Übersicht Reformationsgeschichte
- Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 75
Scheurl-Archiv Fischbach, Cod C, f 195(231)b
SODEN/KNAAKE, Briefbuch 2, 82/84, Nr 192
[F 216.f]
Daß sich Eck mit Scheurl in Eichstätt getroffen hätte, wenn seine Pflichten es zugelassern hätten, zeugt von seiner Freundschaft; daß er nichts leichtfertig ohne den Rat der Freunde publiziere, sei lobenswert, da man in eigenen Angelegenheiten oft blind handle, während man in fremden oft scharf sehe. Den Thesenzettel gegen Karlstadt hat Scheurl weder gelesen noch verstanden; es ist nicht seine Sache. Scheurls Bemühungen um Erhaltung des Einvernehmens und gegenseitigen Wohlwollens zwischen den beiden Lagern scheint vergebens. Jene bedrängen Eck als ihren ärgsten Feind; Eck mißfällt Scheurls Auffassung, daß Usingen endlich seinen "Irrtum" erkannt habe und sich nicht schäme, das zuzugeben. Scheurl folgt Nikolaus von Amsdorf darin, daß dieser schriftlich bedauert habe, daß die Welt immer noch von Thomas, Scotus und Tartaretus verführt werde und nicht eher den Kirchenvätern folge, und daß die Lehre der Väter und die Luthers fest, unbefleckt, katholisch, unbezwingbar und unerschütterlich dastehe. Wenn Eck, wie er schreibe, die Wahrheit bedroht sieht, soll er in maßvoller Weise schreiben, besser aber schweigen. Eck zieht sich augenblicklich den Haß der Humanisten und neueren Theologen zu. In einigen Domkapiteln hat Scheurl viele Sympathisanten Luthers angetroffen. Besonders gilt das für Speyer; man verschlingt dort die jüngst erschienene Baseler Ausgabe der Schriften Luthers. Mit Schmerz hat Scheurl den Titel der Apologie Karlstadts gegen Eck gelesen; wie wird erst Eck reagieren? Luthers Entgegnung an Prierias hat zum Lachen gereizt. Eine Speyerer Flugschrift feiert Luther als zweiten Daniel. Eindruck macht ein lateinischer Sermon über die Buße. Luther predigt indes weiter, liest die Bibel und studiert, alles in tiefster Abgeschiedenheit. Miltitz will dem Papst Bericht erstatten und hält für den Kurfürsten die Goldene Rose und eine Reihe von Ablässen bereit, alles mit Stillschweigen aller Beteiligten. Luther hat inzwischen Anmerkungen zu den Paulusbriefen vom Druck zurückgezogen. Tetzel drohen harte Maßnahmen. Die "scholastischen Trugbilder" in der theologischen Lehre lösen sich jetzt auf; die "aristotelischen Träumer" verschwinden, da ihre Schriften niemand mehr benötigt. Die Scholastiker haben die Lehre des Paulus verdunkelt; jetzt werden jedoch die Kirchenväter, die "wahren Theologen", aus dem "Exil" zurückgerufen. Sämtliche Wissenschaften werden jetzt in ihrer ursprünglichen Gestalt erneuert. - Leider besitzt Koberger die von Eck gewünschte Cyprianausgabe nicht.
Ad doctorem Johannem Ecken. S. fraternam. Quod continuo ad me advolasses Aichstatiam, modo per
publica
munera licuisset, iterum agnosco, vir egregie, tuam in me pietatem;
quod
absque amicorum consilio nihil temere es editurus, laudo te, quippe in
rebus
nostris subinde caecutimus, quum in alienis saepe limis oculis utamur; (1) quod nostrum quoque ut amicorum
principis consilium non prorsus reiicis quam recte facias, tu videris. Quando vestram disceptationem non legi et lectam parum intelligo, (2) quae non est de mea arena, quid ad me? Dum quaero vestram concordiam atque utriusque benivolentiam retinere, frustra laboro: Illi hostem suum acerrimum meum Eckium compellitant,
Eckio
displicet dum scribo Usingensem (3)
tandem
errorem agnovisse, dum illum non pudet errorem fateri. Et ego inter
plerosque
meum Ambstorffium (4) sequor, qui
litteris
apud me dolet se immo totum mundum a Thoma et Scoto seductum atque
Tartareto
et non potius ecclesiasticos secutum, et illorum et Lutherii doctrina,
ut
illius verbis utar, firma sit, sincera, catholica, inexpugnabilis,
irrefragabilis (5). Sed si ut scribis non tam te movent iurgia et illa
contumelia quam Christiana veritas, quam periclitari times, recogita ne
valde deliberate ad scribendum accedas aut potius prorsus sileas. (6) Contrahis nempe, ni fallor, mirum
odium atque invidiam plane omnium Erasmicorum, Capnionistarum,
ingenuorum studiorum atque etiam neotericorum theologorum(7).
