Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 185

Eck an Kg. Heinrich VIII. von England

Ingolstadt
01-02-1525


Dedikation, in: Johannes ECK, Enchiridion locorum communium, Landshut: Johann Weißenburger, April 1525 (= METZLER Nr 51 (1))P. FRAENKEL (Hg.), Johannes ECK, Enchiridion locorum communium adversus Lutherum et alios hostes ecclesiae (1525 - 1543). CCath 34, Münster 1979, 2ff
[F 028d]


Unsterblich ist das Verdienst derjenigen christlichen Herrscher, die der bedrängten Kirche beigestanden und ihr den Frieden gebracht haben. So bitten die Christen auch in der gegenwärtigen Bedrängnis der Kirche Gott um einen Befreier und Friedensstifter, der nach Beendigung der blutigen Auseinandersetzungen zwischen den christlichen Fürsten und nach Ausrottung der Häresien sich dem Hauptfeind des christlichen Glaubens, dem türkischen Sultan, engegenstellt und Griechenland, Kleinasien und Nordafrika der Kirche zurückgibt. Die Lutheraner hätten lieber den Türken zu ihrem Herrn als Karl V.; die Katholiken jedoch erwarten alles von diesem, besonders wenn er sich des Rates und des Beistandes König Heinrichs von England erfreuen darf. Nicht umsonst hat der Papst und das Kardinalskollegium den englichen Königen auf ewige Zeiten den Titel von Verteidigern des katholischen Glaubens verliehen. Eck hat auf Befehl Papst Leos X. Heinrichs Buch über die Sakramente empfangen und ist seitdem sehr für ihn eingenommen. Bischof John Clerk und der Orator bei der Kurie Richard Pace haben ihn darin bestärkt. Eck hat durch seine Verteidigungsschrift »Asseritur« zu König Heinrichs Buch dafür Zeugnis abgelegt. So zögert er auch nicht, König Heinrich sein »Enchiridion« zu widmen.


Invictissimo principi et domino, domino Henrico octavo, Franciae et Angliae regi, Hyberniae domino, fidei catholicae defensori, domino suo clementissimo,
Ioannes Eckius paratissima offert obsequia.


Immortali efferuntur praeconio, rex augustissime, christianissimi imperatores, qui periclitanti subvenere, ac pacem dedere ecclesiae: quemadmodum divi imperatores Constantinus magnus Sylvestro, Gratianus et Theodosius Damaso, Marcianus Leone, Phocas Gregorio magno, Carolus magnus Adriano, et novissime Sigismundus Martino V., Romanae ecclesiae praesidentibus, perturbatum ecclesiae statum ad tranquillitatis portum perduxere.

Supplicant Deo humilibus praecibus omnes fideles ecclesiae filii, ut in tanta omnium rerum calamitate liberatorem ac pacificatorem destinare dignetur, qui sublatis christianorum principum bellis cruentissimis, extirpatis pestiferis haeresibus, hostis fidei nostrae, Thurcarum caesaris, incursiones et impetus cohibeat, et Greciam, Asiam, ac Aphricam Christo et ecclesiae restituat.

Quod etsi Lutherani aliqui subversi, ut impune haereticarentur, mallent Thurcam canem illum habere dominum, quam nobilissimum et divum caesarem Carolum, Romanum imperatorem et Hispaniarum regem catholicum, longe tamen alia mens est et sanior catholicis, qio omnia bona praecantur caesari, et ea, quae memoravimus ab eo expectant; potissimum Maiestatis tuae opera adiuto et consilio. Et sane omnes nobis persuademus nec te ecclesiae, nec caesari defuturum, cum animum tuum vere catholicum in profligenda haeresi Ludderana eruditissimis scriptis tuis declaraveris, ut haud immerito pontifex et cardineus senatus (etiamsi insaniat Ludder) titulum perpetuum Catholicae Fidei Defensorem regibus Angliae detulerint.

Unde tradito mihi Leonis papae X. iussu Maiestatis tuae libro, adeo miris modis ad te observandum ac suspiciendum exarsi, ut quibusvis obsequiis tuam gratiam demereri sim paratissimus. Auxerunt huius in te observantiae animum reverendus pater Iohannes Clerici, episcopus, et vir ille incomparabilis, Richardus Pacaeus, Maiestatis tuae apud sedem apostolicam oratores, quem et orbi Christiano edita contra Ludderum apologia Maiestatis tuae testatus sum.

