Zwingli antwortet in erster Erregung über die kränkenden Prädikate, die ihm Eck in Brief 13/17-08-1524 hat zukommen lassen, in einem unvollendet gebliebenen und nie abgeschickten Brief, der den Zorn des Zürichers widerspiegelt. Das offizielle Antwortschreiben Zwinglis (Brief 31-08-1524) fiel gemäßigter aus. Wie komme Eck dazu, so unverschämt über ihn an die Schweizer zu schreiben? Ob es ihm nicht reiche, in den vorausgegangenen Kämpfen bezwungen worden zu sein? Die "Ecks" werden einst zum Schweigen gebracht werden wie vorher Herostrat, Catilina und andere Prahler. Ecks Wesen ist durch und durch Bosheit. Er eilt nach Rom, und, weil dort kein neuer Papst gewählt, zurück nach Deutschland, um dort alles durcheinander zu bringen, in seinem lasterhaften Lebenswandel bereit zu jedem Vergehen. Einen beklagenswerteren Menschen als Eck wird man in ganz Deutschland nicht finden. Einst war Zwingli bereit, mit Eck freundschaftlich zusammenzutreffen, jetzt aber gibt es zwischen ihnen nichts Gemeinsames mehr. Soviel Mittel gegen den Wahnsinn gibt es gar nicht, um den verlorenen Eck zu heilen.
Gratia et pax a domino. En tibi, audacissime homo,
repercussionem non hercle te, sed nobis
dignam! Tu enim merebaris, ut, quicquid
usquam est contumeliarum, scommatum,
laedoriarum, in te iaceretur, nisi nos
decuisset has artes tuas contemnere
potius, quam pro dignitate referire. Nam
quae porro est insania, ut te induci
patiaris, ut ad Helvetios de nobis scribas
tam impudenter tamque tum impure tum
nequiter? An putas obscurum esse, quibus
impulsoribus id feceris et in quem usum?
Tune tam foeliciter unquam in hac arena
depugnasti, ut victor abieris? An propterea
veritas non est veritas, an verbum Dei vim
et ingenium suum mutabit, quod tu
quemquam clamosa ista loquacitate tua
obruas? Contentus non fuisti, quod
superioribus pugnis victus abiisti? scilicet
novum incendium excitare oportuit, qui ad
hoc natus est, ut omnia turbet. Hoc deerat
factis tuis, ut, qui prius stoliditatem tuam
omnibus notam reddidisti, etiam animi
malignitatem proderes, quo mundus longa
post saecula Eggii non modo stulticiam,
verum etiam improbitatem exempli vice
ante oculos haberet. Tacebuntur olim
Herostrati, Plemminii, Antonii, Catilinae,
et soli Eggii, velut flagitiosorum
"Thrasoi", memorabuntur. Omnis vita tua
iam inde ab unguiculis spurca fuit, lingua
petulans, os maledicum, vox impura, oculi
libidinosi, frons impudens, ut quae, ista
quoque auderet simulare, quae malicia
quidem suasisset, seed fractus conscientia
animus designare prae muliebri formidine
non posset. Cor tum habendi tum gloriae
cupiditate sic flagrans, ut iuxta prophetae
verbum pacem aut ocium ferre nulla
ratione potueris. Nunc Rhomam petis,
paulo post, quod episcopus illic non es
factuss, in Germaniam redis, omnia
mixturus. Nec est, quod zelo Dei te ista
facere causeris; nam quem ex omnibus
mortalibus proferes, qui tam scelestam
vitam duxerit, quam tu? Venter ita
ingluviei et peni deditus, ut vel harpyam
factum esse praestiterit, si Momum dii
audirent, vel asinum, quam hominem.
Quamvis quid attinet, humanam speciem
circumferas an simiae, modo re non aliud
sis quam belua, nec te uti alia ratione
quemquam puto, quam qua mulis et asinis
utitur. Opportunus es ad omne facinus;
nullius enim te pudet. Tales frontes habere
oportet eos, qui patrum sensum exuerunt
et tyrannorum furorem induerunt. Verum
quid saxum obiurgo? Etsi vero tu sensum
aliquem hominis habeas, aut spes ulla sit,
te ullius obiurgationem, sive blandam sive
fortem, auditurum. Deploratiorem
hominem, ita mee dii ament, dum
universam Germaniam perlustro, non
video. Sunt, qui aequiparari tibi stulticia,
iactantia, malicia possint, praeferri nemo.