Peragravi nuper aliquot insignes episcopatus: ubique reperi magnum Martinianorum globum. (8) Mirus clericorum in hunc favor: in illius sententiam »manibus et pedibus« (9) et graculatim et sturnacim itur; huic subscribitur,
applauditur, benedicitur. (10) Supra modum Martini devoti sunt Spirenses, hunc in
deliciis habent, inter cenandum relegunt, noctu exscribunt. Ibi primum
nobis commonstratae
lucubrationes Martinianae ferme omnes in Basiliensi omnium Germanorum
praecipua
officina excusae,(11) dolenter tamen
legi inscriptioem apologiae Carlstadii contra Eckium (ut ipsi
appellant) sophisticum argutatorem: (12)
dolorem auxit, quod responsionem
tuam desiderabam. (13) Rursum fateor risum movisse scholia facetissima quibus
delirum Prieratem ridiculo expununt. (14)
Quid? quod in liminari epistola palam scribunt Martinum
tamquam alterum Danielem a Cristo nos tandem miserante missum, qui
veritatem et veniarum abusum praedicet et vere parva logicalia
exterminet, in exilium agat et id genus: (15)
addo praeterea sermonem de indulgentiis eleganti latinitate donatum.(16) Sed quaeris qui in statu sint res Martinianae, quid agat
Martinus.
Iterum profitetur, concionatur, biblia legit, studet: omnia in summa et
ferme
altissima tranquillitate. (17) Carolus
Miltizius
pontificius legatus hunc apud Adelpurgium evocatum in conspectu aulae
plane familiariter deosculatus et complexus est.
(18)
Quando is obtulit errata emendaturum, modo convincatur, petiit iudicem
Treverensem, Saltzburgensem, Neunburgensem comitem Palatinum. (19)
Ita redit Miltizius relaturus ad pontificem, interea rosam et saccum
veniarum
allaturus, iniuncto tamen utrisque silentio: (20)
quare Martinus ex officina libraria annotationes in Pauli epistolas
revocavit (21), si forte quaepiam
liberius disseruisset. Ceterum cum Johanne Tezel durius actum: scio Karolum
litteris testatum delaturum hunc pontifici et forsan exilio et diris
mulctandum. (22) Quae omnia pluribus suspicionem ingerunt esse haec a Deo
et suffulta firmissimis rationibus: quod etsi tu moveare rectissimo
zelo, nihil
tamen effecturum solum, relinquenda aliis qui et ipsi sapiunt. Sed
tacent omnes, nisi quod multi herbam porrigunt, huic vitam, salutem,
gratiam precantur.
