München, Universitätsarchiv D III 5, f 507-509 (Kopie im
Ingolstadter Universitäts-Protokollbuch)
PRANTL 2, 162f: Urkunde Nr 44 (fehlerhafte Abschrift), korr. bei P.
LOEW, Die Geschichte
des Studententums an der Universität Ingolstadt im Zeitalter des
Humanismus und der
Reformation (1472-1550), Diss. Masch. München 1941, 197
Vgl. W. KAUSCH, Geschichte der Theologischen Fakultät Ingolstadt
137
Magnifice
domine rector (1) et clarissimi huius studii regentes: Posteaquam sanctus dominus noster diligenti praehabito examine Ludderana dogmata reperta erronea damnavit, (2) ego ex commissione sanctitatis suae (3) et iniuncto mihi officio vestris excellentiis bullae copiam in urbe impressam sigillo praelati et subscriptione notarii munitam offero ac praesento (4) rogans et nomine sancti domini papae requirens, ut convocatis omnibus vestrae iurisdictioni subiectis bullae continentiam eisdem publicetis inhibentes et inhibitionem huiusmodi cum effectu exequentes, (5) ne quis temerario ausu errores in bulla damnatos doceat affirmet aut defendat legendo perorando interpretando vel disputando, sub penis in bulla expressis (6) et seclusionis a consilio studii vestri, (7) et ut haeresis illa penitus eradicetur, secundum summi pontificis mandatum libros Luderi erroneos a bibliopolis nobis subiectis quantocius colligatis (8) et facta publicatione bullae similiter praecipiatis, ut omnes huiusmodi libros Ludderanos aut Ludderanos errores defendentes habentes ad manus rectoris magnifici praesentet, (9) specialiter monentes beneficiatos, ne harum rerum inexperti iacturam in beneficiis patiantur, ut rebus suis in hoc prospiciant, ne privatione beneficiorum plectantur, (10) et collectis sic undique libris Ludderanis erroneis in praesentia frequenti scholasticorum vestrorum eos comburatis iuxta tenorem bullae. (11) Alioquin si christianae professionis immemores et promissionis vestrae negligentes reperiemini, quod minime futurum speramus, iam summi pontificis, qui studia alere, (12) non minuere animatus est, vel quispiam alius exequutor nomine sanctitatis suae declarabit vos in poenas in bulla expressas incidisse, non solum excommunicationis sed et potestate promovendi et studium tenendi etc. (13) Nolumus tamen vos hoc ignorare: si qui viri essent boni, qui excutere scribendo contra errores desudare vellent, quod ut aptius et commodius facere possint, de rectoris et totius consilii consensu, in quo conscientiam vestram oneramus, libros huiusmodi in eorum destructionem tenere possint et servare, (14) dummodo ab initio et fine manu notarii universitatis iurati signetur, librum illum esse damnatum et eiusdem tenorem publice combustum. In hoc faceretis Deo rem gratam, ecclesiae utilem, vobis necessariam et honorificam ac omnibus fidelibus salutarem. Eckius nuntius et orator apostolicus. |
Eure
Magnifizenz, Herr Rektor, Damit diese Irrlehre gänzlich ausgerottet wird, sollt Ihr außerdem entsprechend dem Mandat des Papstes die irrigen Schriften LUTHERS alsbald bei den uns unterstehenden Buchhändlern einsammeln und nach Publikation der Bulle in ähnlicher Weise gebieten, daß alle, die Bücher LUTHERS solcher Art oder andere Bücher, die lutherische Irrtümer verteidigen, besitzen, diese dem Rektor zuleiten. Dabei sollen vor allem die Pfründeninhaber ermahnt werden, daß alle unter ihnen, die in diesen Dingen unerfahren sind, nicht Schaden erleiden, sondern in ihrem Verhalten darauf achten, daß sie sich nicht die Strafe des Entzuges der Verfügungsgewalt über ihre Pfründe zuziehen. Nach Einsammeln sämtlicher lutherischen Bücher sollt