Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 120

Eck an Bischof Christoph von Stadion

Ingolstadt?
10-11-1520


Straßburg Stadtarchiv IV, 105
RST 21/22, Nr 95, 217; A. SCHRÖDER: Jb. Hist. Verein Dillingen 9(1896), 169f
[F 146.d]

Eck geht Punkt für Punkt auf den Brief des Bischofs vom 07-11-1520 ein: er lehnt das Ansinnen des Bischofs ab, aufgrund eines bischöflichen Mandats selbst die Bulle »Exsurge Domine« in Augsburg zu publizieren; das sei Sache der Bischöfe. Der Bischof hat offenbar Ecks Brief vom 29-10-1520 falsch verstanden. Eck macht dem Bischof einen Änderungsvorschlag für das Mandat und zeigt ihm die Reihenfolge der Schritte auf, die er bei der Publikation und Exekution der Bulle in seiner Diözese befolgen soll. Die Angelegenheit Bernhard Adelmann hat sich inzwischen erledigt: obgleich dieser Eck erst in die lutherische Sache verstrickt hat, hat Eck ihm mit Rücksicht auf Herzog Wilhelm und den Eichstätter Bischof und aufgrund bestehender, Eck aber nicht bekannter verwandtschaftlicher Beziehungen zu diesem die Absolution erteilt.


Salutem in Domino cum paratissimis obsequiis.

E.f.g. jüngst schreiben hab ich inhalts dreier artikel halber vernommen. (1)

Auf den ersten, das ich die bull mit e.f.g. mandat zu Augspurg verkinden soll und publiciern, weiss e.g., das ich das nit thu noch in befelch hab, das zu thun; allain ordinarii locorum von mir requiriert, sollen darnach subditis die publiciern; (2) zaigt etwas beschwär darin in Augsburg halb: ubi essent lupi, vellet reverendissima paternitas vestra alium mittere, quae animam etiam pro ovibus debet ponere in negotio fidei. Das aber e.f.g. meldt, ich hab mich das erbotten im ersten schreiben, hat dieselbe mein schreiben nit recht vernommen; dann ich hab e.f.g. zugeschriben: ich will selber die von Augspurg requiriern. (3) Das hab ich gethan, inen geschriben und die bull autentisiert mitgeschickt.

Auf solches hat e.f.g. auch auflösung des andern artikel, darin si mir zustelt episcopale mandatum subditos istius requirendi, das ich nit thun kann und das nit befelch hab von nbäpstlicher hailigkeit. (4) Desshalb e.f.g. dasselbig im mandat heraussen lassen: postquam pro parte praefati magistri Joannis Eckii nuntii apostolici fueritis requisiti etc. (5) Aber e.f.g. lassen copiam mandati trucken mit copi der bullen und schicken das durch die pedellen allen praelatis zu und decanis ruralibus und yedlichem sovil exemplaria als er pfarrherrn hat im decanat, wie dann e.f.g. und andere bischöfe ander mandat durch das bistumb verkindet, da nit sovil anligt als an dem: da hangt nervus totius ecclesiastici ordinis und conservatio fidei. (6) Dann solt des Luthers ding für sich geen, noch 10 iahr, werden e. f. g. als mit vil pferden reitten als der bischove von Prag.(7)

Des tritten halb, herrn Bernard Adelmann betreffend, wolt ich e. f. g. nit weiter bemiehet haben; dann es wer im genug gewesen, quod ei certo innotesceret in causa huius modi; (8) hett er darauf wollen geferlichkeit bessern, geben man im zu referiern. Aber wie woll er mir allen unrath zugericht hat, der wider mich her gangen ist, und mich in die lutherisch sach bracht, (9) sie schmachbüchlein wider mich frolockend empfangen und gerümt, hab ich doch in liberiert aus dem unglück in ansechung meines gnädigen herrn von Bairen und meines g. h. von Eistät, (10) dem ich hör das er nach verwant sei, das mir vor ist verborgen gewesen. (11)

 Aus dem versteet e. f. g. wol, was weiter in sachen zu thuen sei nach bäbstlichem mandat, dem dann e. f. g. als ich verhoff gemess leben (12). Denen ich mich underthänig befilch.