Et recte praedicas: Non facile Christus ecclesiam relinquit et non
facile
tanto tempore erratum. Sed meo iudicio in fide nihil aberratum, corrigitur modus
discendi, exploduntur sophismata, Aristotelei somniatores scripturarum,
quibus nihil opus est. (23) Cum tamen
Pauli doctrinam
ita obfuscaverant, ut Paulus sibi ipsi non constaret, revocantur ab
exilio
patres ecclesiastici, veri theologi, hi leguntur, docentur,
praedicantur,
et facile nulla ars, nulla disciplina antiquum morem retinet, omnia
restituuntur, redintegrantur, eriguntur. (24)
Koburgius Ciprianum non habet, alioquin tibi misissem,
curavi
tamen aureos X. sibi solvendos (25). Tuus Michael (26) cum
patrono
pedibus iam diu laborat. Nostro F. Burchardo (27)
nos commenda et vale. Nurnbergae 18. Februar. 1519. C.S.d. |
An Doktor Johannes Eck. Brüderlicher Gruß! Daß Du ständig zu mir nach Eichstätt geeilt bist, soweit es Deine öffentlichen Obliegenheiten zuließen, läßt mich, großer Mann, erneut Deine Anhänglichkeit mir gegenüber erkennen. Dafür, daß Du ohne den Rat der Freunde nichts übereilt publizieren willst, lobe ich Dich, denn in unseren eigenen Angelegenheiten sind wir im Grunde blind, indes wir oft nach fremden Dingen geradezu schielen. Weil Du unseren Rat als den Deines besten Freundes nicht gänzlich zurückweist, was Du mit Recht tust, wirst Du das erkennen. Wenn ich Eure Streitschriften nicht gelesen habe oder das
Gelesene
nicht verstehe, da das nicht »meine Bühne«
ist,
was geht mich das dann an? Wenn ich Euch bitte, Eure Eintracht und
gegenseitiges
Wohlwollen zu bewahren, so mühe ich mich vergeblich. Jene schmähen meinen Eck als ihren grimmigsten Feind; Eck wiederum mißfällt, daß ich schreibe, daß USINGEN endlich seinen Irrtum eingesehen hat, da er sich nicht schämte, ihn zu bekennen. Und ich folge unter den vielen meinem AMSDORFF, der sich brieflich bei mir beklagt, daß beinahe die ganze Welt von THOMAS und SCOTUS verführt sei und dem TARTARETUS, nicht aber - wie es am besten wäre - den Kirchenvätern folge. Deren Lehre und die LUTHERS sei, um seine Worte zu benutzen, »festgegründet, gesund, katholisch, unwiderstehlich, unverbrüchlich.« Aber wenn Dich, wie Du schreibst, nicht so sehr Zank und Beschimpfungen aufrütteln als die christliche Wahrheit, die Du in Gefahr siehst, erwäge, ob Du nicht mit ruhiger Überlegung ans Schreiben gehen solltest oder nicht besser schweigst. Du ziehst nämlich, wenn ich mich nicht täusche, großen Haß und Neid bei beinahe allen Erasmianern, Reuchlinisten, freimütigen Studenten und auch bei den »modernen« Theologen auf Dich. Ich bereiste neulich einige ansehnliche Bistümer, wo ich eine große Schar von Lutheranhängern vorfand. Er steht bei den Klerikern in großer Gunst: man folgt seinen Lehren »auf Händen und Füßen« wie die »Dohlen und Stare«: ihm wird zugestimmt, Beifall gespendet, der Segen erteilt. In Speyer ist man Luther über die Maßen ergeben: sie lieben ihn sehr, lesen ihn bei den Mahlzeiten vor, schreiben ihn bei Nacht ab. Dort wurden uns erstmals Luthers Bücher gezeigt, die beinahe alle in Deutschlands berühmtester Druckerei in Basel erschienen sind; dennoch mit Bedauern las ich das Vorwort zu KARLSTADTS »Apologie« gegen Eck, den (wie sie selbst sagen) »spitzfindigen Sophisten«. Der Schmerz wurde so groß, daß ich eine Antwort Deinerseits herbeisehnte. Wiederum bekenne ich, daß mich die witzigen Fußnoten zum Lachen gereizt haben, mit denen sie den aberwitzigen PRIERIAS der Lächerlichkeit preisgeben. Was soll man dazu sagen, daß sie in der Einleitung offen schreiben, LUTHER sei uns wie ein zweiter DANIEL von Christus, der sich unser endlich erbarmt hat, gesandt; er habe die Wahrheit und den Mißbrauch der Ablässe verkündet; er werde jetzt aus seiner Heimat verbannt werden und ähnliches. Ich erwähne außerdem den in elegantem Latein verfaßten »Sermon von Ablaß und Gnade«. Doch Du fragst, wie es um LUTHERS Sache steht und was er
