Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 162

Eck an Hg. Wilhelm von Bayern

Rom
25-09-1523



München BSB, Oefeleana 136: Autograph Ecks
[F 068]


Papst Hadrian VI. ist am 14-09-1523 an Magenkrebs verstorben. Eck ist noch nie so ungern an einem Ort gewesen wie in Rom unter dem Pontifikat dieses Papstes. Alles hatte sich über dessen Saumseligkeit bei der Abwicklung der von den kurialen Behörden vorgelegten Anliegen beklagt. Jedoch hat der tote Papst zweifellos dadurch Verdienste, daß er stets um Gerechtigkeit bemüht war und jeden Nepotismus ablehnte; auch hat er - wie vielleicht mit Ausnahme Nicolaus V. seit dreihundert Jahren kein Papst - keinerlei reservationes mentales und gratias exspectativas vergeben. Bei der Behandlung der von Eck eingereichten Supplikationen hat sich die Apostolische Kammer und Kanzlei immer wieder gewundert, daß der Papst gänzlich gegen die übliche römische Vorgehensweise alles endlos verzögert hat. Eck legt dem Schreiben die Bulle de iudicibus cleri bei, wenn auch nur wenige Richterstellen bewilligt wurden. Die Kanzlei hat die Bulle zunächst nicht wollen passieren lassen, jedoch hat Kardinal Pucci die Bulle in der Apostolischen Kammer durchbringen können. Eck hätte Rappenzellers Ansprüche auf Petersberg wirkungsvoller vertreten können. In der Reichenhaller Sache hat sich die Kanzlei zuerst beschwert, daß im Salzbergwerk an Sonn- und Feiertagen gearbeitet werden solle, aber Eck konnte die Bedenken ausräumen. Die entsprechende Bulle wird dreißig Dukaten Kosten erfordern. Eck meint, die Bulle brächte in der vorliegenden Form nicht den erwünschten Nutzen. Daher will er die Expedierung aufschieben. Im Hinblick auf die Bulle über die Gewährung des Zehnten will Eck zur Vorlage bei dem neuen Papst ein Breve vorbereiten. Da diesmal nicht soviele gegnerische Parteien im Konklave versammelt sind, ist mit einer schnellen Papstwahl zu rechnen. Die Mehrheit erwartet Medici als Papst; Eck favorisiert Campeggio. Auch Farnese und Della Valle sind im Gespräch. Der Herzog soll auf alle Fälle bald seine Wünsche an den neuen Papst mitteilen. Viele Kardinäle haben Mitleid mit Eck, daß er bei Papst Hadrian solche Schwierigkeiten hatte. Wären der Papst und Kardinal Grimani nicht verstorben, wäre in der Causa Lutheri, wie geplant, inzwischen ein Provinzialkonzil nach München einberufen worden. Eck wartet immer noch auf die Auszahlung der hundert Dukaten für seine Auslagen; jetzt braucht er bereits dreihundert. Das Breve für Liebfrauen in München und für die vierte Pension an der Universität Ingolstadt sind zwar in den letzten Lebenstagen Hadrians noch bewilligt und auch plombiert, jedoch nicht mehr expediert worden. Gegen Zahlung von vierhundertsechzig Gulden soll das aber in nächster Zeit geschehen.


Durchleuchtiger hochgeborner furst. E.F.G. seien mein vil willig underthänig dinst zu voran mit fleiß berait.

Gnädiger furst und herr! Der bapst ist gestorben am 14. tag Septembris zwischen 12 unnd 1, hat aber ain apostema da mitten jm magen gehabt am rucken, da den die ligaturen auch zu den niern geent: habent die arzt all gefelt, haben gewent, die kranckheit sey jnn niern, so ist jm magen gewest.

Weßhalb ich so lanng verhart hab, hat mein entschuldigung E.f.g. auß nechsten schreiben vernommen, dann ich bin all mein tag nie an kainen ort ungerner gewesen dann zu Rhom bey dem vorigen bapst, da alle menschen iber klagt haben seiner langsame halb, da man lützel expedirt hat: offt ain botschafft auß der kirchen stetten ist 2, 3, vier monat um ain breve da gelegen. Aber das lob hat er, das er sunst iusticiam gehalten hat, sein vetter nit gereicht oder gehöcht, wie die ander bapst ir vettern Cardinel, herren und herzogen gemacht haben. So hat er nit reservationes mentales, accessus und des lehen außgeben, und des mer ist kain gratiam expectativam, das nie kain babst underwegs hat lassen in 300 jaren, wie wol Nicolaus V. auch in den erst XV monaten kaine geben hat. So ist er fast gangen auff das eis etc: darum wan ich mit E.f.g. supplication khomen bin ad cameram oder cancellariam, habent die obersten alle mal verwundert unnd ainß tails gezirnt, das der bapst nit hat wollen lassen passirn vil ding, das im brauch was more Romano. Unnd da gab er wider sein aigen furnemen nit allein contra ..., sunder auch contra usum et stilum totius curie, jn menschen gedechtnuß.

