Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 182

Eck an die Eidgenossen

Ingolstadt
18-11-1524


Zürich StA KantonB. I I, I no. 102 (Kopie)
Verwerffung unngegrünter anntwurt des Zwinglins ainem Bürgermeister und Ratt vonn Zurch durch in gegeben, in: Ein sendbrieff, Landshut 1524 (= METZLER Nr 50 (1))
[F 008R]

Eck "verwirft" in diesem offenen Schreiben an alle Christen, besonders in der Schweiz, "des Zwinglis Antwort" (Brief 31-08-1524): Als er im vergangenen Oktober (September?) die Eidgenossenschaft ersucht hatte, ihm einen Ort für die Disputation mit Zwingli zu nennen, hat dieser eine Antwortschrift im Druck erscheinen lassen, noch bevor die Entgegnung der Schweizer erfolgt war. Eck fragt Zwingli, weshalb ihm die Vorschläge einer Disputation in Zürich, Basel und Appenzell (trotz des Verbots der beiden letzteren) zugesagt hätten, nicht aber Ecks Vorschlag, vor verordneten Richtern zu disputieren. Er wünscht etwas anderes als das, was Zwingli bei den beiden Züricher Disputationen Anfang 1523 praktiziert hat, nämlich nur Verführung der Einfältigen ohne abschließendes richterliches Urteil. Eck zitiert irrige Auffassungen über das Gelübde der Keuschheit, das ein Franziskanerobservant anläßlich einer Disputation in Basel vortragen durfte, ohne anschließend zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ein solches Gespräch will Eck mit Zwingli nicht führen. Niemand hat Eck aufgestachelt, mit Zwingli zu disputieren: es ist sein freier Entschluß. Zwingli hat schon einmal das Angebot Johannes Fabris abgelehnt, mit ihm zu disputieren. Er hat 1523 den Rat von Zürich durchaus als richterliche Instanz anerkannt, da er dessen Urteil das Schicksal der Messe in Zürich anheimstellte. Zwingli hat weiterhin Scheingründe aufgeführt, weshalb er nicht in Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Freiburg disputieren wolle: er könne dort nicht mit sicherem Geleit rechnen. Er, Eck, dagegen ist bereit, in das ihm fremde Land zu kommen und den frommen Eidgenossen zu vertrauen. Er hätte Grund genug, dem sicheren Geleit zum Beispiel nach Zürich zu mißtrauen. Zwingli geht jedoch beim seiner Einladung an Eck im Grunde davon aus, daß dieser es nicht wagen würde, nach Zürich zu kommen, da er "kein Eidgenosse" sei. Zwingli will auch in Zürich neben der Autorität der Schrift keinen Richter anerkennen. Trotz seiner sonstigen Schmähungen des Papstes beruft er sich in dieser Sache auf das kanonische Recht, das nur dem Papst zugesteht, die Schrift verbindlich auszulegen. Eck weist Zwinglis Warnung an den Züricher Rat und die Eidgenossen zurück, er, Eck, wolle nur Zwietracht säen: seit Gründung der Eidgenossenschaft hat es noch keinen Zwiespalt im Glauben gegeben, wie Zwingli ihn verursacht hat. Die Schweizer sollen sich vor diesem verführerischen Geist in Acht nehmen.


Allen und yeden frumen Christen, was stands oder würde die seien, und insonderhait den frumen der loblichen Eidgnosschaft wunsch ich, Johann von Eck doctor etc., gnad und frid von got mitsampt mein willigen diensten.

Als ich jm verschinen October zu dem andern mal gmainn Eidgnossenn gschrifftlich ersucht hab, mir zeit unnd malstat annzuzeigen gegen Ulrich Zwingli, ee das ich von den biderleuten hab antwurt enpfangen, ist Zwingli aber mit dem truck herfur gefarn in meinung, mein Christenlich fürnemen zuverungelimpfen unnd vor den einfältigen Eidgnossen zu disputirn: deßhalb mir gebürt dein falschen schein zu entdeckenn.

