Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 66
WA Br 1, Nr 109, 230f
Karlstadt ist mit den Vereinbarungen zwischen Luther und Eck in Augsburg einverstanden, nämlich in Leipzig oder Erfurt eine Disputation abzuhalten, um den literarischen Streit endlich zu beenden. K. läßt Eck bitten, Zeit und Ort zu bestimmen, da dieser den weitesten Weg und die meisten Verpflichtungen habe. Die Gegner sollen nicht denken, die Theologen seien nur streitsüchtig und wollten gar keine Übereinkunft.
Viro Theologo et Philosopho consummato Iohanni Eccio, Ingolstadiensis studii procancellario, sibi in Christo venerabili.
Salutem. Placet, mi Iohannes Ecci, Domino Andreae id, quod pacti
sumus
Augustae, (1) ut vel Lipsiae vel
Erfordiae conveniatis et pro veritatis inventione honeste disceptetis,
ut fiat finis contentionis et librorum scribendorum.
(2)
Petit itaque, ut diem ipse tu praefigas, quo necesse sit convenire,
simul
et locum, utrum ex his duobus. (3) Nam
tibi praefixisset, sed deferendum putavit tibi propter itineris tui
longioris laborem
et forte maiores tuas occupationes. (4)
Itaque fac, ut non frustra hominem permoverim, imo, ut frustra
adversarii sperent
theologos semper sibi pugnaturos et nunquam conventuros.
(5) Vale. Brevissime et inter diversissimas occupationes. Secunda feria post Martini 1518. Tuus Martinus Luther. |
Dem vollendeten Theologen und Philosophen Johannes Eck, Prokanzler der Hochschule zu Ingolstadt, würdig in Christus. Jesus. Sei gegrüßt! Mein Johannes Eck, dem Herrn ANDREAS KARLSTADT gefällt das, was wir in Augsburg vereinbart haben, daß Ihr nämlich entweder in Leipzig oder in Erfurt zusammentrefft und ehrenhaft streitet, um die Wahrheit zu finden, damit Streit und Bücherschreiben beendet werden. Daher bittet er, daß Du selbst den Termin festlegst, zu dem es gut wäre, sich zu treffen, und auch den Ort, einen von jenen beiden. Er hat Dich vorgeschoben, weil er glaubte, es müsse wegen der Mühe der weiteren Anreise und Deiner möglicherweise größeren Arbeitsbeanspruchung Dir übertragen werden. Mach daher, daß ich KARLSTADT nicht vergeblich in Trab gesetzt habe, ja, damit unsere Gegner umsonst darauf hoffen, daß sich die Theologen immer nur streiten und niemals zusammenkommen. Leb wohl. In Kürze und zwischen einem Stapel voll Arbeit! Dienstag nach Martini 1518. Dein Martin Luther. |
1. Zur Augsburger Vereinbarung zwischen Eck und Luther, getroffen im dortigen Karmeliterkloster am Rande des Reichstages vgl. WIEDEMANN 82ff u. SELGE, Der Weg 178f. Am 29-11-1518 schrieb Luther an Kurfürst Friedrich: »Eine öffentliche Disputation versagt er (Cajetan) mir, welche ich noch heutigen Tags nicht abschlage, daß sie gehalten werde zu Leipzig, Erfurt, Halle, Magdeburg oder wo E.Ch.F.G. zu gebieten haben, oder ihr sicher Geleit gilt, ja ich schlags, sag ich, nicht ab, so bitte drum, und wollte Gott, daß ichs erbitten könnte.« (WABr 1, ). Über Luthers Vorschlag, Erfurt oder Leipzig zu wählen, beratschlagte Eck mit den Räten des Herzogs von Bayern und der Universität Ingolstadt: vgl. Eck an Kurf. Friedrich unten Brief 08-11-1519. Eck entschied sich schließlich für Leipzig: ebd.
2. Vgl. unten Brief 20-09-1518, Anm. 9.
3. D.h. Karlstadt ließ Eck bitten, Tag und Ort der Disputation festzusetzen.
4. Das Vorrecht der Termin- und Ortswahl komme Eck wegen der Beschwerlichkeiten des weiteren Anreiseweges und seiner umfänglicheren Verpflichtungen zu.
5. Luther spricht in seinem Brief an Karlstadt vom 03-02-1519 bzw. 07-02-1519 gar von einer möglichen »amica familiarisque congressio« beider Theologen (ENDERS 1, 402, 9ff).