tut:
Er lehrt immer noch, er predigt, liest die Bibel, studiert, alles in
höchster
und uneingeschränkter Ruhe. Der päpstliche Legat KARL VON
MILTITZ
hat ihn nach Altenburg bestellt und in Anwesenheit des Hofes ganz
vertraulich
geküßt und umarmt. Er bot an, seine Irrtümer zu
bereinigen,
wenn er nur überzeugt würde, und erbat sich als
Schiedsrichter
die Bischöfe von Trier und Salzburg sowie den Bischof von
Naumburg,
den Pfalzgrafen. So kehrt MILTITZ zum Papst zurück, um ihm Bericht
zu erstatten. Inzwischen überreicht er die »Goldene Rose«
und einen Sack voller Ablässe. Beide Seiten sollten dennoch
vorrübergehend schweigen. Deshalb rief LUTHER seine Anmerkungen zu
den Paulusbriefen aus
der Druckerei zurück, für den Fall, daß er doch
vielleicht
einiges zu freimütig geschrieben hätte! Im übrigen wird mit JOHANNES TETZEL härter
verfahren. Ich weiß, daß MILTITZ in Briefen bezeugt hat, er
werde TETZEL
dem Papst ausliefern und vielleicht in die Verbannung schicken und hart
bestrafen. Das alles läßt viele vermuten, das geschehe
mit
Gottes Willen und stärksten Beweisgründen. Und wenn Du auch
von
aufrichtigem Eifer bewegt wirst, so wird das allein nichts bewirken,
wenn
die Dinge anderen überlassen bleiben, die auch selbst Bescheid
wissen.
Aber alle schweigen, außer denen, die Frucht bringen und für
LUTHER
Leben, Heil und Gnade erbitten. Und mit Recht sagst Du voraus: Christus
läßt nicht einfach seine Kirche im Stich und nicht den, der
so lange Zeit im Irrtum
lag: Nach meinem Urteil liegt gar keine Abirrung vom Glauben
vor,
sondern die Lernmethode wird verbessert, die Sophistereien
ausgeschieden,
die aristotelischen Spintisierer mit ihren Schriften, die ohne jeden
Wert
sind. Da sie dennoch die Lehre des PAULUS so verdunkelt hatten,
daß
dieser in sich selbst nicht mehr verständlich war, werden die
Kirchenväter
aus der Verbannung zurückgerufen, wahre Theologen. Diese werden
jetzt gelesen, gelehrt, gepredigt. Leicht hält keine Kunst, keine
Wissenschaft
ihre Ursprünge verborgen: alles wird wiederhergestellt, erneuert,
aufgerichtet. Ich vertraue diese Dinge denen an, deren Sache sie sind; dennoch konnte ich Dir als meinem Freund nicht verschweigen, was ich täglich höre, sehe und erfahre. KOBERGER besitzt die Ausgabe der Werke CYPRIANS nicht,
sonst
hätte ich sie Dir zugeschickt. Dennoch habe ich ihm die
geschuldeten
zehn Goldtaler zukommen lassen. Dein MICHAEL mit seinem Patron leidet seit langem an den Füßen. Empfiehl uns unserem FRANZ BURCKHARD und leb wohl! Nürnberg, 18. Februar 1519. Christoph Scheurl, Doktor. |
1. Zum ganzen Brief vgl. WIEDEMANN 409f. Scheurl lobt Eck wegen seines Entschlusses, ohne den Rat der Freunde nichts bedenkenlos der Öffentlichkeit zu übergeben, da man in seinen eigenen Angelegenheiten hin und wieder verblendet sei, während man bei Fremden oft mit scharfem Auge sehe.
2. D.h. das Blatt mit Ecks Thesen: oben Brief 18-02-1519, Anm. 5.
3. Vgl. o. Brief 22-12-1518, Anm. 7.
4. Nikolaus VON AMSDORF (03-12-1483 Torgau - 14-05-1565 Eisenach), schloß sich nach seinem Studium der Theologie in Wittenberg 1517 Luther an; vgl. NDB 1, 261; LThK (3.A.) 1, 542 (M. BECHT); TRE 2, 487-497 (J. ROGGE): Werke u. Lit.; O.H.NEBE, Reine Lehre. Zur Theologie des Nikolaus von Amsdorf, Göttingen 1935.
