Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 159

Eck an Hg. Wilhelm von Bayern
Rom
05-09-1523



München BayHStA, Oefeleana 26 fol 13f: Autograph Eck
[F 039P]


Eck übersendet dem Herzog die seit langem überfällige Bulle über die Erhebung des Zehnten. Er entschuldigt den langen Prozeß bis zur Signierung der Bulle: zahlreiche Korrekturen, die Erkrankung des Datars und dann des Papstes selbst, mit dessen Tod gerechnet werden muß. Hinsichtlich der Auseinandersetzung um die Besteuerung des Klerus für den Türkenkrieg soll sich der Herzog mit dem fünften Teil zufriedengeben; schließlich hat der Papst Karl V. für Spanien auch nur den vierten und für Italien und Neapel nur den achten Teil gewährt. Eck muß wegen der Erkrankung des Papstes in Rom, wenn auch widerwillig, ausharren, um im Fall der Wahl eines Nachfolgers eine Konfirmationsbulle zu erlangen. Die Gewährung von Ernennungen stagniert. Auch bei der Durchsetzung der geistlichen Richter hat Eck Schwierigkeiten gehabt: die Signierung der entsprechenden Bulle kostet statt der ursprünglich geforderten 63 Dukaten immer noch zwanzig. Es werden auch nicht mehr als sechs Richter bewilligt. Die Kurie greift zu, wo es Geld zu kassieren gibt: so im Fall der Obligation Herzog Ludwigs und der Supplikation der Herzöge auf Gewährung des Rechts der Visitation und Reform der bayerischen Klöster.Als Eck die ältere Fassung aus der Zeit Leos X. als die günstigere erneuert haben wollte, haben die Kurialen Protest eingelegt, da das in der älteren Fassung vorgesehene Recht der Richter, auch Prälaten abzusetzen, die Wahlfreiheit der Konvente einschränke. Die Kosten für die Expedierung der Bulle hat Eck im August und September herunterhandeln können. Die Supplikation um Ausgliederung des Münchener Augustinerklosters aus der sächsischen Kongregation hat Eck nur durchbringen können, weil er die Kurialen mit der Vorstellung erschreckte, die Mönche könnten zu Luther überlaufen. Die Bulle für das Neue Collegium ist ausgestellt; in der Frage des Patronatsrechts für Liebfrauen in München forderte die Kurie auch zunächst einen für den Antragsteller teureren Weg. In der Sache der vier Kaplanstellen hat die Datarie zunächst Kompositionsgelder gefordert, obgleich vorher zweihundert Gulden Nachlaß gewährt worden waren: Eck will erst abwarten, was aus dem Papst wird. Ein beiliegender Zettel wird zusammen mit den fünf Breven für die bayerischen Bischöfe Herzog Wilhelm über den Stand der Supplikation für die Kanonikate an der Universität Ingolstadt aufklären: er soll seinen Bruder in Passau von der Sache überzeugen. Da Eck wohl länger in Rom ausharren muß, bittet er, ihm über die römische Fuggerbank weitere hundert Dukaten zur Verfügung zu stellen. Er hat viel Mühe und Zeit für die Causa Lutheri und die Anliegen des Herzogs und der Universität investiert und dabei seine eigenen Pfründenangelegenheiten vernachlässigen müssen.In der Sache der Pfarrei Johannes Landsbergs soll der Herzog auf Dr. Rosin einwirken. Der vollen Inkorporation der Pfarrei in das Stift Altötting steht das Recht des Vikars auf Kollation entgegen. Der Großmeister von Rhodos ist mit hundertdreißig Rittern beim Papst auf Besuch. Mailand ist wieder in französischer Hand. Eck will keine Stunde länger in Rom bleiben als nötig.


Durchleuchtiger hochgeborner furst.

E.f.g. seien mein vil underthanig dinst zu voran mit fleiß berait.

