Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 55

Eck an Jacob Fugger

Ingolstadt
12-04-1518


Ms Druckvorlage [von Metzler nicht erwähnt]
Eck: Tractat von baiden Sarmatien. Augsburg 1518, fol A Iv  = METZLER Nr 15 (vorh. München BSB: Handschrift und Druck)

Eck hat von Fugger den »Tractatus de duabus Sarmatiis« des Krakauer Kosmographen Mathias von Miechow empfangen. Er vertraut Miechows Schilderungen der slawischen Völker mehr als den lateinischen und griechischen Schriftstellern, da er die Verhältnisse in Polen persönlich kennt. Da Fugger Interesse zeigt, hat Eck dieses Buch in wenigen Tagen ins Deutsche übertragen und sendet es jenem zum Gefallen zu.


Fassung A (Handschrift)

Dem achtparen herren Jacob Fucker, kaiserlichen Mt. Rat etc. (1) enbeut Johan v. Eck doctor sein gruß vnnd dienst.

Achtparer gepiettender herr, als ich gesehen hab das biechlin doctor Mathis von Miechaw, (2) darin er die voelcker gegen mitternacht weit vnnd wol beschriben hat zu dem hochwürdigs fürsts vnnd herren etc. Stanislaw Dürsi bischove zu Olmüntz, (3) hab ich grosse begir zu dem selbigs gehabt: auß ursach, so doctor Mathis in Poln da haim war (4), het ich vil mer glauben an in, dan an die lateinischen vnnd kriechischen schreiber, die solliches lannd nie gesehen haben, (5) vnnd von seiner reuhen wegen, von andern voelckern vnnd nation mit strait vnnd kriegen nit geoeffnet ist, als sich in vil stucken in dem büchlin befind, wie wol in einem maepplin der hochwürdigst fürst vnd herr Nicolaus Cusa der gelerten Teütschen kron vil anzeigt von den lennden. (6) Solichs mein begirdt hat mich ewer herlickeit (beruert) vnnd mir das biechlin auß Poln bringen lassen: das ich mit höchster begird überlesen hab, vnnd so ich verstanden hab, das ir einn lust des auch hatte zu lesen, wen es in vnnser sprach wer, hab ich frey tag (wie wol ich sunst vil zu schaffen hab) daran gewagt, euch zu gefallen vnnd in den selbigen das behendt geschriben vnnd geteütscht. (7) Sol euch sollichs zu vnderthenigs fleiß bitten, das von mir also schnel transferiert guter meinung annämen, dan euch zu wilfarn vnnd fleissig dinst beweisen bin ich willig.

Datum Ingolstat am 12. Aprilis Anno D. MDXVIII.


Fassung B: Druck Augsburg 1518

Dem erbern vnnd vesten herrn Jacoben Fugger Roe. Kay. May. etc. Radt (1), meinem günstigen lieben herren. Empeut ich, Johann Mair von Eckh doctor etc. Mein freuntlich willig dienst.

Als ich doctor Mathis von Miechaw (2) buechlin, darinn er die voelcker gegen mitternacht zu ern dem hochwirdigen fürsten vnnd herren, herrn Stanißlaw Turßo Bischove zu Olmitz (3) , meinem genaedigen herren, weyt vnd wol beschriben von eüch empfangen, hab ich das mit hoechster begierd überlesen. Vnnd in ansehung, das bemelter doctor Mathis von Miechaw in Poln anhaym (4) vnd seiner beschreybung mer weder andern lateinischen oder kriechischen schreybern, die solche lanndt nye gesehen (5), auch von andern Nacionen von wegen irer rauhen vnd groben art mitt streyt vnd kriegen nit geoeffnet zu gelauben ist, wie wol der hochwirdig fürst vnd her Nicolaus Cusa der geleerten teütschen kron in ainem Maepplin von disenn laendern vil anzaigt, (6) Bin ich bewegt, Eüwer ernveste zu gefallen, solch puechlin auß dem latein in teütsch zu transferiern7. Woelliches ich dann in kurtzen tagen mit der eyl gethon vnd dasselbig Eüwer ernveste hyemit zusende. Dienstlichs fleiss bittende, Jr woellet das also von mir guter mainung annemen. Vnd ob sich darinn ainicherlay fael oder das ich die materii nit mit zierlichen worten, wie sich wol gebüret, geteütscht het (7) erfünde, das meinen obligenden geschaefften vnd kürtze der zeit zulegen. Dann eüch zu wilfarn vnd geflissen dienst zubeweisen, byn ich willig. 

