Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 172

Eck an die Eidgenossen

Ingolstadt

13/17-08-1524



Zürich StA, E I 1.1 no.97 (Autograph)
Ein sendtbrieff an ein fromme Eidgnosschafft, von Doctor Johann Ecken, die Lutterey und Zwingli betreffend., Landshut, Johannes Weißenburger, 1524 = METZLER Nr 50(1)
Johannis Ecken Missive und embieten, Den Frommen, Vesten, Ersamen, Wysen etc. gmeyner Eydgnossen botten zu Baden imm Ougsten versamlet überschickt, S.l.a. (Zürich 1524) = METZLER Nr 49 (1)
Vgl. WIEDEMANN, Eck 207f
[F 008R]

Eck hat mit Freude vernommen, daß sich die Eidgenossen gegenüber der neuen verführerischen lutherischen Lehre als beständig erwiesen haben. Auch Zwinglis lästerliche 67 "Schlußreden" sollen sie nicht im Glauben unsicher machen. Eck erklärt sich bereit, mit Zwingli über diese Irrlehren an jedem beliebigen Ort öffentlich zu disputieren, allerdings unter der Bedingung, daß Zwingli anders als Luther, der 1521 das Urteil der Universität Paris über ihn nicht anerkannte, die Entscheidung durch die aufgestellten Richter auch akzeptiere. Eck will beweisen, daß Zwinglis Lehre der Heiligen Schrift widerspreche.

Edel Gestreng Vest Fürsichtig Ersam Wyß Günstig Lieb herren und fründ, euch seyend mein gantz willig und früntlich dienst mitt flyß bereyt zuvor.

Jch hab yetz offtermals mitt freuden vernomen, wie jr euch als bestendig glider der heiligen Christenlichen kirchen wider die jrrung nüw verfürisch Luterisch leeren und kätzereyen tröstlichen gebrauchen unmd widerstanden, des der almechtig in ewigkeit gelobt sey, der ouch üch in dem selben üweren christlichen fürnemen und mit seinen götlichen gnaden weiter stercken unnd behertzigen welle. Dann on allen zwyfel der almechtig sein Christenlichen glouben nit verlaßt, sonder alweg durch sein götlich gnad etlich die sein glory, eer und glouben erhalten, schützen und schirmen ußerwelt. Darumb sollend jr üch als eerlich loblich beständig christen von ewerm guten christenlichen fürnemen nit abwenden, noch euch Ulrichen Zwinglis predicanten zu Zürich verfürisch lästerlich schriben da von bewegen lassen. Dann der selb Zwingli in seiner gschrifft manigfaltig Jrrung jnfürt, den glouben befleckt, das wort gottes und die heiligen geschrifft kätzerisch verwaltiget, zerryßt, und in einen mißverstand ergerlich zücht.

Des ich mich hiemit erbüt und erbotten haben wil, wo unnd wenn es üch gefellig und gelegen sein wil, sölichs mit disputieren gegen gemelten Zwingli uß zefüren. Doch der gstalt, das der Zwingli nach unser beyden verhörten disputation, by de, so jr da zu verordnen würden, erkennen und urtheilen, vest und ungewegert bleiben wölle, unnd nit thüge wie Martinus Luther gethan. Darinn die von Paryß als Richter vor des durchleuchtigen herren Georgen Hertzogen zu Sachsen etc. verordneten räten versprochen hett. Als aber die von Paryß wider jn Luther declariert und erkent, wolte er jrem urteyl nitanhengig sein etc.

Unnd bin also mit hilff des almechtigen und gnaden des heiligen geysts tröstlicher hoffnung unsern alten waren christenlichen glouben und gebrauch, das der der heiligen gschrifft gemäß und nit wider gegen dem Zwingli leichtlich erhalten. Ouch erwiderumb, das sein Zwinglis neuw verrfürisch fürnemen der heiligen geschrifft gantz widerwertig und untougig sey, anzuzeygen etc.

Erbietende wo mit ich euch jn sachen und handlungen unsern heiligen glauben belangende dienen, ouch sunst dienstlichen und früntlichen willen bewysen kan und mag, das jr mich darinnen willig ungespart und geflissen haben und befinden sollend. Der allmechtig wölle euch mitt sein götlichen gnaden befolhen haben.