Annfengklich laß ich faren, das er sagt, die herren von Zürch gedultig tragen müe und arbeit von des wort gottes willen, dann deßhalb füeg ich nimants kein müe zu, allein ficht ich an deß Zwinglinß unchristliche leer und sein jrrigen verstand und falsche außlegung der gschrifft. Ich laß auch hin geen, das er mein gschrifftt schilt, sy sey ungeschickt, dann nach sant Paulß lere süch ich nit die zierlich außzustreichen nach menschlicher weyßheyt art, mich benüeget, wann sy warhaftig ist unnd christenlich.

Da aber Zwingli die sach angreyfft, will ich mir stat gebenn werden von gmein Eidgnossen, mit im zu disputirn, dann söllich gespräch seien zu Basel unnd Apenzel abgestelt und verboten worden etc. Darauff sag ich: So sollich gesprech im wolgefallen haben zu Zürch, Basel und Apenzell, warumb läßt er im das mißfallen, so es ann ein ernst geet. So ist ein anderß umb das gespräch, das ich beger unnder verordneten richtern, dan umb die gespräch, da Zwingli von sagt, die gehalten werden on richter, on erkantnuß, allein zu ergernuß und verfürung der einfältigen, zu spot und hon unserß christlich glauben, wie Zwingli in seinen zwey gesprächen mit sein anhengern gethan hat, under ainem bracht Kriechischer und Hebraischer zungen vil ketzerisch und jrrig leer furgebracht. Deßhalb ich bewegt bin, im zubegegnen, deßhalb sollich gespräch durch frum leut billich verbotten werden. Es hat einer von liechtstall ein gespräch lassen außgeen, zu Basel geschehen, da schreibt er, wie ein barfüßer von der observantz gesagt hab: Es mag sich niemandt mit gelübden zur ewigen keuscheit gantz unnd gar gewyß seye, so keuscheit ein besonder gab und gnad gottes ist: Und dyß ist nit gnug: er müß auch gantz versichert sein, das im die gnad nymmer entzogen werd; welcher anders keuschait gelobt, der ist vermessen unnd glaubt der geschrifft nit etc. Auff dise jrrige red hat niemants den bruder gestrafft, allain dem hauptsacher recht geben etc. Sollich ergerlich gespräch will ich nit mit dem Zwingli halten, sonder allein unnder den verordneten richter, dar mit der gmein man nit geergert wert, sonder entlich wiß, wer recht oder unrecht hab. Geet die disputation für sich, soll Zwingli und menigklich sehen, wie er auff den gespräch zu Zürch die gschrifft mit sein gsellen mißhandlet hat.

Zu dem andern hebt mir Zwingli Zürch für, das laß ich bleyben bey der ersten anntwurt, aber das er mich verdenckt als hab ich die sach gegen im geübt, das ich dar zu versoldet sey, wann er von dem sold gottes redet, ließ ich es geschehen, dann ich wolt ye gern in dem Wingarten Christi auch den pfennig der seligkait verdienen. Aber nach Lutherischer art hat er die gute meinung gar nit, wie er sich hernach hören laßt: Jch sey von andern auffgerüst worden. Darauff sag ich bey meinem glauben unnd trawen, das mich kein mensch geystlichs oder weltlichs standts in kainerley weg darzu gebetten oder geraitzt hat, sollich disputation dem Zwingli anzubietten, sonder ich frey mir das fürgenomen hab (doch unaußgeschlossen göttliche hilff, on die wie, Paulus sagt, wir nichte guts gedenncken mögen) vonn der verfürischen leer Zwingliß wegen, das er ander frumm Eidgenossen nit verfueret mit seinem disputirn unnd frey erbietten, alls het er den heiligen geyst im ermel, darbey laß ich es ruwen yetz zumall.

Für das trit bringt Zwingl handlung ein zwischen dem erwirdigen herrn Johan Fabri etc., und sein verlauffen bekümert mich nit, dann das ist offenlich, wie manigfaltig d. Johanns Fabri sich erbotten hat, vor den hohenschulen mit Zwingli disputiern, aber wie unser lieber herr sagt: wer übels thut, der hasset das liecht und kompt nit an das liecht, auff das seine werck nit gestrafft werden, darumb hat Zwingli das nit wollen annemen.

