Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 153

Eck an Hg. Wilhelm von Bayern
Rom
28-03-1523


München BayHStA
DÖLLINGER, Beiträge zur pol., kirchl. u. Culturgeschichte 3, 1882, 144 - 147
Vgl. WIEDEMANN, Eck 187ff

Eck ist durch einen Zufall dahinter gekommen, daß Papst Hadrian VI. im Begriff steht, dem Erzherzog Ferdinand von Österreich den dritten Teil aller geistlichen Einkünfte nicht nur in seinen Erblanden, sondern auch in Bayern für die Finanzierung eines Türkenzuges zu bewilligen. Für den Augenblick hat Eck zwar versucht, die Sache zu hintertreiben, rät jedoch, die Herzöge sollten sofort selbst um jenes geistliche Drittel nachsuchen. Eck hat beim Sekretär des Papstes Theodor Hezius zwei Bullen einsehen können, in deren einer der Bischof von Trient als Collector für diese Aufgabe genannt wird. Er hat die Sache mit dem päpstlichen Orator Hieronymus Balbus besprochen und ihn aufgefordert, das Notwendige dem Papst selbst vorzutragen. Eck zählt das Unrecht auf, das den Herzögen, die sich so engagiert gegenüber der lutherischen Ketzerei verhielten, dadurch geschehen würde, wenn man, noch dazu über die Köpfe der betroffenen Bischöfe hinweg, ihre Geistlichkeit besteuere und sie so gegenüber dem jungen Erzherzog herabsetzte. Ein Konflikt zwischen den beiden Dynastien Bayerns und Österreichs sei vorprogrammiert. Der Türkenzug wird damit nicht gefördert, sondern eher behindert. Eck hat darauf verwiesen, daß die bayerischen Herzöge in den letzten Jahren vieles für die Abwehr der Türken in Krain und anderswo getan hätten, auch durch Musterung des Landvolks und Werbung von Bundesgenossen. Auch planten sie selbst, eine Türkensteuer zu erheben, wenn auch noch keine Beschlüsse darüber gefaßt wurden. Eck berichtet vom Erfolg, den er dann bei der Papstaudienz in dieser Sache erzielte: der Papst hat verboten, die beiden Bullen ohne erneute Prüfung herauszugeben und Eck an den Auditor Camerae verwiesen. Die Herzöge sollen Eck ihre Vorstellungen schriftlich mitteilen. Sie sollen auch überlegen, wie sie Geld für den Türkenkrieg auftreiben könnten. Er bittet bei dieser Gelegenheit um ein neues Beglaubigungsschreiben. Eck rät zu einer Versammlung der bayerischen Landstände, um so eine Türkensteuer zu beschließen und dabei zu überlegen, wie auch der Klerus seinen Teil beisteuern könne. Die apostolische Signatur verwirft oft mehr als die Hälfte der eingereichten Supplikationen. Der Papst macht sich damit viele Feinde. Hadrian will in der vorösterlichen Fastenzeit keine Audienzen abhalten und in dieser Zeit über die lutherische Sache Beschlüsse fassen. Eck wird den Herzögen darüber Bericht erstatten und seinen Rat mitteilen.



Durchlauchtiger H. Fürst!

E.f.G. seien mein viel willig Dienst etc. Gnädiger Herr!

Als ich einen freien Zugang habe zu dem Secretär des Papstes, habe ich da ein wenig gesehen aus einer Bull, dass man dem Erzherzog Ferdinand gab Gewalt, Steuer auf die Pfaffen zu legen. Desshalb hab ich mir andere Ursach fürgenommen, hab mit ihm zu morgen essen , und da ob dem Tisch angefangen, davon zu disputiren, damit ich aus ihm brächte die ganze Meinung der Bulle; wie er mir darnach nach dem Essen zwei gezeigt hat und ich die gelesen.

Die erste hält in ihr, dass der Papst bestellt collectoren den Bischof von Trient von Bisthum, Stifte, Klöster, keines ausgeschlossen, wes Ordens sei, von allen beneficia seiner Erblanden, den dritten Theil aller Gult und Aufhebens, und wenn die gesammelt seien, soll das Geld durch den von Trient dem Erzherzog Ferdinando geantwortet werden, damit er ein Zug möge vornehmen wider den Türken. In der anderen Bulle da thut er Meldung der ersten Bull, und so selbig Zug wider die Türken nicht allein zu gute komme den erblanden des Erzherzogs, sondern auch den anstossenden: so gibt er ihm auch die Gewalt zu sammeln den dritten Theil im Stift Salzburg und Herzogthum Baiern, so fern die Bischöfe ordinarii das zugeben.