Datum in yl zu Jngolstatt am XIIJ. [METZLER Nr 50 hat: XVIJ] tag Augusti. Anno etc. XXIIIJ.

Ewer williger

Johann von Egk
Sacrosancte theologie doctor und Vicecancellarius der Universithet zu Jngolstatt jnn Peyern.

(In dorso: Den Edlen Gestrengen Vesten Fürsichtigen Ersamen und weysen, den Herren unnd verwandten des alten Pundts der Eydtgnossen, meinen günstigen lieben herren und fründen.)

Liebe edle, strenge, ehrenfeste, fürsorgliche, ehrsame, weise, gutgesinnte Herren und Freunde: meine ganz willige, freundliche, fleißige Dienstbereitschaft zuvor!

Ich habe jetzt öfters mit Freude vernommen, daß Ihr als treue Glieder der heiligen christlichen Kirche gegenüber den irrigen, neuen, verführerischen lutherischen Lehren und Ketzereien trotzigen Widerstand geleistet habt. Der allmächtige Gott sei dafür allezeit gelobt, der Euch auch bei Eurem christlichen Tun mit seiner göttlichen Gnade weiterhin stärken und ermutigen wolle. Denn ohne Zweifel läßt der Allmächtige seinen christlichen Glauben nicht im Stich, sondern Er hat durch Seine göttliche Gnade viele auserwählt, um Seinen Ruhm, Ehre und Glauben zu erhalten, zu schützen und zu beschirmen. Darum sollt Ihr Euch als ehrliche, lobenswert beständige Christen von Eurem guten christlichen Tun nicht abwenden, noch Euch davon durch verführerische, frevelhafte Schreiben des Züricher Predigers ULRICH ZWINGLI ablenken lassen. Dieser ZWINGLI führt nämlich in seiner Schrift viele Irrtümer ein, befleckt den Glauben, vergewaltigt und zerreißt ketzerisch das Wort Gottes und die Heilige Schrift und versteht sie arg falsch.

Daher erbiete ich mich hiermit und will mich erbeten haben, wo auch immer und zu welchem Zeitpunkt es Euch genehm ist, diese Differenzen in einer Disputation mit genanntem ZWINGLI näher darzulegen. Das soll aber so ablaufen, daß ZWINGLI nach Anhören unserer Disputationsbeiträge durch von Euch eingesetzte Richter geprüft und beurteilt wird; er soll dazu fest und ohne Verweigerungshaltung stehen und nicht so handeln wie es MARTIN LUTHER getan hat. Damals war mit den dazu bestellten Räten des durchlauchten, wohlgeborenen, christlichen Fürsten und Herrn GEORG, Herzog von Sachsen, usf. abgesprochen worden, daß die Theologen der Pariser Sorbonne als Richter fungieren sollten. Als aber die Pariser Richter sich gegen LUTHER erklärten und bekannten, wollte er ihr Urteil nicht annehmen usf.

Ich bin somit mit Hilfe des Allmächtigen und der Gnade des Heiligen Geistes voller tröstlicher Hoffnung, unseren wahren christlichen Glauben und unsere Gebräuche, die der Heiligen Schrift gemäß sind und ihr nicht widersprechen, problemlos gegenüber ZWINGLI verteidigen zu können. Ebenso glaube ich, darlegen zu können, daß ZWINGLIS neues, verführerisches Verständnis der Heiligen Schrift letzterer gänzlich widerspricht und untauglich ist usf.

Ich erbiete mich, alles zu tun, womit ich Euch in Sachen und Handlungen, die unseren heiligen Glauben betreffen, dienen könnte, auch sonst, wo ich Dienstbereitschaft und Willigkeit beweisen kann und vermag. Ihr sollt mich darin willig, voller Hingabe und Eifer finden. Der Allmächtige möge Euch Seine göttliche Gnade gewähren und Euch beistehen.

Gegeben zu Ingolstadt am 13. Tag im August im Jahre 1524.

Euer williger

Johann von Eck,
Doktor der Heiligen Theologie und Vizekanzler der Universität Ingolstadt in Bayern.