 E. f. g. underthäniger
Joann Eckius
Gruß im Herrn mit unserer Dienstbereitschaft!

 In Eurem jüngsten Brief habt Ihr drei Artikel aufgeführt, die ich zur Kenntnis genommen habe:

[1] Auf den ersten, daß ich die Bulle zusammen mit Eurem Mandat in Augsburg verkünden und publizieren soll, soll Eure Fürstliche Gnaden wissen, daß ich das nicht tue und auch gar nicht befugt bin, das zu tun: nur die Ortsbischöfe, die von mir aufgefordert werden, sollen diese ihren Untertanen zur Kenntnis bringen, womit man sich in Augsburg etwas schwer tut. Wo aber "Wölfe" sind, soll Eure hochwürdigste Väterlichkeit einen anderen suchen, der sich im Glaubensstreit für die Schafe opfert. Wenn aber Eure Fürstlichen Gnaden mitteilt, ich hätte mich selbst im ersten Schreiben dazu erboten, so habt Ihr mein Schreiben nicht recht verstanden, denn ich habe Eurer Fürstlichen Gnaden mitgeteilt, ich selbst wolle die Augsburger nur zur Publikation der Bulle auffordern. Das habe ich getan, den Augsburgern geschrieben und die Bulle in autorisierter Form mitgeschickt.

 [2] Im Anschluß daran löst sich für Eure Fürstliche Gnaden auch der zweite Artikel auf, indem Ihr mir das bischöfliche Mandat mit der Aufforderung an Eure Untertanen zustellt: auch das kann ich nicht tun und bin von päpstlicher Heiligkeit nicht dazu befugt. Deshalb soll Eure Fürstliche Gnaden den Passus im Mandat fortlassen, wo es heißt: »nachdem Ihr von seiten des genannten Doktors Johannes Eck, apostolischem Nuntius, aufgefordert worden seid usf,« Statt dessen soll Eure Fürstliche Gnaden eine Abschrift des Mandats zusammen mit der Abschrift der Bulle drucken und beides dann durch die Pedelle allen Prälaten, Landdekanen und jedem einzelnen so viele Exemplare zusenden lassen, wie er im Dekanat Pfarrherren hat: so, wie eben Eure Fürstliche Gnaden und die anderen Bischöfe solche Mandate in ihrem Bistum zu verkünden pflegen. Die Hauptsache ist: davon hängt die Aufrechterhaltung des ganzen Kirchenwesens und die Bewahrung des Glaubens ab. Sollte sich nämlich LUTHERS Sache über weitere zehn Jahre so wie bisher ausbreiten, wird Eure Fürstliche Gnaden bald nur noch so viele Pferde reiten können wie der Bischof von Prag.

[3] Zum dritten Artikel, der Herrn BERNHARD ADELMANN betrifft, wollte ich Eure Fürstliche Gnaden nicht weiter bemühen, denn es ist genug geschehen, ihm diese Sache ausreichend deutlich zu machen. Wollte er daraufhin die Sache abschwächen, soll er das Ganze noch einmal nachlesen. Obwohl er mit übel mitgespielt und mich in die lutherische Sache verstrickt, die Schmähschriften gegen mich freudig begrüßt und gelobt hat, habe ich ihn dennoch von dem Unglück der Exkommunikation absolviert, und zwar mit Rücksicht auf meinen gnädigen Herrn, den Herzog von Bayern, und meinen gnädigen Herrn, den Bischof von Eichstätt. Mit letzterem soll er, was ich vorher nicht wußte, sogar verwandt sein.

 So wird Eure Fürstlichen Gnaden aus Vorgehendem wohl wissen, was in der Angelegenheit in Befolgung des päpstlichen Mandats weiter getan werden muß, dem Ihr, wie ich hoffe, auch entsprechen werdet. Meine untertänige Empfehlung!

