Übersicht Reformationsgeschichte
- Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 115
Eck bestätigt den Eingang eines
(verlorenen) Briefes des Bischofs. Aus der Bulle
»Exsurge Domine« kann der Bischof ersehen, wie er
in seiner Diözese gegen die
lutherischen Schriften vorgehen soll. Eck sendet ihm eine in Rom
zusammengestellte
Bücherliste. Nach Ablauf der Sechzigtage-Widerrufsfrist soll der
Bischof die lutherischen
Bücher verbrennen lassen. Luthers in der Bulle nicht namentlich
aufgeführte Anhänger
verfallen dann den Zensuren, die in der Bulle und in Ecks Mandat
vorgesehen sind. Eck
erteilt dem Bischof Ratschläge für sein Vorgehen. Er verweist
auf den 6. Artikel seiner
Instruktion, der ihn berechtigt, einzelne Gefolgsleute Luthers
namentlich in das
Publikationsinstrument aufzunehmen. So hat er sechs Namen
aufgeführt, darunter
Bernhard Adelmann, den der Bischof darüber aufklären
möge. Eck hat dem Papst von
Leipzig aus ein Bullenoriginal mit dem Notariatsinstrument zugehen
lassen und berichtet,
daß er die zuständigen Bischöfe über die auf der
Liste aufgeführten Namen informiert
habe. Der Bischof soll jetzt nicht zögern, die Bulle zu
publizieren, wenn sie ihm auch
verspätet zugegangen sei. Eck hat in Bamberg und Koburg die Bullen
mit
Notariatsinstrument präsentiert. Er muß auf die Botendienste
Michael Knabs verzichten.
Hochwürdiger
fürst! E.f.g. seien mein underthänig, gehorsam dinst allzeit zu voran berait. Gnädiger herr! Ich hab e.f.g. schreiben inhalts vernommen, (1) und s ließ wiewol ich nichte liebers woll yetz tun, dann e.f.g. willfaren, so will es yetz doch kain schick haben aus vil treffenlicher ursach; es wills auch mein g.h. herzog Wilhalm nit haben. So bin ich lang genug auf dem wagenhals um geritten. (2) Aber die gestalt hat es, g.h.: in der bull (3) findt ir klarlich, wie ir per diocesim constitutis alsbald söllen bietten, darmit man die luderische büechlin aufhieb und verbrann, darin die irrig artickel, ainer oder meer, befunden würdt. (4) Schick ich hie ain zedel der selbigen, wie man sy zu Rhom concepiert haben. (5) Wann dann terminus LX dierum verlaufft, und e.f.g. certa würd sein, das Ludder nit pariert hat mandatis Apostolicis - oder wa eüch das nit bewißt, so habt ir verzug die ander LX tag, als lang eüch summus pontifex oder Aleander oder ich secundario certificieren - , alsdann werden omnia Ludderi suspecta, und sol sy all verbrannen. (6) Ex ultima clausula bulle de adhaerentibus non nominatis (7) habt ir clarlich, wie es mit inen gehalten soll werden. Dann wa sy perseverieren in ir irtung und wolten rebelles sein, tunc incidunt in paenas in bulla expressas et pro talibus mandato nostro debent teneri et vitari.(8) Allain bedenkt, wie ir colligieren libros erroneos Ludderi; dann darnach constituirt ir wol commissarios; das curati praesentieren die (Bücher) decanis ruralibus und decani rurales commissariis in locis magnis zu verbrannen. (9) Wann etlich prediger oder gelert, die e.f.g. wißte, das sy der luderische ler nit zu gut oder sy möchten iuramentum tun, das sy die behielten ad impugnandum scriptis aut sermonibus, mögent die die büechlin behalten aus e.f.g. erlaubnis oder commissarien. (10) Wa auch die pfarher befendet rebellionem secularium und die oberkeit angerüfft nit hilflich wolt sein, söllen sy ad tumultum vitandum e.f.g. das anzaigen, die alsbald remedia oportuna darzu tun sölle; dann mit ainem syrupen kann man nit all krankheit artzneien. (11) Wa aber etwas ganz schwer wolt sein, mag e.f.g. bäpstliche hailigkait oder nunciis anzaigen, die irem befelch nach handlen werden (12). Und das e.f.g. zu verderst am weg ligen möcht, herr Bernhart Adelmans (13) wegen, laß ich die wissen, als sy selb wol verstat, das anders ist die commission, (14) anders die instruction. (15) Die commission, wa sy von mir begert würdet, muß ich die anzaigen; aber die instruction bin ich nit schuldig anzuzaigen, dann den notari in executione bullae, da sy darauf requiriert. Aber den artickel in instructione, die per annulum piscatoris signiert ist, dise sach belangend, will ich e.f.g. nit verhalten. Laut also: »Sexto si videbitur
oportunum,
in instrumento publicationis
bullarum et executione
nominare specialiter aliquos,
tanquam Martini fautores vel
adhaerentes, dicendo verbi
gratia: Talem bullam legimus
et publicavimus contra
Martinum Luder ac talem et
talem nec non reliquos
fautores ac adhaerentes, prout
in bulla, prudentiae vestrae
relinquitur.« (16)
Und aus kraft der instruction und dariber gegebne declaration, (17) so hab ich die 6 genent (18). Und wiewol ich vil lieber gesehen het, das bäpstliche hailigkait selber in instructione genent hette diejenigen, die ich solt exprimieren in executione, hat sy doch das nit wöllen tun; es möchte ainer vor luderisch gewesen sein, der in absentia mea abgefallen et econtra; wiewol, wie es zu Rhom geredt ist worden von personen, ist es beliben, ausgenommen ain, den ich heraus gelassen und ain andern an sein stat gesetzt. (19). Deshalb e.f.g. unverzugenlich herr Bernhart certificier, wie das geschehen sei, das er sich darnach richt, sein schaden zu verhüetten, und nit e.f.g. die schuld gebe, die hab in verspät und in schaden gefüert, so ir durch mich erinnert seit, söllichs geschehen sein, als herrn Bernharts ordinari. (20) Ich hab auch von Leiptzig aus sanctissimo domino nostro geschickt bullam originalem cum executione notariorum und instrumentis desuper confectis,(21) ubi semper illi sex exprimuntur. (22) Darum kain verzihen da ist. Waisst e.f.g. auch woll, was spetialis nominatio in dem fal tut. (23) Es soll auch e.f.g. gar nichte verzihen in publicatione principali(24). Das ich mein g.h. von Eistett, da er mich nit ließ wissen in VI tagen de publicatione, monirt ich sein gnad auf ain neüß, das er mich auf den nechsten freitag des wissen lassen, wie sein gnad getan. (25) Käm mir hoch zu verweisen, wa ich mer lufft e.f.g., in deren bistum vil nötiger ist. Ich bekenn, das ichs e.f.g. später zugeschicht hab, dann andern bischoven, ausgenommen den von Brixen; (26) dannmeinem nepoti ward das roß hinken, ließ in zu Leiptzg (27) und nam zu mir allein 2 bullen, darin executio notarii war (28). Die mußt ich zu Bamberg wider den Birckhaimer praesentieren,(29) Darum verzog ich auf mein buben. Da aber er sein zukunft verlengert, darft ich nit lenger verzihen, aber yetz schick ich aine. E.f.g. gee unerschrocklich daran; da hat sy ain recht officium episcopale verhanden: destructionem haeresum. (30) Me commendo totissimum. 