Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr. 121

Eck an Bischof Christoph von Stadion

Ingolstadt?
10-11-1520)


Straßburg Stadtarchiv IV, 105
RST 21/22, Nr 95, 217; A. SCHRÖDER: Jb. Hist. Verein Dillingen 9(1896), 169f
[F 146.d]

Eck hat auf Bitten Sebastian Ilsungs dem Ersuchen des Bischofs entsprochen, in der Angelegenheit des Domherrn Adelmann nach seinen Vorstellungen zu verfahren. Er hat die Sache mit dem Generalvikar beraten. Eck äußert sein Befremden über das Augsburger Domkapitel. Auf Wunsch des Generalvikars sendet Eck ihm eine in Rom entstandene und jetzt von Eck ergänzte Liste der Schriften Luthers. Kapitelsschreiber Kneißl hat die Druckaufträge der Bulle für Eichstätt und Regensburg an den Drucker Andreas Lutz in Ingolstadt ausgefertigt. Von Aleanders Wirken hat Eck noch keinerlei Nachricht.

Reverendissime Pater!

Ich bin yetz zu Augspurg gewesen aus geschäft meiner g.h., wiewol ich das abgeschlagen hett, aber doctor Ilsung (1) schrib mir und bewegt mich darzu. (2) Hett ich ganz im willen fir e.g. herab ze reiten, ward doch zu nacht ains anders zu ratt aus ursachen. Hab ich da alle ding mit e.g. vicari (3) geredt, wie im zu tund sei in dem fal(4). Nimpt mich ser fremd an eueren canonicos, das sy sich also in die sach schicken; (5) vermainent sy nit, wirt dem bapst und bischove ir oberkait entzogen, die laien werden sy fir unsers herren junkherren halten? Man sicht wol, wie die canonici in Bohemia yetz besteen. (6)

Allain so die bull underschytt die büchlin, begert der vicari die selbigen anzuzeigen; schick ich hie mit, wie zu Rhom sint die aufzeichnet worden; (7) darnach hab ich etlich aufzeichnet, die ich erst heraus funden hab. (8) Maister Hanns Kneüßlin hat geschickt zu trucken exemplaria auf Eistett und Regenspurg, wie e.g. vicari wol weißt, ging es in ainem zu. (9) Darmit ich totum et quantum possum me vestrae reverendissimae paternitati commendo.

Mein gsell, der zu dem kaiser ist geschickt, (10) hat mir noch kain buchstaben geschriben, was er ausgericht habe (11).


Hochwürdigster Vater!

Ich bin jetzt in Geschäften meiner gnädigen Herren in Augsburg gewesen, obgleich ich das abgelehnt hätte, wenn mich nicht Dr. ILSUNG angeschrieben und mich dazu überredet hätte. Ich wollte eigentlich für Eure Fürstliche Gnaden dorthin reiten, mußte aber über Nacht aus anderen Gründen dorthin, um Rat zu erteilen. Ich habe dort jedoch alles mit Eurem Generalvikar besprochen, was er in diesem Fall tun soll. Vom Verhalten Eurer Domherren bin ich sehr befremdet. Glauben sie etwa, daß die Laien, wenn Papst und Bischöfe ihre Herrschaft verlieren, sie für "die Junker unseres Herrn" halten werden? Man sieht doch, wie es den Domherren in Böhmen jetzt ergeht.

Da die Bulle zwischen den lutherischen Büchern Unterschiede macht, verlangt der Generalvikar, diese zu nennen: ich schicke daher hiermit eine in Rom angefertigte Liste. Ich habe einzelne Titel ergänzt, die ich später gefunden habe. Der Kapitelsschreiber HANS KNEISSL hat den Druck von Exemplaren der Bulle für Eichstätt und Regensburg veranlaßt. Wie der Generalvikar wohl weiß, geschieht das gemeinsam. Ich empfehle mich daher Eurer Väterlichkeit ganz und gar und nach Kräften.

Mein römischer Gefährte, der an den Kaiserhof gesandt wurde, hat mir noch kein Wort geschrieben, ob er mit seiner Mission erfolgreich war.

1. Dr. Sebastian ILSUNG war 1515 an der Reform der Universität Ingolstadt beteiligt (WIEDEMANN 33; s. Brief  19-12-1514 Anm.4); überbrachte als Prokurator das bischöfliche Mandat für den von Eck indizierten Augsburger Domherrn Bernhard Adelmann, der daraufhin am 09-11-1520 von Eck absolviert wurde. Vgl. RST 21/22, 199.

2. Vgl. o. Brief  10-11-1520 Eck an B. Christoph (1) Anm. 12. - RST 21/22, 199f.

3. Generalvikar Heinrichmann.

4. S. o. Brief  10-11-1520 Eck an B. Christoph (1) Anm. 12

5. Zum Verhalten des Augsburger Domkapitels s. SCHRÖDER 115.

6. Vgl. o .Brief 10-11-1520 Eck an B. Christoph (1) Anm.7.

7. Die bull underschytt die büchlin:
»Exsurge Domine«: »Insuper, quia errores prefati et plures alii continentur in libellis seu scriptis cuiusdam Martini Luther, dictos libellos et omnia dicti Martini scripta...in latino vel quocumque alio idiomate reperiantur, in quibus dicti errores seu eorum aliquis continentur, similiter damnamus...Mandamus, quatinus infra Sexaginta dies...ipse Martinus, Complices, fautores, adherentes et receptatores predicti...libros ac scripturas omnes et singulas, prefatos errores seu eorum aliquos quomodolibet continentes comburant vel comburi faciant.« (Dokumente zur Causa Lutheri Bd 2, 394 u.398ff). - Zur Bücherliste aus Rom (leider verloren) s. o. Brief 29-10-1520 Anm. 5 u. Brief 10-11-1520 Eck an B. Christoph (1) Anm. 12..

8. Vgl. Briefmappe 1, 200, 206ff.

9. Kapitelsschreiber Hans Kneißl: über ihn s. Briefmappe 1, 170. - Der Ingolstädter Drucker Andreas Lutz führte die Druckaufträge für Eichstätt und Regensburg aus: K. SCHOTTENLOHER, Magister Andreas Lutz in Ingolstadt, der Drucker der Bulle »Exsurge Domine«: Zentralblatt für Bibliothekswesen 32 (Leipzig 1915), 249-266.

10. Hieronymus Aleander: vgl. o. Brief 18-07-1520 u. unten 09-02-1521.

11.  S. jedoch u. Brief 17-02-1521.