Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck
Nr.149

Instruktion der herzogl. Kanzlei zu München für Johannes Eck

München
?-02-1523


München BayHStA Oefele 26, fol 49r - 52v; Kopie München BSB, Clm 1376, fol 149r - 152v
WIEDEMANN, Eck 680 - 684
Vgl. WIEDEMANN, Eck 185ff

Die in vier Punkte gegliederte >Instruktion< der Münchner Kanzlei an Eck führt die Aufträge, die Eck an der römischen Kurie im Namen der Herzöge Wilhelm und Ludwig vertreten soll, näher aus. Er soll dabei Rat und Hilfe des herzoglichen Sollicitators Dr. Caspar Wirt in Anspruch nehmen:
1). Eck und Wirt sollen die von Leo X. bereits signierte Supplikation der bayerischen Herzöge bezüglich Reform und Visitation der Klöster in ihrem Herrschaftsgebiet durch den neuen Papst bestätigen lassen. Hadrian möge in der Sache eine Bulle und Indult gewähren. Die dazu erforderliche Taxe soll die Fuggerbank in Rom vorstrecken.
2). Der neue Papst soll einen vertraglich bereits 1522 geregelten Benefizientausch zwischen Bischof Philipp von Freising und den beiden Herzögen bestätigen: die Pfarrei Tanning soll dem Kloster Schäftlarn inkorporiert werden. Eck soll Dr. Ilsung in Augsburg Bericht geben.
3). Die Pfarrei Hohenwart soll dem Frauenkloster gleichen Namens inkorporiert werden. Wirt hat im Auftrag der Herzöge dieses Anliegen bereits Leo X. gegenüber vertreten. Zwar sei eine entsprechende Supplikation durch den Papst gegen eine hohe Taxe signiert worden, jedoch stelle die Kurie jetzt für das Frauenkloster unerschwingliche neue Geldforderungen.
4). Herzog Ludwig weigert sich, die nach der Resignation des Freisinger Dompropstes Dietrich Mayer auf seine Dompropstei zugunsten des Domherrn Dr. Jakob Rudolf von der Kurie geforderten Annaten zu bezahlen. Eck soll dafür sorgen, daß der in diesem Sinne von der Kurie angesprochene Prokurator der Herzöge Dr. Johann Winkler in Ruhe gelassen und die Sache fallen galassen wird.



Instruction.

Von wegen der durchleuchtigen Fürsten, unserer genedigen Herrn Herzog Wilhelmß und Herzog Ludwigs in Bajrn etc. Sol der Wirdig hochgelert herr Johannes Eckh der heyligen Schrifften doctor, ordinari und vice cancellir unserer universitaet zu Jnngolstat, am Babstlichen hove zu Rom, sobald er itz hinein khombt mit rate und hilff Jrer Fr.G. Sollicitators, doctor Casparn Wirts, hernach angezeigte henndl Bey Bäbstlicher Heyligkeit handlen und sollicitieren.

Erstlich. Nachdem Unser genediger herr Herzog Wilhelm in Bairnn der Zeit er das fürstenthumb Bairn nach absterben seines herrn und Vatters herzog Albrechts seligen gedechtnuß etlich Zeit allein regirt, Unnserm allerheiligisten Vatter Babst Leon im ersten Jar seiner heilikeit regierung Von wegen der Klöster in Bairn reformation und Visitation ain suplication genedicglich zugelassen und signiert hat, wie dann derselben signirten suplication ain lautter abschrift sambt vier Babstlichen Bullen so von Vorigen Bäbsten Weyland herzog Ludwigen und herzog Albrechten in Bairn löblicher gedächtnuß in disen fall auch gegeben sein hiepey gefunden werden.

Sol darauf gedachter doctor Egkh und Caspar Wirt dieselb signiert Suplication in Registro zue Rom widerumb suchen, und Babstliche heiligkeit der widerumb erinnern Und berichten lassen, Mit demütiger bit, dieweil mitler Zeit Unser genediger herr herzog Ludwig neben Unseren genedigen herrn herzog Wilhelmen in die Regierung des Fürstenthumbs ober Und Nider Bairlands chomen sei, das sein heiligkheit beden Fürsten herzog Wilhelmen und herzog Ludwigen und Jren Nachkhomen in lautt der punct und artickhl in signirter supplication vergriffen, ain Bull und Jndult, wie sich in disem Fall sambt andern Nottürftigen Clauslen gebürt (geben wöll, damit Jr Fürstlich gnad unnd Jr Nachkhomen Jre Clöster der sy der merer Thail Vogt, beschützer und beschirmer). Und Von Jren Vorelteren fürsten von Bairn mererteilß gestifft, Und ob den achtzigkh seien, durch erber geschickt Person visitieren, reformirtn, und in zeitlicher und geistlicher Regierung in wesen behalten mugen.

