Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 164
Die Herzöge bestätigen den Empfang von Ecks Schreiben vom 25-09-1523. Die Bulle de iudicibus cleri mit der Klausel "in casu negligentiae ordinariorum duntaxat" wird den Bischöfen trotz ihrer bisherigen Nachlässigkeit bei der Strafverfolgung von Klerikern gefallen, wenn sie auch angesichts der augenblicklichen ketzerischen Wirren nicht angemessen erscheint. Im Streitfall Rappenzeller wollen die Herzöge dem zweiten Vorschlag Ecks folgen. In der Reichenhaller Sache sind die Herzögee mit Ecks Vorgehen einverstanden: es geht nur darum, an Sonn- und Feiertagen aufzupassen, daß die Räder laufen; die Arbeiter müssen keine körperliche Arbeit verrichten und haben die Möglichkeit des Gottesdienstbesuchs. Daher sollte die Supplikation kostenfrei bewilligt werden. Eck soll für die Bulle über den Zehnten vom neuen Papst ein Bestätigungsbreve erlangen. Er soll alle in der ihm vorliegenden Instruktion und dem letzten herzoglichen Schreiben genannten und noch nicht erledigten Artikel beim neuen Papst vertreten. Dazu erhält Eck eine Kopie des letzten Anschreibens. Eck soll dem Papst in passender Form die Obödienz der bayerischen Herzöge versichern und ihm darlegen, mit welchem Eifer, mit welchen Unkosten und unter welchen Gefahren für Leib und Leben sie, von den anderen benachbarten Fürsten oft belächelt, sich um die Verfolgung der Häresien im Lande bemühten. Als Gegenleistung soll der Papst im "Papstmonat" die Pfründen ganz zur Nutzung für tüchtige Seelsorger im Herzogtum Bayern zur Belehnung freigeben. Die Bistümer und Propsteien ohne ius patronatus sollen dafür dem Papst vorbehaltenn sein. Vom "Papstmonat" haben bisher leider meist Ungeeignete Vorteil gehabt. Das Breve über die vier Kaplanstellen am Münchner Liebfrauenstift soll abgeschickt werden. Die Gesandtschaft der herzoglichen Räte und Professoren zu den Bischöfen der fünf Domherrenpfründen nach Ingolstadt haben die Herzöge zunächst einmal aufgeschoben. Eck erhält über das Bankhaus der Fugger einen Wechsel über hundertdreißig Dukaten. Er soll vorläufig in Rom bleiben und gemäß der herzoglichen Instruktion vorgehen.
Wilhelm und Ludwig etc.
Unsern Gruß zuvor
Wirdiger und hochgelerter lieber Getreuer!
Wir haben Eur schreiben mit erinderung des Pabsts Adriani absterben, seiner krankheit und wesens, sambt der bullen de iudicibus cleri, wie und durch wen ir dieselbigen expediert habet auch den aplass von 8 Cardinälen zu der Capellen zu Reichenhall und ander mer articl Jnhalt desselbigen nach lenngs verstanden. Tragen wol fürsorg, so die Bull de judicibus cleri mit der Clausel in casu negligencie ordinariorum duntaxat erlanget ist, sy werden unnß sovill Jne muglich die Volziehung Undsten zu Jmpedieren dann wiewol die Bischove Jn straff der geistlichen umb merklich und grossen überfahrung und verprechung so teglich vor augen, hinlessig seien, wellen sy doch des khain wordt haben, wer wol gutt gewest obberürte Clausel sundlich in yez schwebenden luttrischen und ander khezery underlassen bliben were, so es aber ander gestalt nit mugen erlangt werden, müssen wir geschehen lassen, wir wellen die Transsumpt an die Richter und unser Vicedumbämbter wie sich gebürdt verordnen, ausß den zwaien mitteln, so ir Unß Rappenzeller halber angezaigt, lassen wir unß daß ander gefallen, darauf unser Bevelch, daß ir saget Wir Traggen auff unsere zwei schreiben nie gegebene andwurt Mißfallen, sofern er denselbigen unseren schreiben nit Volziehung Thun werde, mussen wir unangesechen ob Rappenzeller auß forcht und klainmythigkait ander bewilligst hette, weg fürnemen, damit wir unsern Landsessen den Rappenzeller bei der pilligkheit handhaben dann öffentlich am Tag und khein widersprechen vor augen das er ander bull Rappenzellern unrecht Thuet das khünnen wir als sein Landsfürst nit getulden.