Gnädig her: Hie schick ich E.f.g. die bull decimarum: unnd das so spat kumpt, ist nit mein schuld, sonnders des langsammen ausrichtens, das hie geschicht: ist nit dar von zu sagen, dann anfengklich kunden wir mit der minutt nie concordiern, das sy stats wolten puncten darein setzen, die mir nit gefielen. Nachmals verzoch sich die sach mit dem Revidieren auch lang: unnd als bull gemacht wardt, do kam erst der Datari unnd wardt krank: da er gesund wardt, do krancket der Bapst, der treibs noch unnd ye lennger ye vester, das man sich forcht, er werdt sterben gestern unnd heut. Darum will ich mich verantwortet haben, unnd hett ich nit frue unnd spat so hart angehalten, die bull wer noch nit heraus.

Des fünfften teil halb vermaint B.H., E.f.g. söllen darann content sein, so ir fürstenthum dem Türcken nit als nach sey unnd villeicht wer der trit teil geben, so geschechs auch nit: dann dem Kaiser hats der Bapst nit wollen geben in Hispanien, sonnder allein den vierten teil, unnd jn Italien unnd Neapolis den achtenden teil. Unnd so der Bapst kranck ist, muß ich noch verharren, ob er sterb oder auffkum, unnd solt ich noch als ungern zu Rhom sein: wann so der bapst stürb, so mußt ich bey dem neuen bapst ain breve confirmativum jmpetrieren etc. Das aber nit mer dann ain calfactor ist nominiert, wolten sy nit vil ernennen, so der hat potestatem substituendi, dann sy flihen, wa sy mogen die vil.

Der geistlichen richter halb, das schon der Bapst zu gelassen hett, haben sy die nit wöllen lassen spatzieren per officia unnd hab treffenlich vil müe dar mit gehabt: unnd wer ich gleich als die supplication signirt ward, hin zogen, wie ich jm sinn hat, so wer nichts an sy gericht worden durch sollicitatores: also hab ichs dennoch hindurch bracht per Cameram, unnd wie wol sy ain grosse tax gemacht hetten, hab ich sy doch bracht auff ain zimlichs: sy hett LXIII ducaten kost. Ich mein sy sey mit XX außgericht worden, hat aber nit mer dan sechs judices wöllen geben, wie E.f.g. sehen wirt.

Die obligation herzogs Ludwigs ist erst gestern cassirt worden, also ungern lassen die leut hie nach, wa es gelt antrifft.

Der Clöster halb zu visitiren unnd zu reformiren etc hats der bapst nit meer judices wöllen haben unnd hett gern vil cassirt: da hab ich gleich die alt concession tempore Leonis wider genommen unnd die unnderstanden zu expedirn: da haben aber die officiales wöllen jmpediren von des wägen, das darinn steet: wann die obgenanten judices ain prelaten absetzen, das sy dann selbs mogent ain anndern setzen, das sagten sy, nimpt yett den klöster unnd convent electionen die wal. Hab ichs den gantzen Augusten mit jn triben unnd vil versucht: so schlugen sy ain grosse tax darauff XXXX ducaten, wer die expedition wol auff CLXX ducaten kummen, also entlich im September ist erst her durch kummen, unnd nit mer dann auff XIIII ducaten taxirt: ist noch nit plumbirt etc.

Der Augustiner halb, wie wol die supplication bald signirt wardt, aber darnach jn officio wolten sy, ich solt literas dariber expedirn unnd componirn, unnd was der gröst punct, cassirt, hett wol LXXX ducaten kost: also hab ich ain anndern weg firgenommen per breve: sagt zu jn, wölt ir nit das unnser münch seyen anhenng mit dem bapst, so laßt dem Ludder anhangen: also hab ichs gleich wol außgericht: wie ichs hie mit schick: hab fir minuten, supplication, minuta decimarum, breve unnd taxa etc. außgeben 9 ducaten VI Julier, ist XII batzen; habs ewer f.g. angeschriben.

Bulla des neuen Collegiums halb ist außgericht.

