24-05-1525
Basel UB G I 25 Nr. 24 (Original-Hs mit rotem Verschlußsiegel)
J. SCHLECHT, Briefe aus der Zeit von 1509 bis 1526 Briefmappe II = RST 40, Münster 1922,
112ff Nr. 24
Agentes primum gratiam R[everendae] p[aternitati] [tuae] quod et eruditis epistolis et libris christiane a te aeditis in tribulatione paterne nos consolari non es dedignatus. Mallemusque et nos re quam verbo excellentiam tuam consolari. Sed sic fert sors humana, quae non patitur nos diu tutos esse, quos variis ictibus exposuit nunc inconstantis fortunae, nunc naturae intemperantis. Et ut videmus ferrum poliri incude, auri fulgorem igni micare, ita non nisi his flagellis homines probari posse iudicamus, nec probos ab improbis nisi hoc periculo discerni, illosque et esse sanctiores, qui cum hos stimulos fugere nequeant, langa animi tollerantia se communiunt. Recte ergo mones, doctor egregie, timorem, si quis coepit, ponendum. Nam nec timore opus est, ubi factum urget, nec doloris causa locum habere debet, ubi consulendi ratio succurrit. Sane qui domino cum VII. Helia nescio relicti sunt, existimant hanc erumnam non [ad] pernitiem ipsis contigisse, sed ad salutem, non ad damnum, sed ad lucrum, et illorum, qui defecerant, merita sibi addita arbitrantur. Non tamen christiani sanguinis effusionem, ruralium cordium indurationem totque animarum perditionem dolentes non deflent. Atque utinam aquae illae multae, populi multi ad nos non descenderent, prorsusque multorum charitatem non extinguerent! Sitit namque et hic ignobile vulgus in sui interitum similem fascinationem. Verum res sub murmure agitur! Fatiat deus, ne post verba sequantur verbera. Aggravamur supra modum variis, quae calamo non credimus. De Lutherano in Yps sacerdote hactenus ad nos nulla venit relatio. Conabimur autem, si adest, in illum quantotius configere. Querimur et nos calcographorum copiam nobis deesse, si quid a nobis scriptum aedere vellemus. Laudamus demum tuam in lectionibus, declamationibus aliisque laboribus indefessam operam. Approbamus Hebraicae linguae tuum studium. Et si quid a nobis fieri posse putaveris, quod honori ac dignitati praestantiae tuae conducat, nichil nos pigebit perficere, si excellentia tua non dedignabitur significare. Haec consolationis mutuae gratia reverende p[aternitati] t[uae] scripsimus, quae foelix valeat et nos perpetuo commendatos habeat. Dat. Viennae Pannoniae XXIIII. Maij Anno M.D.XXV. Reverende p[aternitatis] T[uae] (In dorso): Magnifico viro clarissimo D. Doctori Joanni Eccio Almi universalis studij in Ingoldstadio vicecancellario dignissimo. In Ingoldstad. (Von der Hand Ecks:) XVI. Julii accepi, dedi II cr[eutzer] |
Jesus Christus. Gruß und Vermehrung der Euch von Gott geschenkten Gnade, hochgelehrter Doktor! Wir haben Euch neulich am 23. April einen Antwortbrief auf den Eurigen zugehen lassen, den wir kurz zuvor erhalten hatten. Nun wollen wir auf jenen, der gestern in unsere Hände gelangt ist, wegen der Gunst der Stunde antworten: Zunächst Dank an Eure hochwürdige Väterlichkeit, die Ihr es nicht für unter Eurer Würde gehalten habt, in gelehrten Schreiben und von Euch in christlicher Gesinnung publizierten Büchern uns in unserer Verwirrung väterlich Trost zu spenden. Auch wir wollten gern unsererseits mehr durch die Tat als mit Worten Eurer Exzellenz mit Worten des Trostes erwidern. So aber steht es um das menschliche Los, daß es uns nicht lange in Sicherheit wiegt, sondern sich uns in verschiedenen Schicksalsschlägen mal in der Unbeständigkeit des Glücks, mal in der Maßlosigkeit der Natur gezeigt hat. Und damit wir sehen, wie das Eisen geschmiedet und der Schimmer des Goldes erst durch Feuer zum Glänzen gebracht wird, so kommen wir zum Urteil, daß ohne solche Schläge die Menschen nicht erprobt werden, Bewährte von Unbewährten nicht ohne diese Drangsal unterschieden werden können und daß jene auch zu größerer Heiligkeit gelangen, die, indem sie diesen Stacheln im Fleisch nicht ausweichen können, durch langes Ertragen von Leid gefestigt werden. Mit Recht mahnt Ihr uns also, vortrefflicher Doktor, die Furcht abzulegen. Denn weder ist Furcht angebracht, wo die Dinge zur Tat drängen, noch darf es Grund für Schmerz geben, wo Rat not tut. Aber die dem Herrn bei einem gewissen Elias siebentausend Mann zurückgelassen haben, meinen, daß diese Drangsal diese nicht in den Untergang führt, sondern zum Heil, nicht zum Schaden, sondern zum Vorteil gereicht, und der Ansicht sind, daß somit denjenigen, denen die Kräfte geschwunden sind, die Verdienste vermehrt werden. Dennoch weinen diejenigen, die um die Vergießung christlichen Blutes, die Verhärtung der Herzen der Bauern und das Verderben so vieler Seelen trauern. Damit sich aber so viele Wasser, so viele Völker nicht über uns ergießen, mögen sie doch die Liebe so vieler nicht auslöschen! Es dürstet nämlich auch hier das unwissende Volk in ähnlicher Verhextheit nach seinem eigenen Untergang. Hinter dem Getöse verbirgt sich wahrlich eine andere Wahrheit! Gott möge bewirken, daß den Worten keine Strafen folgen. Wir werden über die Maßen von vielerlei Dingen bedrückt, die wir der Feder nicht anvertrauen können! Über den lutherischen Priester in Ybbs haben wir bis jetzt keine Nachricht erhalten. Wir werden aber, wenn sie hier ist, je eher desto lieber gegen ihn vorgehen. Auch wir beklagen den Mangel an Druckern, wenn wir etwas publizieren wollen. