Reverendissimo
in Christo Patri et Domino Domino N. Episcopo dignissimo, Domino suo
clementissimo (1) Parata obsequia pro salute. Curavit S.D.N., Reverendissime Antistes, tota hyeme preterita (2) luderana dogmata per duos Reverendissimos Cardinales ac quoscunque doctissimos in Urbe viros examinari et cribrari (3). A quibus, inventis aliquot erroribus, res ad sacrum collegium delata est (4), ubi eorum quoque concordi et unanimi accedente calculo diffinitive errores illi condemnati sunt (5), et summus Pontifex bullam super hoc edidit (6) ac michi publicandam iniunxit (7), licet invito et diu renitenti (8). Itaque publicata est per me bulla et ecclesiis cathedralibus affixa Misne, Brandenburgi et Mersburgi (9). Requisiti quoque sunt alii per me Episcopi et primas ille Magdeburgensis (10) , Halberstatensis (11) , Vratislaviensis (12) , Numburgensis (13) , Wirtzburgensis (14) et Bambergensis (15) cum principibus secularibus et studiis generalibus. Et cum Vestra R.P. non ignoret, totam illam doctrinam luderanam vergere in contemptum clavium (16) , in depressionem sacerdotum ac tocius ecclesiastici status subversionem (17) , ideo V.R.P. praesentibus transmitto copiam eiusdem bulle apostolice in urbe impressam, sigillo prelati et notarii subscriptione munitam, petens et obsecrans et nomine s.d.n. requirens, ut secundum eius continenciam quantocius R.P.V. mandet omnibus Abbatibus, prepositis, archidiaconis, Decanis, Plebanis et eorum Vicariis per Vestram diocesim constitutis, ut bullam istam et in ea contenta publicent, libros luderanos, Errores ibi contentos habentes, colligant et cum effectu comburant. Lapso termino LX dierum rebelles et inobedientes V.R.P. denuncient, que eos penas in bulla contentas incidisse pronunciet et diffiniat (18). Si qui autem hac heresi inquinati fuerint, et ad Unitatem ecclesie redire cupiant, S.D.N. paratus est, eos suscipere. Quodsi Papam accedere eis grave foret, remittat eos R.P.V. vel ad Hieronymum Aleandrum Mottensem vel ad me, quibus a S.D.N. specialiter auctoritas illa est commissa (19), cuius commissionis copiam vobis post adventum Notarii transmittam (20), et precipue pro pastorali vestro officio super sacerdotibus attendatis, ne luderanam doctrinam predicent, laudent vel tueantur, quos ne dum gladio excommunicationis feriat, sed ad privacionem quoque beneficiorum accedat (21). In hoc faciet R.P.V. rem Deo acceptam, summo pontifici gratam, vobis honorificam, ecclesie utilem et fidelibus salutarem, sicut omnino spero, R.P.V. mandatis apostolicis parituram. Que bene valeat in Christo sospitatore. Ex Ingolstat XIIII Octobris Anno gracie MDXX. E. Rme. P. deditissimus Io. Eckius, nuntius et orator apostolicus. |
Dem hochwürdigsten Vater in Christus und Herrn N.,
würdigstem Bischof der angesehenen
Diözese N., seinem gnädigsten Herrn, Dienstbereitschaft und
Gruß voran Unser Heiliger Vater hat im vergangenen Winter durch zwei
hochwürdigste Kardinäle und einige
sehr gelehrte Herren in Rom die Lehren LUTHERS prüfen und
darüber entscheiden lassen. Diese
leiteten, nachdem sie einige Irrtümer gefunden hatten, die Sache
an das Heilige Kollegium weiter,
wo aufgrund eines gemeinsamen und einstimmigen Urteils jene
Irrtümer endgültig verurteilt
wurden. Der Papst ließ darüber eine Bulle ausfertigen
und beauftragte mich mit der
Veröffentlichung, die ich nur widerwillig und nach langem
Sträuben übernahm. Daher wurde die
Bulle von mir publiziert und an den Domkirchen in Meißen,
Brandenburg und Merseburg
angeheftet. Auch andere Bischöfe, wie der Primas von Deutschland,
der Erzbischof von
Magdeburg und Halberstadt und die Bischöfe von Breslau, Naumburg,
Würzburg und Bamberg
zusammen mit den weltlichen Fürsten und Universitäten wurden
dazu aufgefordert. Und da Eure
hochwürdigste Väterlichkeit nicht verkennen werden, daß
jene ganze lutherische Lehre zur
Verachtung der Schlüsselgewalt führt sowie zu Repressalien
gegen die Priester und
Unterwanderung des gesamten geistlichen Standes, übersende ich
hiermit Eurer hochwürdigsten
Väterlichkeit eine Abschrift dieser päpstlichen Bulle, in Rom
gedruckt und mit dem Siegel eines
Prälaten sowie der Unterschrift eines Notars versehen, verbunden
mit der dringenden Bitte und
zugleich der Aufforderung von seiten des Heiligen Vaters, daß
Eure hochwürdigste Väterlichkeit
ihrem Inhalt entsprechend soweit als möglich allen Äbten,
Pröpsten, Archidiakonen, Dechanten.
Pfarrherren und den Vikaren überall in Eurer Diözese
auftragt, diese Bulle und ihren Inhalt zu
veröffentlichen und die lutherischen Bücher, die diese
Irrtümer enthalten, zu sammeln und
endgültig zu verbrennen. Nach Ablauf der Frist von sechzig Tagen mögen sie
Eurer
hochwürdigsten Väterlichkeit die Aufrührer und
Ungehorsamen melden. Ihr sollt dann verkünden
und erklären,, daß sie den Strafsanktionen, die in der Bulle
benannt sind, verfallen sind. Sollten
jedoch einige von dieser Häresie angesteckt worden sein, aber zur
Einheit der Kirche
zurückkehren wollen, ist Seine Heiligkeit bereit, sie wieder
aufzunehmen. Wenn sie auch streng
verpflichtet wären, sich an den Papst selbst zu wenden, soll sie
Eure hochwürdigste Väterlichkeit
entweder an HIERONYMUS ALEANDER aus Motta oder an mich senden, denen
vom Heiligen
Vater jene besondere Vollmacht verliehen wurde. Eine Abschrift dieses
Kommissionsbriefes
werde ich Euch nach Eintreffen des Notars zusenden. Vornehmlich im Hinblick auf Euer
pastorales Amt der Fürsorge für die Priester sollt Ihr
dafür sorgen, daß sie nicht die Lehre
LUTHERS predigen, loben oder verteidigen. Ihr sollt sie dann nicht nur
mit dem Schwert der
Exkommunikation bestrafen, sondern auch zur Aufhebung ihrer
Pfründen schreiten. Dabei wird
Eure hochwürdigste Väterlichkeit etwas Gott
Wohlgefälliges, dem Heiligen Vater Genehmes,
Euch selbst Ehrendes, für die Kirche Nützliches und für
die Gläubigen Heilbringendes tun, wie
ich überhaupt hoffe, daß Eure hochwürdigste
Väterlichkeit den päpstlichen Anweisungen
gehorchen wird. Lebt wol in Christus, dem Alleserhalter. Aus Ingolstadt, 14. Oktober im Jahr der Gnade 1520. |
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1. Zu diesem Schreiben s. P.KALKOFF: ZKG 37 (1918),
91: »Dr. Eck hat nach seiner
glücklichen Errettung aus den Gefahren seines antilutherischen
Feldzugs in Meißen und
Thüringen, nach seiner etwa am 10. Oktober erfolgten Rückkehr
nach Ingolstadt, alsbald den
zweiten Akt damit eröffnet, daß er am 14. Oktober ein sehr
bestimmt gehaltenes
Requisitionsschreiben erließ, als dessen Adressat kein bestimmter
Bischof genannt ist, dessen
Eingang sich aber bei den Bischöfen von Eichstätt, Augsburg
und Freising feststellen läßt«. Vgl. RIEDERER,
Nachrichten 1,176f: »Von den Requisitionsschreiben, die Eck
wegen
Verkündung der Bulle an verschiedene Orte abgehen lassen, sind
einige hier und da gedruckt
worden. Gegenwärtiges ist aus einer alten Abschrift genommen
worden. Der Bischof, an den er
es gerichtet, ist darinnen nicht angezeigt, und ich wäre geneigt,
es für ein allgemeines Formular
zu halten, dessen er sich mutatis mutandis ordenlich bedienet, wenn
nicht einige Bischöfe
darinnen namentlich gemeldet worden, die er schon requirirt habe,
welches doch überall nach
Masgebung des Bischofs, an den er geschrieben, hätte geändert
werden müssen. Weil aber unter
den namhaft gemachten Bischöfen der augspurgische und
eichstettische nicht mit stehet, so
glaube ich eher, daß solches an einen von diesen beyden
abgeschickt und von Adelmann nach
Nürnberg in Abschrift communicirt worden.«
2. Im Winter und Frühjahr 1519/20.
3. Pietro Accolti, Thomas de Vio Caietanus, Dr. Eck, Dr. Hispanus.
4. Das Konsistorium, von dem Eck im Brief 03-05-1520, Anm. 13 spricht.
5. Zunächst 38, dann 41 Sätze Luthers.
6. In Gestalt der Bannandrohungsbulle »Exsurge Domine« vom 15-06-1520.
7. Zusammen mit Hieronymus Aleander.
8. So betont Eck immer wieder.
9. Am 21., 25. und 29. September 1520: vgl. Brief 01-10-1520, Anm.5; Brief 06-10-1520, Anm.5.
10. Albrecht von Brandenburg, Erzb. von Magdeburg 1313 - 1523: EUBEL Bd 3, 23.
11. Albrecht von Brandenburg, Administrator bzw. B. von Halberstadt 1513/14 - 1521/52: EUBEL Bd 3, 20.
12. Johannes Turzo, B. von Breslau 1507 - 21: EUBEL Bd 3, 337. Zur Reformation in Breslau s. A. SABISCH, Bischöfe von Breslau und die Reformation in Schlesien. Münster 1975 (KLK 35).
13. Philipp Pfalzgraf bei Rhein, B. von Naumburg 1512 - 42: EUBEL Bd 3, 26.
14. Konrad von Thüngen, B. von Würzburg 1519 - 40: EUBEL Bd 3, 20.
15. Georg Schenk von Limburg, B. von Bamberg 1505 - 233: EUBEL Bd 3, 12.
16. Vgl. LEO X., Exsurge Domine: »claves ecclesiae vilipendentes«: Dokumente zur Causa Lutheri Bd 2, 400, 18f.
17. LEO X. Exsurge Domine: »(Qui quidem errores) denique sint contra omnem charitatem ac S.R.E. matris omnium fidelium et Magistrae fidei reverentiam atque nervum ecclesiasticae disciplinae, oboedientiam scilicet, quae fons est et origo omnium virtutum«: Dokumente 2, 386,3-7.
18. Zu den Ausführungsbestimmungen der
Bulle vgl. Dokumente 2, 392-395.
19. Wer gegen den Inhalt der Bulle verstoßen hat und sich mit der Kirche wieder aussöhnen will, kann sich an den Papst direkt oder an die Nuntien Eck und Aleander wenden, die eine Sonderkommission besitzen, um die Absolution an den betreffenden Personen zu vollziehen.
20. Nach Eintreffen des bischöflichen Notars bei Eck will dem Bischof eine Kopie seiner Sonderkommission zuschicken.
21. Der Bischof soll so auf seine Diözesanpriester, die möglicherweise mit Luthers Lehre sympathisieren, einwirken, daß sie nicht Exkommunikation oder gar Einziehung ihrer Pfründen trifft.