Und Waß über Expedicion solcher Bullen geen, und die Tax sein wirdet, des soll er sich aigenntlich zu Rom Bey doctor Casparn Wirt, unnd Babstlichen officieren erkhunden, Unnd Unnser gnedig herrn solchs darnach berichten. Wöllen Jr F.G. allsdann daz Gelt hinein durch der Fugger pannkh verordnen.

Es sol auch doctor Egkh sunderen müglichen Vleiß ankhern, samit sollich Bull in optima forma cum clausulis oportunis et necessariis gestelt und erlangt werd. Wie dann solchs die alten Bullen auch die alt Jnstruction darauß die signiert suplication vergriffen ist, mit Jren Clauslen unnd Artiklen auch in sich halten.

Fürs ander, so haben die hochwirdig und durchleuchtig Fürsten Unser gnedig herrn Herr Philips Bischof zu Freysing an einem, Herzog Wilhelm und Herzog Ludwig von Bairn anders Thailß vergangen Jars ain abred und vertrag ains Wexels hernach angezaigter Beneficien halb mit einander gemacht, doch auf Babstlicher Heyligkheit bewilligen und zulassen. Allso, daß bemelter Bischof von Freysing als ordinari mitsambt Dechant und Capitl des Thumstiffts daselbs Jr ordennlich gerechtigkhait und Lehenschafft der pfarrn Tanyngen Jn der Fürsten von Bairn Landgericht Wolfertzhausen gelegen, vermellten Fürsten und Jrm Closter zu Schefftlarn auß sondern hernach angezeigten ansehlichen Ursachen mit Bewilligung des ietzigen Pfarrers zu Tanyngen, Graf Jörgen von Ortenberg zugestellt, allso: daz dieselb pfarr Tanyngen pleno jure dem Closter Schefftlarn ad eorum mensam und ad victum amovibilem durch Bapstliche Heyligkheit Incorporiert und uniert sol werden salvis tamen juribus episcopalibus.

Entgegen haben die Fürsten von Bairn dem Bischof und Stifft zu Freysing Jr jus patronatus, so sy auff der Meß zu Egkh gehabt, die dann gegen der pfarr Tanyng vill pesser und nuzlicher ist, dem Gottshauß Schefftlarn zu gnaden auch zugestellt, Unnd sonderlich Jrm Gotzhauß zu Schefftlarn zu gutem, und darumb gethan, dieweil dasselb Closter untter ainem perg am Wasser der Jser dermassen ligt, so der fluß desselben Wassers durch die guß, die von den hohen gepirgen chomen, sich meren und aufsteigen, daß allsdan dasselb Closter in großen periclen und verlicheit steet, unnd sich besorgen muß, die ungestuemb des Wasserfluß möcht daz Closter gar hinreißen, darzue so werden Wissmeder, gärtten und grundt, davon das Closter sein täglich narung mit unnderhaltung Jrs Viehs und annderem nemen sol, zu Vil Zeitten dermassen durch die Wasserguß verschütt und verderbt, daz man alda kain narung gehaben und nit wol wonen mag. Unnd aber die pfarrn Tanyng unnd derselben pfarrn Widemb, gegen scheftlarn über Und demselben Closter daselbs dermassen gelegen ist, daß durch die Ungestümb des Wassers derselben pfarrn khain abpruch beschechen, Und das Closter sein unterhalt, wonung und narung mit Viehe Und leuthen ganz wol haben. Unnd wo es not thun wird, dahin transferiert werden möcht, demnach haben die Fürsten von Bairn sollichen Wert mit dem Stifft Freysing fürgenomen, unnd darauf der Bischof von Freysing und sein Capitl, auch Graf Jörg von Orttenberg Thumbpropst daselbs, als diser zet Kirchherr zu Tanyng, dergleich die Fürsten von Bairn allerseit samentlich unnd sonndterlich Jren procuratoren gen Rom die sachen committiert, und nemblich doctor Casparn Wirt von Wirßberg, unnd dem von Schirntingen bevolchen, über solchen Wexl Vertrag und hanndlung am babstlichen hove nottürftig Bullen unnd brief den teilen zu erlangen. Es hat auch yeder Teil auf die sach durch der Fugger pannckh sein gellt hinein geordnet. Aber ob die Expedition über dise sachen laut der obvermelten partheyen Instruction Und Mandat Von dem bemelten procuratoren beschechen sei oder nit, des ist bißher khain bericht aus Rom khomen, demnach sol vorgenanter doctor Egkh sich bey den vermelten procuratoren, wie die sach stee, aigentlich erlernen, sollicitiren, unnd anhalten, ob die berürt sach am babstlichen hove durch sy noch nit expediert were, damit sie darinn fürderlich handlen, die Expedirn Unnd lennger nit anhanngen, dann periculum in mura est. -