Jus patronatus iber unnseren frawen zu München jst zeitlich signiert, aber et per breve, hant sy mir außgewischt: müeßt literas expedirn, würden wol CC ducaten gestee. So aber vor trey bullen seyen dariber expedirt, unnd hat E.f.g. jn December aine stifft vor gantz ius patronatus gehebt zu Jlmünster, unnd yetz ius patronatus nun halber ist, so die ... in mense pontifice müssent literas erst in Curia expedirn: also ist schon das breve geschriben unnd sigillirt, allain die kranckheit des bapst hindert, das er noch nit computirt hat: es ist leichter X ducaten außzugeben dan CC.

Der IIII leviten halb, das in all monaten das Capitel möcht lachen, ist vorlengst signirt: aber jns Datari officium haben sy composition wellen haben, ist ain unkost, unnd hatten sy mir erst nachgelassen die composition auff die vier pfarren CCX gulden, wolt ich nit lang mit in zancken, unnd das bey dem bapst außtragen mündtlich, das yetz durch sein kranckheit auffzogen ist: stirbt er, so bring ichs umm sunst heraus, stirbt er nit, so muß aber heraus.

Der canonicat halben wirdt E.f.g. auß einligenden zedel vernemmen, unnd auß V brevia: dem verschaff E.f.g., das man jm nach kumm, unnd bald, verzicht nicht auff mein: Ich hoff E.f.g. bruder, mein g.h. hertzog Ernst als alter Rector universitatis werdt zu ewigem guten frummen der universitet zu dem ersten darin verwilligen.

So müessen offt schneider schuster sein, eseltreiber, die man darnach zu doctor stempfft zu Ferrari, oder...,wolten sy nit ain doctorem, der laß ich fir ain chor bruder haben.

Mit Fridberg kan ich durch Cancellaria nit außkummen: es lieff auff XL ducaten. In der Paenitenterey hatt ichs auff zehen bracht: ich will lugen, ob ichs auff IIII oder V mög bringen, per breve, oder will das hanngen lassen.

Mit bull ist alle ding signirt, die minut gemacht, aber in der Cancellari haben sy mich erschreckt jn taxa, es wurd wol LXXX ducaten kosten. Ich acht ir seit ir nit notturfftig: aber laß ich supplication unnd minuta bey einander, was E.f.g. fir gut ansehen werde. Ich geb kain heller darum.

Genediger furst unnd her, ich hab eingenommen von E.f.g. wegen auß dem Banck CCC ducaten, unnd so die sach sich zu lanng verzucht on mein schuld, unnd mein treffenlicher müe unnd fastidi, das iber die maß ist, zer ich auß E.f.g. gelt, dann ich will nit darvon, ich habs dann wol außgericht, unnd solts brechen: aber nit mer will ich gen Rhom: es wär auch gut, unnd meinenthalb von nöten, das E.f.g. noch C ducaten herin macht: bleib ich hie, das ich die fir E.f.g. unnd mein notturfft brauchte: zeuch ich hin, das meist Johan Beuri, ob ich etwas hinder mir ließ das außrichte: wer es nit von nöten, das dann gelts allweg wider vonn Fucker entpfangen wurdt.

Dann also fleissig bin ich gewesen in des Lutterß [und] E.f.g sachen unnd der universitet, das ich noch nichte außgerichtet hab in mein sachen, dann das ich meinem vetter ain gefründlin iberkummen hab...

Her Hannsen Lantspergen halb mit der pfar war Stephan Rosin hinweg: aber das ist das best, das E.f.g. mit dem handlen, das Rosin abstee, oder concordier mit her Hannsen, dann durch das Cardinal indult, so alle revocirt seien, mag sich her Hanns nit erwären, dann also ainer verlorn, den der Cardinal...gelihen hat etc.

Mit dem Capitel von Alt Otingen probieren all ir gschrifft nicht annderß dann das in jncorporiert sei die pfarr, aber da ist dannocht vicariatus appetitus de collatione ecclesiarum, das het der ... haben, wann er sunst ain recht nis darauff, vorbehalten der nutzung des stiffts auß seiner incorporation.

