Übersicht Reformationsgeschichte
- Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 53
Paris BN cod lat 8643, 1 fol 43r-44r Nr 43
GEIGER, Ellenbog Anhang II 177f; CCath 19/21 (Münster 1938), 156f
Nr 43
Ellenbog dankt für Ecks Brief vom vom 09-12-1517, den er erst am 15-01-1518 erhalten hat, über den er sich wegen seiner leichten und witzigen Art sehr gefreut hat. Curtius hat ihm auch Ecks Scheda disputatoria ausgehändigt. Von Ecks Vater hat er dazu eine weitere Scheda cavillatoria Ecks erhalten. Die in Ecks Brief vom 19-12-1517 erwähnten Bücher hat das Kloster aufgekauft, nur Ecks Hispanuskommentar fehlt noch. Um seinen Vater soll sich Eck keine Sorgen machen; Ellenbog wird sich um ihn kümmern. Über die Vereinbarung mit Simpert wird er dem Sohn selbst berichten. Im Hinblick auf die Fenster für das Kloster soll Eck den Preis nennen; der Abt wird nicht mit Geiz reagieren. Ellenbog bittet Eck erneut um die beim Besuch in Ottobeuren angekündigte Schrift über die neu entdeckten Inseln Westindiens. Der Brief Michael Knabs an den Abt hat Ellenbog mit Freude gelesen.
Frater Nicolaus Ellenbog (1) Ioanni Eckio theologo S. Dignissime ac doctissime vir: Literas tuas nono Decembris
datas(2) Ingolstadiae XVIII. Kalendas
Februarij (3) per Curtium(4)
accepi, quibus sane oblectatus sum mirifice. Qui enim fieri posset, ut
non maxima voluptate susciperem literas levigatas et emunctas a
doctissimo etiam viro mihique amicissimo missas? Habeo itaque gratias
cum pro literis tuis, tum pro scheda disputatoria mihi missa. Fuit
autem et alia schedula cavillatoria mihi oblata (5)
per parentem tuum, quam non minus beneficij quam doni loco repono. Caeterum libros omnis, quos literis tuis designasti,
dudum nos
coemisse scias, et Celium quidem, quem tu tantopere extollis nequaquam
posthabuimus (6). »Sumulis« dumtaxat tuis »in
Petrum
Hispanum« caremus, quas si miseris, pecuniam tibi remittam (7). De parente (8) velim tibi
persuadeas, quia numquam ei deero pro mea virili (possum autem
pauculum), in quibus potero illius utilitati ac honori inservire. Ex
parte conventionis inter parentem tuum et germanum domini mei abbatis (9) genitor tuus abunde te certificare
poterit. De fenestris cupit abba meus certior reddi, quantum
exposueris, et postea haud illiberalem se praestabit
(10). Quod autem in calce epistolae scribis: tuus sum, mi Nicolae, et si alicubi mea opera prodesse possum, sum paratissimus (11), id sane tuae adscribo bonitati, non meis (quae utique erga te sunt nulla) meritis. Itaque si me amas, si quippiam mei intuitu facere volueris, in illo velim mihi condescendas moremque geras, quam primum tibi integrum fuerit, tuum ad me de insulis nostro aevo inventis dirigas syntagma, quemadmodum nosti me aliquando idem a te literis expetisse (12). Vale faelix et fac, quaeso, ut facta scriptis respondeant. Michaelem (13) nepotem
tuum bene valere opto, iuvenem vegetis acrisque ingenij, de quo nescio
quid mihi polliceri soleo. Cuius epistolam ad abbatem meum per Curtium
missam utique ornatam et elegantem maxima voluptate perlegi (14). Rursum vale, praeceptor observande. Ex Ottenpurra 3. Idus Februarij 1518. |
Bruder Nikolaus Ellenbog grüßt den Theologen Johannes Eck! Würdigster und Gelehrtester: ich habe Deinen Brief vom 9. Dezember aus Ingolstadt am 15. Februar durch CURTIUS erhalten und habe mich an ihm sehr ergötzt. Wie könnte es auch geschehen, daß ich nicht mit höchstem Vergnügen die eleganten und witzigen Briefe entgegennähme, die mir von einem sehr lieben Freund gesandt werden? Ich danke Dir sowohl für Deinen Brief wie auch für den Disputationszettel, den Du mir zugesandt hast. Dazu bekam ich einen weiteren sophistischen Disputationszettel durch Deinen Vater, den ich nicht weniger wegen des Wohlwollens als auch als Geschenk zurücklege. Übrigens haben wir sämtliche in Deinem Brief aufgeführten Bücher längst aufgekauft; keineswegs haben wir COELIUS, den Du so sehr hervorhebst, hintangesetzt. Deine »Summulae« zu PETRUS HISPANUS indes fehlen uns noch; wenn Du sie uns schickst, erstatte ich Dir die Kosten. Im Hinblick