Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 176
München BayHStA,Kirche und Schule tom. 66 Bl. 84 (Autograph)
J. SCHLECHT, Briefe aus der Zeit von 1509 bis 1526: Briefmappe II = RST 40,Münster 1922, 110f
Quamquam iam pridem, ornatissime
doctor, de singulari vestra fide ac rara
prorsus eruditione, qua pro conservanda
Christifidelium salute et exterminandis
Lutheranae archihaereseos erroribus
strenuam hucusque navastis operam,,
abunde simus certiorati, iam vero neque
persuasoribus amodo nec aliorum iudicio
opus esse arbitramur, ut qui ipsi demum
non vulgarem animi vestri sinceritatem et
audaciam hanc in universum foelicissimam
facile perspicianus. Quae eo quidem magis
nobis commendatur, quo adversarii nostri
morosiores hactenus fuerunt ac effrenata
sua maledicentia mendaciter passim
gloriati sunt, neminem fore seu repertum
iri, qui secum pugnaces manus conserere
audeat. Quo unico certe ignobilem
plebeculam alioquin in quodlibet facinus
sine delectu proclivem sibi impendio
consiliarunt adeoque in praesentem
miseriam perduxere. Porro non facile
credatis, quanta alacritate ac obviis
proinde manibus domini Helveticae ligae
confoederati litteras vestras susceperint,
quibus adeo delectati sunt, ut magis vix
possent. Neque enim istiusmodi vestram
oblationem eorum instituto, quo atram
hanc luem exstirpare ac auctores dignis
tractare modis totiss contendunt viribus,
parum conferre sibi persuasum est.
Quamobrem vos etiam atque etiam
precamur, ne ullam mali suspicionem vos
deterrere sinatis, quin magis insumpto
ultro oneri humeros subducite
pulcherrimum dubio procul triumphum
exspectaturi. Non morabunt confoederati
nec ex responsione Zuingliana satiantur,
qua parum reliqui effecit, quam ut plerique
fectionis suae studiosissimi poenitudine
ducti resiliant, nec mirum, quam praeter
scomata, contumelias et opprobria nihil
prorsus est reperire. Locum denique ad
libitum praescribent, in quo tamen vestrum
fuerit eorum decreto vos submittere, qui
omnibus ex aequo providebunt nec vos illi
periculo, quod quidem sciamus, expositum
iri patientur. Nos vero, sicubi vel ope vel
auxilio vos adiuvare poterimus, pollicemur
omnia, quia, cum praesentia vestra
perfruemur aliquando, diffusius
explicabimus. Quibus dominatio vestra
bene interim valeat et ventis vela
committat atque militiae se accingat.
Constantiae ex palatio nostro Hugo Dei gratia episcopus Constantiensis |
Dem vortrefflichen Herrn Johannes Eck, hochgelehrtem und von uns sehr geschätztem Professor der Theologie in Ingolstadt Heil und alles Gute! Obgleich wir seit langem, hochgeehrter Doktor, Kenntnis von Eurem einzigartigen Glauben und Eurer wahrhaft seltenen Gelehrsamkeit besitzen, mit der Ihr Euch voll eifrigen Strebens für die Wahrung des Seelenheils der Christgläubigen und der Ausrottung der Irrtümer jenes Erzketzers LUTHER einsetzt, glauben wir, daß es von nun an weder Zeugen noch des Urteils anderer bedarf, gerade jetzt Euren ungewöhnlichen Einsatz und jene Kühnheit Eures Geistes anzuerkennen, die in allem überaus fruchtbar wirkt. Diese sind uns jetzt um so mehr anempfohlen, je eigensinniger unsere Gegner bis heute wurden und in ihrer entfesselten Ketzerei sich überall lügenhaft rühmten, daß es niemanden gäbe noch jemand zu finden sei, der es wagen würde, sich mit ihnen in Auseinandersetzungen einzulassen. Dadurch allein haben sie das sicher unwissende Volk, das ansonsten wahllos zu jeder Untat geneigt ist, zu seinem eigenen Unheil beeinflußt und schließlich in das gegenwärtige Unheil geführt. Weiter werdet Ihr nicht leicht glauben, mit welcher Begeisterung und gleichermaßen offenen Armen die Eidgenossen Euren Brief entgegengenommen und wie sie sich über die Maßen darüber gefreut haben! Auch besitzen sie die Überzeugung, genügend gerüstet zu sein, Euer Anbieten durch ihr Vorhaben, mit dem sie danach streben, diese Seuche auszurotten und ihre Verursacher passend und mit allen Kräften zu bestrafen, auch umsetzen zu können. Deshalb bitten wir Euch inständig, Euch nicht von bösen Gerüchten abschrecken zu lassen, sondern vielmehr durch Übernahme dieser Last auf Eure Schultern im Gegenteil einen zweifellos glänzenden Triumph zu erhoffen. Die Eidgenossen werden nicht rasten und sind von ZWINGLIS Antwortschreiben keineswegs zufrieden gestellt; er hat dadurch wenig mehr bewirkt, als daß nicht wenige Anhänger seiner Partei aufgrund der angedrohten Bestrafung absprangen: kein Wunder, da außer Sticheleien, Kränkungen und Vorwürfen darin geradezu gar nichts zu finden ist. Sie werden schließlich einen ihnen genehmen Disputationsort bestimmen; dabei wird es schließlich an Euch liegen, Euch mit dem Beschluß der Eidgenossen einverstanden zu erklären, für alles Geeignete zu sorgen, damit Euch keine voraussehbare Gefahr drohen kann. Wir selbst versprechen alles, was wir an Unterstützung und Hilfe für Euch tun können. Wenn wir in Kürze Eure Anwesenheit bei uns genießen können, werden wir alle Einzelheiten besprechen. Eurer Herrschaft inzwischen alles Gute: setzt jetzt im Sturm die Segel und rüstet Euch zum Kampf! Eck möge damit Erfolg haben! In Konstanz, aus meinem Palast, Hugo, von Gottes Gnaden Bischof von Konstanz. |