Et dum Locos communes adversus haereticorum vesania edere statuissem, et has minutias regi optimo maximo dedicare non sum veritus.

Dominus Iesus, Salvator et Redemptor noster, per suam misericordiam velit Maiestatem tuam nobis incolumem conservare, ad sanctae et catholicae fidei defensionem ac exaltationem.

Bene valeat et triumphet Maiestas tua, rex invictissime.

Ingolstadii Baioarie, Kalendis Februarii MDXXV.

Dem unbesieglichen Fürsten und Herrn, Herrn Heinrich VIII., König von Frankreich und England, Beherrscher Irlands, Verteidiger des katholischen Glaubens, seinem gnädigsten Herrn,
entbietet Johannes Eck seinen bereitwilligsten Gehorsam!

Unsterblichen Ruhm, mächtigster König, haben diejenigen christlichen Kaiser erlangt, die der bedrohten Kirche zur Hilfe kamen und ihr den Frieden brachten, etwa wie die göttlichen Kaiser KONSTANTIN DER GROSSE zur Zeit SILVESTERS I., GRATIAN und THEODOSIUS zur Zeit des DAMASUS, MARKIAN zur Zeit LEOS I., PHOKAS zur Zeit GREGORS DES GROSSEN, KARL DER GROSSE zur Zeit HADRIANS I. und neuerdings SIGISMUND zur Zeit MARTINS V., damals Oberhäupter der römischen Kirche, dieselbe in der Bedrohtheit ihres Gefüges in den sicheren Hafen geleitet haben.

Mit demütigen Bitten flehen alle gläubigen Söhne der Kirche zu Gott, Er möge in so großem allgemeinem Unglück einen Befreier und Friedensstifter erwählen, der nach Beendigung der so grausamen Kriege zwischen christlichen Fürsten und Ausrottung der sich epidemisch ausbreitenden Häresien das Vordringen und die Angriffe des Feindes unseres Glaubens, des türkischen Sultans, aufhalten und Griechenland, Kleinasien und Nordafrika Christus und der Kirche wiedergibt.

Wenn auch einige aufrührerische Lutheraner, um ungestraft ihre Häresien verbreiten zu können, lieber den türkischen Hund zum Herrn hätten als den edlen göttlichen Kaiser KARL, den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und katholischen König von Spanien, so haben die Katholiken doch eine ganz andere, gesündere Meinung: sie wünschen dem Kaiser alles Gute und erhoffen von ihm das, woran wir erinnert haben, dazu Initiativen durch Rat und Hilfe Eurer Majestät. In der Tat sind wir überzeugt, Ihr werdet an der Seite der Kirche und des Kaisers stehen, da Ihr Eure wahrhaft katholische Gesinnung bei der Bekämpfung der lutherischen Häresie in sehr gelehrten Schriften dargelegt habt, so daß Papst und Kardinalskollegium zum Wehklagen LUTHERS nicht unverdient den Königen von England den ständigen Titel von Verteidigern des katholischen Glaubens verliehen haben.

Nachdem mir auf Anweisung des Papstes LEOS X. das Buch Eurer Majestät überreicht worden war, war ich dadurch so sehr von Hochschätzung und Bewunderung für Euch entflammt, daß ich bereit bin, Eure Geneigtheit mit jeder Art von Entgegenkommen zu verdienen. Diese Gesinnung, Euch zu gefallen, haben auch der hochwürdige Bischof JOHN CLERK und jener unvergleichliche RICHARD PACE, Gesandte Eurer Majestät beim apostolischen Stuhl: ich habe das durch meine der Christenheit gewidmete Verteidigungsschrift für Eure Majestät gegen LUTHER bezeugt.

Und indem ich beschlossen habe, gegen den Wahnsinn der Häretiker »Loci communes« herauszugeben, wage ich es, auch diese Kleinigkeiten dem besten und größten König zu widmen.

Jesus, unser Heiland und Erlöser, möge durch Sein Erbarmen Eure Majestät uns unversehrt erhalten, zur Verteidigung des heiligen und katholischen Glaubens und seine Erhöhung.

Eurer Majestät möge es wohl ergehen und Ihr Triumph beschieden sein, unbesieglicher König!


Ingolstadt in Bayern, 1. Februar 1525.