29. October 1520. E.f.g. williger Eckius So hab ich von hinnen aus summo pontifici auch anzaigt, wie ich dann befelch hab gehebt, nominatos ordinariis locorum, ubi morantur, zu insinuieren; das hab ich gethan episcopo Brandenburgensi, Naumburgensi, Bambergensi et Augustensi. die andern zu Koburg herrn Hannsen von Sachsen. |
Hochwürdigster
Fürst! 1). Ich habe den Inhalt des Schreibens Eurer Fürstlichen Gnaden vernommen, und obgleich ich jetzt nichts lieber täte als Eurem Wunsch zu entsprechen, so wäre das jedoch aus vielen überzeugenden Gründen zum jetzigen Zeitpunkt unpassend. Auch mein gnädiger Herr, Herzog WILHELM, ist dagegen. So habe ich lange genug mit mir gerungen. 2). Es geht um Folgendes, gnädiger Herr: in der Bulle findet Ihr deutlich gemacht, wie Ihr den Institutionen Eurer Diözese die Anweisung erteilen sollt, diejenigen lutherischen Bücher einzusammeln und zu verbrennen, in denen man die irrigen Artikel, einen oder auch mehrere, vorfinden sollte. Ich sende anbei einen Zettel mit der Auflistung der Schriften LUTHERS, wie sie in Rom zusammengestellt wurde. Wenn die Frist von sechzig Tagen abgelaufen und Eure Fürstliche Gnaden Gewißheit darüber gewonnen hat, daß LUTHER den päpstlichen Mandaten nicht Gehorsam erwiesen hat, oder aber, sollte Euch das nicht deutlich genug sein, bekommt Ihr weitere sechzig Tage Aufschub, solange Euch der Papst oder ALEANDER oder ich selbst das bestätigen. Dann aber gelten sämtliche Schriften LUTHERS als verdächtig und sollen verbrannt werden. Aus der Schlußklausel der Bulle über die nicht namentlich genannten Gefolgsleute Luthers könnt Ihr ersehen, wie mit diesen verfahren werden soll. Denn sollten sie in ihrem Irrtum verharren und rebellieren, verfallen sie den Strafandrohungen der Bulle, und so sollen sie danach kraft unseres Mandats angesehen und gemieden werden. Überlegt zunächst, wie Ihr die irrigen Bücher LUTHERS einsammelt; beruft im Anschluß daran Kommissare, um die Pfarrherren zu veranlassen, die Bücher den Landdekanen zu übergeben, die sie dann den Kommissaren zur Verbrennung überlassen. Sollte Eure Fürstliche Gnaden einige Prediger oder Gelehrte kennen, die nicht mit der lutherischen Lehre sympathisieren oder die bereit sind zu beeiden, die Bücher nur behalten zu wollen, um sie in Schriften und Predigten zu bekämpfen, so sollen die Bücher in ihren Händen bleiben mit Eurer Erlaubnis oder der der Kommissare. Sollten die Pfarrherren eine Rebellion der Laien erkennen und die Obrigkeit auf ihren Anruf hin keine Hilfe leistet, sollen sie zur Vermeidung eines Tumults dieses Eurer Fürstlichen Gnaden melden, damit so schnell wie möglich geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen werden können, da »mit Hilfe eines einzigen Syrups nicht jede Krankheit geheilt werden« kann. Sollte jedoch eine ganz schwere Krise eintreten, möge Eure Fürstliche Gnaden den Papst oder die Nuntien davon in Kenntnis setzen, die dann entsprechend ihrem Auftrag vorgehen werden. 3). Da das erste zu lösende Problem für Eure Fürstliche Gnaden der Fall BERNHARD ADELMANN sein wird, will ich Eurer Fürstlichen Gnaden mitteilen, daß der Text der Kommission anders lautet als der der Instruktion. Sollte ich aufgefordert werden, die Kommission vorzuweisen, bin ich dazu bereit; die Instruktion jedoch bin ich nicht verpflichtet vorzuzeigen außer den Notaren bei der Exekution der Bulle, falls sie das fordern. Den diese Sache betreffenden Artikel der durch den Fischerring gesiegelten Instruktion jedoch will ich Eurer Fürstlichen Gnaden nicht vorenthalten. Er lautet wie folgt: »Sechstens: wenn es nötig erscheint, im Publikationsinstrument der Bulle und bei der Exekution derselben einige Namen ausdrücklich zu nennen als LUTHERS Begünstiger oder Gefolgsleute, etwa mit den Worten: 'Wir haben diese Bulle verlesen und publiziert gegen MARTIN LUTHER und diesen und jenen und alle übrigen Begünstiger und Gefolgsleute, wie in der Bulle angeführt; das soll Eurer Klugheit überlassen bleiben.'« Kraft der Instruktion und der dazugehörenden Deklaration habe ich die sechs benannt. Und obgleich ich es viel lieber gesehen hätte, wenn der Heilige Vater selbst in der Instruktion diejenigen genannt hätte, die ich im Rahmen der Exekution der Bulle namentlich nennen sollte, hat er das doch nicht tun wollen, da es ja möglich war, daß in meiner Abwesenheit jemand, der vorher lutherisch gesinnt war, inzwischen wieder abgefallen ist und das Gegenteil. Trotzdem ist es bei der Nennung der Namen geblieben, wie es in Rom vereinbart worden war, mit Ausnahme einer Person, die ich weggelassen und durch eine andere ersetzt habe. 4). Deshalb soll Eure Fürstliche Gnaden unverzüglich BERNHARD ADELMANN über das Geschehene in Kenntnis setzen und ihn auffordern, sich entsprechend zu verhalten und so Schaden von seiner Person abzuwenden, damit er nicht Eurer Fürstlichen Gnaden vorwerfen kann, ihn zu spät benachrichtigt zu haben. In Eurer Eigenschaft als ADELMANNS Ordinarius habe ich Euch somit die Angelegenheit ins Gedächtnis gerufen. Ich habe von Leipzig aus dem Heiligen Vater ein Pergamentoriginal der Bulle mit Ausführungsvermerk der Notare und darüber