Die Bullen der Suntag und feirtag unseren Salzprun zu Reichenhall betreffen haben wir Euch im Jüngsten Unseren schreiben daß euch on Zweifel zukhumen angezaigt zu Expedieren unnot zu sein, wellen uns der signirten Suplication und...benugen lassen der Mainung wir noch seien. Es möcht dann mit khainer khostung geschehen als wir dafür halten Jn ansechung das an den Suntagen und feirtagen die arbeiten khain leibarbait an dem prunen noch sunst Thun allain geen die Reder für sich selbs unnd etlich müessenn bey denselbigen pleiben unnd die Verhüeten das sie nit schaden oder Nachtheil empfachen daß seit ir Villeicht vormals nit so lauter Bericht gewest Es ist auch der Capellan und Capellen in dem Salzhauß da der Prun mit den Redern ist, unnd muegen die arbaiter ungehyndert dem gotzdienst darin gewarten. Deßgleichen haben wir Euch in ermelten Unseren Jungsten schreiben auf die Bullen decimarum ain breve confirmatorium von dem neuen Pabst zu erlangen auch geschrieben, Jst nach Unser gemut maynung und bevelch weitter daß ir acht in khürz an sunder furtren und widerwerkhait ainem pabst mit anzaigung etlicher so Jn Vermuetlichen fürnemen sein sollen, zu haben, hötten wir gemainer cristenhait zu guet getan, wern auch aines frumen geschickten und gewissenhaften pabst sundlich in diesen geschwerden und sorglichen leuffen wol nottürftig. So dann auß Verhebknuß des almechtigenn ain Neuer Pabst erwelt wirdt, sollet ir die artikl lautt unser Euch gegebenen Instruction so bisher nit Expediert weren und weß wir Euch Jn Nechsten Unseren schreiben bevolchen bey pabstlicher Hailgkait handelen und alles Vleiß zu expedieren underfahen und zu merer sicherhait schicken wir Euch copiam unsers Jüngsten schreiben ob Euch daß nit geantwurt were hiemit zue, darzue ist unser bevelch unnd maynung, daß ir in unser beder fürsten Namen in pester form als ir zuthun wol wisset, nach beschechner obedienz an den neuen Pabst supliciert, dieweil wir als cristlich fürsten unnß umb außreittung und Vertilgung der lutterischen und derselbigen Nachfolger khetzerei so hoch mit merklichen chosten Jn Unsern fürstenthum nit mit klainer Nachred etlicher unserer Nachparn unaufhörlich bemüenn und befleissen, darzu wir auch Vil unser gelert und geistlich Rethe und ander gebrauchen wüssen, die nit klain sorg, wagnuß und gefärlichkait ires leibs und lebens auf sich nemmen und leiden müssen, damit wir und sy des von irer pabstlichen heiligkait Ergentlichkait empfunden daß dieselbig unß zu gnaden zueließ daß wir all pfrundt mit und an selsorger so Jn Unsern fürstenthum Bairn in päbstlichen Monat ledig würden frei zu leichen und die unser damit zu versechen hetten, doch sollen die Pistumben und Probsteien, so nit juris patronatus seien, hierinn dem Pabst vorbehalten sein, und daß solche begnadung auf des Neuen Pabsts leben lenng, oder wo es not, erlangt möcht werden, doch auf etlich Jar gestelt wurde doch pabstlicher Heiligkait die annata provisionis unnd ander gewonnlich gerechtigkait wie dan mit den Canonicaten zu machen so in pabstlichen Monaten ledig werden, laut derselbigen bull so ir bei hennden habt auch...ist, Vorbehalten, So auch nach allem gehabten Vleiß, daß auf die Thum- und ander stift derselbigen pfründen digniteten und personatus mit nichts Macht erlanget werden, daß es doch auf die ander pfründen in Unserem Fürstenthumb mit und on selsorg zugeben wurde, lassen uns auch bedinnken päbstliche Heiligkeit schlugen unß solches in ansechung der sorglichen kezerischen leuffen die sich von Tag zu Tag ir mer zutragen und einreissen und bißher in Euer abwesenheit sich nit wenig gemert unpillich ab, dan wir Tragen sorg wir müssen uns mit gewalt hoch beschwerlichen kosten und darstreckung leibs und guts solcher verdambten kezerei widersetzen, daß wir auch den Unsern so deshalben bemüet und gebraucht werden pillich von päbstlicher Heilhkait recompensa erlangen sollen, so ist es irer heiligkeit nit sunder beschwerlich dan in obberürten pfründen werden gewonlich in pabstlichen Monat von ungeschickten und schlechten Personen so zu auffrung des cristlichen glaubens und gemainen nuz nit zugebrauchen sein, durch ir Curtisei und andern unzimlichen Mitelen erlanget deß wir an daß als die Landfürsten die lenng nit leiden können noch wellen, haben selbs vil geschickter gelerter geistlich und weltlich personen, welche geistlichen und die weltlichen khind wir pillicher in unseren fürstenthumb zu versechen schuldig dan fremd ungelehrter schuester und schneider Sön hauß und stallknecht durch selzem praktisches Einkhumen zulassen etc. daß breve über unser Stift zu München der vier Leviten pfründen ist unser befelch daß in daßselbig laut eures schreiben Expedieret, die schickung unser Rethe zu den Erzbischoven und bischoven der 5 Thumherrn pfründ gen Jngolstadt, hoben wir auß beweglichen Ursachen Euch im Jüngsten unserer schreiben zum Theil angezeigt, und damit die Bischoff und Capitl nit gevarnt werden auf dißmal underlassen und wiewol wir Euch 130 ducaten in dem fuckher wegsel Jnnhalt eures schreiben hinein gemacht hierauff unser bevelch und Maynung daß ir Euch zu Rom lennger enthaltet und die artikl laut erster Jnstruction und diß unsern bevelchs alles Vleiß versechet als Uns an Euch nit zweifelt davor Jn Expedierung, wellen wir unß genzlich versechen und in sunder gnaden gegen Euch erkennen.
Datum München an Montag nach Lucae Evang. 19. Okt. 1523.
(In dorso:) An d. Ecken zu Rom.