Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 165
Eck hat das letzte Schreiben der Herzöge (Brief 01-11-1523) erhalten. Er erläutert "dunkle" Stellen seiner Darlegungen zur Bulle de iudicibus cleri. Der Bischof von Terracina, ein Deutscher, hat vor den Konsequenzen gewarnt, wenn andere Fürsten, unter ihnen der von Sachsen, das gleiche Privileg de iudicibus erhielten. Kardinal Pucci hat inzwischen die Bulle unter Umgehung der Kanzlei durch die Apostolische Kammer "geschleust". Im Hinblick auf die Ernennungen, die zu bewilligen sich Papst Hadrian geweigert hatte, will Eck beim neuen Papst alles Mögliche tun. Einige Kardinäle haben Eck zugesagt, sich im Konklave dafür einzusetzen, daß der künftige Papst in der Luthersache Maßnahmen ergreift. Eck hat zu diesem Zweck einzelnen Kardinälen eine >Instruktion< zugeleitet. Auch hat Eck den Traum eines Konzils auf bayerischem Boden noch nicht aufgegeben. Der verstorbene Kardinal Grimani war ein guter Freund. Die Papstwahl steht jetzt seit sechs Wochen an: im Konklave befinden sich achtunddreißig Kardinäle; sie gliedern sich in eine kaiserlich und eine französisch gesinnte Partei. An Mailand wird sich alles entscheiden. Eck lobt die bayerischen Herzöge für ihr konsequentes Vorgehen gegen die lutherische Bewegung. Die Universität Ingolstadt soll ihnen im Hinblick auf ein künftiges Konzil darin folgen. Ein ausgelaufener Kartäuser lehrt Irriges über die Heilige Schrift. Die römische Filiale der Fugger hat immer noch keinen Wechsel für Eck erhalten.
Durchlauchtiger hochgeborner furst. E.f.g. seien mein underthänig gehorsam dinst zu voran berait mit allem fleiß.
Genediger herr: E.f.g. schreiben hab ich in aller unnderthänigkeit vernommen: Unnd so E.f.g. mein schreiben als etwas dunckel acht der bull halben von den richtern, hat es die mainung: Darmit ich ye den hanndel wol hinaußbrechte, hab ich müessen die Lutterey einzihen, wie wol den bapst gnugsam jnformirt, das auch in annder peinlichen unnd burgerlichen sachen treffenlich hinlessigkait geschehe, dar durch vil ergernuß entstünden unnd wider willens von dem gemainen volck, von Burg adel unnd hohen stannd wider die gaistlichen. Als aber die supplication signirt wart und erst bey dem datario gelindert in usu negligentie duntaxat, wolten sy darnach in Cancellaria, das wörtlin "duntaxat" richten allain ad rem ludderanam, wolt ich das nit thun, sagt, wir wolten sy darum nit bitten, es wer mer von noten, der bapst bett die fürsten, das sy wider die Lutterey weren. Jn summa Episcopus Terracinensis, ain teutscher Johannes Copius, der dann auch pension hat von dem bischove zu Würtzburg, der maint ye, es wer ain groß ding unnd wann die fürsten von Bairn das hetten, so wolt der pfaltzgrave, marggrave, Sachsenn etc. den auch haben, unnd wolt die sachen erst hinder sich bringen ad signaturam. Dar zu waren sy treffenlich herb in taxa. Da ich sollichs vermerck, hab ich mich bulle geübt unnd bey dem auditore camere unnd secretario Hezio anfragt, wie doch sy vermainten, des bapst will gewesen wer, dann jn meinem firbringen het ich das von E.f.g. wegen klar anzaigt, darauff der bapst hat mir zu gsagt die supplication zu machen, wo wolt er die signirn etc. Da nun jn beiden sollichs alß wol wissen wan, hab ich die minuta der bullen machen lassen, unnd mein Cardinal S. quattuor Coronatorum, der superior ist in expeditione bullarum de camera, lassen die besehen unnd angehalten, das er sein hannd darunder gesetzt hat: da ist hernach passirt per cameram, unnd hab gleich lassen cancellariam cancellarey sein. Das hab ich jn die lenng wöllen E.f.g. anzaigen, so ich vernommen hab, das E.f.g. etlich zweifel hab jn meinem schreiben.
Aber die nominationes betreffend hab ich vormalß anzeigt, auß was ursachen bapst Adrianus hat sy nit wöllen zu geben jn der form, unnd jüngst hab ich meinem hern dechant zu Unnser Frawen, ich wöll bei künfftig bapst fleiß inkeren, dann ich kan nit wissen was doch Bapst Adrianus hat E.f.g. fir ain gratia thun in beneficiis. Ich will nichts unnderlassen bey künfftigem bapst, was ich waiß, E.f.g. ...unnd den Ewern nützlich sey. Ich wolt lieber, man soll all beneficia jm lannd verteilen, dann das etlich curtisan mit krämlet. Des Lutterß halb ist bey dem bapst ...nicht außgericht, auß ursach wie ich vor geschriben hab. Doch haben die Cardinel mir zugsagt, und müeß firhin baß dar zu sehen: Si haben auch etlich mir zu gsagt, das sy wollen ain artickel in conclavi machen pro futuro pontifice in rem Ludderi, wie ich dann jren vilen ain instruction gemacht hab. Wirt mit...ain bapst, da ich etwas bey vermag, so ist noch mein fantasy, das wir ain concilium plus quam provinciale wöllen haben jn Bairn, unnd gibt gott das, so wöll wir wol etwas guts machen. Ich hab aber ain vast guten verlorn am Cardinal Grimanno etc. Die wall steet lanng an, yetz VI wochen fast: seien her durch gelassen worden Medicis, Mantua, Farnesius, Champegius, Jacobatius, seien ain teil kummen auff 21, 23, 24 stimmen, mangelt zwo stimmen, dan es seien 38 Cardinel jm conclave. Die Frantzosen cardinel dienen fleissig jrem küng, dann annder dem keiser. Es sein in der post kummen Cardinal von Außen, von Borbon, von Lothringen, die halten etlich annder an sich, das den keiserischen nit kinden werden die 26 stimmen. Wann aber die frantzosen ain schnap nämen vor Meilant, hetten wir bald ain bapst; Solt aber der frantzoß obligen, wurden wir villeicht nit bald ain bapst haben. E.f.g. thut christenlich unnd fürstlich, das sy so starck wider die ketzerey halten. Soll auch das die universitet thun, darmit wann es zu ainem concilium käme, das man sollichs möcht anzeigen, unnd fir annder etwas gelt, dann die fremden nation vermaint sich mer beschwert sein von Rhom dan wir, aber sy wollen darum nit ketzer werden oder das Euangelium lugner machen, wie zu nechst ain buchlin von ainem außgeloffen Cartuser gemacht ist, das man die Euangelia nit vertaidingen kann, sy seien ain ander widerwertig. Es sey kein hailig gschrifft dann das alt testament etc. Denn Fuckerischen ist noch kain commission her geschehen. Nach müglichem fleiß will ich alle sach nach dem besten außrichten, darmit ich mich E.f.g. jn aller underthänickeit will befolhen haben. Datum samstag nach IV sanctorum (coronatorum) 1523.
E.f.g. underthänig Caplan J. Eck.
(In dorso:) Dem durchleuchtigen hochgebornen fürsten unnd herren Herrn Wilhalm pfaltzgrave bey Rhein, hertzog in Obern unnd Nider Bairnn etc., meinem gnedigen herren.