Briefwechsel Eck
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Reformationsgeschichte
Nr. 126
Eck an Bischof. Christoph Stadion von Augsburg
Ingolstadt
23-11-1520
Eck beklagt das Zögern des Augsburger Rates, die päpstliche Bulle drucken zu lassen, obgleich er andererseits die Drucklegung der Schriften Luthers fördert. Wer daran schuld ist, wird später zu klären sein. Jetzt ist zunächst die Publikation der Bulle vorrangig. Eck hat in Heinrich Lutz in Ingolstadt einen Drucker gefunden, der dazu bereit ist. Der Bischof soll nur schnell das Publikationsmandat schicken. Ein Bote soll dem Bischof dann so schnell wie möglich Druckexemplare zustellen. Zwei Tage nach der Abreise des sächs. Kf. Friedrich aus Köln sind dort zahlreiche Schriften Luthers verbrannt worden. Der Bischof soll seinem Boten Wildbrett für ein Festgelage mitgeben. Eck dankt dem Bischof, daß er sich für ein Augsburger Kanonikat zu seinen Gunsten einsetzen will. Die Domherren wollen Ecks päpstliche Instruktion und die damit verbundenen Sonderrechte nicht zur Kenntnis nehmen.
Salutem cum paratissimis obsequiis.
E.F.G. schreiben mit anzaigung wie es mit dem trucken zu gangen sey zu Augspurg etc. (1) des inhalts vernommen: Unnd wie wol fremd ist zu hören, das die herren von Augspurg bißher haben lassen trucken alle ketzerische büchlin des Ludders, das sy yetz nit wöllen verginnen, bäpstliche bull zu trucken, unnd wol weg weren, darinn zehanndlen: aber das stell ich yetz zu ru; zu seiner zeit würdet es wol an tag kommen, wer daran schuldig sey. Nun kann man das nit underlassen, man muß ye die bull publicieren unnd darob haben, es nimpt sunst die ketzerey von tag zu tag zu. Hab ich hait geredt mit ainem gsellen, der wils fürderlich trucken. Darum schick allein E.F.G. nur das mandat zu, das auff erichtag(2) schon künfftig vorhanden sey. Will ich achten, das E.F.G. als bald es sein mag die exemplaria hab; wils E.F.G. wol darnach bey ainem aigen botten zu schicken. Zu Cöln als H. Friderich churfürst von Sachsen hin weg ist zogen, zwin tag darnach hat man des Luders büchlin in magna copia verbrennt.(3) Es solt E.F.G. den botten nit also ler schicken: solt jm ain wiltbret anhencken, das ich yetz gut herren darzu künd laden. Ich bedanck mich auch hoch gegen E.F.G. gnedigs erbietten in der sach das canonicat betreffendt.(4) Die herren wöllen nit wissen, was ich fir ain ius habe: sy habent ye kain copey darvon behalten wöllen, wiewol ich kain sorg trage, leichtlich bey bäpstlicher H. mich zu providiern, das mir mein ius volgen werdt. Allain wolt ich lieber, es geschech mit freuntschafft unnd gutem willen, dann das man erst muß suchen den »Compelle intrare«(5): Wie wol ich auch nit kan faren lassen, was mir Gott unnd das recht gibt. Commendo me his vestrae Reverendissimae Paternitati tanquam patrono meo colendissimo. Ex Ingolstat XXIII. Novembris Anno gratiae M.D.XX. E. Reverendissimae Paternitatis et
Dominationis |
Gruß und bereitwilliger Gehorsam! Euer Schreiben, mit dem Ihr mir anzeigt, wie es um die Drucklegung der Bulle in Augsburg bestellt ist, habe ich erhalten. Es ist jedoch befremdlich für mich zu hören, daß die Herren in Augsburg bisher sämtliche ketzerische Schriften LUTHERS haben drucken lassen, jetzt aber nicht an den Druck der päpstlichen Bulle herantreten wollen, obgleich es doch Wege gäbe, den Druck durchzuführen. Ich stelle das aber jetzt zurück; zu gegebener Zeit wird es an den Tag kommen, wer an allem schuld ist. Man kann es jedoch nicht unterlassen, die Bulle zu veröffentlichen und darauf zu drängen, da sonst die Ketzerei von Tag zu Tag zunimmt. Ich habe heute mit jemandem gesprochen, der die Bulle in Zukunft drucken will. Deshalb möge Eure Fürstliche Gnaden mir das Mandat zusenden, damit es am kommenden Festtag des Heiligen Erich bereits gedruckt vorliegt. Ich will dafür sorgen, daß Eure Fürstliche Gnaden dann sofort Exemplare erhält und sie Euch mit eigenem Boten zugeschickt werden. Zwei Tage, nachdem Kurfürst
FRIEDRICH VON
SACHSEN Köln verlassen hat, sind dort
LUTHERS Bücher in großer Zahl verbrannt
worden. Eure Fürstliche Gnaden möge den Boten
nicht ohne alles zurücksenden, sondern ihm ein
Wildbret mitgeben, damit ich gut gesinnte Herren
damit bewirten kann. Auch möchte ich mich bei Eurer Fürstlichen Gnaden sehr dafür bedanken, daß Ihr Euch gnädig in der Sache des Kanonikats bereit erklärt habt, meine Interessen zu vertreten: die Domherren wollen nichts von meinem Rechtsanspruch wissen, haben keine Kopie davon entgegennehmen wollen. Trotzdem bin ich ganz unbesorgt, daß ich beim Papst damit leicht Erfolg haben und mein Recht erhalten werde. Ich hätte aber lieber, das Ganze könnte in Freundschaft und mit gutem Willen abgewickelt werden, als daß man erst Zwang ausüben muß, obgleich ich auch nicht auf das verzichten kann, was mir Gott und das Recht zuteilen. Ich empfehle mich hiermit Eurer Hochwürdigsten Väterlichkeit als meinem hochverehrten Patron. Aus Ingolstadt, 23. November im Jahr der Gnade 1520. Eurer Hochwürdigsten Herrschaft |