Eurer Fürstlichen Gnaden ergebener
Johannes Eckius

1. Vgl.o.Brief 07-11-1520.

2. Ebd Anm.3.

3. Brief 29-10-1520  Anm.23 u.29.

4. Vgl. Brief 07-11-1520, Anm.4.

5. Vgl. das Augsburger Publikationsmandat bei SCHRÖDER.

6. So stellte sich Eck exemplarisch die Publikation der Bulle in den deutschen Diözesen vor.

7. D.h. so verarmt sein wie dieser.

8. Vgl. Brief 07-11-1520, Anm.5f; dazu Brief 29-10-1520  Anm.22.

9. S.o.Brief 14-05-1518.

10.Beide hatten wohl ein gutes Wort für Adelmann eingelegt, so daß Eck am 09-11-1520 die Absolution erteilte.

11. Copia absolutionis testimonii pro B. Adelmann, factae 9 et dati 15 Nov. 1520 (RIEDERER, Nachrichten 2, 70f):
»Ego Iohannes Eckius, Canonicus Eysten., Prothonotarius et Nuncius Apostolicus in negotio Lutherano, a sanctissimo Domino nostro Leone decimo specialiter deputatus, prout in literis sanctitatis suae plenius desuper continetur, his presentibus literis manu mea confectis attestor, quod cum Venerandus Dominus Bernhardus Adelman de Adelmansfelden, Canonicus et Scholasticus Augusten. per procuratorem suum legitimum, Clarissimum virum, Dominum Sebastianum Ylsung, Iuris utriusque Doctorem, coram me proposuisset, quomodo superioribus diebus bulla contra errores Lutheranos Mysne, Merseburgi et Brandenburgi publicata, ipse ut suspectus de favore Lutheri dogmatum per Notarios tum affigentes et publicantes fuerit nominatus, et in executione bulle scripta expressus, sese autem per omnia obedientem preceptis sancte matris ecclesie filium asseruit et obtulit, et alia in animam suam fieri iussit, promittendo, que de iure et consuetudine in huiusmodi negotio fieri debent, et desuper absolutionem saltem ad cautelam humiliter ea, qua debuit, exhibitione, petiit. Quare ad requisitionem, exhibitionem et petitionem nomine dicti Domini Bernhardi factam, piissimi Domini nostri Leonis Decimi Pontificis Maximi benignitatem et iussa sequentes, eundem eiusdem sanctissimi Domini nostri auctoritate specialiter mihi in hac parte concessa, prestitis prius ad manus bona fide loco iuramenti de detestando omnem heresim et quorumcunque errores et de parendo mandatis ecclesie, absolvi et ab omni pena, quam quomodolibet incurrisset, vel presumeretur pretextu dicte suspitionis et publicationis incurrisse, absolutum declaravi, restitui et restitutum declaravi, omnibus prioribus fame et honoribus et unitati sancte matris ecclesie restituendum, ad honorem Dei et sancte ecclesie. Acta sunt hec Auguste Vindelicorum IX. Novembris anno gracie millesimo quingentesimo vigesimo. In quorum omnium fidem et testimonium precipue absolutionis facte has literas manu mea scriptas et sigillo a tergo impresso munitas ei tradidi, die decima quinta mensis Novembris, anno virginei partus millesimo quingentesimo vigesimo.«

12. Zum Ganzen vgl. die folgenden Schreiben:

B. Christoph an Generalvikar Heinrichmann (12-11-1520 = SCHRÖDER 17o): »Nachdem wir versteen, das du dich mit doctor Ecken aller sachen der mandat halben vertragen habest, verwundert uns, das du uns dasselbig nit auch zuschreibst und berichtest. So wir aber daneben auch vernemen, das in andere bistumb mandata und exemplar der bull gedruckt werden, so wölest unsere mandata und copias der bull auch, sovil in unserm bistumb notdürftig sein, trucken, aber nit aussgeen lassen, bis wir von dir der handlung mit doctor Ecken bericht werden und wir dir hierinn bevelch thun.«

