Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 78

Eck an die Leipziger Theologische Fakultät

Ingolstadt
19-02-1519


Dresden Sächs. HSA, Loc 10300, Dr. M. Luther 1518-33, f 7; vgl ebd. 30 a. u. b.
GESS, Akten 1, 73f, Nr 93; SEIDEMANN, Disputation, 127, Beilage 19

Erst spät, am 4. Februar, hat Eck mit einigem Verdruß das Schreiben der Theologische Fakultät Leipzig erhalten, in dem ihm die Zulassung zur Disputation verweigert worden war. Jetzt aber ist er in heitererer Stimmung, da er mit Gewißheit wisse, daß die Fakultät ihre Meinung geändert habe. Als Disputationstermin passe der 27. Juni sehr gut, wie er schon in einem Schreiben an die Theol. Fakultät deutlich gemacht hat, denn er werde ohnehin aus zwingenden Gründen von Ingolstadt abwesend sein. Er wünscht, daß die Leipziger Universität über die von ihm vorgelegten Thesen und Erwiderungen kraft ihrer Autorität ein Urteil fällt, ob sie wahr, katholisch oder falsch und irrig seien. Auch an Luther will er schreiben, daß er in Leipzig erscheinen möge, denn beider, Karlstadts und Luthers, Teilnahme an der Disputation sei wegen ihrer nicht geringen Irrtümer notwendig. Eck freut sich auf das Zusammentreffen mit den Leipziger Professoren.



Reverendis patribus et Dominis Decano et Doctoribus alme facultatis theologice felicis Studii lipczensis Dominis suis colendissimis.

Salutem et pacem in Domino Iesu. Cum paratissimis obsequijs, Reverendj patres Domini et preceptores colendissimi.

Nonichil molestie ex litteris vestris accepj, (1) dum nolle vos suscipere onus audiendi et judicandj intellexissem.

Quamvis sero has litteras acceperim IIIJ. scilicet Die februarii,(2) verum iam hilarior effectus, dum certior sum vos mutasse sententias, atque ob hoc gratias ago immortales. (3)

De tempore vero, quod attinet, placet, ut Disputacionis actum incipiamus XXVIJ. Junij (4) ex causis in litteris ad universitatem vestram datis clarius expressis, (5) nam alioquin ex urgentibus causis iam abero a studio nostro Jngolstadiensj.

Itaque ut in prioribus litteris rogavi, ita et modo precor obnoxius, ut auditis utrimque nostris fundamentis, positionibus, responsionibus autoritate Doctorali decernatur uter nostrum justa, vera, pia et katholica, aut falsa, erronea et impia amplectatur. (6) Quare, optimi patres et preceptores sinceriter amandj, me et hoc totum negocium fidej, quammaxime possum, commendo.

Scribo et Lutero. (7) quod illic compareat nam equa ratio utriusque congressum flagitat; uterque enim, quantum mea sentit parvitas, non parvo errore laborat. Periculum huius Disputationis facturj sumus.

Valete, candidissimi patres et Domini. non dicere queo, quantum me afficiat oblatam esse conditionem vos videndj et almum studium. Jterum valete.

Ex Jngolstadio
XIX. feb. Anno restitute salutis sesquimillesimo decimo nono.

E. patrum et Dominorum Obsequentissimus

Joan. Eckius

Den verehrten Vätern und Herren, Dekan und Doktoren der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig, seinen verehrungswürdigen Herren.

Gruß und Frieden im Herrn Jesus! Mit bereitwilligster Ergebenheit. Verehrte Väter, Herren und Professoren:

Ich hatte aus Eurem Brief mit einigem Verdruß entnommen, daß Ihr die Last, uns zu hören und ein Schiedsurteil zu sprechen, nicht auf Euch nehmen wolltet.

Obgleich ich nun den vorliegenden neuen Brief erst spät, das heißt am 4. Februar, erhielt, bin ich schon besserer Stimmung, da ich sicher bin, daß Ihr Eure Meinung geändert habt. Ich sage Euch deshalb ewigen Dank!

Nun zur Ansetzung des Beginns der Disputation: es wäre gut, wenn wir den Einleitungsakt für die Disputation zum 27. Juni ansetzten, und zwar aus Gründen, die ich in meinem Brief an Eure Hochschule deutlicher genannt habe, denn ich werde auch sonst schon aus dringenden Gründen von unserer Hochschule abwesend sein.

Wie ich schon im früheren Brief gebeten habe, so bitte ich jetzt noch inständiger, daß nach Anhörung unserer beider Grundlagen, Thesen und Antworten mit Eurer Autorität als Gelehrte entschieden wird, wer von uns beiden Richtiges, Wahres, Frommes und Katholisches oder aber Falsches, Irriges und Gotteslästerliches festhält. Deshalb lege ich Euch, beste Väter und Professoren, in aufrichtiger Liebe mich und die ganze Glaubenssache, soweit ich nur kann, ans Herz.

Ich schreibe auch an LUTHER, daß er sich ebenfalls einfindet. Es erfordert nämlich die Gerechtigkeit das Zusammenkommen beider. Beide nämlich, so meine ich in aller Bescheidenheit, stecken in nicht geringen Irrtümern. Kommen nicht beide, würden wir unsere Disputation gefährden.

Lebt wohl, redlichste Väter und Herren! Ich kann nicht ausdrücken, wie sehr es mich freut, daß sich nun Gelegenheit ergibt, Euch zu sehen und auch die liebe Hochschule. Noch einmal: lebt wohl!

Aus Ingolstadt,
19. Februar im Jahr der Wiederherstellung des Heiles 1519.

Euer gehorsamster

Johannes Eck.



1. Anspielung auf den verlorenen abschlägigen Brief der Theol. Fakultät an Eck (vor dem 26-12-1518).

2. Erst am 04-02-1519 erhielt Eck das Schreiben aus Leipzig.

3. Gemeint ist Ecks (und Karlstadts) Zulassung zur Disputation: Brief Dr. Kochels an Eck. vor dem 01-02-1519.

4. Vgl. Brief 19-02-1519, Anm.4..

5. Ecks Brief an die Universität ist verloren.

6. Zur Zielsetzung Ecks s. ALBERT, Aus welchem Grunde disputierte Eck 411-418.

7. Vgl. Brief 19-02-1519.