Hie mit schick ich E.f.g. die bull de iudicibus cleri, die auff lützel richter gesetzt ist, auß ursach vor anzeigt, unnd die jn Cancelleria haben sy schlechts nit wöllen passirn lassen, wann ich schon vier mal so vil tax geb, hab ich durch mein alten guten werten Cardinalem S. Quattuor, der primarius ist in expeditione bullarum de Camera, die sach hindurch bracht, hab in die minut corrigirn lassen. Jst on nott weitter anzeigen, E.f.g. gelerten ratt wissen woll, was darinn zethun sey unnd wie mann transumpta sin gutt iudicium gebenn soll, unnd auch an orten, wa E.f.g. rätt verordnet seien, als Lantzhut, Burckhausen, Straubing etc. Ich achts fir ain gotloblich ding unnd treffenlich nutz, wa E.f.g. ditz und das iber die klöster wol brauchen will.

Jch bin bericht worden, wie Andre bul des rappenzellers widersacher auff Peterßberg hab jm registern genommen transumpta beider supplication der klöster unnd iudicibus cleri. Ist wol zu vermuten, er wöll sich etwan zu den bischoven zu kauffen, darmit unnd da danck verdienen, als vil ich gegen denen undanck darmit verdienen würdt. Waiß E.f.g. sich dar nach zu halten.

Jch hett denn Andre Bul auff ain guten wäg bracht deß Rappenzellers halb, das erß wolt E.f.g. heim gesetzt haben, aber nachmalß ist der Rappenzeller zu Augspurg gewesen bey dem Winckler: der hat ain grausam straich vorgesagt, also das sich der Rappenzeller gleich gefangen hat geben. Er wöll das gelt gern geben, allein das er nit ad censuras kumm. Des hat der Winckler dem andre bul geschriben, der will yetz kain gut wort geben und bocht etc.

So dann E.f.g. imm zway mal geschriben hat und er jmm sinn hat sich zu Freising zu setzen, werß E.f.g. nit loblich, das er E.f.g. fir geschrifft an in gethan der massen verachten solte: Wer meins kleinen verstant gut bedencken, ob E.f.g. jm ein tratzigen brieff schreibe, auß waß hochmuts er kain antwurt gebe yetz auff zway schreiben an in von deß rappenzellers wegen gethan, unnd wa dass auß verachtung geschee etc., wölt E.f.g. dannoch vier landsassen bestimmen etc., und das an jme, die weil er wier gotzgaben jm fürstenthum hatt, woll jnkommen etc oder schreibt mit dergleichen artickel ain jn meinem brieff, das ich ein sollichs mit allem ernst firhalten soll. So macht man die Curtisan dantzen.

Jch schick hie den aplaß gen Richenhall. Die bull hab ich mit expedirt, der firtag und sontag halb. Ursach das die supplication ist mir limitirt worden, wie bulla Jnnocentii dariber: So habent si sich hoch beschwert in cancellaria, das man sontag und feirtag arbeiten solte, doch durch mein anhaltung und unnderricht in sacro maiori gethan; so haben sy mir zugesagt, das nachzegeben. Hab ich aber bey dem rescribendario wöllen wissen, ee das ich die bull schreiben ließ, wie sy die taxiren wöllen: haben sy angezaigt zu dem ersten 8 ducaten, nachmalß 5 ducaten, hab ichs darauff bracht, wurdt die expedition lauffen, woll sechßmal als vil, wer XXX ducaten. So aber ich nichte sich, das E.f.g. oder E.f.g. erben mer hette, dann in bulla Jnnocentij, sich ich nit, das die bull E.f.g. ain creutzer nützte. Hab sy biß heut nit wöllen expedirn, aber die supplication und minutt seien verhanden, in foro consistorii ist gnug, will E.f.g., das man sy expedir, soll geschehen, aber ich achts fir unnötig und vergebens. Es sey dann, das E.f.g. ain annderß darauff hab, mag das bey dem secretari Augustin Cölner erfaren und mir das zuschreiben, wie wol es darff nit eilen. Caspar Wirt oder M. Johan Beurn mögens allweg ansprechen. Es seyen alle ding schon gemacht biß an das gelt außgeben.