angefertigte Instrumente geschickt, in denen stets jene sechs genannt werden. So habe ich auch unterwegs dem Papst Meldung gemacht, daß ich meinem Auftrag entsprechend den Ortsbischöfen die Namen der Indizierten und ihren Aufenthaltsort genannt habe: so den Bischöfen von Brandenburg, Naumburg, Bamberg und Augsburg. Daher soll nun ohne Zögern gehandelt werden. Eure Fürstliche Gnaden weiß auch selbst, was im Fall eines solchen Sonderauftrags zu tun ist. 5). Auch im Hinblick auf die eigentliche Publikation der Bulle soll Eure Fürstliche Gnaden jetzt keine Zeit mehr verlieren. Da mein Eichstätter Bischof innerhalb von sechs Tagen keine Vollzugsmeldung von der Publikation der Bulle machte, habe ich ihn erneut ermahnt, mir bis zum nächsten Freitag Nachricht zu geben, was er auch tat. Es fiel mir schwer zu begründen, daß ich Eurer Fürstlichen Gnaden mehr Zeit ließ, zumal doch die Publikation der Bulle im Bistum Augsburg von besonderer Dringlichkeit ist. Ich räume ein, Eurer Fürstlichen Gnaden die Bulle später zugestellt zu haben als anderen Bischöfen, ausgenommen dem von Brixen, denn das Pferd meines Neffen begann zu hinken, so daß er in Leipzig bleiben mußte. Ich nahm allein zwei Exemplare der Bulle mit, die den notariellen Ausführungsvermerk trugen. Diese mußte ich in Bamberg im Fall PIRCKHEIMER vorlegen, die übrigen in Coburg Herzog JOHANN von Sachsen. Daher wartete ich auf meinen Boten. Da sich aber dessen Ankunft verzögerte, konnte und durfte ich nicht länger warten: so schicke ich Euch jetzt ein Exemplar der Bulle. Eure Fürstliche Gnaden möge wohlgemut zur Ausführung schreiten: das ist eine wirkliche Aufgabe für einen Bischof, bei der Ausrottung von Häresien mitzuwirken. Ich
empfehle
mich Euch ganz und gar. 29.
Oktober
1520. Eurer Fürstlichen Gnaden williger Eckius. |
1. Vgl.zum ganzen Brief GREVING: RST 21/22, 196ff: »Über (Ecks) Verhandlungen mit dem Augsburger Bischof Christoph von Stadion sind wir gut unterrichtet durch eine sehr wertvolle Publikation von A. SCHRÖDER (s.u.) aus Faszikel 1 der Reformationsakten des Ordinariatsarchivs in Augsburg. Drei kleine Briefe des Bischofs, von denen Schröder nur Regesten gebracht hat, werden von mir dem ganzen Wortlaute nach mitgeteilt;...Zwei davon sind an den Augsburger Generalvikar Dr. Jakob Heinrichmann (Nr. 93 und 96) und der dritte (Nr. 91) an Eck gerichtet....Das Straßburger Stadtarchiv bewahrt vier eigenhändige Schreiben Ecks auf, die aus dem Nachlaß v. Oefeles stammen. Zwei davon sind genau adressiert und datiert; beide sind an Bischof Christoph gerichtet und vom 29-10-1520 und 10-11-1520 datiert. Letzteres ist bereits bekannt (SCHRÖDER 169f). Der wichtige Brief vom 29-10-1520 ist der früheste, bis jetzt aufgefundene Brief Ecks an Christoph in Sachen der Bulle Exsurge (Nr. 91). Die beiden andern Stücke, die weder Adresse noch Datum tragen, sind als Beilagen zu je einem der Eckschen Briefe an Christoph zu betrachten«. - Die im Augsburger Ordinariatsarchiv aufbewahrten Stücke sind 1944 bis auf ein Schreiben Ecks an B. Christoph vom 23-11-1520 (Sign.: BO 383) durch Kriegseinwirkung verlorengegangen.
Zu Bischof Christoph von Stadion (1478 - 1543) s.o. Brief 09-09-1517. Der Brief des Bischofs an Eck ist verloren.
Zu den Vorgängen, auf deren Hintergrund die Briefe 29-10-1520, 29-10-1520 (2), 07-11-1520, 10-11-1520, 10-11-1520 (2), 15-11-1520 u. 22-11-1520 zu verstehen sind, s. die älteren Darstellungen;: die Biographie des Bischofs von G.W. ZAPF (Zürich 1799) und Bd 3 der Geschichte der Bischöfe von Augsburg, chronologisch und diplomatisch verfaßt, von P. BRAUN (Augsburg 1814); dazu v.a. A. SCHRÖDER, Die Verkündigung der Bulle Exsurge Domine durch B. Christoph von Stadion 1520: JHVD 9 (1896/97), 144 - 172; P. KALKOFF, Die Bulle Exsurge Domine. Ihre Vollziehung durch die Bischöfe von Eichstätt, Augsburg, Regensburg und Wien: ZKG 37 (1918), 89 - 174; A.v. DRUFFEL; Über die Aufnahme der Bulle Exsurge Domine - Leo X. gegen Luther - von Seiten einiger süddeutscher Bischöfe: Sitzungsberichte der kgl. bayr. Akademie der Wiss. München. Hist.-Philolog. Klasse. Sitzung vom 6.11.1880. München 1880, 571 - 597; H. JESSE, Christoph von Stadion: ZBKG 49 (1980), 86 - 122; P. RUMMEL, Das Bistum Augsburg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation: JVABG 14 (1980), 114 - 132; H.P.SCHMAUCH, Christoph von Stadion u. seine Stellung zur Reformation. München 1956 (Diss.masch.);F. ZOEPFL, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Reformationsjahrhundert. München - Augsburg 1969; ders., Der Humanismus am Hof der Fürstbischöfe von Augsburg: HJ 62-69 (1949), 671 - 708.
Zur Quellenlage hinsichtlich der Publikation von »Exsurge
Domine« in Augsburg s. SCHRÖDER
144f: »Quellenmäßigen Bericht über die
Verkündung der von Papst Leo X. am 15-06-1520
wider Luther erlassenen Bulle durch Bischof Christoph von Augsburg
bieten hauptsächlich
BRAUN (Gesch. d. Bisch. v. Augsb. 3, 208) und v.DRUFFEL. Aus den
Darstellungen beider,
namentlich des letzteren, gewinnt man den Eindruck, dass der Bischof
Weiterungen suchte und
der ihm durch Dr. Joh. Eck aufgedrängten Aufgabe gerne
überhoben gewesen wäre. Als dritter
Bericht kommt der VEITHS (Bibl. August. 4, 56) in Betracht, welcher das
die Verkündigung
anordnende bischöfliche Mandat zum Abdruck gebracht und mit
kurzen, die vigilantia
pastoralis des Bischofs rühmenden Worten eingeleitet hat. Die
übrigen Schriftsteller, welche der
Sache Erwähnung thun, stützen sich auf einen dieser drei
Berichte (ROTH, Augsburgs
Ref.gesch.68f; ders., Chron. d.d. Städte 24, 138 Anm. 3 =
Augsburger Chroniken Bd 5). Nur
ZAPF (Christoph von Stadion 20) geht eigene Wege und lässt, nicht
durch neue Quellen,
sondern durch vorgefasste Meinungen bestimmt, den Bischof in dieser
Angelegenheit gegen
seine Überzeugung dem Drängen seiner Geistlichkeit und Dr.
