Der Papst hat durch ein Schreiben Ecks erfahren, daß dieser die Absicht hatte, persönlich nach Rom zu kommen, wegen des Ausbruchs der Pest jedoch in Trient umkehren mußte. Hadrian bedauert das, da er durch Johannes Fabris Fürsprache und die ihm zugesandte Schrift Ecks über das Bußsakrament und die Ohrenbeichte ihn gern persönlich kennengelernt hätte, einmal, um Informationen über die lutherische Häresie zu erhalten, und weiterhin, um Rat über geeignete Heilmittel gegen diese Krankheit einzuholen. Da Eck sich bereits als Nuntius in Deutschland bewährt hat und bei den deutschen Fürsten und Prälaten, wie auch beim Herzog Wilhelm von Bayern, in hohem Ansehen steht, soll er dafür sorgen, daß die Luthersache auf dem bevorstehenden Nürnberger Reichstag mit Vorrang behandelt werde. Zu diesem Zweck soll Eck daran persönlich teilnehmen. Deutschland soll nicht das Schicksal Böhmens erleiden. Der Papst ist bereit, alles Notwendige zu veranlassen. Dazu benötigt er jedoch ausführliche Informationen über die Lage in Deutschland, die Eck ihm brieflich beschaffen soll. Hadrian kündigt ein gesondertes Breve an Herzog Wilhelm an, in das Eck Einsicht nehmen soll.
Adrianus papa VI. Dilecte fili, salutem et apostolicam
benedictionem! Quare nihil est sub sole, quod ardentius desideremus, cum videamus occasione dicte heresis innumeras quotidie animas perdi, paucis existentibus, qui se murum pro domo dei opponere..., sed plerisque omnibus potius, que sua quam quae Jesu Christi sunt, querentibus. Verum postquam praesentia tua ad praesens frui nobis negatum est, votoque nostro in hoc frustrati sumus: quanto popssumus studio, devotionem tuam in domino hortamur, ut - pro tua erga fidem catholicam, religionem nostram et animarum salutem pietate ac zelo, quem, dum felicis recordationis Leonis X. antecessoris nostri mandato in re Lutherana in Germania nuncii apostolici fungeris, probe demonstrasti, et quem scripta tua testantur - istic quidem omne studium, curam atque diligentiam, necnon gratiam et auctoritatem, quibus cum apud ceteros Germanie nostrae principes atque prelatos, tum apud dilectum filium, nobilem virum Wilhelmum, palatinum Rheni, utriusque Bavarie ducem, polles, in hoc adhibeas, ut ipsi principes atque prelati vel tandem hoc negocium dei super omnia alia cordi capiant, et talia in dicta sua imperiali Nurembergensi (ad quam, si forte nondum inisti, te personaliter accedere cupimus) adversus sectam Lutheranam remedia decernant, quibus illa a Germania nostra exterminari et pernitiosissimum hoc animarum aconitum extingui possit, priusquam eis ultra dissimulantibus rabiem hec eo usque procedat et in tantum invalescat, ut amplius remedio locus non sit, neve (quod deus avertat) tale quod ipsi Germaniae eveniat, quale Bohemie olim evenit. Nos certe paratisumus, omnia cumulatissime praestare, quae hac in re a nobis desiderari et per nos prestari possint, et si proprius sanguis in hoc effundendus esset. Sed quia de materia ipsa non satis instructi sumus, te in domino requirimus ac rogamus, ut consilia super hac re tua, et quid pro bona negotii huius directione tam nostra quam aliorum ex parte opus esse iudices, nobis per litteras tuas (quandoquidem viva voce non potest) plenissime explices. Facies in hoc, ut ipse optime nosti, deo gratissimum obsequium, ac rem tua professione prioribusque factis et scriptis tuis dignam, et denique nos et dictam sedem tibi plurimum demereberis. De fratre Leonardo latius scribimus memorato Wilhelmo duci, domino tuo, prout ex ipsis brevibus, quae lecturum te credimus, videbis. Datum Romae apud sanctum Petrum sub annulo piscatoris die prima Decembris MDXXII, pontificatus nostri anno primo. T[heodoricus] Hezius. (In dorso: Dilecto filio magistro Joanni
Eckio, sacrae theologiae professori,
notario nostro.) |