Das aber Zwingli aussetzig fürgibt, ich hab geschrieben, er hab die herrn von Zürch fur richter gehebt: Sag ich zu dem ersten, war ist,, das ich geschrieben hab, das er zwey mal zu Zürch vor grossem und kleinem Ratt disputirt hab, unnd ob ich schon gesagt hett, sy weren fur richter von im gehalten worden, weyst das auß liber actorum p. VL. am letsten, hat Zwingli geanntwurtet dem Grebel: Mein herrn werden erkennen, mit was fug nün furhin die meß solle gebraucht werden. Jst erkennen nit dem urteiln gemeß. So haben die presidenten also reden lassen, B. am erstenn: Hierum, gnedig herrn, setzen wir yetz gehorten handel zu ewr Ersamen weyßhait, den zu ermessen und den zu erwegen etc. Die von Zürch sollen nun erkennen,ermessen und erwegen: ist das nicht zu em urteyl und on zweyfel ist sein anschlag mit den zweyen disputation nit anders gewesen, dan das er viler einfaltige urtail an sich hat zihen wollen, die der ketzerischen behendigkait und list nit verstand hetten.

Ferner fürt Zwingli ein blaw ursach ein, warum er nit wol erscheynen, wa die notvesten biderleut gwalt haben, Lucern, Uri, Switz, Underwalden, Zug und Freiburg: sy haben sein bücher verbrent, verbotten, als ketzerisch auff der Cantzel verlessen lassen, sein bildnuß gefangen gefürt und verbrent etc. Er sey auch gewarnet, sich zuverhüeten vor etlicher leut gelait etc. Das erst geet mich nit an: hab auch das nie gehort, dann auß seinen schreiben vernommen. Was aber die manhafften gehanndelt haben, werden sy wol vertädingen. Das aber mich nit genug verwundern kann, das der Eidgnoß den frummen erlichen leuthen nit vertrawen will auff ir gelait unnd gibt doch auß, ich sey ein böser Eidgenoß, wil ich doch den frummen redlichen leuthen gmeiner Eidgnosschafft mein gut, leib undd eer vertrawen, will hin khomen, wa sye mich beschaiden unnd irer verordneter urtail nachkhummen. Bin fremd unnd unnbekant in Eidgnossen, noch vertraw ich in, unnd nur von hertzen, und Zwingli, in der Eidgnosschafft geborn, erzogen, wonhafft und bekhant, will jrem gelait nit vertrawen, der vor euch zu Costentz vor dem bischoff mit gelait wolt erscheinen. Jn actis primis B. IJ. möcht ainer gedencken, er het den häsin keß selbs gessen, den er dem vicari zu Costentz wolt geben J. IJ. blat. Hengt wol daran, ein ersame oberkait solle nitt gevar brauchen (wil nit sagen, sy wurden nit gevar brauchen). Aber fur unngehorsam leut künde nyemants auff die mainung, gelt das gelait zu Zürch auch nichts, da dann etlich der bildnuß Christi Jesu nit geschont haben und der lieben heyligen, wie dann die presidenten der disputation mit iren brüdern in Christo fur die gefangen der bild halb am XXVJ. und am XXVIIJ. des Winmonats die herrn von Zürch gebetten haben.

Das aber zu dem funfften Zwingli einfuert, ich sey kein Eidgnoß, die disputation trag darumb nit fur: Man kund in nit underrichten den zu Zürch, da er sich wol versech, ich khum nit da hin etc.