Datum Jngolstat am XII. tag des monats Aprillis Anno etc. Decimo octavo.




Dem ehrenfesten Herrn Jakob Fugger, kaiserlicher Rat usf, meinem gnädigen, lieben Herrn, versichere ich, Johann Mair von Eck, Doktor usf, meine stete Dienstbarkeit.

Als ich das Buch des MATTHIAS VON MIECHOW, in dem er zu Ehren des hochwürdigen Fürsten und Herrn, Bischof STANISLAUS TURZO von Olmütz, meinem gnädigen Herrn, die Völker Osteuropas ausführlich beschreibt, von Euch erhielt, habe ich das sehr begierig durchgelesen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß der erwähnte Doktor Matthias von Miechow in Polen zuhause ist und seine Beschreibung daher eher glaubhaft ist als die der übrigen griechischen und lateinischen Schriftsteller, die nie in diesen Ländern gewesen, auch der anderen Nationen, denen wegen ihrer rauhen und groben Art, ihren Konflikten und Kriegen diese nicht zugänglich waren. Wenn auch der hochwürdige Fürst und Herr NIKOLAUS VON KUES den gebildeten Deutschen mit einer geographischen Karte viel von diesen Ländern vermittelt hat, fühle ich mich angeregt, zu Euren Diensten dieses Buch aus dem Lateinischen ins Deutsche zu übersetzen. Ich habe diese Arbeit in wenigen Tagen unter Zeitdruck abschlossen und sende das Buch Euch hiermit zu. Ich bitte Euch, dieses von mir mit Wohlwollen anzunehmen. Sollten sich darin Fehler finden oder die Übersetzung, wie es eigentlich sein sollte, nicht mit der angemessenen Wortwahl geschehen scheinen, rechnet das meiner Arbeitsfülle und Zeitknappheit zugute. Denn ich bin willens, Euren Wünschen zu entsprechen und Euch meine Dienstbarkeit zu beweisen.

Gegeben zu Ingolstadt am 12. April 1518.



1. Jakob FUGGER (1459-1525): s. o. Brief Peutinger an Eck, 19-12-1514; von PÖLSNITZ, J.F. Kaiser, Kirche u. Kapital in der oberdeutschen Renaissance, 2 Bde, Tübingen 1949.1952; ders. NDB 5, 710-714; ENDRES: TRE 11, 720f. Der kaiserl. Rat war mit Eck befreundet: S. GÜNTHER, Johannes Eck als Geograph 151.

2. MATHIAS VON  MIECHOW, Krakauer Kanonikus, Arzt, Leibarzt des Herzogs von Polen, ließ 1517 ein unscheinbares Büchlein drucken: Tractatus de duabus Sarmatiis Asiana et Europiana et de Contentis in eis. Cracoviae 1517. Er beschreibt das Gebiet zwischen Weichsel und Kasp. Meer, da die Kosmographen bisher unklare u. falsche Vorstellungen von diesem Gebiet gehabt hätten. M. verfaßte außerdem: Conservatio sanitatis. Cracoviae 1522 u. Chronica Polonorum. Cracoviae 1521. Vgl. H. MIECHOW, Das Bekanntwerden Russlands (1885), 123f.

3. STANISLAUS VON THURZO ([1443] 1497-1540], Bischof von Olmütz und Mittelpunkt eines bedeutenden Humanistenkreises um den Dompropst Augustinus Käsenbrot.. Beatus Rhenanus widmete ihm 1521 seine Tertullianausgabe;  Briefwechsel mit Erasmus. Vgl. KARL WOTKE, Der Olmüntzer Bischof Stanislaus Thurzo von Bethlenfalva und sein Humanistenkreis. S.l.a (nach 1900); WINFRIED EBERHARD u. ALFRED A. STRNAD (Hgg.), Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation. Köln u.a. 1996 (=Forschungen u. Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands, 26); T. BALETKA, Der Hof des Olmützer Bischofs Stanislaus Thurzo (1497-1540), Budweis 1999 (=Opera historica 7), 361-382 (tschech.).  Mathias von Miechow (s.Anm. 2) wendet sich an den Bischof mit der pers. Bitte um Schutz gegen die ihm feindselig gesinnten Kosmographen.

4. M. beschreibt aus eigener Kenntnis den Charakter u. die Sitten der slawischen Völker, die Bauart ihrer Häuser und die Anlage ihrer Gärten (H.MIECHOW 124).

