Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 187

Eck an Gian Matteo Giberti, B. von Verona
Ingolstadt
?-04-1525


Nachwort Ecks, in: J. Eck, Enchiridion locorum communium, Landshut: Johann Weyssenburger April 1525 (= METZLER Nr 51(1))
P. FRAENKEL (Hg.): Enchiridion locorum communium adversus Lutherum et alios hostes ecclesiae. CCath 34, 415


Die lutherische Häresie greift nicht, wie bei den Häretikern sonst üblich, die Kirche mit einer Angriffsspitze an, sondern sie hat wie die Hydra gleichsam eine Vielzahl von Köpfen. Dagegen stehen die tapferen Verteidiger des Christentums mit zahlreichen Gegenmitteln: so zum Beispiel König Heinrich VIII. von England, Bischof John Fisher von Rochester, Johannes Fabri, Hieronymus Emser, Ambrosius Catharinus und Johannes Cochlaeus. Da nicht alle Christen Zeit und Kraft haben, dicke Bücher zu wälzen, hat Eck beschlossen, "die Ähren zu bündeln" und ein griffiges kurzgefaßtes Handbuch zur Verfügung zu stellen, das auch den Vielbeschäftigen und "einfacheren Gemütern" eine Hilfe sein könne. Dazu gehört die gebotene Kürze der Darstellung. Eck möchte Bischof Giberti teilhaben lassen und bittet, auch den Erzbischof von Capua, Nikolaus von Schemberg, das Buch lesen zu lassen.


Reverendo in Christo patri domino Ioanne Mattheo, episcopo Veronensi, ac sanctissimo domini nostri a consiliis,
Ioannes Eckius salutem dat plurimam.

Pessimam esse, reverende praesul, Lutteri et asseclarum haeresim, ex eo fit perspicuum, quod non una acie, veterum more haereticorum, sanctam Dei ecclesiam impetit; sed velut quinquaginta atris immanis hyatibus Hydra, numerosum malum in plurima excrevit capita. Huic heroes, Christianismi defensores pluribus pharmacis et remediis occurrerunt, sicut eruditissima et amplissima serenissimi Angliae regis, domini Henrici VIII., Ioannis episcopi Roffensis, Fabri, Emseri, Catharini, Coclei, et aliorum, ponentium se murum pro Israel, edits scriptura testatur. Verum cum non omnibus vacet ampla illa revolvere volumina, vel pro nimias occupationes, vel tarditate ingenii, decrevi cum Moabitide spicas colligere post terga messorum. Non quod manus eorum fugerint, cum omnem lapidem sublimes isti viri contra haereticos moverint, sed quod ex vasto librorum eorum agro parvos manipulos delegerim, quibus in ordinem constitutis, pariter et occupatis et simplicioribus consulerem. Quod brevitas potissimum prosit, ut cito dicta percipiant animi dociles, teneantque fideles. Cuius te quoque volui participem esse, virum profecto dignissimum, qui domino apostolico consilio, opera et integritate assistat. Communem etiam hunc facias rogo viro incomparabili, domino Nicolao ex nobili Schembergiorum Germanorum familia, archiepiscopo Capuano.

Me vestro commendo patrocinio.

Valete in domino salutis nostrae authore.

Dem Ehrwürdigen Vater in Christus Herrn Johann Matthäus, Bischof von Verona, Rat unseres Heiligen Vaters,
sagt Johannes Eck viele Grüße!

Ehrwürdiger Bischof:  Daß die Häresie Luthers und seiner Gefolgsleute eine Katastrophe ist, wird daraus ersichtlich, daß sie nicht mit einer Spitze nach Art der alten Häretiker die heilige Kirche Gottes angreift, sondern wie »eine riesengroße Schlange mit fünfzig finsteren Rachen« hat sie zahlreiche Übel in Gestalt vieler Häupter ausgeschieden. Dieser sind Helden, Verteidiger des christlichen Glaubens, mit zahlreichen Antidota und Heilmitteln entgegengetreten, wie die sehr gelehrten und umfangreichen Schriften des erlauchten englischen Königs Heinrichs VIII., des Bischofs von Rochester JOHN FISHER, FABRIS, EMSERS, des CATHARINUS, des COCHLÄUS und anderer, die sich »wie eine Mauer vor Israel gestellt« haben, beweisen. Da es jedoch nicht jedermann möglich ist, jene umfangreichen Bände zu wälzen, entweder wegen zu großer Arbeitsbelastung oder geistiger Trägheit, habe ich mit dem Moabiter beschlossen, »hinter dem Rücken der Erntearbeiter Ähren einzusammeln.« Nicht, weil diese erhabenen Männer »nicht genug Hände besitzen«, um den ganzen Stein im Angesicht der Häretiker zu wälzen, sondern um aus dem weiten Ackerboden ihrer Schriften kleine Bündel auszusuchen, mit denen ich, nachdem ich sie geordnet habe, sowohl den Vielbeschäftigten wie den Einfältigen mit Rat zur Seite stehen könnte. Diese geraffte Darstellung soll von besonderem Nutzen sein, »damit der Geist das Gesagte alsbald gelehrig auffaßt und es getreulich festhält.« Ich wollte, daß auch Ihr daran teilhabt, ein so vortrefflich würdiger Mann, der dem Papst als Berater mit Einsatz und Integrität zur Seite steht. Ich bitte, auch dem unvergleichlichen NIKOLAUS aus der deutschen Familie derer von SCHÖNBERG, dem Erzbischof von Capua, davon Mitteilung zu machen.

Ich empfehle mich Euch als meinem Patron.

Lebt wohl im Herrn, dem Ursprung unseres Heils!