Ecks nachgeben. Im Archiv des
Ordinariates Augsburg findet sich die über die Publikation der
bezeichneten Bulle von Ende
Oktober bis Ende November 1520 in der bischöflichen Kanzlei
angefallene Korrespondenz,
welche ein im wesentlichen vollständiges Bild von dem Verlaufe der
Sache gibt und bisher nur
von BRAUN, von diesem aber in keiner Weise erschöpfend, verwertet
worden ist. Die
Stellunggnahme des Bischofs ... erfährt durch diese Korrespondenz
eine
allseitige Beleuchtung,
über die Haltung des Domkapitels und des Stadtrates gibt dieselbe
interessanten, bisher nicht
beachteten Aufschluss, und auch die Angelegenheit Bernhard Adelmanns
wird durch sie um
manchen Zug bereichert.«
2. GREVING: RST 21/22, 199: »Am 29. Oktober antwortete
ihm (dem Augsburger Bischof) der
Ingolstädter Professor. Freundlich, aber entschieden lehnt er die
Bitte ab, nach Dillingen zu
reisen. Obwohl er jetzt nichts lieber täte, als dem Bischof
willfahren, so könnte er es doch nicht
'aus vil treffenlicher ursach'; auch wolle es Herzog Wilhelm von
Bayern, sein Landesherr, nicht
haben; zudem sei er 'lang genug auf dem Wagenhals um[her]geritten'.«
3. .»Exsurge Domine«
(15-06-1520).
4. »Exsurge Domine«:
Dokumente Bd 2, 394. 5. Zu diesem »Index«
s. GREVING: RST 21/22, 206ff: »An beiden Stellen
(Briefe
Ecks an B.
Christoph vom 29-10-1520 und 10-11-1520) spricht Eck von einem in Rom
verfaßten
Verzeichnis der zu verbrennenden Bücher, aber er selber sagt
nicht, daß es gedruckt worden sei.
Dagegen erzählt Heinrichmann seinem Bischof, Eck habe von einem in
Rom 'gedruckten' Index
gesprochen. Mag nun hier ein Mißverständnis des
Generalvikars vorliegen oder wirklich ein in
Rom gedrucktes Verzeichnis existiert haben, bisher ist kein Exemplar
des Verzeichnisses
gefunden, das Heinrichmann laut dem Befehl Christophs vom 14-11-1520
drucken lassen sollte
und zwar zugleich mit dem Mandat des Bischofs an seinen Klerus und mit
der päpstlichen
Bulle.«
6. Vgl. o. Anm. 4. - Dokumente Bd 2, 398 u.
Briefmappe 1, 204, 206-209.
7. Dokumente Bd 2, 334 u.445.
8. »Exsurge Domine«:
Absatz »Monemus
super«: Dokumente Bd 2, 402.
9. Vgl. dazu B. Christophs Mandat vom
08-11-1520: SCHRÖDER 168.
10. Vgl. o. Brief 14-10-1520 Anm. 10 und
17-10-1520 Anm.
14.
11. Sprichw. Redensart. 12. Vgl. die Instruktion Leos X. an die
Nuntien: Dokumente Bd 2, 442-445.
13. Zu Bernhard Adelmann s.o. Brief 14-05-1518
Anm. 2 u. A. LIER, Der Augsburger Humanistenkreis
mit besonderer Berücksichtigung Bernhard Adelmanns von
Adelmannsfelden: ZHVS 7 (1880),
68 - 108.
14. Vgl.Brief 18-07-1520.
Dazu GREVING RST 21/22,
206: »Am
29-10-1520 schreibt (Eck)dem Bischofe unter Berufung
auf die Bulle, er müsse dafür sorgen, daß 'man die
luderische büechlin aufheb und verbrann,
darin die irrig artickel, ainer oder meer, befunden würdt. Schick
ich hie ain zedel derselbigen,
wie man sy zu Rhom concepiert haben.' Wenn die Luther gestellte Frist
von 60 Tagen zur Unterwerfung erfolglos abgelaufen sei, dann
würden 'omnia Ludderi
suspecta, und [dann] sol
[man] sy all verbrannen.' Solange aber Christoph nicht sicher
weiß, ob Luther den päpstlichen
Befehlen gehorcht hat oder nicht, kann er sich an die erste Verordnung
halten uned zwar so
lange, bis er vom Papste oder seinen Nuntien Aleander oder Eck
zuverlässige Nachrichten
darüber bekommt, daß Luther hartnäckig geblieben ist;
dann tritt natürlich bezüglich seiner
Schriften die andere Bestimmung in Kraft. - Es ist möglich,
daß Eck vergessen hat, dem Briefe
vom 29-10-1520 das Verzeichnis der Bücher beizulegen; es kann aber
auch sein, daß der
Bischof, der nur daran dachte, die ganze lästige Arbeit der
Publikation der Bulle auf Eck
abzuladen, jenen Zettel weiter nicht beachtet hat.«
Zu den in Augsburg zu
erwartenden Schwierigkeiten s. J. GREVING: RST 21/22, 198f u. 208:
»Man
begreift es, daß Eck nach seinen langen und auch nicht
ungefährlichen Reisen durch
Italien und Deutschland wünschte, endlich einmal einige Zeit ruhig
in Ingolstadt ruhen zu
können (vgl. hierzu B. Gabriel von Eichstätt an B. Christoph
von Augsburg, 02-11-1520
[SCHRÖDER 161]: 'Wir begern nit, daß Eckius personlich zu
uns komen soll: dann er whert nit
gern überlandt, mecht im villeicht not thun, solte im dann ettwas
widerwertigs zusteen, so wollt
man uns dasselbig auflegen'). Kaum hatte er Mitte Oktober den
Augsburger Bischof aufgefordert, die Bulle Exsurge in seinem Sprengel
zu verkündigen, als dieser auf den Rat
seines Domkapitels Eck in einem noch nicht wieder aufgefundenen Briefe
bat, er möge zu ihm,
der in Dillingen a.D. residierte und mit Eck persönlich gut stand,
herüberkommen und mit ihm
über die Angelegenheit Luthers und Adelmanns verhandeln. Christoph
war allerdings gewillt,
dem päpstlichen Befehle nachzukommen, wenn es sein mußte,
aber er wollte, wenn es eben
anging, die ihm gestellten unangenehmen Aufgaben an Eck als
päpstlichen Nuntius abwälzen.