Auff die bull decimam decimarum muß ich in allweg ain breve, als ich verstee, bey dem neuen bapst außbringen fir E.f.g., unnd ich acht wir werden jn bald haben: die Cardinel seien nit so wildt und partesch als vor 2 jaren, dann da ist gar kain ausserlich faction oder widerwertigkeit, wie annder mal. Thut als das der bapst sy gleich veracht hat:

Wer bapst werdt, waißt man nit, das gemain geschray ist als Medices. Jch auß sunderlich ursach halt Champegium. Noch im geschray seien Farnesius unnd de la Valla.

 Jn summa, was E.f.g. wölle durch mich außrichten bey dem neuen bapst, das thue E.f.g. fürderlich bey der nechsten post, dann die Cardinel fast all haben ain mitleiden mit mir, das bapst Adrianus mich so lanng auffenthalten hat. Haben fir war das best gethan unnd so offt den bapst gebetten, das es mich kurtz fürdert.

Mein anschlag Jm lutterischen handel ist jn brunnen gfallen: wer Cardinal Grimanius am leben beliben, der mit dem bapst krank ist worden unnd vor jm todt, so hett ichs schon gewiß, wir wolten ain concilium provinciale zu München gehabt haben, das muß hirin uns der neu bapst sagen.

Jch hab auch E.f.g. vormalß anzaigt, wie ich C ducaten notturfftig sey pro expeditione cause, unnd so ich also verharren muß der zalung halb, wer ich wol XXX ducaten darzu notturfftig, wie E.f.g. jn guter rechnung vernemmen wirt.

Das breve iber die kirchen München ist nit expedirt worden, muß erst liegen Wol am letsten tag bapst sterbenß, hab ich noch durch den secretarium bull auff geben der 4. pension halb der universitet, unnd hats noch benedicirt der bapst. Alß er noch trey stunden gestorben ist, seyen auch plumbirt worden, wie wol ich noch sy nit beihendig hab: thundt mir die officiales nit jnstantz, so werden sy alß hinauß geen, etwan mit XIIJ ducaten. Ordinarie habenn sy mir gerechnet, das es wol treff CCCCLX gulden.

Ob E.f.g. vermainte, ich blib zu lanng auß, wenn sy mir schreibt, will ich von stund an auff sein, bapst hin, bapst her: allein, gnediger fürst unnd herr, E.f.g. laß mich bey der nachsten post wissen, warann unnd warmit ich E.f.g. underthenigst gefallen thue.

Datum jn eyl Rome, amm XXV. tag Septembris 1523.

E.f.g. underthaniger Caplan Joh. Eck

Durchlauchter, wohlgeborener Fürst, meine willige, untertänige, stets bereite Dienstbarkeit voran!

Gnädiger Fürst und Herr: Der Papst ist am 14. September zwischen 12 und 1 Uhr gestorben. Er litt unter einem Geschwür an der Magenrückwand, von der Verbindungen zu den Nieren gehen. Die Ärzte haben sich sämtlich getäuscht, haben gedacht, es handle sich um eine Nierenkrankheit, es war aber der Magen!

Weshalb ich solange in Rom weile, habe ich entschuldigend Eurer Fürstlichen Gnaden im letzten Brief mitgeteilt, denn ich bin mein Leben lang niemals an einem Ort so ungern gewesen wie in Rom unter dem Pontifikat HADRIANS VI. Alle haben sich über dessen Saumseligkeit beklagt, da so wenig Eingaben bearbeitet wurden. Oft blieben Eingaben aus den Kirchenprovinzen wegen eines einzigen Breve für zwei, drei oder vier Monate liegen. Zu loben aber ist der Papst für seinen Gerechtigkeitssinn, daß er keinen Nepotismus geduldet hat, wie die anderen Päpste, die ihre Neffen zu Kardinälen, Fürsten und Herzögen erhoben haben. Er hat keine Mentalreservationen, Abgabeneingänge und Belehnungen veranlaßt, keine Ansprüche auf freiwerdende Pfründen gewährt: so hat kein Papst seit dreihundert Jahren gehandelt, obwohl auch Nikolaus V. in den ersten fünfzehn Monaten keine gewährt hat. So hat er sich »auf brüchiges Eis begeben« usf. Wenn ich beispielsweise mit einer Supplikation Eurer Fürstlichen Gnaden zur apostolischen Kammer oder Kanzlei gekommen bin, haben sich die Oberen jedesmal gewundert oder waren sogar teilweise erzürnt, daß der Papst viele Eingaben nicht passieren lassen wollte, was nach römischem Brauch üblich war. Er widerstand nicht nur den geistlichen Fürsten seiner Umgebung, sondern handelte auch gegen Brauch und Stil der ganzen Kurie, solange man denken kann.