Nach diesem hab ich angefangen, die Sach zu beschwören: das von Nöthen wäre b.H. wer der Sache bericht: Hieronymus Balbus möchte einst Alles anzeigen, das von Nöthen wär. Das wäre ein unerhörtes Ding, den Drittheil geben dem, der in keiner Rüstung ist etwas zu thun wider den Türken und dass es nicht geschehe mit Wissen und Willen der ordinariorum. Meine Herren hätten auch einen Bruder Administratorr zu Passau, der möchte sich das hoch beschwören und daraus viel Unwillen erwachsenn.

So ist keine Meldung geschehen, dass der Fürst seine weltlichen Unterthanen auch anlegen wolle, und würde die Priesterschaft achten, es sei eine tyrannische Finanz etc. etc. und der und der andern Bull halber, soll B.H. ja keineswegs nicht gestatten, denn das soll noch der Papst, noch der erzherzog im Sinn nehmen, das sei in dem Fürstenthum Baiern, wollten disponiren, das meinem Herrn zugebührt. Und zudem das sei nicht worden ausrichten, so würde auch ein unwillen werden zwischen den beiden Fürsten, dem Hause von Baiern und dem Hause von Oesterreich, dass er sich das wollte unterstehen zu thun oder hat dürfen begehren in Schmälerung des Hauses von Baiern. daraus kürzlich an, dass etliche Herrschaften an das Haus von Oesterreich gekommen wären. Dazu so möchte der Papstt bedenken, was unwillens die Fürsten von Baiern würden empfangen, dass Päpstliche Heiligkeit sie dermassen verachten. Dann so sie so christlich sich hielten in der verdammten lutherischen Ketzerei und der Papst entgegen sie verachten und vernichten und so gering schätzen gegen einen Fürsten von Oesterreich; dass er ihnen wollte disponiren lassen von den geistlichen Prelaten und anderen Priestergütern des Fürstenthums Baiern.

Also wird der Zug wider den Türken nicht gefördert, sondern gehindert. So ist auch wissentlich, dass mein Fürst von Baiern jetzt viele Jahr löblich regiert hat in gutem Frieden und Gerechtigkeit seiner Unterthanen, mit Sieg und Triumph gegen seine Feinde; dass er auch hoch betrachtet den Einbruch des Türken, und den vorigen all sein Landesvolk gemustert hat, und zu der, wer sich schicket, dazu mit seinem Schwager und andern Fürstenheere, auch Bundgenossen beworben, weil der Türk mit Heereskraft lagert zu Crain oder anderer Länder, dass er ohne Zweifel ihn vertreiben wird von dannen mit der Hilfe Gottes und das Baierland entschütten. Dazu so fleissig lasst die Prozession, Amt und Geläut wider den Türken halten alle Freitag, als in keinem Fürstenthum deutscher Nation. Und in solchem Fleiss wollte der Papst ihm einen jungen Fürsten vorziehen und ihn disponiren in seinem Fürstenthum. So er selbst bedacht ist mit gutem Fug und Willen der unterthanen, ein Geld zusammen treiben, wiewohl er noch nicht endlich entschlossen ist, in was Weg, und ichh warte noch hier, dass mir schreibe e. fürst. G., was er nothdürftig würde sein vom Papst in diesen Sachen. Wie wohl kann er das mit gutem Frieden und Bewilligung haben für gemeine christliche rettung von den Bischöfen und Prelaten, würde er b.h. nicht bemühen etc. etc. mit viel andern Worten: Habe ihn dazu bewegt, dass er ganz meiner Meinung war, und seien hinauf in das Papstgemach gegangen. Der gibt nicht so gern Audienz als Papst Leo. Ich bin nur vier Mal bei ihm gewesen. Also der Sekretär hat das dem Papst angezeigt. Da hat der Papst verboten, die Bullen nicht hinaus zu geben ohne weitern Befehl, und uns geschickt zu Auditore Camere. der ist der vieren einer, damit der Papst alle Ding ausrichtet, hab ich auch die Beschwerdenn alle hoch angezogen, haben die Bullen gelesen auf ein Neues. Endlich sein sie mir geben worden, dass ich die lese uns auszog, was möchte unwillen machen, bin also heut XII Stund an in palatio gewesen. ein Stückl in der Bull hab ich heraus gezogen, wohl böslich geschrieben, denn ich hab geeilt. Man liess mir die nicht aus dem palatio; sie waren sonst signiert und plombiert, man soll sie nur heimtragen haben. Also hab ich aufgezeichnett die Ursachen, dass der Sekretär die Nacht dem Papst liest und anzeigt. Hat auch mir befohlen; denn er wollte gern dem Erzherzog zu Willen werden, wollte doch nicht, dass Aergerniss, Zwietracht entstünde. Das will ich noch hernach thun. Doch mit Kürze, dass ich mich nicht vergreife. Diess habe ich Alles in guter Meinung gethan, E.f.G. zu ehren und ihrer Jurisdiction zu Guten: was E.f.g. darin bedacht sei, mag mir das schreiben lassen, will ich keinen Fleiss sparen.