Wa ich hin khum, steet yetz zu gmein Eidgnossen, aber darumb ist er so fraidig zu Zürch, dann er versicht sich wol, ich kum nit da hin: Jch sag dem Zwingli, wa mein bitt bey gmeinen Eidgnossen nit mag statt haben von des Zwinglinß flucht wegen, will ich mich in der herren von Zürch begeer schickenn, das mir nit zu verweisen stat. Aber das der Ewangelisch man mich also außschlecht, so ich kein Eidgenoß bin, wider das gebott sant Pauls, nimpt mich fremd. Jn Christo ist khein Jud, khein Kriech, kein knecht, khein freier etc. Warumb will er hie die bruderliche liebe so eng einschliessen? Wer wil aber die blinthait Zwingliß nit verstan, so er maint, man kunde die von Zürch nit underrichten, dann zu Zürch, ob sy nit möchten bericht weren, was an ainem anderen ort beschlossen wurd? Bin doch ich bericht worden, wie Zwingli das wort gottes auff irem gespräch zu Zürch zerrissen hat unnd gefelscht.

Fur das sechst trotzt Zwingli wider auff den blatz gen Zürch und darff doch khein richter ernennen, will allein die geschrifftt haben zu einem richter, wie sein bruder in Christo Balthasar Fridberg die geschrifft darauff redlich zerrissen hat. Jn summa ich sag kürtzlich, die büecher reden nit dann durch verstendig richter Dy beger ich, das die zwischen uns nach der geschrifft urteiln, wie Ezechiel anzeigt. Die exempel Zwingliß bindent hie nit, so wir all beid wöllen Christen seien, das nit ist in den fälen, die er anzeigt von unserem herrn, von sant Stephan etc. Das er anhengkt, ob er ainen yetlichen sol antwurten, wa er wöl, so müst er auch geen Rom etc, laß ich einred sein. Wiewoll mir der arckwönig ist, der seins glaubens zu Rhom nit darff rechnung geben. Aber doch vernympt ein yetlicher, das ich kein gevar gegen im gesücht hab, den ich für die seinen gefordert hab Es ist weder Baden noch Lutzern noch Fryburg, Rom etc.

Das aber Zwingli ye etwas thue, erbeut er sich aber zu Zürch, des manß und der geschrifft zewarten. Weiter zwingen auch diee Bäbstliche recht niemant etc. Wie darff da Zwingli sich der wort gebrauchen, die er verbeut und sunst den Babst wider aller christenliche erberkeit so leichfertigklich schmächt. Will Zwingli sich des bäbstlichen recht halten, lob ich got, darff nit vil disputirn, will auff einen fuß steen, biß das ich inn uberwindt, wie der Poet mit sein versen. Oder wann ye Zwingli will zu richter haben die gelertn schreiber, die dann wie der herr sagt, neuß und alts wissen zu erkiesen. So seient so vil treffenlicher hohenschulen in teutschen land, in Franckreich, in Welschland, in Hyspania, in Engelland. Geb er sich in die wal der gmein Eidgnossen, will ich des auch nitt wider sein, also gar furcht ich mir nit bey Christenlicher warheit unsers waren alten ungezweifelten glauben.

Zu dem letsten bitt er sein herrn, wölle die Eidgnossen warnen wider die, die sollich zwitracht zwischen jnen mit auff satz machen wolten etc. Sag ich, das Zwingli unbillich mir sollichs zumißt und bitt auch, sy sollen den Rat des Zwingli annemen, ob in schon Cayphas het geben, dann leichtlich ist ainem yeden verstendigen zu ermessen, das die weil die Eidgnosschafft gestanden ist, khain grössere zwitracht nit möcht under in erstanden sein, dann endrung und zwispaltung des glaubens, wie dann yetz Zwingli will einbrechen. Darumb, so ich bit und erman zu ainigkait des glaubens, mag mich Zwingli nit zeihen, das ich zwitracht zemachen understandt, sunder er streut ein sollichen samen auß, da nicht dann zwitracht, auffrur, ungehorsame, raub unnd Todtschlag erwachsen mag.

Hüeten euch vor disem zwitrechtigen, zwispeltigen, verfüerischen geyst, jr frummen Eidgenossenn! Got der herr durch sein barmhertzickeyt wöll die jrrigen erleuchten unnd ingmein unß allenn sein götlich genad mitteylenn.

Datum Jngolstadt Am. XVIIJ. Novembris. 1524.