Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 163

Herzöge Wilhelm u. Ludwig v. Bayern an J. Eck

München

01-10-1523



München BayHStA, Oefele 26 fol 16r - 17v;
Kopie: München BSB Clm 1376, fol 137r - 138v
WIEDEMANN, Eck 664 - 667
Vgl. WIEDEMANN, Eck 191


Die Herzöge bestätigen das Eintreffen sämtlicher von Eck angekündigter Bullen und anderer Dokumente am 24-09-1523 (!). Sie zeigen Verständnis für die Verzögerungen in Rom und erklären sich mit der Erhebung des fünften Teils des Einkommens von der Geistlichkeit für den Türkenzug einverstanden. Eck soll im nächsten Brief schreiben, was es mit dem Kostenerlaß der Apostolischen Kammer von achtundfünfzig auf zwanzig Dukaten auf sich habe und auf welchen Artikel der >Instruktion< sich das beziehe. Mit der Bulle zur Klosterreform sind die Herzöge einverstanden, befürchten jedoch, die Bischöfe werden hinsichtlich des Besetzungsrechtes der fünf Kanonikate für die Universität Ingolstadt Schwierigkeiten machen, da bisher nur Domherren dafür vorgesehen wurden und auf die Bischöfe kein Zwang ausgeübt werden könne. Die herzoglichen Räte sollen anhand von Beispielen aus der Praxis anderer Hochstifte auf die bayerischen Bischöfe einwirken. Die Herzöge zeigen sich vom plötzlichen Tod Papst Hadrians betroffen: da der neue Papst wohl alle bisherigen Zugeständnisse seines Vorgängers zunächst revozieren wird, soll Eck länger in Rom bleiben und sowohl ein Bestätigungsbreve auf die bereits bewilligten Artikel der "Instruktion" wie auch die noch nicht durchgesetzten Ernennungen im Namen der beiden Herzöge Wilhelm und Ludwig erwirken. In der Frage der fünf Kanonikate sollen die Bischöfe und ihre Domkapitel gezwungen werden können, diese zum Nutzen der Universität Ingolstadt zu besetzen. Die Supplikation für Reichenhall soll Eck ohne Entstehung von Kosten durchbringen. Eck soll das harte Vorgehen der Herzöge gegen die lutherische Lehre mittels Mandaten herausstreichen. Eine Kopie des soeben erlassenen neuen herzoglichen Mandates an die Landpfleger, Richter, Amtsleute, Städte und Untertanen ist dem Schreiben beigelegt. Als Orator und Botschafter Bayerns soll Eck dem neuen Papst im Namen der Herzöge Obödienz erweisen. Die hundert Dukaten für Eck wird die Fuggerbank in Rom jetzt auszahlen.


Wilhelm und Ludwig etc.

Unseren Gruß zuvor.

Wirdiger hochgelerter lieber getreuer.

