Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 106
Der Papst sieht es als Aufgabe seines Hirtenamtes an, in besonderer Weise Schriften zu fördern, die orthodoxe Gelehrsamkeit mit echter Frömmigkeit in sich vereinigen, um den katholischen Glauben vor den Verbreitern verderblicher Häresien zu schützen. Das gilt für Ecks dem Papst vorgelegte gelehrte und fromme Schrift »De primatu Petri« gegen einige Bestreiter des päpstlichen Primats. Der Papst verleiht für die Drucklegung und Verbreitung des Werkes seine besondere Gnade und bedroht zuwiderhandelnde Drucker und Buchhändler mit der Exkommunikation latae sententiae, deren Absolution er sich selbst vorbehält, sowie mit der Wegnahme der Bücher und der Zahlung von 200 Golddukaten für den Bau von St. Peter. Im Verlauf der nächsten zehn Jahre darf kein Nachdruck des Werkes im Ganzen oder in Teilen ohne Zustimmung des Autors erfolgen. Die Bischöfe und deren Generalvikare werden in virtute sanctae obedientiae unter Androhung der Exkommunikation darauf eingeschworen. Die weltlichen Gewalten werden aufgefordert, Eck und gegebenenfalls seinem Prokurator bei der Durchsetzung der Zensuren und Strafen mit Rat und Gunsterweisen, möglicherweise auch durch Einsatz des weltlichen Arms, beizustehen.
LEO PP. X. Dilecte fili salutem et apostolicam benedictionem. Cum nostri moris semper fuerit ingenijs illorum maxime, qui ad eruditionem iuvandam aliquid cudunt, favere, multo magis eos qui doctrinam cum pietate iungentes pro catholica fide a malarum haeresum disseminatoribus vendicandam ac tutandam, »luposque rapaces a causa domini arcendos expellendosque« laborant, ex nostro pastoris officio paternae amplecti ac fovere inducimur. Hinc est quod nos tibi qui (ut accepimus) praeclarum opus contra nonnullos Sanctae sedi apostolicae indigne detrahentes nuper non minus erudite quam sapienter et religiose compilasti(1) , ut illud cum aliquo commodo et honore libentius edere et publico dare, proptereaque nostram benivolentiam ac eiusdem sedis benignitatem erga te propensam cognoscere possis, specialem gratiam facientes, Motu proprio et ex certa nostra scientia licentiam per praesentes tibi concedimus et facultatem impertimur idem opus ubicunque tibi libuerit per te vel alium vel alios imprimendi publicandi atque vendendi ex nunc inhibentes omnibus et singulis calcographis bibliopolis et quibusvis aliis, ad quos quomodolibet spectare posset, ubilibet consistentibus, sub excommunicationis latae sententiae, a qua nisi a romano pontifice praeterquam in mortis articulo satisfactione praevia absolvi possint, amissionis librorum ac ducentorum ducatorum auri fabricae apostolicae de urbe. Tibique et executori aeque applicandorum penis, ne quisquam eorum opus ipsum in totum vel in partem sine tuo expresso concensu per decennium ab ipsorum librorum emissionis die computandum imprimere seu vendere quoquomodo audeat vel praesumat. Mandantes quoque venerabilibus fratribus patriarchis, Archiepiscopis episcopisque in virtute sanctae obedientiae. Vicarijs autem eorum ac aliis personis in dignitate ecclesiastica constitutis etiam sub excommunicationis pena. Caeteros vero dominos temporales ac officiales quoscunque nobis non subiectos benigne requirentes, ut tibi in praemissis tam ad censurarum huiusmodi publicationem, quam penarum praedictarum exactionem, quotiescunque a te vel procuratore tuo fuerint requisiti, assistant, consilium quoque, etiam favorem cum brachij saecularis auxilio, si opus fuerit, et tu duxeris requirendum, praestent ac prompte nostro intuitu exhibeant. Volumus item harum literarum exemplum in primo cuiusque voluminis folio imprimi (2) , eique, ac si praesentes essent, plenissimam fidem haberi, contrarijs non obstantibus quibuscunque. Datum Romae apud Sanctum Petrum sub anulo piscatoris. Die XI. Septemb. M.D.XX. Pontificatus nostri anno Octavo. |