auf Deinen Vater sollst Du überzeugt sein, daß ich nach meinen Möglichkeiten (ich vermag aber nur wenig) ihn niemals im Stich lassen werde in Dingen, in denen ich seinem Nutzen und seiner Ehre dienen kann. In Bezug auf die Vereinbarung zwischen Deinem Vater und SIMPERT, dem Bruder meines Abtes, wird Dir Dein Vater alles ausführlich darlegen können. Was die Fenster betrifft, so möchte mein Abt wissen, was Du dafür ausgegeben hast: er wird dann auch nicht knauserig sein. Daß Du aber am Ende des Briefes schreibst: »Ich bin der Deine, mein Nikolaus, und wenn ich Dir mit etwas nützen kann, bin ich ganz bereit dazu«: schreibe ich das Deiner Güte zugute, nicht meinen Verdiensten (deren ich Dir gegenüber keine besitze). Wenn Du mich daher liebhast und etwas auf meine Anregung hin tun willst, wollte ich, daß Du Dich in der Sache herabläßt und mir den Gefallen tust, sobald es Dir möglich ist, mir Deine Auflistung der in der Gegenwart neu entdeckten Inseln zuzusenden. Wie Du weißt, hatte ich dasselbe bereits brieflich erbeten. Bleibe glücklich und antworte bitte bald mit Briefen. Bitte grüße auch Deinen Neffen MICHAEL, einen jungen Mann mit blühendem und scharfem Verstand, von dem ich mir noch einiges verspreche. Seinen Brief, durch CURTIUS an meinen Abt gesandt, der sehr geschmackvoll und elegant abgefaßt ist, habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Noch einmal: lebe wohl, Gehorsam fordernder Lehrer! Aus Ottobeuren, 11. Februar 1518. |
1. Zu seiner Person s. Brief Nr 24 Nikolaus Ellenbog an Eck / 22-10-1515
2. S. o. Brief Nr 50 Eck an Nikolaus Ellenbog / 09-12-1517
3. 15-01-1518; zum Umfeld des Transports von Briefen vgl. Brief 17-04-1516. Die Tatsache der langen Transportdauer ist auch bei der Entstehung von Konflikten und Reaktionen der Parteien in der frühen Reformationszeit zu beachten. So erreichte der Brief Luthers an Eck zur bevorstehenden Leipziger Disputation vom 07-01-1519 diesen erst am 08-02-1519 (s. u. beide Schreiben).
4. Vgl. Brief Nr 58 Erasmus an Eck / 15-05-1518 Anm. 76 u. ERASMUS, Ep. 704.
5. Über die beiden Thesenreihen ist nichts bekannt; die erste hatte Eck mit Brief vom 09-12-1517 an Ellenbog gesandt. Dabei ist zu erwägen, daß sich darunter Luthers Thesen gegen die scholastische Theologie und gegen den Ablaß befinden könnten.
6. Die Bemerkungen über die Bücher nehmen Bezug auf Ecks Schreiben vom 09-12-1517.
7. Die »Summula in Petrum Hispanum« wurden in Ingolstadt füt 20 Kreuzer vertrieben; über Ellenbog als Stiftsbibliothekar vgl. Brief 09-12-1517.
8. Zu Ecks Vater vgl. Brief 17-04-1516.
9. Zu Abt Leonhard Wiedemann von Ottobeuren vgl. Brief 03-05-1506.
10. Dieser Streit um die Bezahlung von Fenstern ist auf dem Hintergrund der grundherrlichen Anhängigkeit der Familie Johannes Maiers (=Ecks) zum Kloster Ottobeuren zu sehen. Dabei hatte Ecks Vater als Ammann des Dorfes Egg an der Günz wohl die generellen Unterhandlungen mit der Herrschaft zu führen: vgl. Brief 03-05-1506. Verstimmungen zwischen dem Abt von Ottobeuren und Johannes Eck, hervorgerufen durch Benachteiligung oder ungerechte Behandlung der Familie durch den Grundherrn, werden im Briefwechsel Ellenbog-Eck immer wieder angesprochen: vgl. auch Briefe 09-12-1517, 21 (29)-12-1532, 10-01-1533, 23-04-1533, 30-07-1534, 08-09-1534.
11. Zitat Ellenbogs aus Ecks Brief vom 09-12-1517 Corroboratio.
12. Diese von Eck bei seinem Besuch in Ottobeuren auf dem Rückweg von der Bolognadisputation in Aussicht gestellte Schrift über die neuentdeckten Inseln hatte Ellenbog, der Eck selbst eine Stelle zu diesem Problemkreis aus Faber Stapulensis mitteilte, bereits im Brief 22-10-1515 angefragt. Am 17-04-1516 hatte Eck geantwortet, wegen seiner Arbeitsbelastung durch den Hispanuskommentar könne er die Schrift im Augenblick nicht abfassen, was wohl auch später wohl nicht erfolgt ist.
13. MICHAEL KNAB: zu seiner Person vgl. Brief 1506.
14. Die Korrespondenz ist wohl ein Nachklang der Widmung von ECK, Oratio funebris Henrici durch den Herausgeber der Schrift Michael Knab an den Abt von Ottobeuren: vgl. Brief 09-12-1517.