B. Christoph an B. Philipp von Freising (12-11-1520 = DRUFFEL 586): »Nu ist nit weniger, wa diese sach sonder person und nit bäbstlich heiligkait selbs berurte, wir auch nit daneben westen und verstünden, das J. Heil. gewislich selliche bull ausgeen lassen und das furnemen nit so ernstlich, wir wern nit schuldig noch willens gewest, sollich requisicion anzunemen; haben dannoch nit underlassen bei Dr. Ecken allerlai weg zu suchen, damit wir sollichs lasts mochten überhoben werden; so wir aber kein enderung noch verzug erlangt, und zum andern mal requirirt sein, tragen wir fürsorg wo wir Bä. Heil. in dem, darinnen uns noch kain widerstand begenet ist, ungehorsam erfunden werden sollten, es möchte uns und unserm stift daraus merkliche beschwerd und nachtail erwachsen. Derhalben wir ein mandat wellicher gestalt solliche bull in unserm bistumb publicirt werden solle, stellen lassen,dasselbig sampt der bullen ze drucken und mit allem dazu gehörig bereit zu machen, bevolen haben, sover uns anders nichtzit, dann wir jetzo wissen, begegnen werde, das wir sollich publicacion allenthalben in unserm bistumb furgeen lassen mugen, anders oder bessers wie E.L. in diesem fall auch nit anzuzaigen noch ze raten wissen. Wolten wir derselben etc. Datum Dillingen Montag nach Martini 1520.«

Generalvikar Heinrichmann an B. Christoph (12-11-1520 = SCHRÖDER 171): »Uff e.f.g. bevelch hab ich uff huyt dato doctor Ecken e.f.g. brieff sampt ainem mandat ververtiget, bei aignem potten gen Ingeldstatt (dann er hie wider hinweg ist) geschickt und verviegt, das im solchs in beisein öttlicher gezuigen geantwurt werde (wie sich die sach schickte, solchs bewisen werden möchte). Es hat mein g.h. von Bamberg die bäpstlichen bullen doctor Birkhaimern und Lazaren Spenglern, ratschreibern zu Niremberg, insinuiern lassen (vgl. u. Briefe 12-11-1520 und 05-12-1520), wie dann die baid in ierem getruckten usschreiben bekennen [Text u. Brief  05-12-1520 Anm. 1]. Ob aber ier gnad sunst die bullen publiciert haben, wais ich nit. Als doctor Eck hie gewesen, hab ich mancherlai disputirt und red mit im gehalten, sonderlich dieweil in der bullen stee, doctor Luthers biechlin, so die damnierten errores in sich hielten, verprent werden sollen, und welche die selbigen seien, nit angezeigt, werde das ain irrung bringen etc. Sagt Eck, zu Rom sei ein index, solche irrige biechlin begreiffend, getruckt, hab er gewänt, des bemelten indicen e.g. ainen zugeschickt, so aber das nit gescheehen, wölle er e.g. oder mier noch ain überantwurten und sei noch zu zeit die andern lutheranischen biecher, qui tales errores non contineant, nit nott zu verprennen, donec veniat secunda iussio. Eck hat doctor Ilsungen tamquam procuratorem her Bernhardts Adlmans absolviert; darumb hern Bernharts halb weiter zu handeln, nit mer not ist...« - Generalvikar Heinrichmann an B. Christoph (20-11-1520 = SCHRÖDER 172): »Huyt nach mittag ist diser eingeschlossner brieff von doctor Ecken hieher kommen...befind ich, das bemelter d. Eck nit allain in uslassung der Clausel: postquam pro parte laut seins schreibens, so e.f.g. hiebei ligend seehen würdet, ersettigt, besonder hat er noch mer in e.g. mandat usgethon. Wiewol nun nit gros daran gelegen, so wäre doch vil besser, solch clausel, erst jüngst durch in usgethon, wäre beliben; dann dardurch vil gfarlichait, sonderlich in Augspurg, verhiet wurde, da nit ganz gut sein würdet, die lutherischen biechlin zu verbrennen. Wie nun e.f.g. gemiet istt, sonch uslassung e.g. gefallen, oder die clausel bleiben zu lassen, doctor Ecken anzuzeigen, steet zu e.g., derhalb ich dann e.g. beid, vorig und ietz jüngst doctor Ecken schreiben zugeschickt.«