Wir haben euer schreiben sambt etlichen bullen nemblich Decimarum auf den fünfften tail, der Clöster beder geschlecht Visitation, die Incorporation der pfarr zu parr, unnd die fünff brevia der 5 Canonicaten so von den Bischoven unser universitet zu Jngolstatt umb erhaltung der doctores theologie und aines Canonisten zugestelt sollen werden, auch ain breve unsers Augustiner Closters alhie, und etlich ander euer schreiben als copien der brevia instruction wie mit den bischoven der Canonicaten soll gehandelt, und zu dem Consennß bewegt werden, aine Jnformation an Päbstliche heiligkeit und die Cardinel, samt ainer Expenns Zetel der pfarr zu parr am 24 tag Septembris empfangen, tragen Euer hendlung erlangter und entledigter Artikl ain gnadiges gefallen, und wiewol sich die Expedition lang verzogen, befinden wir doch auß Euren Entschuldigungen und sunst Euer schuld nit gewesen zu sein, Wir lassen unnß des fünfften Tailß der Hilf wider den Türken von den geistlichen nach gestalt der sachen diser zeit benuegen, hatt des ainen collectoren die weil er hat gewalt zu substituiren nit mangel, als ir aber in Euren schreiben meldet der geistlichen richter halber als sie der pabst zugelassen hätte, haben sie die nit lassen...per officia die ir hindurch pracht habt per cameram die auf 58 Ducaten cost hetten, sollet ir auf XX Ducaten pracht haben, khennen wir nit versteen auff welchen artikell euer Instruction sich dieser punct zeucht darum wellet unß deß in negsten eurer schreiben, sovern Nott lauter berichten, So ist die Bull der Visitation unser Clöster wol und genugsamlich expediert, wir wellen unser gelert Rethe Jnnhalt eures guttbedunkens auff Credennz unnd Instruction zu den Bischoven in Bewilligung der V Canonicat halber zu erlangen sunderlich schicken, dieweil Jr aber solches Jn nur freien willen wiewol mit angehenkten beweglichen ursachen und per provisionen haimgestelt, besorgen wir sie werden darein nit bewilligen, noch ausserhalb irer Thumcapitel bewilligung und zulassen nit Thun mugen, dann wir befinden in Erfarung daß die bischove mit den Canonicaten nichts allein die Thumbherren zu dispensieren haben, deßhalber die Müe verloren sein, doch soll es von unnß mit geschickten unseren Rathe furtragen antzaigung rechtmessiger ursachen und Exemplen von annderen hochenstüften, wie obgemelt und ir Unß in schriften angezaigt, nie underlassen pleiben, Ehe unnß aber euer obberürt schriften und bullen geantwurt seien wir Unserm hailgen Vaters des Pabsts Adriani absterben, der sele der almechtig barmherzig sein welle, glaublich bericht desselbigen auß Vil ursachen nit wenig erschrocken. So Nu des Verstorbenen Pabsts zugebung und waß ir in Unseren Namen von seiner heiligkeit erlangt, durch den Neu Erwelten one Zweifel revocirt wurdet, ist ain Notturft Euch zu Rom lennger, wie ir dann selbs vernunfftiklich bedacht, zu enthalten, und von dem neuen Pabst ein breve confirmatorium auff vor erlangte Artikel aufzubringen, waß ir aber, bey Pabst Adriano laut euer Instruction nit expediert hettet, daß söllet ir bey diesem neuen Pabst noch erlangen und expedieren, dann ir habt bevelch unseren Herzog Wilhelm nominationem von Pabst Leo außgebracht so noch zum tail nit angangen reconvalidiren zu lassen, auch unß beeden fürstlichen Gebrüederen ieglichen zwölff nominationes auf die bestimpten Person von Babst Adriano zu erlangen, des Villeicht Bißher so ir in euern schreiben khain meldung darvon thut nit beschechen ist, dise und ander artikl laut euer instruction auch der 5 Canonicat halber zu der Universitet gen Jngolstatt an die Bischove und ire Thumbcapitel auch wider ihren willen bey einerpen, so vern es erheblich were, sollet ir euch bey disen neuen Pabst alles Vleiss außzubringen unnd zu erlangen underfahen, den Artickl mit Reichenhall wellen wir bei der signatur und nur bißher geubten handlung pleiben lassen, so die Suplication signiert ist genueg zu dem gewissen, ist es umb gelt recht so geet es umsunst auch wol hin, es wer dennn daß irs bey dem newen pabst umb ain klain gelt eroberen möchtet. Jr sollet auch in sunderhait dem erwelten Pabst fürtragen, daß die Lutterisch verdambt leer und kezerey ye mer bei beden geschlechten Mann und Weibs im ganzen Reich eindringet also daß wir in Unserem fürstenthum auß allen khrefften durch hohe ernstliche Mandaten und handhabung derselben auch mit peinlich straff biß in den Tod, damit solche ketzerey nit gar überhand neme, bißhero zu weren gehabt, wellen auch deß hinfür als cristlich fürsten zu handhabung unseres heiligen glaubens piß zu austilgung derselbigen in Unseren fürstenthum mit hilff des Almechtigen so vern sich unser chrafft und macht strecken unaufhörlich thun und vollziechen, als wir dan in diesen Tagen abermalß ein Ernstlich Mandat zu besterkung des ersten an unser pfleger, Richter, ambtleut, statt und undterthanen unsers fürstenthumbs, deß wir euch copien hiemit zusenden, außgeen und verkhünden haben lassen. Es ist auch unser Maynung und bevelch, das ir als unser Orator und ambasait dem neuerwelten Pabst in unser beder gebrüder Namen obediencias thut, wie ir dem Pabst Adriano seliger Gedechtnuß auch gethan habet dardurchh Päbstlich heiligkeit Jn zulassung unser petition desto ehe bewegt würdet und sundlich sollet ir die Lutrisch sachen weß wir teglich mit grossen chosten und Mue darin handlen, wol außstreichen und Pabstlicher Heiligkeit einpilden, und ob unß rechts neues fuerfiel, wellen wir euch künftigklich ieglicher Zeit berichten, wir haben euch auch die hundert ducaten bey den fuckhern laut eures anzeigens in dem wechsel gen Rom verfertiget, die Zeit last euch Jn Rom nit zu lang sein, damit ir wol getröst und mit guter gewerlicher abvertigung der bevelchen articl wider anheimb khummt, daran thut ir in unß ain sund undthenig gefallen Jn gnaden gegen euch zu erkhennen.

Datum München den 1. Oct. 1523.

(In dorso:) An doctor Johann Ecken.