Die lutherfreundliche Haltung der Augsburger Bürgerschaft, die
eine weitgehende
Selbständigkeit dem Bischofe gegenüber eifersüchtig zu
wahren wußte und mit dem Klerus in
keinem guten Verhältnis stand, flößte Christoph sehr
große Besorgnis ein; er fürchtete, wenn er
gegen Luther vorginge, würde sich die Stadt dafür am Klerus
rächen. Darum wünschte er, Eck
möge selber die Verkündigung der päpstlichen Bulle in
der
Stadt Augsburg übernehmen. Dazu
kam noch, daß Eck den Domherrn Bernhard Adelmann, seinen alten
Gegner, in die Liste der
zugleich mit Luther vom Banne Bedrohten aufgenommen hatte; gegen dieses
einflußreiche
Mitglied seines Domkapitels vorgehen zu müssen, war für
Christoph natürlich recht peinlich
(vgl. SCHRÖDER 145 - 153. 155 - 157. 164f; F. ROTH, Augsburgs
Reformationsgeschichte
1517 - 1530. München 1901, 19 - 22. 62 - 65)«. - Ebd.
208: »Die
Stimmung der Bürgerschaft
war so lutherfreundlich, daß (Generalvikar Heinrichmann) noch am
29-11-1520 seinem Bischof
Bedenken darüber äußerte, daß es "nit ganz gut
sein würdet, die lutherischen biechlin zu
verbrennen". Erst am 30-12-1520 war man in der Stadt Augsburg so weit,
daß der Klerus das
Mandat seines Bischofs, das vom 08-11-1520 datiert ist, von den Kanzeln
herab verkündigen
konnte; im übrigen Bistum wird die Publikation der Bulle und des
Mandates wohl erst zu Anfang des Jahres 1521 erfolgt
sein.(SCHRÖDER 151f. 172).«
16. Vgl.auch u. Briefe 12-11-1520
und 11-12-1520. - Vgl. GREVING: RST
21/22, 211 Anm. 1: »Artikel VI der
Instruktion wird von Eck auch mitgeteilt in seinem Schreiben
an B. Georg von Bamberg (12-11-1520) und an Hg. Wilhelm von Bayern (vor
dem 11-12-1520).«
17. Über die Deklaration zur
Instruktion wissen wir nichts Näheres: GREVING: RST 21/22, 211
Anm.1.
18. Andreas Karlstadt, Johann Dolz, Johann
Sylvius Egranus, Bernhard Adelmann, Willibald
Pirckheimer, Lazarus Spengler: GREVING: RST 21/22, 196.
19. Zum Vorausgehenden vgl. GREVING: RST
21/22, 202ff: »Nr. 91 gibt uns
genauere
Auskunft über die verschiedenen Weisungen, die Eck von der Kurie
mitbekommen hat: die
Kommission, die Instruktion und die Deklaration zur Instruktion. Eck
spricht sich kurz darüber
aus, wann und wem er die Kommission vorlegen muß. Bemerkenswert
ist seine Mitteilung, daß
er 'kraft der instruction und dariber[ge]gebne declaration' jene Sechs
in die Bulle Exsurge
aufgenommen hat, daß ferner fünf von diesen schon in Rom
dafür in Aussicht genommen waren,
daß aber der sechste in Rom noch nicht genannt wurde, dafür
aber ein anderer, den er aus der
Liste gestrichen hat. Wer von ihm aus der Bulle herausgelassen und wer
von ihm dafür
hineingebracht worden ist, das verschweigt er leider.- Beachtung
verdient auch die Begründung
dafür, weswegen Leo X. nicht selber jene sechs Namen in die
Instruktion einfügen wollte, wie
Eck es gewünscht hätte; der Papst tat es nicht, weil man
nicht wissen könnte, wer etwa seit Ecks
Abwesenheit von Deutschland "lutherisch" geworden wäre oder
umgekehrt inzwischen von dem
Wittenberger sich abgewendet hätte. Was die Bestimmungen über
die Verbrennung der Schriften
Luthers angeht, so herrschen darüber noch immer falsche
Auffassungen..(In der Bulle heißt es
zunächst = Dokumente zur Causa Lutheri 2, 394): 'Insuper, quia
errores praefati et plures alii
continentur in libellis seu scriptis cuiusdam Martini Luther, dictos
libellos et omnia dicti
Martini scripta seu praedicationes, in latino vel quoscunque alio
idiomate reperiuntur, in quibus dicti errores seu eorum aliquis
copntinentur, similiter damnamus...mandantes...omnibus
et singulis..., ne huiusmodi scripta, libellos, praedicationes seu
schedulas, vel in eis contenta
capitula, errores aut articulos supra dictos continentia legere,
asserere...aut in dominus suis
sive aliis, publicis vel privatis locis tenere quoquo modo praesumant,
quinimo illa statim post
harum publicationem, ubicunque fuerint, per ordinarios et alios
supradictos diligenter quaesita
publice et solenniter in praesentia cleri et populi...comburant.'
Unmittelbar nach der
Publikation der Bulle Exsurge sollten also nur jene Schriften Luthers,
in denen vom Papste
verurteilte Lehren vorkommen, von den Behörden aufgesucht und
öffentlich und feierlich in
Gegenwart des Klerus und Volkes verbrannt werden. Die Bulle kommt dann
auf die Person
Luthers zu sprechen, auf alle Versuche, ihn von seinem falschen Wege
abzubringen und zur
Kirche zurückzuführen. Der Papst beschwört ihn und seine
Anhänger bei Gottes Barmherzigkeit
und Christi Blut, wie der verlorene Sohn in den Schoß der Kirche
zurückzukehren; wenn sie 'per
legitima documenta' ihre Unterwerfung anzeigen würden, sollten sie
die väterliche Liebe und
zarte Milde des Papstes erfahren. Vorderhand soll Luther bloß 'ob
omni praedicatione seu
praedicationis officio' suspendiert sein. Dann wird er mit seinen
Anhängern aufgefordert,
binnen 60 Tagen, gerechnet von der Zeit, wo die Bulle in den
Diözesen Brandenburg, Meißen
und Merseburg publiziert sein wird, von den Irrtümern abzulassen
'librosque ac scripturas
omnes et singulas, praefatos errores seu eorum aliquos quomodolibet
continentes, comburant
vel comburi faciant.' Luther insbesondere soll 'errores et assertiones
huiusmodi' widerrufen,
eine darüber ausgestellte und von zwei Prälaten
mitunterzeichnete, öffentliche, rechtsgültige
Urkunde innerhalb weiterer 60 Tage - 'infra alios similes sexaginta
dies' - nach Rom senden
oder persönlich zum Papste kommen, um seine Unterwerfung zu
erklären; zu diesem Zwecke
wird ihm vollkommen freies Geleit zugesichert (salvo conductu, ebd.