Der Groß meister von Rhodos ist her kommen prima Septembris, hat jn der bapst etlich lassen entpfahen, hat mit iber CXXX ritter brüder. Cardinal Voliterra ligt noch gefangen. Vil tyrannen auff anschlag, das von Franckreich haben vil tumult angefangen, unnd wer dem Vesconten die sach geratten wider den hertzog von Meiland, wären allethalb die partheyschen auff gestanden, unnd het etwan der könig von Franckreich Meiland jn sollichen tumult erobert.

Ich befilch mich E.f.g. als meinem vil gnedigen herren, dann allein in zu versicht, das ich E.f.g. ain besonnderen treuen dinst darann thue, verzuich ich hie, ich blib sunst kain stund.

Datum jn Eyl us der bost wegen am V. tag Septembris 1523.

E.f.g. williger unnd unnderthäniger Caplan
D. Eck

(In dorso: Dem durchleutigen hochgebornen fürst und herren H. Wilhelm Hertzog jn ober unnd nider Bairn etc meinem genedigen herren. München)

Durchlauchter, hochgeborener Fürst!

Meine untertänige Dienstbereitschaft vorab.

Gnädiger Herr: Ich sende hiermit Eurer Fürstlichen Gnaden die Bulle über den Zehnten. Daß das Schreiben so spät kommt, ist nicht meine Schuld, sondern liegt an der Langsamkeit der Abläufe hier. Man kann es kaum aussprechen, aber anfangs fanden wir bei der Abfassung der Ninute keine Übereinstimmung, denn sie wollten stets Punkte hineinschreiben, die mir nicht gefielen. Dann zog sich die Revision der Minute lange hin. Als es dann an die Abfassung der Bulle selbst ging, erkrankte der Datar. Als dieser wieder gesund war, erkrankte der Papst; dieser übertreibt diese Langsamkeit noch, so daß man seinen Tod gestern oder heute befürchten muß. Das soll meine Entschuldigung sein; hätte ich nicht von früh bis spät Druck ausgeübt, wäre die Bulle jetzt noch nicht fertig.

Was den "fünften Teil" angeht, so meint der Heilige Vater, Eure Fürstliche Gnaden sollten damit zufrieden sein, da Euer Fürstentum nicht so nahe dem Türkischen Reich liegt. Im Fall des "dritten Teils" änderte sich auch nichts. In Spanien hat der Papst das dem Kaiser verweigert, gewährte ihm nur den "vierten Teil", in Italien und in Neapel den "achten Teil". Da der Papst also krank ist, muß ich erst abwarten, ob er stirbt oder sich erholt, und wenn ich noch so ungern in Rom bin, müßte ich im Fall seines Todes beim neuen Papst auf eine Bestätigungsbulle drängen usf. Da aber nur ein bloßer Platzhalter ernannt wurde, wollen sie nicht viele Entscheidungen treffen, da dieser die Macht hat, alles wieder aufzuheben, denn sie halten nicht still, da sie Mehrheiten erzielen wollen.

Im Hinblick auf die geistlichen Richter, die bereits der Papst zugelassen hatte, wollten sie die Entscheidung nicht durch den Behördenweg laufen lassen, so daß ich damit viel Mühe hatte. Wäre ich bereits zum Zeitpunkt der Supplikation abgereist, so hätten die Beauftragten nichts erreicht. So aber habe ich die Sache doch durch die apostolische Kammer geschleust; und obgleich sie eine hohe Taxe erhoben, habe ich einen einigermaßen günstigen Preis ausgehandelt: 63 Dukaten. Ich meine, daß 20 ausgereicht hätten,es wurden aber nur sechs Richter zugestanden, wie Eure Fürstliche Gnaden sehen werden.

Die Obligation Herzog LUDWIGS ist erst gestern bezahlt worden: wenn es um Geld geht, lassen die Leute hier nur ungern mit sich reden.