Ich sende hiermit Eurer Fürstlichen Gnaden die Bulle über die geistlichen Richter, die auf eine Verminderung von deren Zahl ausgerichtet ist, aus oben genannter Ursache: die Kurialen der apostolischen Kanzlei haben sie schlichtweg nicht wollen passieren lassen trotz des Angebotes der vierfachen Gebühr. Ich habe die Sache aber mit Hilfe meines alten guten werten Kardinals Pucci erledigen können: dieser beaufsichtigt die Bullenausfertigung in der apostolischen Kammer. Ihn habe ich die Minute korrigieren lassen. Eure Fürstliche Gnaden möge ruhig weiterhin anzeigen, wenn gelehrter Rat vonnöten ist, zum Beispiel, wie man Transsumpta recht beurteilen soll, und an Orten, wo Eure Fürstliche Gnaden Räte eingesetzt hat wie in Landshut, Burghausen, Straubing usw. Ich halte es für gottgefällig und nützlich, sich solcher Möglichkeiten in dieser Sache und der der Klöster zu bedienen.

Mir ist berichtet worden, wie eine andere Bulle des Gegners des Rappenzellers auf dem Petersberg aus den Registern Transsumpta beider Supplikationen, der Klöster und der geistlichen Richter, entnommen hat. Vermutlich will er sich bei den Bischöfen einkaufen und sich so Dankbarkeit verdienen; ich selbst würde bei diesen nur Undank ernten. Eure Fürstliche Gnaden möge das im Auge behalten.

Ich hätte die andere Bulle für den Rappenzeller auf einen guten Weg gebracht: er hätte nämlich die Sache der Entscheidung Eurer Fürstlichen Gnaden überlassen sollen; aber der Rappenzeller ist danach in Augsburg bei dem WINKLER gewesen: der hat ihm einen ungünstigen Ausgang der Sache vorausgesagt, so daß sich der Rappenzeller gleich geschlagen gab. Er wolle gern Geld zahlen, wenn er nur nicht Sanktionen auf sich zöge. Das hat der Winkler in die andere Bulle gesetzt. Der Rappenzeller will jetzt keine Zustimmung geben und pocht auf sein Recht usw.

Da nun Eure Fürstliche Gnaden ihm zweimal geschrieben hat und er beabsichtigt, sich in Freising niederzulassen, wäre es unangemessen, daß er Eure Fürstliche Gnaden wegen des Schreibens an ihn so mißachten sollte. Ich würde nach meinem kleinen Verstand den Rat erteilen, daß Eure Fürstlichen Gnaden ihm einen scharfen Brief schreibt und anfragt, aus welchem Stolz heraus er bis jetzt auf zwei Schreiben in der Sache des Rappenzellers keine Antwort gegeben habe, und ob das aus Mißachtung geschehe usw. Eure Fürstliche Gnaden sollten dann noch vier Landsassen bestimmen und daß er, der ja im Fürstentum vier Pründen besitze, dafür aufkommen solle. Eure Fürstlichen Gnaden kann aber auch solche Artikel in meinen Brief einfügen, den ich ihm dann mit ernsten Vorhaltungen senden will. So nämlich läßt man Höflinge tanzen!