Ihr diese dann in Gegenwart aller Eurer Studierenden gemäß dem Text der Bulle verbrennen. Solltet Ihr dagegen nicht Eurer christlichen Pflicht eingedenk sein und Euer Gelübde vernachlässigen, was Gott verhüten möge, wird der Heilige Vater selbst, der um Förderung der Studien, nicht ihre Minderung bemüht ist, oder aber ein anderer an seiner Statt als Exekutor erklären, daß Ihr den in der Bulle vorgesehenen Strafen verfallen seid, nicht nur derjenigen der Exkommunikation, sondern auch der des Verlustes des Rechtes, akademische Grade zu verleihen und den Studienbetrieb zu organisieren usf. Wir wollen
dennoch nicht, daß Ihr
von Folgendem keine Kenntnis habt: |
1. 1.Rektor: Leonhard Marstaller, Dr. theol.,
Professor seit 1519: MEDERER, Annales
Ingolstadiensis Academiae 1, 111. -
Zur Publikation der Bannandrohungsbulle an der Universität
Ingolstadt s. WIEDEMANN, Eck
161ff; WINTER, Geschichte der Schicksale der evangelischen Lehre in und
durch Baiern, Bd 1,
München 1809, 55-57; KALKOFF: ZKG 37 (1918), 91f Anm.4; W. KAUSCH,
Die Geschichte
der Theologischen Fakultät Ingolstadt 137f: »Mit
(Ecks) Rückkehr nach Ingolstadt wurde die
Universität unmittelbar in die Auseinandersetzungen um die neue
Lehre hineingezogen. Am 17-10-1520 sandte er ein Schreiben an die
Universität und verlangte, daß die Bulle allen
Universitätsmitgliedern bekanntgemacht würde, und verbot, die
darin angeführten Irrtümer in
Vorlesungen oder Disputationen zu verteidigen. Es sollen ferner alle
Bücher, die Luthers Lehren
vertreten, dem Rektor übergeben werden. Widersetzt sich die
Universität,, muß sie damit
rechnen, daß ihr das Recht, Grade zu erteilen und öffentlich
zu lehren, entzogen wird. Am
selben Tag wurden die Professoren Franz Burkhard, Georg Hauer und
Pantaleon Brunner, also
zwei Kanonisten und ein Mediziner, zur Visitation der Buchläden
der Stadt bestimmt. Sie
versiegelten die beanstandeten Bücher, ließen sie aber bei
den Buchhändlern. Zu
weitergehenden Handlungen konnte sich die Universität nicht
entschließen. Sie war sich über
die Publikation der Bulle noch nicht im klaren. Eck bestand aber erneut
darauf. Deshalb wurde
am 28-10-1520 der Senat einberufen und über weitere
Maßnahmen beraten. Da inzwischen vom
Eichstätter Bischof ein Schreiben an die Schule abgegangen war [am
24-10-1520: vgl. LOEW
199], die Bulle bekanntzumachen, entschloß sich das Konzil, zwei
Boten zu Eck zu schicken und
ihn um Aufschiebung zu bitten, bis sie in den beiden Pfarrkirchen der
Stadt verlesen worden sei.
Eck bestand aber mit Nachdruck auf der sofortigen
Veröffentlichung. Jetzt wagte niemand mehr
Widerstand zu leisten, und so versammelte sich am folgenden Tag die
ganze Universität in der
Aula des Alten Kollegs. Georg Hauer leitete die Feierlichkeit mit einer
Rede ein. Er ging auf Ecks Schreiben ein und erinnerte daran, daß
die Hohe Schule das
Recht zu lehren und Grade zu
verleihen vom Papst habe. Angesichts dieser Privilegien dürfe man
die Publikation der
päpstlichen Verurteilung nicht verweigern. Der Notar verlas die
Bulle, und Hauer wiederholte
nochmals deren Hauptinhalt, damit sich niemand auf Grund von Unkenntnis
entschuldigen
konnte. Als erstes praktisches Ergebnis konnte Eck buchen, daß
dem Rektor viele Bücher zur
Vernichtung übergeben wurden [München UA D III 4, 71 und D
III 5, 510ff. Dieser Aktenband
enthält von Hauer 1520 veranlaßte Aufzeichnungen über
das Vorgehen der Universität gegen
das Eindringen reformatorischen Gedankenguts]. Er hatte damit ohne
größere Schwierigkeiten
wenigstens in Ingolstadt seinen Auftrag durchführen können.
