Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 82
Nürnberg StB Pirckheimerpapiere Nr 406, p 10, Nr 5
WA Br 1, 365f, Nr 165; ENDERS 5,7
Luther schreibt Eck aus Anlaß des Empfangs des Briefes Herzog Georgs vom 04-03-1519, in dem dieser mitgeteilt hatte, er wolle ihm ausführlich auf sein Ansuchen antworten, mit Eck in Leipzig disputieren zu dürfen, wenn er sicher wäre, daß zwischen Luther und Eck ein Einvernehmen darüber zustandegekommen sei. Der Herzog habe von Eck nur bezüglich Karlstadt briefliche Nachricht erhalten. Da aber Karlstadt möglicherweise aus Verärgerung über Ecks Thesen gegen ihn nicht disputieren will, weil vielleicht auch Eck aufgrund der Überzeugungskraft der jüngsten Kampfschrift Karlstadts davor zurückscheue und Eck folglich den Fürsten darüber getäuscht habe, wen er als eigentlichen Gegner betrachte, soll er jetzt gegenüber dem Fürsten und Luther ehrlich äußern, ob er nun disputieren wolle oder nicht. Eck soll also so schnell wie möglich antworten, um so die volle Zustimmung des Fürsten zu erwirken. Das Einverständnis der Universität Leipzig liegt Luther bereits schriftlich vor.
Frater Martinus Lutherus Augustinianus theologo et philosopho insigni et nobilii Domino Iohanni Eccio, canonico Aichstetensi, procancellario Ingolstadensi. Scribo iterum, mi Ecci, hac videlicet causa, quod
illustrissimus
princeps Georgius dux Saxoniae mihi respondit (1)
se velle plene mihi rescribere ad petitionem meam, qua petii, ut tecum
liceret
mihi Lipsiae congredi, modo tecum mihi in hoc convenire certus fieret,
se
enim non de me, sed de Carolostadio ex te accepisse literas. (2) Cum ergo Carolostadius tuas subdolas strophas merito
fastidiat nec tecum dignetur congredi forte, (3)
quia
et tu id formidasti expertus vim illius in responsione illius, (4) tamen quod principem ita fefellisti
alium
designans et alium impugnans, (5) tuum
nunc
fuerit vel principem vel me certum reddere, an ita placeat, ne diutius
principis
animum pendere sinamus. (6) Da ergo operam, ut literas tuas quantocius habeam, quibus
plenum
responsum impetrem, nam universitatis consensum habeo in scriptis. Vale et aliquando e sophista theologus efficere. Wittenpergae 3. Laetare 1519. |
Bruder Martin Luther, Augustiner, an den ausgezeichneten Theologen und Philosophen und edlen Herrn Johannes Eck, Domherr in Eichstätt, Prokanzler in Ingolstadt. Erneut schreibe ich, mein Eck, diesmal, weil der erlauchteste Fürst GEORG, Herzog von Sachsen, mir geantwortet hat, er wolle mir offen auf meine Eingabe Antwort geben; in dieser Eingabe hatte ich gebeten, mir zu gestatten, mit Dir in Leipzig zusammenzutreffen, wenn er nur sicher wäre, daß ich mit Dir in dieser Sache übereinstimme. Er habe nämlich von Dir einen Brief erhalten, in dem es nur um KARLSTADT, nicht um mich ging. Da also KARLSTADT Deine listigen Ränke mit Recht zurückweist und vielleicht von Dir nicht für würdig gehalten wird, mit Dir zusammenzukommen, weil Du Dich davor heftig fürchtest, nachdem Du seine Argumentationskunst in seinem Antwortschreiben an Dich kennengelernt hast, so liegt es nun an Dir, - weil Du dennoch den Fürsten dermaßen hinters Licht geführt hast, indem Du den einen (KARLSTADT) mit Namen nennst, den andern (mich) aber angreifst, - den Fürsten oder mich darüber zu verständigen, daß Du einverstanden bist, damit wir den Fürsten nicht länger im Ungewissen lassen. Sorge also dafür, daß ich Deinen Brief so schnell wie möglich erhalte, durch den ich dann die endgültige Antwort erlangen kann, denn die Zustimmung der Universität habe ich bereits schriftlich. Leb wohl, und werde irgendwann einmal aus einem Sophisten ein Theologe! Wittenberg, 5. April 1519. |
1. Vgl. den Brief Hg.Georgs von Sachsen an Luther (04-03-1519): WABr 1, 355 (Nr.158); SEIDEMANN, Leipziger Disp. 129 Beilage 21; GESS, Akten Bd 1, 76 Nr.98: »Georg an Doctorem Martinum Lutther. Wirdiger, Hochgelehrter, Lieber, Andechtiger! Wir haben eur Schreiben, so ihr von wegen der Disputation, die wir Doctori Egkio und Karlstadt in unnser Universität zu Leypzigk zu halden nachgelassen, an uns getan, sampt eur Entschuldigung alles Inhalts verlesen, und nachdem uns gedachter Doctor Ekgke durch sein Schreiben angezeigit, daß er sich solcher Disputation halben mit Doctor Karlstat voreinget, und gebeten, ihme die zu Leypzcigk zu halden nachzulassen, haben wir ihme solchs nicht wollen abslahen. Wo ihr euch nuhe mit einander zu disputiren auch wirdet voreinigen und weiter Ansuchunge bei uns tun, wollen wir uns alsdann, so viel uns ziempt und gebuhret, mit unvorweislicher gnädiger Antwort kegen euch horen und vernehemen lassen. Solchs haben wir euch auf eur Schreiben nicht wollen verhalten. Gegeben zu Dresten am Freitage Adriani martyris anno etc. XIX.«
2. Hg. Georg hatte nur über Karlstadts Disputationsabsicht briefliche Nachricht von Eck, nicht über die Luthers.
3. Vgl. Luthers Brief an Karlstadt: WABr 1, 316, 22f.
4. Anspielung auf Karlstadts »Defensio contra D.Ioannis Eckii monomachiam«: s.o.Brief 28-08-1518, Anm.1 sowie BARGE, Karlstadt Bd 1, 128.
5. "Du hast den Fürsten darüber getäuscht, wen Du als Deinen eigentlichen Gegner betrachtest."
6. "Jetzt mußt Du gegenüber dem Fürsten und mir ehrlich sein."