Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 176

Hugo von Hohenlandenberg, Bischof von Konstanz, an Eck

Konstanz
14-09-1524

München BayHStA,Kirche und Schule tom. 66 Bl. 84 (Autograph)

J. SCHLECHT, Briefe aus der Zeit von 1509 bis 1526: Briefmappe II = RST 40,Münster 1922, 110f

Der Bischof rühmt Ecks Gelehrsamkeit und seine Mühen um Bewahrung des Glaubens und die Ausrottung der lutherischen Häresie. Die Eidgenossen haben Ecks Schreiben (Brief 13/17-08-1524) mit offenen Händen entgegengenommen und sind sehr erfreut darüber. Der Bischof fleht Eck an, in seinem Vorhaben nicht nachzulassen; er wird dabei als Sieger hervorgehen. Die Eidgenossen sind mit Zwinglis Erwiderung unzufrieden; viele seiner Gefolgsleute trennen sich inzwischen von ihm. Die Eidgenossen sind bereit, den Ort der Disputation festzulegen. Der Bischof sichert Eck jede Hilfe und sicheres Geleit zu und will ihm alles Nähere mündlich darlegen.



Excellentissimo viro domino Joanni Eckio apud Angelipolitanos sacrarum litterarum professori scientissimo, nobis plurimum dilecto, salutem et omne bonum!

Quamquam iam pridem, ornatissime doctor, de singulari vestra fide ac rara prorsus eruditione, qua pro conservanda Christifidelium salute et exterminandis Lutheranae archihaereseos erroribus strenuam hucusque navastis operam,, abunde simus certiorati, iam vero neque persuasoribus amodo nec aliorum iudicio opus esse arbitramur, ut qui ipsi demum non vulgarem animi vestri sinceritatem et audaciam hanc in universum foelicissimam facile perspicianus. Quae eo quidem magis nobis commendatur, quo adversarii nostri morosiores hactenus fuerunt ac effrenata sua maledicentia mendaciter passim gloriati sunt, neminem fore seu repertum iri, qui secum pugnaces manus conserere audeat. Quo unico certe ignobilem plebeculam alioquin in quodlibet facinus sine delectu proclivem sibi impendio consiliarunt adeoque in praesentem miseriam perduxere.

Porro non facile credatis, quanta alacritate ac obviis proinde manibus domini Helveticae ligae confoederati litteras vestras susceperint, quibus adeo delectati sunt, ut magis vix possent. Neque enim istiusmodi vestram oblationem eorum instituto, quo atram hanc luem exstirpare ac auctores dignis tractare modis totiss contendunt viribus, parum conferre sibi persuasum est.

Quamobrem vos etiam atque etiam precamur, ne ullam mali suspicionem vos deterrere sinatis, quin magis insumpto ultro oneri humeros subducite pulcherrimum dubio procul triumphum exspectaturi. Non morabunt confoederati nec ex responsione Zuingliana satiantur, qua parum reliqui effecit, quam ut plerique fectionis suae studiosissimi poenitudine ducti resiliant, nec mirum, quam praeter scomata, contumelias et opprobria nihil prorsus est reperire. Locum denique ad libitum praescribent, in quo tamen vestrum fuerit eorum decreto vos submittere, qui omnibus ex aequo providebunt nec vos illi periculo, quod quidem sciamus, expositum iri patientur.

Nos vero, sicubi vel ope vel auxilio vos adiuvare poterimus, pollicemur omnia, quia, cum praesentia vestra perfruemur aliquando, diffusius explicabimus.

Quibus dominatio vestra bene interim valeat et ventis vela committat atque militiae se accingat.
Quod foelix atque faustum sit Eckio!

Constantiae ex palatio nostro
XIIII. Septembris anno virginei partus MDXXIIII.

Hugo Dei gratia episcopus Constantiensis

Dem vortrefflichen Herrn Johannes Eck, hochgelehrtem und von uns sehr geschätztem Professor der Theologie in Ingolstadt Heil und alles Gute!

Obgleich wir seit langem, hochgeehrter Doktor, Kenntnis von Eurem einzigartigen Glauben und Eurer wahrhaft seltenen Gelehrsamkeit besitzen, mit der Ihr Euch voll eifrigen Strebens für die Wahrung des Seelenheils der Christgläubigen und der Ausrottung der Irrtümer jenes Erzketzers LUTHER einsetzt, glauben wir, daß es von nun an weder Zeugen noch des Urteils anderer bedarf, gerade jetzt Euren ungewöhnlichen Einsatz und jene Kühnheit Eures Geistes anzuerkennen, die in allem überaus fruchtbar wirkt. Diese sind uns jetzt um so mehr anempfohlen, je eigensinniger unsere Gegner bis heute wurden und in ihrer entfesselten Ketzerei sich überall lügenhaft rühmten, daß es niemanden gäbe noch jemand zu finden sei, der es wagen würde, sich mit ihnen in Auseinandersetzungen einzulassen. Dadurch allein haben sie das sicher unwissende Volk, das ansonsten wahllos zu jeder Untat geneigt ist, zu seinem eigenen Unheil beeinflußt und schließlich in das gegenwärtige Unheil geführt.

Weiter werdet Ihr nicht leicht glauben, mit welcher Begeisterung und gleichermaßen offenen Armen die Eidgenossen Euren Brief entgegengenommen und wie sie sich über die Maßen darüber gefreut haben! Auch besitzen sie die Überzeugung, genügend gerüstet zu sein, Euer Anbieten durch ihr Vorhaben, mit dem sie danach streben, diese Seuche auszurotten und ihre Verursacher passend und mit allen Kräften zu bestrafen, auch umsetzen zu können.

Deshalb bitten wir Euch inständig, Euch nicht von bösen Gerüchten abschrecken zu lassen, sondern vielmehr durch Übernahme dieser Last auf Eure Schultern im Gegenteil einen zweifellos glänzenden Triumph zu erhoffen. Die Eidgenossen werden nicht rasten und sind von ZWINGLIS Antwortschreiben keineswegs zufrieden gestellt; er hat dadurch wenig mehr bewirkt, als daß nicht wenige Anhänger seiner Partei aufgrund der angedrohten Bestrafung absprangen: kein Wunder, da außer Sticheleien, Kränkungen und Vorwürfen darin geradezu gar nichts zu finden ist. Sie werden schließlich einen ihnen genehmen Disputationsort bestimmen; dabei wird es schließlich an Euch liegen, Euch mit dem Beschluß der Eidgenossen einverstanden zu erklären, für alles Geeignete zu sorgen, damit Euch keine voraussehbare Gefahr drohen kann.

Wir selbst versprechen alles, was wir an Unterstützung und Hilfe für Euch tun können. Wenn wir in Kürze Eure Anwesenheit bei uns genießen können, werden wir alle Einzelheiten besprechen.

Eurer Herrschaft inzwischen alles Gute: setzt jetzt im Sturm die Segel und rüstet Euch zum Kampf! Eck möge damit Erfolg haben!

In Konstanz, aus meinem Palast,
am 14. September im Jahr der jungfräulichen Geburt 1524.

Hugo, von Gottes Gnaden Bischof von Konstanz.