Übersicht
Reformationsgeschichte - Übersicht
Briefwechsel Eck
Nr. 107
CYPRIAN 178-180
Übersetzung: WALCH 15. 1882 - 1884, Nr 462
Reverendo Patri, Reverendissimi Domini Episcopi Numburgensis Officiali, (1) Domino suo semper observando. Salutem etc.Fecit sanctissimus Dominus preterita
hyeme per doctissimos in urbe viros
Luderanam doctrinam crebris
disputationibus, collationibus etc. scriptis
examinari, (2) que dum in plerisque
locis
inventa esset scandalosa et erronea,
Sanctitas sua convocato Cardinalium
collegio, (3) re sepius acriter
ventilata,
tandem velut Christi Vicarius et totius
Christiani orbis praesidens sententiam
tulit, ut agnoscerent fideles, quid veritati
consentaneum foret, quidve dissonans: Unde et mihi, licet renitenti, huius Bulle
publicationem per certas provincias
injunxit, (4) sicut in sanctitatis sue
commissione plenius continetur. (5) Quare
ego auctoritate a sede apostolica mihi
tradita uti volens et ab ea commissa
exequi, vobis, reverende pater Officialis
Reverendissimi Domini Episcopi
Numburgensis, cuius iam absentis vices in
spiritualibus geritis(6), copiam eiusdem
Bulle in urbe impressam et sigillo prelati
ac notarii subscriptione munitam
transmitto vobis (7) nomine sanctissimi
Domini nostri injungens ac officium
vestrum requirens, ut eandem Bullam
publicatis et omnibus Abbatibus,
prepositis, Archidiaconis, plebanis et
religiosis per dioecesin Numbergensem
constitutis, ut eandem publicent districtius
mandetis, adhibita omni opera, ut libelli
erronei Luderani e medio per ignem
tollantur, juxta bulle continentiam contra
rebelles et inobedientes procedendo, vel
eos sedi apostolice denuntiando: (8) In quo
dubio procul obsequium praestabitis Deo,
Ecclesiae sancte utile servitium exhibetis,
et licet minime dubitem, quin huic
mandato apostolico omnem obedientiam
praestabitis; qui etiam iniussu summi
Pontificis errores per salutem anime vestre
extirpare debetis. Tamen si minus mandata illa exequeremini, non posset supremus pontifex, non severiter iustitia mediante, contra vos et contra Reverendissimum Dominum Episcopum vestrum procedere et indignationem plenam omnium suscipere, quod sancte [...] iusta exequendo, quod Domino vestro Reverendissimo et vobis erit honorificum, nam et alii Episcopi vestri vicini propediem hoc se facturos sunt polliciti: [...] at praestantia vestra, cui hoc fidei negotium et me commendo(9). Ex Lipsiaprima Octobris, anno Domini MDXX. Jo. Eckius |
Dem hochwürdigen Vater, Offizial des hochwürdigsten Herrn Bischofs von Naumburg, unserem Herrn, der stets unseren Gehorsam verdient. Gruß usf.Im vergangenen Winter hat unser Heiligster Vater in Rom mit Hilfe sehr gelehrter Männer die Lehre LUTHERS durch wiederholte Disputationen, Wortbeiträge und Schriften prüfen lassen. Da diese in vielen Punkten als skandalös und irrig befunden wurden, hat Seine Heiligkeit nach Einberufung des Kardinalskollegiums, nach öfterer sorgfältiger Überprüfung, schließlich als Stellvertreter Christi und Oberhaupt der ganzen Christenheit eine Entscheidung gefällt, damit die Gläubigen erkennen könnten, was der Wahrheit entspricht und was ihr widerspricht. Dann hat er mir, freilich gegen meinen Widerspruch, die Veröffentlichung dieser Bulle in bestimmten Diözesen auferlegt, wie es vollständig im Kommissionsschreiben Seiner Heiligkeit enthalten ist. So will ich mich mit der Autorität, die mir vom apostolischen Stuhl verliehen wurde, ihrer bedienen und ihrem Auftrag entsprechend vorgehen: So übersende ich Euch, hochwürdiger Vater Offizial, der Ihr in Abwesenheit des hochwürdigsten Herrn Bischofs von Naumburg die Funktion des Weihbischofs innehabt, eine in Rom gedruckte Abschrift dieser Bulle mit dem Siegel eines Prälaten und der Unterschrift eines Notars und verpflichte Euch im Namen unseres Heiligen Vaters im Rahmen Eurer Amtsbefugnisse, diese Bulle zu veröffentlichen und allen Äbten, Vorstehern, Archidiakonen, Pfarrherrn und Ordensleuten in der Diözese Naumburg aufzutragen, sie mit Entschiedenheit zu verbreiten, unter Aufwendung aller Mühe die irrigen lutherischen Bücher durch Verbrennen