Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 160

Eck an Herzog Wilhelm von Bayern
Rom
09-09-1523


München BSB, Clm 1376, fol 136rv (Kopie)
WIEDEMANN, Eck 663f
Vgl. WIEDEMANN, Eck 190f

Unter Bezugnahme auf Brief 05-09-1523 sendet Eck dem Herzog die fünf Breven für die bayerischen Bischöfe, um dadurch den für die päpstliche Bewilligung der fünf Kanonikate für die Theologieprofessoren an der Universität Ingolstadt geforderten Konsens zu erreichen. Die Überbringer der Breven sollen sich an einer lateinischen Instruktion orientieren, die mitzusenden durch ein Versehen der Camera apostolica leider vergessen worden ist. Eck sendet die Bulle für die zur Nutzung durch das Neue Collegium gestiftete Pfarrei mit; er erwartet, daß der Herzog die eine Hälfte der Kosten übernimmt, die Fürsten von Neuburg die andere. Die noch fehlenden Bullen über die geistlichen Richter und die Klosterreform sollen später folgen. Wegen der Inkorporation von Staindorf nach Raitenbach (Brief ?-02-1523) hat es an der Kurie Probleme gegeben. Eck lebt immer noch in Ungewißheit über den gesundheitlichen Zustand des Papstes und bittet den Herzog noch einmal um Übersendung von weiteren hundert Dukaten für seinen Lebensunterhalt in Rom. Wenn der Herzog von der Wahl eines neuen Papstes hören sollte, möge er seine Wünsche an diesen Eck schriftlich mitteilen, damit er sich dafür einsetzen könne.



Durchleichtiger, Hochgeborner Fürst!

E.F.G. seien meine underthänig willig Dienst zuvorn mit fleiß Bereit.

Gnädiger Fürst unnd Herr!

Hie schicke ich gleichlautend form und Copey der Brevien, die söllent den Bischoven iberantwurtet werden der Canonicat halb der Lesenden Doctor zu Jngolstat, in massen wie ich zunechst in meinen schreiben nach der lenng hab anzeigt: ich schick auf ein lateinisch instructio, die ich etwan kürzer, etwan länger gemacht hab fir den Pabst und Cardinal, darauß dann die gesandten weiter sich wissen zu richten, wie sy die Bischove ad consensum trahieren unnd feir nun E.F.G. nit: und so ain trefflichen nutz der universitet und Kleinot F.G. Fürstenthum laß in kain weg nit da hinden: Hiemit will ich mich entschuldigt haben: daß ich sollichs nit mitgeschickt hab mit den brevibus: dann so mir die post spat angesagt wardt, hab ich geeylt mit dem schreyben: und anderen in der Camer befolchen diezusamenlegen, und wie ichs den also hatt auf ain ort gelegt, haben sy die zween zedel unnder den tisch gefelt bey nacht: darum ich von E.F.G. nit sol verdacht werden als liederlich oder hinlessig.

Hie schicke ich auch mit die Bull iber Par des neuen Collegium: daß Kosten wiewol ich habe E.F.G. angeschriben, wie in meiner Rechnung wird vernomen werden: yedoch E.F.G. werde dem armen stift daß halbtail außrichten, und die Fürsten von Neuburg daß ander Tail: so hab ich von stuck zu stuck aufgeschrieben, waß die Koste, wie E.F.Gnaden auß beyliegendem Zedel vernimen wirdt, waisst nachmals ain teil wol von den Fürsten zu Neuburg außzubringen: bey der Nachsten post wil ich wilß gott die zwo andern bullen schicken, von Richteren der Priesterschaft Jm Ludderischen handelen, und anderen Taddel, und die Bull iber Clöster, dergleichen kein Fürst Jm Barland nie hat gehabt von Rhom und hab die Official frey herin gefirt, das daß ain ringer cost dariber gangen ist, angesehen die Materi. Die Incorporation auf Staindorf dem von Raitenbuch ist zwaymal zerrissen worden: aber auff E.F.G. schreiben redt ich mit B.H. und ist signirt: aber ich hetts gern committieren lassen etlich prelaten in Bajren, darmit costen erspart wurd, und geriet mir bei dem Pabst und Referendariis in Signatura: aber alshalb die Supplication kam in des datarn handt: waß verloren da muß sy den gemainen wäg geen: werdent die wissen bey dem Closter aufzuheben. Und so yetzt der Pabst sorglich krank ist: muß ich warten, daß er gesundt werdt, oder sterb, daß ain ander Pabst werdt: deßhalb ich E.F.G. geschriben hab C Ducaten herein auf daß beldigst zu machen: und ob E.F.G. hör ain neuer Pabst gemacht sein: so schreib sy was sy wöll durch mich bey Jm außzurichten: dan wirt ainer hiezu schon seien sy met der massen gewölt, ich will mür heraussen reissen dan bey dem.

Jch befilch mich E.F.G. als meinen Vil gnedigen Herrn.

Dat. in Eil zu Rhom 9. Sept. 1523.

E.F.G.
williger und underthäniger Caplan
D. Eck.

(In dorso:) Ad Wilhelmum Ducem Bavariae.