HADRIAN VI., Papst. Wie erfreut Wir gewesen wären, wenn Ihr Eure Reise, die Ihr (wie Wir erfahren haben) zu Uns nach Rom unternehmen wolltet, hättet durchführen können: um so mehr ist es bedauerlich für Uns, daß Ihr wegen des Gerüchtes, daß hier die Pest wüte, von Trient aus in die Heimat zurückgekehrt seid. Wir sind nicht etwa deswegen unwillig Euch gegenüber,denn Ihr wart ja bester Absicht und entschlossen, hierher zu kommen, sondern Wir bedauern, daß Uns die Gelegenheit entgangen ist und Wir Euch, den Wir durch Empfehlung bedeutender Männer und besonders durch die Lobpreisungen Eurer Person durch Unseren geliebten Sohn JOHANNES FABRI sowie zuletzt aufgrund Eurer bedeutenden Schriften als nicht nur bewährten, klugen und eifrigen Mann, sondern auch als kenntnisreich in allen Wissenschaften sowie der Theologie kennengelernt haben, von Angesicht zu Angesicht hätten kennenlernen und volle Information hätten erhalten können über alles, was mit der verderblichen und gottlosen Häresie MARTIN LUTHERS und aller seiner Gefolgsleute zusammenhängt, und auf welche Weise man vielleicht dieser so verderblichen Krankheit endlich mit Gottes Hilfe begegnen und wirksame Heilmittel gegen sie anwenden könnte. Es gibt daher nichts »unter der Sonne«, was Wir heißer herbeisehnen würden, da Wir sehen, daß durch das Aufbrechen dieser erwähnten Häresie täglich unzählige Seelen verloren gehen und dabei nur wenige sich als »Mauer um das Haus Gottes« zu scharen bereit sind, viel zahlreichere aber lieber »das Ihre suchen, als das, was Jesus Christus betrifft«. Da Uns nun Eure Gegenwart hier zu genießen zur Zeit verwehrt ist, ist Unser Verlangen danach enttäuscht worden: so sehr Wir nur vermögen, ermahnen Wir Eure Demut gegenüber dem Herrn, daß Ihr bei Eurer Frömmigkeit und Eurem Eifer für den katholischen Glauben, unsere Religion und das Heil der Seelen Euch, der Ihr durch Mandat unseres Vorgängers LEOS X. seligen Angedenkens in der Luthersache in Deutschland das Amt eines apostolischen Nuntius wahrgenommen und Ihr Euch dabei als bestens bewährt erwiesen habt, was auch Eure Schriften bezeugen - in dieser Angelegenheit allen Eifer, Sorge und Sorgfalt, auch Gunst und Autorität dazu in Anwendung bringt, um bei Unserem geliebten Sohn, dem edlen Herrn WILHELM, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Ober- und Niederbayern, zu bewirken, daß die Fürsten und Prälaten endlich diese Sache Gottes vor allen anderen beherzigen und auf dem Nürnberger Reichstag (an dem Ihr nach Unserem Wunsch persönlich teilnehmen sollt, wenn Ihr nicht schon dort seid) gegen die lutherische Sekte solche Heilmittel anzuwenden beschließen, durch die jene aus Unserem Deutschland ausgetilgt und dieses verderblichste Seelengift von Grund auf beseitigt werden könnte, bevor durch das Mimikri der Ketzer die Tollheit so sehr fortschreitet und überhand nimmt, daß kein Heilmittel mehr wirkt und (was Gott verhüte) dasselbe in Deutschland passiert, was einst in Böhmen stattfand. Wir selbst sind fest entschlossen, alles in reichlichem Maße zur Verfügung zu stellen, was von Uns gewünscht und durch Uns bewerkstelligt werden kann, und wenn das eigene Blut dafür vergossen werden müßte! Da Wir jedoch über die Angelegenheit selbst nicht ausreichend unterrichtet sind, fordern Wir Euch im Herrn auf und bitten Euch, daß Ihr Eure Ratschläge zur Sache und was zu ihrer guten Bewältigung Ihr als von Unserer wie von anderer Seite für notwendig erachtet, Uns brieflich (da es ja nun mündlich nicht geht) ausführlich darlegt. Ihr werdet damit, wie Ihr selbst am besten wißt, Gott den größten Gehorsam leisten und Euch um eine Sache, die Eures Amtes und Eurer früheren Taten und Schriften würdig ist, und schließlich um Uns und den erwähnten apostolischen Stuhl äußerst verdient machen. Über Euren LEONHARD VON ECK schreiben Wir in Unserem Bericht an Herzog WILHELM, Euren Herrn, wie Ihr aus den Breven selbst, deren Lektüre Wir Euch anvertrauen, ersehen werdet. Gegeben zu Rom beim Heiligen Petrus unter dem
Siegel des Fischerringes |