Für die Visitation und Reform der Klöster hat der Papst nicht mehr Richter bewilligen, wohl aber viel Geld nehmen wollen. Deshalb habe ich gleich die alte Konzession aus der Zeit Leos X. hervorgeholt und mich getraut, diese auszufertigen. Hier wollten aber die Kurialbeamten Hindernisse in den Weg legen, weil in der Konzession steht, daß, wenn die oben erwähnten Richter einen Prälaten absetzen, sie dann selbst einen neuen einsetzen dürfen. Das schränke, so wandten sie ein, die Wahlfreiheit der Klöster und Konvente ein. Den ganzen August hindurch habe ich mit den Kurialbeamten gerungen und vieles versucht. Da sie eine Taxe von 40 Dukaten draufschlugen, wäre die Ausfertigung auf 170 Dukaten gekommen. Also hatte ich erst im September Erfolg und erreichte eine Herabstufung auf 14 Dukaten. Das Bleisiegel fehlt aber noch.

Zur Angelegenheit der Augustiner Folgendes: zwar wurde die Supplikation bald signiert, dann aber verlangte die Kurialbehörde, ich solle Briefe zur Sache versenden und abfassen. Das Größte aber ist, daß die Taxe wohl 80 Dukaten ausgemacht hätte. So habe ich mittels eines Breve einen anderen Weg eingeschlagen: ich sagte ihnen, falls sie nicht wollten, daß unsere Augustinermönche auf der Seite des Papstes stünden, so sollten sie sie nur Lutheraner werden lassen. Da hatte ich Erfolg, wie die mitgeschickten Dokumente beweisen: für Minuten, Supplikation, Zehntenminute, Breve und Taxe habe ich 9 Dukaten, 6 Julier, das heißt 12 Batzen, ausgegeben, was ich Eurer Fürstlichen Gnaden auf die Rechnung gesetzt habe.

Die Angelegenheit der Bulle für das Neue Kollegienhaus in Ingolstadt ist erledigt.

Das Patronatsrecht über die Münchner Liebfrauenkirche ist zeitlich signiert, aber auch mit Breve: da haben sie mich überlistet. Die nötigen Briefe usf. werden wohl 200 Dukaten erfordern. Da aber bereits drei Bullen in dieser Sache ausgefertigt waren, und da Eure Fürstliche Gnaden im Dezember in Illmünster ein Stift mit vollem Patronatsrecht innehatten, und es jetzt wieder um das Patronatsrecht geht, so müssen die Briefe im Papstmonat zuerst von der Kurie ausgefertigt werden. Das Breve ist bereits geschrieben und gesiegelt; allein die Krankheit des Papstes hat die Komputation bis jetzt verhindert; es ist leichter, 10 Dukaten auszugeben als 200.

Wegen der vier Pfarrherren, worüber das Kapitel all die Monate hindurch hat lachen müssen, ist die Bulle jüngst signiert worden. Die Datarie verlangte jedoch Kompositionsgeld, eine Unsumme. Zuerst erließen sie mir für die Komposition auf die vier Pfarrherrn 210 Dukaten. Da wollte ich nicht länger mit ihnen streiten und die Sache dem Papst mündlich vortragen. Dies mußte wegen dessen Krankheit jetzt aufgeschoben werden. Stirbt er, erledige ich den Fall ohne Unkosten, wenn nicht, muß er trotzdem erledigt werden.

Was das Kanonikat betrifft, wird Eure Fürstliche Gnaden aus dem beiliegenden Zettel alles entnehmen, ebenso aus fünf Breven: Eure Fürstliche Gnaden möge Druck ausüben, daß man dem nachkommt und zwar bald: ich hoffe, daß Eurer Fürstlichen Gnaden Bruder, mein gnädiger Herr Ernst, als ehemaliger Rektor der Universität zu bleibendem Nutzen derselben als erster einwilligt.