394). Man
war also in Rom
bereit, nach der Publikation der Bulle in Brandenburg, Meißen und
Merseburg gegebenenfalls
vier Monate mit weitern Maßregeln gegen Luther zu warten. Was
aber bestimmte die Bulle für
den Fall, daß Luther und seine Anhänger sich nicht immerhalb
jener 60 Tage beugen wollten?
Dann erklärt der Papst sie für 'notorios et pertinaces
haereticos' ; als solche sollen sie dann von
allen betrachtet werden und den Strafen verfallen, die auf Häresie
gesetzt sind (ebd. 400).
Hierauf kommt der Papst auf das Schicksal zu sprechen, das
Luthers Bücher im Falle
seiner Hartnäckigkeit haben sollen: 'Inhibemus praeterea...,ne
scripta etiam praefatos errores
non continentia, ab eodem Martino quomodolibet condita vel edita, aut
condenda vel edenda,
seu eorum aliqua, tanquam ab homine orthodoxae fidei inimico, atque
adeo vehementer
suspecta, et ut eius memoria omnino deleatur de Christifidelium
consortio, legere,
asserere,...tenere, quoquo modo praesumant, quinimo illa comburant, ut
praefertur.' Erst dann
also, wenn Luther die Frist zur Unterwerfung unbenutzt verstreichen
läßt, sollen alle seine
Schriften verboten sein und verbrannt werden, gleichviel ob sie
häretische Sätze enthalten oder
nicht; denn von da ab soll er als ein Feind des wahren Glaubens und
alles, was er geschrieben
hat und noch schreiben wird, als verdächtig betrachtet werden.
Vorläufig sollten also gemäß
den Bestimmungen der Bulle nur diejenigen Schriften Luthers seitens der
Behörden konfisziert
und öffentlich verbrannt werden, in denen einer oder mehrere der
verurteilten Sätze vorkämen.
Was waren das für Schriften? Wurde ein Verzeichnis davon in Rom
zusammengestellt und
gedruckt?«
21. Vgl. unten Brief 12-11-1520.
22. So hatte Eck den B.von Brandenburg wegen
der indizierten Wittenberger Professoren
Karlstadt und Doltzeg, den Naumburger Bischof (Philipp von Freising)
wegen Egranus aus
Zwickau, den Bamberger wegen der Nürnberger Pirckheimer und
Spengler und den Augsburger
wegen Adelmann informiert.
23. Vgl. GREVING: RST 21/22, 147f: »Am 30-10-15320
teilte (B. Christoph) seinem
Generalvikar Dr. Jakob Heinrichmann mit, dieser solle das Kapitel
davon verständigen, im
Verein mit dem Siegler (Johann Laymann, nachmals Weihbischof in
Augsburg) das Concept für
ein bischöfliches Mandat, welches die Verkündigung und
Beobachtung der Bulle anbefiehlt, zu
Papier zu bringen und in vorsichtiger Weise dem Rat von Augsburg,
'dieweil es daselbs am
maisten sorg auf im tregt', von dem Vorhaben des Bischofs Kenntnis geben«: 24. D.h. die eigentliche Publikation in der
Bischofsstadt, unabhängig von der Causa Adelmann.
25. B.Gabriel von Eyb hatte sein Mandat am
24-10-1520 unterzeichnet (SCHRÖDER 169). Über
den Briefwechsel zwischen Eck und dem Eichstätter Bischof s.
SCHRÖDER 156ff u.160f:
B. Christoph an
Generalvikar Heinrichmann (SCHRÖDER 157f): »Wir haben auf den ratschlag
von unserm capitel der bäbstlichen bullen halb, darauf wir durch
doctor Ecken Martinum
Luther berürend requirirt sein, uns durch unsern canzler
angezaigt, doctor Ecken schriftlich
ersucht und sich hieher zu verfügen gebeten. Der uns aber
dasselbig seiner gelegenhait halben
abschlecht und uns zum andern mal laut gemelter bullen one lengern
verzug fürzugeen zum
höchsten ersucht hat. Derhalben, damit wir nit für ungehorsam
bäbstlicher heilgkait geacht und
dargegeben werden, auch unser und unsers stifts beschwerden, so uns
allerlai ursach halben
hierinn begegnen möchten, zu verhüten, sein wir entschlossen,
die bäbstlichen bull mit
anzaigen, welchermassen wir durch irer heiligkait botschaft damit
requirirt seien, in allen
pfarren und clöstern zu Augspurg und in unserm bistumb offentlich
publiciren und verkunden,
desgleichen einem rat zu Augspurg das zuvor, dieweil es daselbs am
maisten sorg auf im tregt,
ansagen zelassen. Das wöllest also unserm capitel, dess auch zuvor
wissens zehaben, anzaigen,
nachvolgend mitsampt dem sigler ein form, welchermassen wir also
sollich bull im bistumb
zepubliciren und der zu geleben mandirn sollen, begreiffen und uns
zuschicken, darauf unsers
beschaids gewarten, auch einem rat, eemalen die mandat ausgeen, sollich
unser fürnemen, und
das wir es aus schuldigem gehorsam nit umbgeen künden, anzaigen.
Und nachdem unser
thumbherr Bernhardus Adelmann durch bäpstlich heiligkeit in
sonderheit zu reqzuiriren
bevolhen ist, wir auch neben der bull durch doctor Ecken in sonders zum
höchsten und zwaymal
ermant sein, demselben Adelmann die bull hiebei und daneben, das er
sich innerhalb der zeit in
der bull bestimpt des Luthers anhengigkeit, darinn er bei seiner
heiligkeit beschuldigt ist,
purgiren oder von derselben absteenn und sich absolviren lassen solle,
zu verkünden: wa er
auch in demselben ungehorsam erscheinen würde, wider in auf die
peen in der bull begriffen zu
procediren: so wöllest ime den sigler tamquam notarium in
praesentia testium sollichs unsern
bevelch insinuirn lassen, ime aber du zuvor dasselbig anzaigen und ime
insinuiren, uns auch,
das wir es aus schuldigem gehorsam thun müssen und sein gern
vertragen sein wollten,
entschuldigen. So er dann von solcher insinuation oder mandat
appelklirt, so wöllest auch
seiner aposteln deferiren. Und was dir in dem allen begegnet, uns
allzeit berichten.«
B. Gabriel an B.
Christoph 28-10-1520: »Doctor Eck zu Ingolstat
theologus understet sich, vil
ausszerichten, das er in bevelh soll haben a papa in sachen Martin
Luther betreffend. Nun
wollten wir zu unserm teil gern mit Rat unsers metropolitan und ander
suffragane in provincia
handeln, wo es die zeit erlauben wert, damit sich bemelter Doctor Eck
nit mer geprauchet, dann
im wol gezimmet. Sollt an uns nit erwinden, wes not und gut wurde sein,
zum pesten helfen zu
wenden. Wie euer lieb bemeltz Doctor Ecken fürnemen ansehe,
nachdem uns anlangt, ir durch
ine mit publication und in ander weg auf aussgangne bull wider den
Luther ersucht solt sein etc.