Deliberaveram diu mecum, quam te amanter convenire vellem; at quanto magis cogito, tanto magis video nihil per humanitatem confici tecum posse. Nunc ergo, qum nequee mitibus neque acerbis restitui potes, nihil aliud superest, quam ut fustuario vapules haud aliter quam fugitiva mancipia et asini molares; nam ad Anticyram quis est qui releget? Quasi vero ullae Anticyrae sufficere possint, ut tam perditum restituant! Cum enim maxime restituissent, nihil nisi ex insano et furioso stolidissimum et pessimum fecissent; talis enim natura prius fueras... |
Gnade und Frieden vom Herrn! Sodann: was ist das für ein Wahnsinn, daß Du Dich verleiten läßt, an die Eidgenossen über uns so unverschämt zu schreiben, so infam wie leichtfertig? Oder glaubst Du, daß es verborgen bleibt, aus welchen Motiven Du das getan hast und warum? Hast Du etwa niemals in dieser Arena erfolgreich um die Entscheidung gekämpft, um sie als Sieger zu verlassen? Was aber bringt das, auch wenn Du Sieger bleibst? Ist deshalb die Wahrheit nicht mehr die Wahrheit, wird das Wort Gottes seine Kraft und seinen Charakter nicht mehr haben, weil Du jemanden mit Deiner lauten Geschwätzigkeit in den Schatten stellst? Du warst nicht zufrieden, aus früheren Kämpfen als Sieger hervorgegangen zu sein, so daß nötig wurde, ein neues Feuer zu entfachen, bist Du doch dazu geboren, alles in Unruhe zu versetzen. Das fehlte noch Deinen Taten, nachdem Du früher alle mit Deiner Tölpelhaftigkeit bekannt machtest, jetzt auch eine bösartige Gesinnung an den Tag zu legen, so daß die Welt auch lange nach Ecks Zeit nicht nur dessen Dummheit, sondern auch dessen Unredlichkeit als Beispiel vor Augen haben wird. Vergessen sein werden HEROSTRAT, PLOMINIUS, ANTONIUS, CATILINA; nur an ECK wird man sich wie an einen schändlichen Bramarbas erinnern. Dein ganzes Leben war von Kindesbeinen an lauter Unflat, Deine Zunge frech, Dein Mund voller übler Reden, Deine Stimme unrein, die Augen lüstern, das Auftreten unverschämt, so daß, welchen Anschein von Dir zu geben Du auch wagen würdest, mit welcher Arglist Du auch zu irgend etwas überredet hättest, Dein schlechtes Gewissen im Vergleich zu einem Schreckbild nichts zustande bringen könnte. Dein Herz ist so von Begierde nach Ruhm entbrannt, daß nach dem Wort des Propheten »Du auf keine Weise Frieden und Ruhe ertragen« konntest. Nun eilst Du nach Rom, kurz danach kehrst Du, weil Du dort kein Bischof geworden bist, nach Deutschland zurück und bringst somit alles durcheinander. Nicht, daß Du durch Eifer für Gott so zu handeln veranlaßt wirst, denn wen könntest Du unter allen Sterblichen nennen, der ein so gottloses Leben geführt hätte wie Du? Dein Leib ist so der Völlerei und der Unzucht hingegeben, daß er es vorgezogen hätte, eine räuberische Harpye, wenn die Götter auf MOMUS hören würden, oder ein Esel zu werden anstatt ein Mensch. Ob Du nun ein menschliches Antlitz trägst oder das eines Affen, so wärst Du doch nur ein Untier, und ich glaube nicht, daß man anders mit Dir umgehen könnte als mit Maultieren und Eseln. Zu jeder Untat bist Du bereit; für keine empfindest Du Scham. So müssen diejenigen aussehen, die statt väterlicher Gesinnung sich tyrannische Raserei zugelegt haben. Doch »welchen Klotz schelte ich« da? Solltest Du jedoch irgendwelche menschliche Sinne besitze, bestände Hoffnung, daß Du eine milde oder heftige Schelte auch hören würdest. Bei Gott, wo ich mich auch in ganz Deutschland umschaue, erkenne ich keinen bemitleidenswerteren Menschen. Es gibt wohl welche, die Dir an Dummheit, Prahlerei und Boshaftigkeit gleichgestellt werden könnten, übertroffen aber wirst Du von niemandem. Ich habe reiflich überlegt, wie ich freundlich mit Dir umgehen könnte, aber je länger ich nachdenke, um so mehr sehe ich, mit Freundlichkeit bei Dir nichts erreichen zu können. Da Du nun also weder mit Sanftheit noch mit Härte zur Räson gebracht werden kannst, bleibt nichts anderes übrig, als daß Du mit Steinwürfen gezüchtigt wirst, nicht anders als ein entlaufener Sklave oder ein Esel. Denn wer könnte Dich schon ins Irrenhaus schicken? Dabei könnten die Insassen dort zufrieden sein, einen solchen verlorenen Sohn wiederzuhaben! Sie hätten nämlich dann am meisten zustande gebracht, wenn sie aus einem Verrückten und Tollwütigen eine üblen Obertölpel gemacht hätten: so war nämlich Dein Charakter früher! |