Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 156

Eck an Hg. Wilhelm v. Bayern
Rom
01-05-1523



München BayHStA, Geh. Staatsarchiv II Kasten schwarz 7371
DRUFFEL, Abh. der hist. Classe der Kgl. Bayr. Ak. d. Wisss, Bd 17. München 1883, 104(698)f
[F 088]

Eck bestätigt den Erhalt der in Brief 06-04-1523 angekündigten zwei Instrumente für das Neue Collegium in Ingolstadt. Der Papst hat gnädig reagiert, jedoch im Hinblick auf die gewünschten Ernennungen (nominationes) und Reservatsfälle mit Zurückhaltung. Trotzdem ist Eck ermuntert worden, seine Supplikation zu stellen und sie von dem Sekretär Hezius privatimm signieren zu lassen. Die Dinge gehen so langsam voran, da der Papst alles selbst einsehen will. Bei Leo X. ging alles viel zügiger. Eck berichtet von der Gefangennahme des Kardinals Voliterra, eines Bruders des Kardinals Soderini, in der Engelsburg und von den Kontroversen zwischen den Kardinälen aus den Geschlechtern der kaiserfreundlichen Medici und der franzosenfreundlichen Soderini seit dem Pontifikat Julius II. - In der Sache der geplanten Besteuerung des bayerischen Klerus durch Erzherzog Ferdinand von Österreich hat Eck für die bayerischen Herzöge ein Breve vorbereitet. Er sieht Schwierigkeiten für Herzog Ernst, den geistlichen Administrator von Passau, für dessen Klerus, falls sich sein Bruder Herzog Wilhelm nicht mit diesem Vorhaben abfinden kann.


Durchlauchtiger etc.

Die zwei instrument, des neuen collegium halb, hab ich empfangen, und so E.F.G. begert zu wissen, was ich bei dem bapst, in sachen mir von E.F.G. befolen, ausgericht hab, thue ich E.F.G. in aller undertenigkeit zu wissen, das ich die treffenlichsten artikel selbs B.H. furgehalten hab, auf die S.H. genedig geantwurt hat und bewilligt, ausgenommen den artikel von der nomination, von wegen das er nit reservata oder gratias ausgibt, auch noch nit mut hat, das ze tun, aber doch hat er mich heissen all dingg in supplication zu stellen, wie ich dann das alles gethon hab, bis etwan noch zwo supplication: und so all unser ding allein statt ad gratiam pontificis, hab ich die supplication all bei dem Theoderico secretario, das wir etwan machen privatim signier, das ich mein, die ander wochen zu beschehen, wie ich dann E.F.G. alsbald darvon berichten will. Es geet wol alle ding langsam und verdrüsslich zu, das meniglich darob klagt: ursach, das der bapst lutzel hat, damit er alle ding ausricht, braucht sich keins cardinals, seien ir allein 4, die dass kleinst und das gröst ausrichten, so will der bapst alle ding selbs sehen. Bei bapst Leon hett man ain wochen vil ausgericht, doch muss ich der zeit auswarten, wiewoll mit grossem verdruss und langweiliger zeit, die ich hie hab und vil mues sollicutiren; doch wil ich es als gern thun, wann ich als mitt frucht ausrichte, wie ich verhoff.

Neu zeitung, gnädiger fürst und herr, ist nichts jetz besonder, dann das jetz am Montag verschinen der bapst gefangen hat ain cardinal Voliterra: sein bruder, de Soderinis, hat bapst Leo vatter aus Florenz vertriben und regirt bis nach der schlacht Ravenna, da hat Leo, dazemal cardinal, in wider vertriben mit hilf bapst Julii: dann Julius war im wider, das er den cardinelen blatz hat geben, das concilium zu Pisa zu machen; also ist fir und fir grosser neid zwischen den zwaien parteien Medicis und Soderinis. Und so der cardinal Medicis jetz gut kaiserisch ist, so ist der ander Französisch gewesen und dem Medicis zuwider, an dem er sich gern gerochen hett. Da hat er vil erstift, darmit er möchte den küng von Frankreich wider in Meilant bringen, hat auch geholfen und geratten, darmit ain aufrur in Naplis und Sicilia würde, hat auch, was im consistorio gehandlt ist worden, als dem küng von Frankreich zu wissen than, und hat man iro zwin mit sein briefen darnider geworfen; ligt im Castel Angeli hie, hat mäniglich ain mitleiden mit dem alten man, dann er ist, on zwin, der eltest cardinal hat vil mue und arbeit sein tag gelitten, fir frumm und vernünftig und gelert gehalten worden. Er bleib bei leben oder nit, so wirt er dem bapst dennocht tragen anderthalb hundert mal tausen ducaten.

Ich hab E.F.G. bei der nachsten post ain breve geschickt der schatzung halb, die erzherzog Ferdinandus auf E.F.G. geistlichait legen würt, darmit sy sich wiss darnach zu richten, aber herzog Ernsten und seiner gaistlicheit würdt es schwär sein, wa sein F.G. nit sich darin schiken kann. Ich befilch mich E.F.G. als meinem vil genedigen herrn, und was sich mitler zeit begeb im Lutterischen handel, das E.F.G. möcht mer angenem machen, B.H. mocht ich gern versteen, dann ich kann nit achten, das ich noch in 6 wochen fertig wärdt.

Datum Romae 1. Maji 1523.

E.F.G.
undertäniger caplan
 D. Eck.