Euer lieb welle verhütten, das solch unser schreiben nit an Ecken
lang, aus ursachen etc.«
B. Christoph an B. Gabriel, 29-10-1520: »Wir sein auch durch Doctor Ecken gleichermassen wie euer lieb der publication halben bäbstlicher bullen requirirt und ersucht, darauf wir nochmalen in zweyfel, was uns hierinn zu thun sein wölle, steen, haben Doctor Ecken geschriben und in hieher zu uns ervordert in meinung, mit im vom handel zedisputiren und sovil müglich durch leidlich mittel weg unsern nachtail zu verhüten; wiewol uns euer lieb meinung, wa es zeit und stat gehaben möcht, die best und der recht weg bedeucht. Warten noch, von doctor Ecken, ob er zu uns komen werde oder nitt, antwort. So er kompt, was uns dann von im begegnet, wöllen wir euer lieb...nit verhalten.«
B. Christoph an B. Gabriel, 31-10-1520: »Wie wir euer lieb nehermals angezaigt, haben wirr doctor Ecken zu uns verordnet, der uns aber zekommen abgeschlagen und wiederumb zum andern mal, die bäbstlichen bullen über Martinum Luther ausgangen in unserm bistumb zu publiciren, ernstlich und zum höchsten requirirt. Dieweil wir dann bäbstlicher heiligkeit hierinn gehorsam zu beweisen, auch beschwerden und nachtail, so sonst ausserhalben desselben uns und unserm stift erwachsen möchten, zu verhüten, mit fugen nit umbgeen künden, haben wir unsern officialibus zu Augspurg, welcher gestalt sollich publication beschehen solle, zu beratschlagen und damit fürzugeen bevolhen. Wollten wir etc.«
B. Gabriel an B. Christoph, 02-11-1520: »Wir haben ewr lieb schreiben vernomen und wollen euch nit verhalten, das wir doctor Ecken ein mandat zugeschickt haben, die bullen zu verkünden, nachdem er uns anzaigt hat, er hab die universitet requirirt, die wart auf uns als iren ordinarium. Hat er uns gleichwol widerumb ersucht ad colligendum et comburendum libros lutheranos, haben wir ime darauf antwurt geben: videtur nobis consultum, ut paulatim id fiat, ne obstinati penas et censuras s.d.n. pape ac nostras incurrant, ex qua re multa incommoda evenire possent, que per vos similiter sunt precogitanda etc. Nun hat er uns in vigilia omnium sanctorum (31-10-1520) ein teutsche missiff geschriben und commendirt uns, was wir factum so weit bedenken, mit den worten: 'Dann aufrur zu machen, ist Sanctissimus nit genaigt, sicut fidelis pastor.' Und bedunkt6 uns, der Eck lass zum tail nach, und meldet dannoch, das wir die mandat aussgeen liessen, das man die irrigen pücher antwurtet, wo uns dann gut bedunket; so sy das nit thun wurden, cum comminatione penarum, das alsdann wider sy mwchtb procedirt werden, sub penis bulle etc. Wir begern nit, das Eckius personlich zu uns komen soll; dann er wehert nit gern überlasndt, mecht im villeicht not thun sollte im dann ettwas widerwertigs zusteenn, so wollt man uns dasselbig auflegen. Und können weiter mandat per diocesim nit ausschicken, dann (wir haben kein) copi der bullen, so vidimirt weren, innhal(t derselben) zu handelen,also das sich die sach wol (verziehen mag) und wir gern vernemen wolten, wie solche sach bei kön. mt. und den churfürsten und sonderlich bei unserm metropolitan wurde angesehen, darnach man sich hett zu richten. Wess dann eur lieb erfüre, das dinstlich zun sachen were, uns auch nit verhalten.«
Das Eichstätter
Mandat vom 24-10-1520 (SCHRÖDER 166 - 169): »Gabriel dei gratia
episcopus Eistetensis universis et singulis ecclesiarum saecularium,
regularium ac
monasteriorum praelatis, abbatibus, praepositis, decanis, prioribus,
guardianis, custodibus et
ministris quorumcunque ordinum, etiam mendicantium, nec non decanis
nostris ruralibus ac
parochianis ecclesiarum rectoribus, plebanis, viceplebanis, canonicis,
capellanis, altaristis,
presbyteris ac clericis quibuscunque beneficiatis per diocesin nostram
ubilibet constitutis
omnibusque aliis et singulis, ad quos praesentes nostrae literae
pervenerint quosque
infrascriptum tangit negotium seu tangere poterit quomodolibet in
futurum: Salutem in domino
et nostris huiusmodi, imoverius apostolicis firmiter obedire mandatis.
Quia superioribus diebus
venerabilis et egregius nobis fidelis dilectus Johannes Eckius,
canonicus ecclesiae nostrae,
sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Leonis divina
providentia papae decimi ad
infrascripta nuntius, nos per certas suas missivas, quatenus vobis et
cuilibet vestrum
publicationem quarundam literarum apostolicarum a praefato sanctissimo
domino nostro papa
Romae ap. s. Petrum anno incarn. dom. 1520 XVII. Kal. Julii
pontificatus sui anno VIII.