Wo auch die procuratores ainichen manngl an gelt oder annderen hetten, über daz so Jnen auf die sach hievor hinein und dafür man es hellt genugsamlich verordent ist. Unnd wie doctor Egkh den handl finndet solchs zu stund an Unseren gnedigen herrn oder doctor Jllsung gen Augspurg zueschreiben.

Unnd in allweg alle müglicheit ankern, damit dise sach auch fürderlich expediert werde.

Zum Dritten, so ist doctor Casparn Wirt verschiner Jar durch Unnser gnedig herrn die Fürsten von Bairn bevolchen worden, die pfarrn hochenwart dem Frauen Closter hochenwart am Babstlichen hove zu erlangen, damit dieselb pfarr demselben Closter auch unirt wurd. Unnd wiewol die Abbtissin daselbs demselben Caspar Wirt auf die sach Biß in die zway oder dreyhundert gulden gen Rom verordnet, darauf dan ain Suplication durch die Babstlich Heyligkheit für daz Closter hochenwart signirt, unnd die pfarrn durch Babstliche Heyligkheit zu uniren frey bewilliget. Jst doch darnach durch doctor Casparn Wirt heraußgeschriben worden, alls khönne sollich union nit mer frei, sondern müesse mit etlichen artickhlen und zusätzen beschechen, die aber dem armen Frauen Closter, allß sy Unnser gnedig herrn berichten, in Vilweg beschwerlich unnd hievor unerhört sein. Demnach soll doctor Johann Egkh mit doctor Casparn Wirt hanndlen, Unnd wo es doctor Caspar selbstß nit sollicitirn wolt, allssdann für sich selbß allen muglichen Vleiß bei Bäbstlicher Heyligkhait ankhern, damit sein Heyligkhait vermelte pfarrn Hohenwart dem Closter frei incorporier, Jn Bedenkung desselben Closters armut, unnd das der Abbtessin unnd Convent bißher von den vorigen Pfarrern Vil Jrrung unnd eintrag beschechn. Und in groß Unnottürftig unnd verderblich Cost unnd scheden derhalben gebracht sein. Wie dann des auß an den hiebey liegenden briefen unnd schriften lutterer bericht genommen mag werden.

Zum Viertten. Alls Weylend herr Dietrich Mayr Thumprobst zu Freysing dieselb sein Thumbprobstei verschiner Jar dem Durchleuchtigen Fürsten Unserm gnedigen Herrn Herzog Ludwigen von Bairn resignirt, darauf derselb Herzog Ludwig derselben Thumbprobstei Frucht und Nuzung biß in das ander Jar durch doctor Jacoben Rudolf Thumbherrn zu Freysing eingenomen, Unnd dann doctor Johann Winkhler derzeit der Fürsten von Bairn procurator zu Rom, über sollich resignacion nottürftig brieff expedirt. Aber die annuata, wie sich von sollichen Beneficium unnd dignitaet gebürt, unnd zu Rom der gebrauch ist, nit bezalt, noch solliche annuata derselben Zeit erfordert worden, hat darnach unnser gnediger herr herzog Ludwig solliche Thumbprobstei Graf Jörgen von Orttenberg frei übergeben, Unnd von den eingenomen Früchten sein fürstlich gnad selbs nichts empfangen, noch in seinen Nutz gewendt, Sonnder die eins Theilß Umb Gotzwillen auch zu dem pau Kathedralis ecclesiae Unnd zu der Thumbprobstei vermelten Graf Jorgen alls angeenden Probst gegeben.

Nun Wirdet Doctor Johann Winkhler allß procurator Umb die annuata zu Rom itz angesprochen, Unnd hat darauf Unnsern genedigen herrn Herzog Ludwigen ersucht, Jn indemnem zu releviren und zehalten, dagegen Vermaint sein genad, Er hab der Thumprobstei wie vorsteet nit genossen, well auch der nit entgellten.

Demnach sol Doctor Egkh Vleisß haben Bei den Cardinelen unnd Officieren zu Rom, dz Sy die sach falln, unnd den Winkhler weitter Unbetrübt lassen auß Ursachen, die er wol weiß anzezeigen.