Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 157

Eck an Hg. Wilhelm von Bayern
Rom
29-05-1523



Autograph Ecks: München BayHStA, Oefeleana 26 fol 45f;
Kopie München BSB, Clm 1376 fol 147r - 148v
WIEDEMANN, Eck 678ff
[F 039P]

Eck berichtet, wie die Supplikation im Namen der Universität Ingolstadt um Übertragung mehrerer Kanonikate an Professoren der Hl. Schrift und des kanonischen Rechts (Brief 07-04-1523) von den kurialen Behörden aufgenommen wurde: Nach langem Zögern des Papstes und verschiedenen Entwürfen für den Papst, mehrere Kardinäle und Referendare der Datarie, die zumeist wieder verworfen wurden, hat endlich Kardinal Grimani erreicht, daß die mehrfach überarbeitete Supplikation signiert wurde. Eck sendet davon Kopien; eine endgültige Bulle kann erst erstellt werden, wenn ein Konsens der fünf bayerischen Bischöfe eingeholt worden ist. Das wird mehr als dreihundert Dukaten kosten. - Eck sendet in diesem Sinne fünf Breven mit Kopien an die Bischöfe. Herzog Wilhelm soll seinen Bruder, Bischofadministrator Ernst von Passau, durch einen gelehrten herzoglichen Rat und die Professoren Franz Burkhardt und Georg Hauer beraten lassen. Angesichts des Fortschreitens der lutherischen Ketzerei ist eine Förderung des Theologiestudiums in Ingolstadt unbedingt notwendig, besonders im Vergleich zu anderen Universitäten. Eine Liste von Beispielen soll belegen, daß in ganz Europa die Universitäten reich mit Kanonikaten zum Unterhalt von Theologieprofessoren ausgestattet sind, wie z.B. Eck in Eichstätt ein solches Kanonikat innehat. Die einzelnen bayerischen Bischöfe sollen darüber ohne Rücksicht auf ihre Domkapitel oder das Verhalten anderer Bischöfe frei entscheiden.


Instructio pro modo agendi de canonicatibus:

B.H. ist allweg genaigt gewesen, die universitet zu fürdern, aber also kurtz die capitell umm ain canonicat spoliern war jm schwär, unnd woraus so vil Capitell hab ich vil instruction gemacht fir den bapst unnd etlich Cardinel, auch Referendari, iber die XX unnd ist die supplication trey mal auff gebenn worden, unnd all mal zerrissen worden, oder etwas zu gesetzt, das unleidenlich war. Entlich hat Cardinal Grimanus, dem got genedig sey, mit dem bapst concludirt, unnd ist da hin kommen, das der bapst wolt signiern mit der mass, das die buschove darein verwilligen. da ich nit annders kundt, hab ich das muessen annemen, wie wol Subdatarius hett mir noch etwas hin zu gesetzt, das ich dar nach mit vil mue erlanngt hab bey dem Bapst auß zu leschen. Also schick ich hie Copien der signirten Supplication: und will understeen ain Bull dariber ad partem zu expedieren vor mainen abschied, dan per Cancellariam oder Cameram wer es yezt nit möglich, so wir nit haben consensus episcoporum: unnd obschon die verhanden weren, kann man die Bull mit 300 ducaten nit expedieren.

Schick auch hie V brevia an die fünff Bischove: und ain Copey derselbigen, dan sie cseyen fast gleichförmig: acht ich fir gut, ee daß etwan ein practic gemacht wurd, daß in kürze und fürderlich darin bey den Bischoven gehandelt würdt: dan andere bul pfarrhern zu...Thumher zu Freising hat ime Register die Supplication gesehen, möcht die Capitel warnen. Will kurzlich hie mein gut bedunken anzeigen, doch unverhindert ains bessers rat, daß mein G.H. ain gelerten in F.G. ratt Verordneten zu den Administrator gen Passau seiner F.G. bruder mitsambt ainem von der universitet doctor Franzen oder doctor Georg Hawer: und iberantwurten daß bäpstlich breve.

Als dan mag man seiner F.G. anzeigen persuasiones, wie es yezt stee, waß mangel der geleerten, wie vil der Kezerey wie studium theologiae bißher verlegen und veracht, unnd darnach anzaigen, daß die fürstlich begerung am B.H. sey kumen auß grosser notturft, gegründt in rechten, und mit Vergleichung ander universitet.

Notturft ist vor augen mit der lutterischen kezerey. So ist in jure decernirt wie man theologos halten soll: und die Stifft ad studium theologiae und nit pfaterei ir jungen Corherrn schicken sullen: wie ich in ainem eingeschlossen Zedel kurz meldung thue: wiisent die doctores wol daß, außzustreichen nach der lenng.

Mit Exemplen seyen sy auch zu bewägen: dann also hat vor Eistet ain Canonicat geben, daß Dr. Eck hat. Leipzig hat Canonicat von Meißnen, Merseburg, Nunburg, Seiz;

Heidelberg hats von Speir, Wormß, Mosspach;

Menz hats zu Menz, Bingen, Frankfurt, Openheim.

Frankfurt hats von Brandenburg, Schleßwitz etc. nomina sunt nmihi ignota.

Vienna hats bey Sant Stephan,

Ertfurt von S. Severin (si bene recordor),

Friburg hat ainß zu Horb, ainß zu Echingen am Nekjar.

Zu Complut hat die Universitet 52 canonicat in Arragonia.

Zu Salmin hats tertiam partem canonicatuum in Castilia a Sixto IV.

Zu Portugallia hets Bapst Leo auch geben, kunig Emanuel licet re imperfecta obierit.

Jn Gallia maxima et plurima habent beneficia.

Unnd wiewol nit all lesen in universitate, die obgenant Canonicat haben: So verleicht doch allein die universitet, unnd ist weger ain doctor leß, dan den Tag müssig verzeren.

Und also wan mein G.H. Herzog Ernst verwilliget, so nämt ain Jnstrument dariber sub manu notarii.

Nachmals ersucht man den von Regensburg, und zuletst den von Augspurg, da lug man das nit ansten. Zway ding seien aber wol zu verhüeten, Ainß daß sich kein Bischove auß sein Capitell wöll lassenm, und schriben, die brüder seien selzam.

Deß ander, daß kein Bischof sich auff den andern lassen, dan da wurt kain gut garn darauß.

Unnd auß Ursachen, seien die stifft tailt in Supplicatione, dan es müssent die gesanten unnderschidlich mit den hanndlen.

Und wie wol des Pabsts Mainung ist, daß ain canonicat nur fir ain Canonista: und anfengklich Passau ernennt: waiß aber nit ob es im gefallen wurdt, oder nit: daß man sy wolt ringer schezen etc. Wann nun der Canonist sein Canonicat soll nämen, und mag allweg durch ein breve expediert werden.