5. Vgl. Brief Amsdorff an Scheurl.
6. Eck soll, wenn er schon die Wahrheit bedroht sehe, vorsichtig schreiben oder möglicherweise besser schweigen.
7. D.h. Eck ziehe sich z.Z. den Haß aller erasmisch oder reuchlinisch gesinnten, ja überhaupt aller "neueren" Theologen zu.
8. D.h. in den Domkapiteln gab es viele Sympathisanten Luthers. Vgl. dazu die kurz darauf zur Zeit der Leipziger Disputation auf einige gelehrte Kanoniker aus den niederen Stiften, die es mit Luther hielten, besonders aber auf das Augsburger Domkapitel (Bernhard Adelmann!) gemünzte Anspielung bei ECK, Ad malesanam Lutheri venationem super...epistola Emseriana responsio (s. Brief 28-10-1519): »Canonici indocti Luderani: Sed dicat mihi Ludderus aut aliquis canonicus seminator errorum ludderani...«. Johannes OEKOLAMPADIUS schrieb hierauf auf Veranlassung und zusammen mit Bernhard Adelmann 1519 die bittere Satire: »Canonici indocti Lutherani. Argumentum: epistolae: Eccio, quod in epistola ad reverendum Misnensis ecclesiae antistitem canonicos indoctos Lutheranos et seminatores errorum Lutheri vocasset, respondent canonici indocti, quatenus et qua ratione sint Lutherani«. S.l.a.: vgl. THURNHOFER, Adelmann 62 - 67. 113. 116f. ROTH, Augsburgs Reformationsgeschichte 1, 54ff. 60. - Zu den Vorgängen in Speyer: Willi ALTER erwähnt in: Geschichte der Stadt Speyer, Bd 1 (Hg. von Wolfgang EGER im Auftrag der Stadt Speyer), Stuttgart 1982, 484 - 487 das Eindringen lutherischer Gedanken in Speyer und vermutet einen großen Einfluß der Heidelberger Disputation Luthers 1518: »Indem einige Speyerer Domherren (Maternus Hatten, Thomas Truchseß: vgl. ERASMUS: ALLEN, ep. 867 E. an Beatus Rhenanus 15-10-1518, 394,31f sowie Ep. 355 Anm.14 u. 49) humanistischen Neigungen nachgingen, kamen sie auf diesem Wege vermutlich auch näher mit reformatorisch-religiösen Fragen in Berührung. Es darf daher kaum verwundern, wenn ein bischöflicher Sendbrief von Jubilate 1522 anstoßnehmend auf die Hinneigung Speyerer Domherren zu Luthers Lehre einging. Diese hatte zu Anfang der 20er Jahre spürbaren Eingang in Orten des Bistums und selbst im Domkapitel gefunden.« Aus dem Bistum stammen Philipp Melanchthon, Johann Schwebel, Theodor Gerlach von Billigheim, Kaspar Glaser, Kaspar Hedio, Johannes Baader und die in Weißenburg tätigen Pfarrer Heinrich Meurer und Kaplan Johann Merkel von Kleeburg. Martin Bucer, der spätere Reformator Straßburgs, kam 1518 unter dem Eindruck der Heidelberger Disputation Luthers nach Speyer, wo er einige Zeit wohnte. - Zum Speyerer Bischof Georg PALATINUS s. F.X. REMLING, Geschichte der Bischöfe zu Speyer, Bd 2, 231 - 26.
9. TERENZ, Andr. 161.
10. Begeisterung für Luther im Klerus.
11. Besonders in Speyer war Luther beim Klerus beliebt; man verschlang dort die erste Ausgabe der Schriften Luthers, die das Baseler Druckhaus Froben gerade (Oktober 1518) herausgebracht hatte.
12. Gemeint ist Karlstadts Schrift: »Apologeticae conclusiones«: Brief 11-06-1518, Anm. 7.
13. Ecks »Defensio contra amarulentas invectiones«: Brief 28-08-1518, Anm. 1.
14. Im Herbst 1518 veröffentlichte Luther seine »Responsio ad Silvestri Prieriatis Dialogum«: Dokumente zur Causa Lutheri Bd 1, 42ff.