Mit Ausnahme eines 'libellus
famosus', einer Schmähschrift, die am 26-10-1520 von Unbekannten
heimlich angeschlagen
worden war, hatte er keinerlei Anfeindungen erfahren [München UA D
III , 67. Für die
Nennung der Autoren setzte die Universität den hohen Betrag von 20
Gulden aus].« - Vgl. den
Brief Bernhard Baumgärtners an den Magistrat zu Nürnberg,
17-10-1520: RIEDERER, Beytrag
59: »Weytter, Günstige, lieben herrn, fing ich Ewr
Erberkait zu wissen, das auff heut abendt
durch die Universitet Rat gehalten, und auff Doctor Ecken anhalten und
Requisition drey
Doctores verordennt worden, nemlich Doctor Franz Burckhart, und D. Jorg
Hauer, bede
Juristen, und D. Panthaleon, ein artzt, sein von stund an in aller
puchfurer gewelb ganngen, die
der Universitet verwandt, alle Doctor Luthers pücher anzuzaigen;
die haben sie versiegelt aldo
liegen lassen, und nit zuverrucken gebotten, bis auf meins gnedigen
herrn von Eystet antwurt,
der sie zu aller stund auff doctor Ecken schreyben gewartennndt seinn,
dann er berumbt sich,
er sey generalis executor, ein gemeiner Vollzieher dieser sachen in
allen bistumben, und hat die
Commission auff sonnder person zu laden, auch den brieff, den er Ewr
Erberkait wurd zusenden
(Brief 15-10-1520), vil leut in geheym lesen lassen, und doch zu zeyten
offennlich davon gesagt.« -
Unserem Brief, dessen Original verloren ist, geht im Ingolstadter
Protokollbuch (München
Universitätsarchiv: D III 5, fol 5o7rf) folgender Eintrag voraus:
»Acta contra hereticos
lutheranos.
Cum pestilentissimus omnium hereticorum Martinus Luther, professionis
suae ordinis
Augustiniani, heresim suam iampridem malesana mente per concensiones
atque libellos longe
lateque spargeret, qua re tandem omnem fere Germaniam misere decipiendo
infecit,
atque...clarissimus et undecunque doctissimus vir dominus Joannes
Eckius artium decretorum
et theologie doctor ecclesie Eystettensis canonicus, theologie
Ingolstadij ordinarius professor
et procancellarius, post huic monstro...opponeret, et provocatus solus
disputationis certamen
cum Luthero et eius propugnatore et coheresiarcha Andrea Carolstatt
intrepidus bis subiecit
atque modo iniuria et negligentia episcoporum..., Romam ad summum
pontificem Leonem
decimum senatumque Apostolicum pergeret, Germaniae pestem futuramque
ruinam atque ...
gregis adiutorem eisdem suggerendo Bullam condemnationis multorum
articulorum nuntius
Apostolicus constitutus expectavit atque ipse pro sua in religionem
christianam fide et
constantia, sagacie eandem inferens publicavit, ac si quae tuto
concedere non potuit, publicari
ordinavit, deinde ex...ad episcopos ordinarios locorum et
civitates aliquot missis
vix...impetravit, ut...«.
2. Durch die Bulle »Exsurge Domine«
vom 15-06-1520.
3. S.o.Brief 18-07-1520.
4. .Vgl.o.Brief 01-10-1520, Anm.7.
5. Vgl.o.Brief 14-10-1520 (Wien) Anm.6.
6. »Exsurge Domine«:
Dokumente Bd 2, 394.390.
7. Vgl.o.Brief 14-10-1520 (Wien) Anm. 8.
8. Vgl. o. Briefe 14-10-1520 Anm. 18 und 14-10-1520
(Wien) Anm.
9.
9. Vgl. o. Brief 14-10-1520 (Wien) Anm. 10.
10. Vgl. o. Brief 14-10-1520 Anm. 21.
11. »Exsurge Domine«:
Dokumente Bd 2, 394.
12. Zu Leos X. Eifer für die Hebung des
Ansehens der Hochschulen, besonders der römischen
Sapienza, s. PASTOR, Geschichte der Päpste IV/1, 484-487.
13. .»Exsurge Domine«:
Dokumente Bd 2, 390. Vgl.o.Brief 03-10-1520, Anm.6.
14. Vgl.o. Brief 14-10-1520 (Wien)
Anm.10.