Ich sende hiermit auch den Ablaß für Reichenhall. Wegen des Feiertags und Sonntags habe ich die Bulle gleich mit abgefertigt. Der Grund ist, daß mir die Supplikation eingeschränkt worden ist, wie es die Bulle INNOZENZ III. fordert. So hat man sich in der apostolischen Kanzlei sehr beschwert, daß man sonntags und feiertags arbeiten solle, doch nachdem ich ihnen dann Sinn und Bedeutung heiliger Tage erläutert hatte, wollten sie meinen Wunsch erfüllen. Ich habe aber, bevor ich die Bulle schreiben ließ, von dem Abschreiber wissen wollen, wie hoch die Gebühr sein würde: zuerst verlangten sie acht Dukaten, dann fünf. Ich erfuhr, sollten sie die Ausfertigung begonnen haben, müßte sechsmal soviel gezahlt werden, also dreißig Dukaten! Da ich aber nicht sehe, daß Eure Fürstlichen Gnaden oder Eure Erben mehr bekämen, als in der Bulle Innozenz III. vorgesehen, erkenne ich nicht, daß die Bulle Eurer Fürstlichen Gnaden auch nur einen Kreuzer einbrächte. Ich wollte sie bis heute nicht abschicken, jedoch liegen Supplikation und Minute vor; dem konsistorialforum ist Genüge getan. Sollte Eure Fürstliche Gnaden die Versendung verlangen, soll das geschehen; ich erachte das aber für unnötig und umsonst. Wenn Eure Fürstliche Gnaden andere Absichten damit hat, möge das dem Sekretär AUGUSTIN KÖLNER mitgeteilt und mir dann übermittelt werden. Es darf aber nicht drängen! KASPAR WIRT oder Magister JOHANN BEUREN sollen die Sache zur Sprache bringen. Es ist alles erledigt außer der Zahlung der Gebühr.

Im Hinblick auf die Zehnten-Bulle muß ich, wie ich es verstehe, auf alle Fälle ein Breve für Eure Fürstlichen Gnaden beim neuen Papst veranlassen. Ich denke, wir werden es bald erlangen, da die Kardinäle nicht so extrem parteiisch sind wie vor zwei Jahren. Die Fraktionen und Gegensätze von damals existieren nicht mehr. Der Papst hat sie alle gleichermaßen abgelehnt.

Wer der neue Papst wird, weiß man nicht; die öffentliche Meinung favorisiert die MEDICI. Ich tippe aus besonderem Grund auf CAMPEGIO. Im Gespräch sind auch FARNESE und DELLA VALLE.

Zusammengefaßt bitte ich Eure Fürstlichen Gnaden, mir mit der nächsten Post mitzuteilen, was Ihr von mir erwartet, daß ich es beim neuen Papst ausrichten soll. Die Kardinäle haben nämlich fast alle Mitleid mit mir, weil Papst HADRIAN alles solange verzögert hat. Sie haben wirklich ihr Bestes getan und den Papst oft um schnelle Hilfe für mich gebeten.

Meine Initiative in der Causa Lutheri ist gescheitert: wäre Kardinal GRIMANI am Leben geblieben, der mit dem Papst zusammen erkrankt und noch vor ihm gestorben ist, so hätte gewiß ein Provinzialkonzil in München stattgefunden: darüber muß der neue Papst befinden.

Ich habe Eure Fürstlichen Gnaden im letzten Brief darauf hingewiesen, daß ich für die Vollendung meiner Mission dringend hundert Dukaten benötige; da ich aber wegen der Auszahlung hier länger ausharren muß, brauche ich wohl zusätzlich noch dreißig Dukaten, wie ich Eurer Fürstlichen Gnaden genau vorrechnen werde.

Das Breve über die Münchner Liebfrauenkirche ist nicht ausgefertigt worden; es ist wohl am Sterbetag des Papstes liegen geblieben. Ich habe noch durch den Sekretär eine Bulle über die vierte Pension an der Universität eingereicht, die der Papst noch abgesegnet hat. Als er nach drei Stunden starb, ist sie noch mit Bleisiegel versehen worden, wenn ich sie auch noch nicht in Händen habe. Wenn die Kurialen nicht Widerstand leisten, wird sie bald für dreizehn Dukaten abgesandt werden. Ordnungsgemäß haben sie mir vorgerechnet, daß der ganze Vorgang vierhundertsechzig Gulden kosten wird.

Wenn Wure Fürstlichen Gnaden meint, wie sie mir schreibt, daß ich zu lange in Rom sei, will ich sofort aufbrechen - Papst hin, Papst her - , jedoch soll Eure Fürstliche Gnaden mir im nächsten Brief mitteilen, was ich noch für sie tun kann.

Gegeben in Eile zu Rom, am 25. Tag im September 1523.

Euer Fürstlichen Gnaden untertäniger Kaplan Johann Eck.