Geliebter Sohn: . Heil und apostolischen Segen. Da es Uns immer daran lag, vor allem solchen Geistern Unsere Gunst zu erweisen, die etwas zur Förderung der Wissenschaft in Druck geben, so viel mehr noch denjenigen, die sich abmühen, indem sie ihre Lehre mit Frömmigkeit verbinden, um sie zum Nutzen des katholischen Glaubens vor den Verbreitern übler Häresien zu bewahren und zu schützen und die reißenden Wölfe von der Sache des Herrn fernzuhalten und sie zu vertreiben : So sehen Wir Uns aufgrund Unseres väterlichen Hirtenamtes veranlaßt, solches gutzuheißen und zu fördern. Daher gewähren Wir Dir, weil Du ein vorzügliches Werk (das Wir entgegengenommen haben) gegen einige unwürdige Verächter des heiligen apostolischen Stuhls sehr gelehrt, klug und fromm zusammengestellt hast, damit Du in der Lage wärest, dieses mit einigem Nutzen und Ehre für Dich ungehinderter herauszugeben und zu veröffentlichen, und Du deshalb Unser Wohlwollen und die Geneigtheit dieses apostolischen Stuhls Dir gegenüber erkennen könntest, folgende besondere Gunst: Wir gewähren Dir aus eigenem Antrieb und aus Unserer sicheren Kenntnis heraus durch dieses Breve die Erlaubnis und eröffnen Dir die Vollmacht, dieses Werk, wo immer es Dir passen sollte, durch Dich selbst, einen anderen oder andere veröffentlichen und verkaufen zu lassen und verbieten das ab sofort allen und jedem einzelnen der Drucker und Buchhändler und jedem, den das in irgendeiner Hinsicht betreffen könnte, wo auch immer sie in Erscheinung treten mögen, unter Androhung der Exkomminikation latae sententiae, von der sie nur vom Papst selbst außer in ihrer Todesstunde durch vorausgehende Genugtuung absolviert werden können, sowie des Verlustes ihrer Bücher und der Zahlung von 200 Golddukaten an die Dombauhütte des Apostelfürsten in Rom. Wir gewähren Euch das als Ahnder solcher gerechten Strafen, damit keiner von den Genannten dieses Werk als Ganzes oder in Teilen ohne Deine ausdrückliche Zustimmung für die nächsten 10 Jahre, gerechnet vom Tag der Auslieferung der Bücher an, in irgendeiner Weise zu drucken oder zu verkaufen wagt. Auch verlangen Wir von den verehrten Brüdern, den Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen kraft des heiligen Gehorsams, von ihren Vikaren und den anderen kirchlichen Amtspersonen, und das unter Strafandrohung der Exkommunikation, und fordern dabei auch die übrigen weltlichen Herren und Beamten, soweit sie nicht Unsere Untertanen sind, mit Wohlwollen auf, daß sie Dir sowohl bei der Veröffentlichung solcher Zensuren wie auch bei der Vollstreckung der oben aufgeführten Strafen, soweit sie von Dir oder Eurem Prokurator angefordert werden, zur Seite stehen und Euch Rat und ihre Gunst gewähren einschließlich der Hilfe durch den weltlichen Arm, falls nötig und Du dessen Einsatz für erforderderlich hältst, und ohne Umstände Unserer Vorstellung entsprechen. Wir wollen deshalb, daß dieses Breve auf dem ersten Blatt eines jeden Buches abgedruckt werde und man diesem Nachdruck so Glauben schenkt, als ob das Original vorläge. Alles dem Entgegenstehende ist ungültig. Gegeben zu Rom beim Heiligen Petrus unter dem Fischerring am 11. September 1520, im achten Jahr Unseres Pontifikats |
1. Nämlich die Schrift »De primatu Petri«: Brief 01-04-1520: Ecks Widmung an Leo X.
2. Dem wurde nur in den Pariser Drucken des Jahres 1521 (METZLER Nr. 38 [2] - [3]) entsprochen.