Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 134

Eck an Bischof Ernst von Passau
Ingolstadt
11-01-1521


München BayHStA, Passauer Blechkastenarchiv 134/28
[F 003.h]


Eck verweist auf seinen Brief vom 01-01-1521: er hat dem Bischof wegen der Publikation der Bulle einen eigenen Boten geschickt. Einige Bischöfe haben brieflich um Aufschub der Publikation gebeten, was dazu führte, daß Eck sie schließlich auf die kanonischen Zensuren in der Bulle hinweisen mußte. Der Bischof von Augsburg hat die Bulle veröffentlicht, der Eichstätter und der Freisinger nach Festsetzung einer Frist durch Eck die baldige Veröffentlichung angekündigt. Der Regensburger Bischof hat Probleme mit dem Drucker, ähnlich der Bamberger. Eck wird ihnen allen wohl Boten mit Kopien seines Kommissionsbriefes schicken müssen. So gewährt er auch Bischof Ernst nur noch eine letzte Frist von fünfzehn Tagen, die Bulle im Dom verlesen zu lassen und dann so schnell wie möglich für einen Drucker zu sorgen, der das Mandat für alle Prälaten, Kollegiatskirchen, Dechanten, Pfarrherren und Ordensleute der Diözese ausfertigt. Zu diesem Zweck hatte Eck dem Bischof als Vorlage das Eichstätter Mandat zugesandt. Er sendet jetzt den Mandatstext, auf den sich die Bischöfe von Augsburg und Regensburg geeinigt haben. Bischof Ernst soll erst dann zum Reichstag in Worms abreisen, wenn er Ecks Forderungen entsprochen hat, da sonst andere Bischöfe Eck vorwerfen könnten, er behandle den Passauer Bischof schonender als sie. Er soll dem Boten Ecks eine Nachricht mitgeben.

Reverendissimo patri ac Illustrissimo principi et domino D. Ernesto Insignis ecclesiae Pataviensis administratori, Comiti Palatino Reni, Baioariae utriusque duci etc.
domino suo clementissimo.

S.p. cum paratissimis obsequiis.

Misi nuper ex Landshuta, Illustrissime princeps et Reverendissime pater, proprium nuncium ad vos super publicatione bullae apostolicae (1). Nam literis aliqui episcopi quesiverunt dilationem huius negotii, quos primum dulciter rogavi (2), et dum preces et hortamenta nichil promovebant, ad censurarum commonitionem percussi (3). Itaque obtinui, ut Reverendissimus episcopus Augustensis publicavit (4). Identidem et Eistettensis, Frisingensis praefixo sibi termino (nescio enim quid Innocentissimum illum et devotum episcopum hactenus retardaverit) iam per vicarium michi renunciavit, quod primum se publicaturum bullam (5); Ratisponensis idem promisit, cum quod Jmpressor eum impedit, sed Jmpressor finiet iam feria 3. proxime futura (6). Idem pollicitus est Bambergensis (7). Nescio quem tumultum iuriste et medici excitarunt, quod theologos [...]: cogor proprium nuncium ad eos destinare cum copia auscultata commissionis meae (8).

Itaque, Reverendissime pater et princeps, sicut prius rogavi et oravi Illustrissimam p.v., ita nunc quam instantissime obsecro, et nomine S.D.N. Leonis papae X. requiro et moneo, ut infra spatium XV dierum bullam eandem publicari curetur Jn ecclesia cathedrali (9), et deinceps quam primum impressor vos expedire poterit (cui sit dilatione onus imprimendi imponatum) per totam diocesim publicare faciat (10) destinando mandatum ad omnes prelatos, ecclesias collegiatas, omnes decanos rurales, plebanos oppidorum et monalium locorum (11); misi nuper formam mandati episcopi Reverendissimi Eistettensis (12): nunc episcopi Augustensis et Ratisponensis in forma concordant (13) et illud mitto.

Reverendissima et excellentissima p.v. non abeat ad conventum principum [...] prius quam viserit illud negotium expediendi (14), quia alioquin posset vobis esse praeiudiciale apud sedem apostolicam et vicini episcopi contra me clamarent, quasi ego vellem parcere excellentissimae d.v., cum esset [...] meus dominus, cum tum ipsis saepe petentibus dilationem dare recusaverim (15).

Rescribi faciat petenti nuncio, mentem [...]
Illustrissima d.v., cui me potissimum commendo.

Ex Ingoldstad XI. Januarii Anno gratie M.D.XXI.

E. Reverendissimae p. et Illustrissimae d. deditissimus capellanus
Eckius nuncius apostolicus.
Dem Hochwürdigsten Vater und Erlauchtesten Fürsten und Herrn Ernst, Administrator der erlesenen Kirche von Passau, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Ober- und Niederbayern usf.,
seinem gnädigsten Herrn.

Liebe Grüße mit bereitwilligstem Gehorsam!