emanatarum, erroneam, piarum et simplicium mentium seductivam doctrinam
cuiusdam fratris
Martini Luther, olrdinis fratrum heremitarum s. Augustini,
concernentium committeremus,
moveri et requiri fecit: Nos cupientes ex pastorali officii nostri
debito ad salutem subditorum
nostrorum, fidem quoque, unitatem, pacem et tranquillitatem sanctae
matris ecclesiae mentem
nostram dirigere et apostolicis, ut tenemur, parere mandatis. Idcirco
vobis omnibus et singulis
et vestrum cuilibet insolidum commitimus atque in virtute sanctae
obedientiae sub censuris et
poenis in dictis literis apostolicis contentis districte praecipientes
mandamus, quatenus literas
apostolicas huiusmodi, postquam illae sive earundem copiae authenticae
sigillo praelati et
notarii subscriptione munitae per nostrumque in spiritualibus vicarium
vidimatae vobis
praesentatae fuerint, ac omnia et singula in eis contenta in ecclesiis
vestris coram populi
multitudinee, fideli interpretatione praevia, publicetis et intimetis
omnesque utriusque sexus
christifideles, ut literis ipsis apostolicis memoratis sive bullae in
omnibus et singulis articulis,
ipsos et eorum quemlibet respective concernentibus, sub censuris et
poenis in eisdem expressis
pareant et obediant realiter et cum effectu, moveatis et requiratis,
quos nos etiam et eorum
quemlibet tenore praesentium requirimus et monemus, inquantum ipsi sic
moniti et requisiti
ultionem divinam et sanctae sedis apostolicae indignationem poenas
quoque et censuras evitare
voluerint, certificantes eosdem sic monitos et requisitos, quod nos
nihilominus contra rebelles
et inobedientes, si nobis denuntiati fuerint, iuxta et secundum dictae
bullae vim, formam,
continentiam et tenorem ac alias, prout de iure poterimus, procedere
curabimus, ipsorum
inobedientia seu rebellione in aliquo non obstantibus. Datum in castro
nostro montis s.
Wilibaldi die Mercurii 24. mens. Oct. anno a nat. d. 1520 sub nostri
vicariatus sigilli
impressione.«
26. Zu Bischof Christoph von Schrofenstein
von Brixen (gest.29-03-1521) s. EUBEL Bd 3, 155.
Offensichtlich hat sich
B. Christoph von Brixen über die verspätete Zusendung der
Bulle mit der
notariellen Bestätigung der Publikation in Brandenburg, Merseburg
und Meißen beschwert: vgl.
den Ratschlag des Augsburger Domkapitels (ca. 24-10-1520 =
SCHRÖDER 154f): »In negotio
excommunicationis contra Lutherum.
1). Quia sanctissimus dominus noster papa mandat publicationem bullae fieri in ecclesiis Brandenburgensi, Misnensi et Merseburgensi neque constat (saltem per instrumenta publica), quod publicatio in dictis ecclesiis sit facta, unde non videtur, ut dominus Reverendissimus Augustensis ante dictos episcopos in bulla expresse nominatos sese ingerat bullamque hanc publicari demandet.
2). Item Lutherus debet moveri et sui fautores, ut ab huiusmodi erroribus desistant ac libros comburant etc. infra LX dies ab affixione bullae in locis in eadem bulla designatis. Et quia non constat de affixione huiusmodi bullae facta in dictis locis designatis ut praefatur, quare videtur contra fautores suos per alios episcopos et praelatos ad publicationem bullae praedictae procedi non posse.
3). Item quia Sanctissimus mandat episcopis, ut Lutherum et alios, qui lapso termino mandatis apostolicis non paruerint, in eorum ecclesiis haereticos denuntient aut reos, necesse foret constare, quod non paruerint; immo prius citentur ad docendum se paruisse mandatis apostoliciss, alioquin ad videndum se declarari, quae declaratio videturr spectare ad summum pontificem vel nuntium apostolicum. Qua facta et processibus declaratoriis decretis, episcopi ut meri executores tute possent eosdem processus in suis diocesibus facere publicari.
4). Praeterea expedire non videtur, ut dominus Augustensis exemplaria multiplicet seu multiplicari faciat, cum mens bullae sit, ut literae apostolicae vel earum transsumpta exhibita publicentur.
5). Item quia in civitate imperiali Augustensi est commune potentissimum, domino episcopo in temporalibus minime subiectum, quare ipse d. episcopus contra eos secure et sine cleri sui periculo hac in re intromittere minime posset acceptatque oblationem domini protonotarii et nuntii apostolici, ut ipse auctoritate apostolica qua fungitur procedat contra eosdem.
6). Quare es his et aliis motivis opportunum fore videtur, ut dominus protonotarius Eckius dominum Reverendissimum Augustensem, si commode fieri poterit, personaliter accedat, de hac re plenius simul deliberari.
7). In commissione Eckiana non video sibi aliam datam facultatem contra Reverendissimum nostrum Augustensem, quam requirendi suam paternitatem, ut eum adiuvet, qua possit bullam exequi ipse Eckius. Hoc certe auxilium non credo denegaturum Reverendissimum. Non autem reperio Eckium habere potestatem quemquam cogendi ad exequendum.
8). Eckius petit in literis suis, quatenus Reverendissimus mandet omnibus abbatibus, praelatis, presbyteris etc., ut Lutheri errores declarent. Illud non continetur nec in bulla nec in Eckii commissione. Simul et pauci sunt, qui hos errores omnes declarare vel declaratos intelligere possent.«
Vgl. das Schreiben des Sieglers Laymann an Generalvikar Heinrichmann (ca. 24-10-1520 = SCHRÖDER 155f):
»1).Rev. d. vicarie. In causa contra Lutherum nescio, quid domini mei capitulum consuluerint. Tamen quia apud regiam maiestatem sunt duo nuntii apostolici et nescitur, an obtinuerint facultatem publicandi in civitatibus imperii vel ne.
2). Item nescimus, an d. metropolitanus admiserit huiusmodi publicationem per diocesim suam et an alii episcopi etiam publicari fecerint. Quare non videtur consultum, ut Reverendissimus noster Augustensis sit primus praesertim contra Augustenses.
3). Item Eckius obtulit se per scripta propria, quod ipse in civitate facere velit, quia imminet clero Augustensi periculum et laici gauderent habere occasionem in nos quovis modo.
4). Item bulla
originalis non est ostensa neque transsumptum authenticum, sed copia
papirea
per notarium ignotum subscripta. 5). Item dominatio vestra consulere
velit, ut alius notarius
insinuet domino Adelmanno, quia sum vicarius chori iuramento astrictus
dominis canonicis.
Item in examine ordinandorum eidem coniunctus, et propter perfidiam
hominis illius velit me
supportare; persequeretur me odio in aeternum. Mitto copiam de
coronatione regis pro domino
nostro Reverendissimo Augustensi. Sigillifer.«
27. Gemeint ist Ecks Vetter Michael Knab:
vgl. o.Brief 18-02-1519, Anm.25.
28. Es handelt sich nicht um die zwei
Pergamentoriginale, von denen eins bereits von Leipzig nach
Rom gesandt worden war (vgl.u.Brief 11-12-1520), sondern um zumindest
ein in Rom
gedrucktes und gesiegeltes Exemplar, von denen Eck ursprünglich
hundert aus Rom
mitgenommen hatte. - Bischof Georg von Bamberg war der zuständige
Ordinarius für die Affäre
mit Pirckheimer: s.u.Brief 12-11-1520.
29. Vgl.u.Brief 06-10-1520.
30. Eck verweist auf die zentrale
Verpflichtung der deutschen Bischöfe.