Und so von Nöthen wird sein, dass E.f.g. mit seinen Brüdern Provision thun; denn der Türk wird nicht feiern. Und sieht's E.f.g. für gut an, so mein ich: ich will das gar wohl und fleissig ausrichten, dass man ein Geld zusammen brächt in einer Vorsehung wider den Türken, aber in gutem, ehrbarem, ordentlichen Mass. Dass E.f.g. nur ein Mandat zuschicket, dass ich handelte laut der beiliegenden instruction.

Auch einen neuen Credenzbrief desshalb an Päpstliche Heiligkeit, und in der instruction dermassen bgriffen würde: doch besser's E.f.g. mit sammt ihren verständigen Räthen. Ich kann nur ein klein rathen, als ein armer Theologe. E.f.G. mit sammt ihrem Bruder hätte (und also soll es auch geschehen) oder wäre in Willen, ihre Landschaft versammeln, und mit der rathschlagen, sich mit der Gegenwehr zu rüsten wider den Türken. Auch die grossen Steuer durchaus lassen zu gehen durch beide Fürstenthume, und selbe Steuer gesammelt behalten würde, bis dass ein Zug wider den Türken vorgenommen werde. Dass b.H. auch verwillige, so das den Glauben betreffe. Die Geistlichkeit auch ihren theil gebe. also die auf ihre Pfründ besitzen decimam oder octavam; und alle pensiones den vierten Theil, und die ad curiam pensioniren, den halben Theil der Pension. Und dass nicht der Papst vermeinte, dass E.f.g. selbiges am Eigennutz wenden wolle, so gefiel es E.f.G., dass seine Heiligkeit ein commissarium setzte 8der Papst nimmt den von Salzburg nicht), der einen Schlüssel hab: auch ordinarius in jedlichem Bisthum, in dem seinen und E.f.g. Damit das Geld in den Brauch komme, dahin es gehört. So würde Jedermann willig sein zu geben, und weil's E.f.g. so treulich und ehrbar vorgibt, hat es ein gutes Ansehen. Und will ich das bei dem Papst wohl erhalten, hoff ich, wie wohl ich das nicht weiss. und dass E.f.G. das bald thät; von den andern sachen kann ich E.f.g. noch nicht schreiben, darum dass der Papst gnädiglich auf alle Artikel geantwortet hat. Aber wenn die Supplikation kommt in Signatur, geht es wild zu: es werden oft mehr denn der halb theil Supplication verworfen. er ist ganz streng der Papst, er thät gern recht, aber mit dem macht er ihm viel zu Feinde, die gern viel ingerierten des Hauptartikels halber, den ich wohl weiss E.f.G. zu Herzen sein. Hoff ich, ich wolle zehn Mal besser ausrichten, und dem Fürstenthum einen trefflichen Nutz schaffen. Dass nur der Papst auf der Meinung bleib; ich hab ihm wohl x b.gl. überschrieben in der Sach. die heiligen Wochen will er nicht Audienz geben. so wolle seine Heiligkeit ob dem lutherischen Handel dann sitzen und an ein End kommen. und wenn der Papst concludirt, so will ich's E.f.G. alsbald wissen lassen, und sollt ich an X oder XV Dukaten an eine Post geben, will genugsam Unterricht schreiben E.f.G., wie sie sich darnach darin halten würde. Ob die Bischöfe derzeit etwas hinlässig wären gewesen in der lutherischen Handlung, wär gut, dass ich wüsste. Hiemit befiehl ich mich E.f.G. mit Eil. Ich kanns nicht so zierlich setzen mein Wort, als von Nöthen wär. Ich bin kein Kanzler.

Datum Rome 28. Marcij hora prima noctis 1523.

E.F.G.
unterthäniger
dr. Eck.