So müssen oft Schneider Schuster sein, Eselstreiber, aus denen man später zu Ferrara Doktoren zimmert, und wenn nicht Doktoren, dann doch Chorbrüder.

Im Fall Friedberg gab es mit der Kanzlei kein Übereinkommen: die Kosten beliefen sich auf vierzig Dukaten. In der Paenitentiarie habe ich es auf zehn Dukaten heruntergehandelt; vielleicht erreiche ich - ich will nicht lügen - vier oder fünf mit Hilfe eines Breve, oder ich lasse die Sache zunächst offen.

Die Bulle ist umfassend signiert, die Minute ausgefertigt: in der Kanzlei aber hat man mir mit der Gebühr einen gehörigen Schrecken eingejagt: es wird wohl achtzig Dukaten kosten. Ich denke, Ihr braucht sie nicht dringend; ich lasse aber Supplikation und Minute beieinander: das wird Eurer Fürstlichen Gnaden gefallen. Ich gehe keinen Heller davon ab.

Gnädiger Fürst und Herr, ich habe von der Bank für Eure Angelegenheiten dreihundert Dukaten geholt. Da sich die Sache ohne meine Schuld und trotz meiner Bemühungen so lange, und zwar maßlos lange, hinzieht, zehre ich vom Geld Eurer Fürstlichen Gnaden; ich will nämlich nicht abreisen, ohne die Sache gut erledigt zu haben; sollte es nicht klappen, will ich nicht mehr nach Rom. Ich brauchte auch dringend von Eurer Fürstlichen Gnaden zusätzlich hundert Dukaten: sollte ich hier bleiben, benötige ich das Geld für mich und meine Bedürfnisse; reise ich ab, geht das Meiste an JOHANN BEURI, der dann die Sache weiter vertreten soll. Es ist dann nicht nötig, daß Fugger noch Geld davon erhält.

Ich habe mich nämlich so sehr in der Luthersache, für Eure Fürstliche Gnaden und die Universität eingesetzt, daß ich in meinen eigenen Angelegenheiten noch nichts ausgerichtet habe, außer daß ich für meinen Vetter eine kleine Pfründe herausgeschlagen habe.

In der Sache der Pfarre für HANS LANDSBERGER war STEPHAN ROSIN tätig: das Beste wäre, Eure Fürstliche Gnaden würde fordern, daß Rosin Abstand nehme oder sich mit Hans Landsberger einige, denn gegen das Indult des Kardinals, nach dem alle Zusagen widerrufen seien, kommt Hans Landsberger nicht an; dann hätte also einer verloren, dem der Kardinal...geliehen hat usw.

Im Fall des Kapitels von Altötting ist bei dem Schriftwechsel nichts anderes herausgekommen, als daß ihm die Pfarre eingegliedert wird; dennoch bleibt der Anspruch des Vikars auf Nutzung der Kirchenpfründen: das wird er bekommen, hat er doch ein Nutzungsrecht neben dem Nutzungsrecht des Stifts aufgrund der Inkorporation.

Am 1. September ist der Großmeister von Rhodos hier eingetroffen. Er wurde mehrfach vom Papst empfangen zusammen mit über hundertdreißig Ritterbrüdern. Kardinal VOLITERRA ist noch im Kerker. Viele Tyrannen liegen im Anschlag; die Sache mit Frankreich hat viel Tumult ausgelöst. Hätte der VISCONTI Erfolg gehabt gegen den Herzog von Mailand, hätten sich überall die Parteien erhoben und der König von Frankreich wohl Mailand erobert.

Ich empfehle mich Eurer Fürstlichen Gnaden als meinem sehr gnädigen Herrn, denn allein in der Hoffnung, Eurer Fürstlichen Gnaden einen besonderen Dienst zu erweisen, bleibe ich noch hier in Rom. Ich bliebe sonst keine Stunde länger.

Gegeben in Eile wegen der Post am 5. September 1523.

Euer Fürstlichen Gnaden

williger und untertäniger Kaplan
Doktor Eck