Erlauchtester Fürst und Hochwürdigster Vater: Ich habe neulich aus Landshut einen eigenen Boten zu Euch geschickt wegen der Publikation der päpstlichen Bulle. Denn einige Bischöfe haben in Briefen um einen Aufschub dieser Sache nachgesucht; auch diese hatte ich zunächst höflich gebeten. Als aber Bitten und Ermahnungen nichts bewirkten, bin ich zur Ermahnung unter Verweis auf die päpstlichen Zensuren übergegangen. So habe ich durchgesetzt, daß der Hochwürdigste Bischof von Augsburg die Bulle publizierte. Ebenso haben die Bischöfe von Eichstätt und Freising inzwischen nach Festsetzung einer Frist (ich weiß nämlich nicht, was jenen frommen und eifrigen Bischof bisher abgehalten hat) schon durch ihren Generalvikar Nachricht gegeben, sobald wie möglich zur Veröffentlichung der Bulle zu schreiten. Dasselbe versprach der Bischof von Regensburg; in seinem Fall lag es am Drucker, der jedoch in den nächsten drei Tagen fertig sein wird. Das Gleiche versprach der Bischof von Bamberg. Ich weiß nicht, welchen Aufruhr Juristen und Mediziner ausgelöst haben, weil sie auf die Theologen Druck ausüben, die Bulle nicht zu publizieren. Ich sehe mich gezwungen, einen eigenen Boten zu ihnen zu schicken mit einer Kopie meiner Kommission.

Daher, Hochwürdigster Vater und Fürst, flehe ich Euch inständig an, wie ich bereits einmal Eure Erlauchte Väterlichkeit dringend gebeten habe, und ich ersuche und ermahne Euch im Namen unseres Heiligen Vaters Papst LEOS X., innerhalb einer Frist von fünfzehn Tagen für die Drucklegung der Bulle Sorge zu tragen. Sie möge dann im Dom, und später, sobald der Drucker (dem dann die ganze Last der Drucklegung auferlegt ist) in der Lage ist, diesen Auftrag für Euch auszuführen, überall in Eurer Diözese der Öffentlichkeit bekanntgemacht werden. Dabei ist das Mandat an alle Prälaten, Kollegiatskirchen, Landdekane, Stadtpfarrer und Leutpriester in kleinen Orten zu richten.

Ich habe Euch neulich die äußere Form des Mandats gesandt, das zuerst der Bischof von Eichstätt und jetzt auch die Bischöfe von Augsburg und Regensburg in der Textgestalt übereinstimmend angenommen haben, und sende sie jetzt erneut.

Eure Hochwürdigste und hervorragende Väterlichkeit möge nicht zum Fürstenkonvent abreisen, bevor sie für die Erledigung jener Sache gesorgt hat, da sonst beim apostolischen Stuhl eine Vorverurteilung Eurer Person erfolgen könnte, und Eure Nachbarbischöfe wiederum sich bei mir beschweren könnten, als wollte ich Eure Väterlichkeit als meinen Herrn schonen und ihnen selbst, die so oft darum ersucht hatten, keinen Aufschub einräumen.

Eure Erlauchte Väterlichkeit, der ich mich sehr empfehle, möge dem wartenden Boten in diesem Sinne Nachricht für mich mitgeben.

Aus Ingolstadt, am 11. Januar im Jahr der Gnade 1521.

Eurer Hochwürdigsten und Erlauchtesten Herrschaft
ergebenster Kaplan
Eck, apostolischer Nuntius.




1. Vgl. o. Brief 01-01-1521, Anm.1.

2. Brief 01-01-1521, Anm. 8.

3. Vgl. »Exsurge Domine«.

4. Im Falle des Augsburger Bischofs hatte Eck wohl erstmals zu der »commonitio censurarum« gegriffen: Briefe  29-10-1520 (1) Anm. 23 u. 29; 10-11-1520 (2) Anm. 5f.

5. Die Bischöfe von Eichstätt und Freising hatten durch ihre Vikare Mitteilung gemacht, sie würden die von Eck festgesetzten Termine einhalten.

6. An der Verzögerung des Regensburger Druckes war der Drucker Andreas Lutz in Ingolstadt "schuld".

7. Auch der Bamberger Bischof versprach die Publikation: vgl. Brief 05-12-1520, Anm. 6.

8. "Juristen und Ärzte" hindern die Theologen am Gehorsam: Eck greift jetzt zum Mittel, jedem säumigen Bischof einen Sondernuntius mit einer Kopie seines Kommissionsbriefes (vgl. Brief 18-07-1520) zu schicken.

9. Erneute Fristsetzung von 15 Tagen (vgl o. Brief 01-01-1521, Anm. 10).

10. Dann solle der Bischof eiligst einen Drucker suchen, eine Hauptschwierigkeit bei der Bullenpublikation (vgl. Brief 22-11-1520, Anm. 6ff).

11. Vgl. Brief  10-11-1520 (2) Anm. 6.

12. Das Mandatsformular des Eichstätter Bischofs sollte zunächst als Vorlage dienen.

13. Jetzt soll das Augsburger und das Regensburger Mandat dem Bischof von Passau als Muster gelten.

14. Der Bischof wird aufgefordert, zuerst die Bullenpublikation zu veranlassen, bevor er sich zum Reichstag nach Worms begebe.

15. Vgl. o. Brief 01-01-1521, Anm. 9.