zu beseitigen, indem dem Inhalt der Bulle entsprechend gegen Aufruhr und Ungehorsam vorgegangen wird oder solches dem apostolischen Stuhl gemeldet wird. Dabei werdet Ihr ohne Zweifel Gott selbst Gehorsam leisten und für die Heilige Kirche einen nützlichen Dienst tun, wobei ich keinerlei Zweifel hege, daß Ihr dem päpstlichen Verlangen jeden Gehorsam entgegenbringen werdet. Ihr seid doch auch ohne päpstlichen Auftrag dazu verpflichtet, um des Heils Eurer Seele willen alle Irrtümer auszulöschen. Solltet Ihr jedoch trotzdem jenen Aufforderungen nicht nachkommen, so könnte der höchste Bischof, auch ohne strenge Zuhilfenahme der Erfordernisse der Gerechtigkeit, gegen Euch und Euren hochwürdigsten Bischof vorgehen und seine volle Ungnade Euch gegenüber zeigen. Bei treuer Ausführung des Auftrags des Heiligen Stuhls würdet Ihr dagegen recht handeln, was Euch und Eurem hochwürdigsten Bischof zur Ehre gereichen würde, denn alle Eure Nachbarbischöfe haben bis zum heutigen Tag versprochen, entsprechend zu handeln.......So doch auch Eure Hochgeboren, der ich diese Glaubensangelegenheit und mich selbst anempfehle. Aus Leipzig, 1. Oktober 1520. Hochachtungsvoll, Euer Johannes Eck, Nuntius und Botschafter des apostolischen Stuhls. |
1. Dr. Heinrich SCHMIDBERGEN (gest. 05-11-1520 in Eilenburg) war der Offizial des Bischofs von Naumburg (B. Philipp von Freising) in Zeitz. Dr. Schmidbergen und die bischöflichen Räte zögerten offenbar, in Abwesenheit des Bischofs die Bulle »Exsurge Domine« zu publizieren und suchten Rat bei den kurfürstlichen Räten in Eilenburg, wie sie sich in dieser Angelegenheit zu verhalten hätten. Vgl. das Schreiben der bischöflichen Räte zu Zeitz vom 19-10-1520 (WALCH 15,1484f) und Peter Burckhards Schreiben an Lazarus Spengler: RIEDERER, Beitrag 69. Zu den Vorgängen s. WIEDEMANN, Eck 164f u. KALKOFF: ZKG 35 (1914), 174 - 203: Die Vollziehung der Bulle durch den Bischof von Freising und Naumburg (mit dem Publikationsmandat für Naumburg vom 10-03-1521: ebd. 202f).
2. Preterita hyeme: Im Winter und Frühjahr 1520 erfolgte durch wechselnde Kommissionen in Rom die ausführliche Prüfung der Schriften Luthers. Vgl. Leos X. Breve an Kurfürst Friedrich (08-07-1520): Dokumente zur Causa Lutheri Bd 2, 436. - Zur Vorgeschichte der Bannandrohungsbulle »Exsurge Domine« (15.6.1520; Text: Dokumente Bd 2, 364-411; Bullarium Romanum ed. COCQUELINES 3, 487 - 493; Bullarium Romanum ed. Taurinensis 5, 749 - 757; MIRBT-ALAND 504 - 513: Nr 789) s. P.FABISCH, Johannes Eck und die Publikationen der Bullen »Exsurge Domine« und »Decet Romanum Pontificem«, in: E.ISERLOH (Hg.), Johannes Eck (1486-1543) im Streit der Jahrhunderte (RST 127), Münster 1988, 77-93 u. A.SCHULTE, Die römischen Verhandlungen über Luther 1520: QFIAB 6 (1904), 32-52.
3. »Exsurge Domine«: Dokumente Bd 2, 368 u.386. - Zu den Kardinalskommissionen s. Dokumente Bd 2, 317f. Die sog. "3.Kommission" wurde Anfang Mai 1520 berufen und bestand aus den Kardinälen Pietro Accolti (Anconitanus) und Thomas de Vio Cajetanus OP sowie aus den beiden Theologen Johannes Eck und Dr. Hispanus, einem span. Augustiner.
4. Betonung des Widerstandes, den Eck der Beauftragung durch Papst Leo X. entgegengesetzt habe, in "gewissen Provinzen" (Sachsen, Bayern) die soeben vom Papst erlassene Bannandrohungsbulle zu publizieren: s.o.Brief 03-05-1520, Anm.1.
5. Leos X. Kommissionsbrief s.o. Brief 18-07-1520. Genannt werden hier die Kathedralkirchen von Meißen, Merseburg und Brandenburg: Dokumente Bd 2, 408 u.439 Anm. j-j.
6. Der Offizial vertritt in Abwesenheit des Bischofs diesen "in spiritualibus".
7. Es handelt sich um ein Exemplar des in Rom gesiegelten römischen Erstdruckes (Rom, Jacobus Mazochius, 1520): Dokumente Bd 2, 324 u. 339 (2.1.).
8. Vgl. das Freisinger Publikationsmandat: Dokumente Bd 2, 350.
9. Jedoch war es auch in Zeitz schwierig, die Bannandrohungsbulle zu vollstrecken: vgl. Chronik von Zeitz, hg. von E. ZERGIEBEL, Bd 1, Zeitz 1896, 204 u. K. WARTENBERG, 1000 Jahre Zeitz. Notizen zur Kirchengeschichte dieser Stadt. Herbergen der Christenheit 7, 1969, 13f.