15. Es handelt sich um die Vorrede zu der Baseler Sammlung von lateinischen Schriften Luthers vom Oktober 1518. Diese beginnt: »Ad candidos theologos. Habetis hic reverendi patris Martini Lutheri theologicas lucubrationes quem plerique putant velut Danielem quendam a Christo tandem nos respiciente missum, ut abusus aliquot theologis evangelicam ac Paulinam theologiam cum veterum commentariis iuxta negligentibus et circa meras ampliationum, restrictionum, appellationum ac vere parvorum logicalium nugas occupatis in ecclesia sua natos hic coarguat« (W. GUSSMANN, D.Johann Ecks Vierhundertundvier Artikel zum Reichstag von Augsburg 1530, Kassel 1930, 269 u. Anm. 128). Gussmann sieht in Wolfgang Capito den Herausgeber dieser Sammlung und den Verfasser des Vorwortes. Vgl. den ersten Exkurs GUSSMANNS »Elias, Daniel, Gottesmann. Zur Geschichte des Schlagworts im Reformationszeitalter«: ebd 233 - 320.
16. Welche Lutherschrift ist gemeint? Der »Sermo de poenitentia« oder die »Resolutiones disputationum de indulgentiarum virtute«?
17. Wegen der Altenburger Vereinbarung mit Miltitz vom Januar 1519, vorübergehend zu schweigen.
18. Vgl. Dokumente zur Causa Lutheri 2, 230f. Es kam zu Umarmungen in Gegenwart des kurfürstlichen Hofes.
19. 19.Miltitz trat für die bisher von Luther und Kurfürst Friedrich vergeblich vorgetragene Forderung einer »Commissio causae ad partes Alemaniae« ein. Schiedsrichter sollten die Bischöfe von Trier, Salzburg und Freising-Naumburg sein: Dokumente Bd 2, 23o.
20. Am 05-02-1519 meldete Miltitz von Augsburg aus dem sächs. Kurfürsten, er habe sein Versprechen gehalten, dem Papst über die Altenburger Vereinbarungen, vor allem das "Stillschweigen" beider Parteien, Bericht zu geben. Leo X. antwortete mit dem Breve »Summopere nobis placuit« an Luther vom 29-03-1519: vgl. Dokumente 2, 237-240.
21. Luther ließ die Fertigstellung der bereits im Druck befindlichen Anmerkungen zu den Paulusbriefen abbrechen.
22. Diese angedrohten Maßnahmen gegen Tetzel wurden, wenn sie nicht überhaupt nur ein Gerücht waren, wegen des Todes des Dominikaners am 11-08-1519 in Leipzig nicht mehr durchgeführt.
23. Scheurl stimmt Eck zu, wenn er verkündete, die Kirche sei im Glauben niemals abgeirrt; Christus lasse nicht so leicht seine Kirche im Stich. Verbessert werde jetzt nur die Weise zu lehren. Die scholastischen Trugbilder lösten sich auf, und die aristotelischen Träumer seien am Verschwinden, da deren Schriften niemand mehr benötige.
24. Die "Scholastiker" verdunkelten die paulinische Lehre bis zur Unkenntlichkeit, indes jetzt die Kirchenväter aus dem Exil zurückgerufen werden. Diese sind die wahren Theologen; diese werden jetzt gelesen, gelehrt, verkündet. Keine Wissenschaft bleibe jetzt in ihrer bisherigen Gestalt erhalten; alles werde nun erneuert und in seiner Ursprünglichkeit wiederhergestellt: ein Summarium des humanistisch-reformatorischen Reformprogramms, wie es seit 1518 an der Universität Wittenberg im theologischen Lehrbetrieb umzusetzen versucht wurde.
25. Koburger hat die von Eck gewünschte Cyprian-Ausgabe nicht vorrätig.
26. Michael KNAB, Ecks Neffe, gest. am 18-01-1573. K. war Magister der Philosophie, Baccalaureus der Theologie, Kanonikus und Dekan bei St. Andrä in Freising (bis 1563); zuletzt Domkapitular des Hochstifts. Er begleitete Eck 1519 zur Disputation nach Leipzig. Vgl. WIEDEMANN 429.
27. Franz Burckhart, Professor des kanonischen Rechts in Ingolstadt: Brief 12-10-1516 Anm.3 u. Brief 24-11-1518 Anm. 31.