Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr.142

Eck an Pfarrherren, Bürgermeister und Rat zu Ingolstadt
Rom
04-12-1521


München BSB Autographensammlung

Eck bestätigt, in Pollimg das Schreiben der Geistlichkeit, des Bürgermeisters und des Rates von Ingolstadt erhalten zu haben, in dem ihm das erbetene Nutzungsrecht aus einem Ablaß an der Ingolstädter Stadtkirche U.L. Frau bestätigt worden war. Eck erwähnt, daß er wegen der Ablaßausschreibung schwere Kritik hat einstecken müssen und wünscht daher, daß Herzog Wilhelm eingeweiht wird. Eck will abwarten, wie sich der noch nicht gewählte neue Papst zu den bereits gewährten Ablässen verhalten wird.


Den wirdigen und erberigen [...] pfarher, Burgermaister und Rat in Ingolstat, meinen gnedigen Herren.

Alles guets zuvor, günstig gebiettend herren.
Wie ewer würd unnd weißheit mir gen Pollingen (1) geschriben haben, also hab ich die indulgentz erlangt, die ich hie mitschick, unnd wie wol ich etwas unwillig was, ursach, das ain bub gemacht ain (...) glauben, unnd mich wol darin usgericht ewers ablaß halb, ist do bey mir die eer Mariae mer geacht gewesen, dan die mein: darumb hab ich die expedirt unnd schick euch solliche zu. (2)
Mit dazu unnderscheid, das ir das vor ansagt meinem g.h. dem landtfürsten, (3) damit, so ich unnser frawen und euch dienen will, ich nit ungnad erlanng, unnd wie wol mein frummer bapst gestorben ist, hat kain not: will ich allweg bey dem neuen bapst, wer der wirdt, (4) erlangt restitutionem, ob er indulgentias antiquas revocieren wurdt: (5)

Darmit mich euch befelhennd.
Datum Romae IIII. Decemb. 1521.
Ewer willig
D. Eck.
Den würdigen und ehrbaren Pfarrherrn, Bürgermeister und Rat in Ingolstadt, meinen gnädigen Herren.

Alles Gute, in Eurem Amt wohlwollend regierende Herren!

Im Hinblick darauf, was Ihr mir nach Polling geschrieben habt: so habe ich das geforderte Ablaßprivileg erlangt und sende Euch das Dokument beiliegend mit.
Obgleich ich mich darüber geärgert habe, wie Ihr wegen dieses Ablasses mit mir umgesprungen seid, so ging es mir bei dieser Angelegenheit doch mehr um die Ehre Mariens als um die meine.
Deshalb habe ich den Ablaßbrief ausfertigen lassen und sende ihn Euch zu.
Zur Sache gehört aber auch, daß Ihr zuvor meinem gnädigen Herrn, dem Landesfürsten, davon Mitteilung macht, damit ich nicht, der ich Unserer Lieben Frau und Euch dienen will, in Ungnade falle und auf alle Fälle beim neuen Papst eine Bestätigung dieses Ablasses erhalte, falls er ältere Ablässe aufheben sollte.

Damit empfehle ich mich Euch.
Gegeben zu Rom am 4. Dezember 1521.
Euer williger
Doktor Eck.



1. Eck hatte sich wegen der Pest bis zu seiner zweiten Reise nach Rom im Oktober 1521 im Augustinerchorherrenstift Polling bei Weilheim aufgehalten, mit dessen gelehrtem Propst Johannes Zinngießer (1499-1530) er befreundet war.

2. In Rom hatte sich Eck die Einkünfte einer Ablaßausschreibung an der Ingolstädter Stadtkirche Zur Schönen Unserer Lieben Frau (seit 1425) erworben, die in Ingolstadt offenbar angefochten wurde. Vgl. GREVING, Pfarrbuch 19: »Noch in den Jahren 1520 und 1521 ward von Rom aus ein Ablaß bewilligt, um der schwer verschuldeten Kirche zu helfen.« - Aloys SCHULTE, Die Fugger in Rom 1, 90 »teilt die Regesten der beiden bis dahin unbekannten Ablaßbullen vom 20-06-1520 und vom 29-11-1521 mit und erinnert zugleich daran, daß Eck, der damals noch Pfarrer von St. Moritz war, während der Ausstellung der Bulle von 1520 in Rom geweilt hat, um die Exkommunikation Luthers zu betreiben. Eck war auch in der Zeit des Erlasses der zweiten (Verlängerungs-)Bulle in Rom«: GREVING 19 Anm.3.

3. Hg. Wilhelm von Bayern.

4. Am Ende der Sedisvakanz nach dem Tode Leos X. (01-12-1521) wurde am 09-01-1522 Hadrian VI. zum Nachfolger gewählt.

5. Der Landesfürst soll gegebenenfalls bei der Aufrechterhaltung des Eck gewährten Rechtes auf die Einkünfte helfen, falls der neue Papst die alten Ablässe revozieren sollte.