5. H. MIECHOW führt an: Herodot, Hippokrates, Pytheas, Eratosthenes, Strabo, Ptolemaeus bzw. Marinus von Tyrus(120f).

6. Nicolaus CUSANUS (1401-1464). Auf die hier erwähnte Karte geht ein S. RUGE, Nikolaus von Cusa als Geograph: Globus 61, 193ff. Dazu H.KLOMPS, Nikolaus von Cues u. Johannes Eck: SKKG 5 (1960), 108-116.

7. Eck übersetzte auch ein zweites, in Venedig erschienenes Schriftchen Miechows über das "Skythenland" u. widmete es dem Augsburger Buchdrucker Marx Wirsung. Beide Versionen ließ er als ein einziges Buch in Augsburg drucken: »Tractat von baiden Sarmatien u. andern anstossenden landen, in Asia und Europa, von sitten und gepräuchen der Völcker so drinnen wonen. Ain anders von den landen Scithia und den innwonern desselben lands, genannt die Chiarrhaßi vast wunderparlich zu hören. Mit Rö. Kaiß. Mayestat frayheit«. Augsburg 1518. Im Vorwort der Skythenschrift schreibt Eck: »Ewrem begeren verfolg zu thun besonder lieber und gueter Fraind Marx Wirsung, hab ich mich aines neuwen und meiner profeß ungeübten geprauchs das klain Tractetlin der Scithi (vernemlicher genannt der Ciarchaßier) eben, sitten und wesen verschiner zeyt zur Venedig in welscher sprach getrucket, solichs in unser teutsch zu verwenden understanden. wölichs sich vergleicht ainem anderen Tractetlin der selben Sarmatisch Tartern und reußischen landen und provintzen, yetz und neuwer erfarung durch Doctor Matias von Michaw in latein, darinn die gemelten völcker die Scithi an mer orten angeregt und benannt werden beschrieben, und von Doctor Johann von Egk geteutscht, die ihr payde (als ich von euch vernommen hab) zu trucken und außgeen zu laßen fürgenommen habt. Mitt freuntlichem beger, wo hyrinnen die recht maßform und bedeutung underlaßen het, die weil jr doch welscher sprach zum tayl auch kundig seyt, solichs wie die notturft erayscht zu Corrigiern und zu bessern. Damit jr aber erkennen mügt mein zu euch genaygten willen, hab ich euch (so vil und mich mein verstentnuß bericht und gelernt hat) wöllen zue dienstlichem gefallen werden, als jr mich auch in mererem allzeit spüren und befinden sollt.«(GÜNTHER, Eck als Geograph 161 A. 64).- Eck hatte bereits in seinem Kommentar zu »De meteoris« des Aristoteles, wo dieser seine Theorie von den Gebirgsquellen der Flüsse entwickelt, Miechow als Autorität gegen die Griechen ins Feld geführt (als »Matheus Moechabita Cracoviensis«): fol XCV; die 4 Bücher »De meteoris« waren am 02-07-1518 fertiggestellt und erschienen am 25-06-1519 bei Sigismund Grimm und Marx Wirsung in Augsburg (METZLER Nr.22). Zur Nachwirkung der von Eck ins Dt. übertragenen Schriften Miechows auf Hutten und Pirckheimer s. H. MIECHOW 128f. Im Jahre des Erscheinens hatte Kaiser Maximilian I., dessen Interesse für Kosmographie bekannt war und dem daher das Werk Miechows überreicht worden war, eine Gesandtschaft nach Rußland ausgefertigt (H. MIECHOW 126f).


Anm. 3: >STANISLAUS VON THURZO ([1443] 1497-1540], Bischof von Olmütz und Mittelpunkt eines bedeutenden Humanistenkreises. Beatus Rhenanus widmete ihm 1521 seine Tertullianausgabe;  Briefwechsel mit Erasmus. Vgl. KARL WOTKE, Der Olmüntzer Bischof Stanislaus Thurzo von Bethlenfalva und sein Humanistenkreis. S.l.a (nach 1900); WINFRIED EBERHARD u. ALFRED A. STRNAD (Hgg.), Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation. Köln u.a. 1996 (=Forschungen u. Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands, 26); T. BALETKA, Der Hof des Olmützer Bischofs Stanislaus Thurzo (1497-1540), Budweis 1999 (=Opera historica 7), 361-382 (tschech.).<