas Silvius Piccolomini; vgl. auch ECK, Summula fol 88r.

5. OVID, Epistolae ex Ponto 4, 2, 36.

6. HORAZ, Ep. 1, 16, 17.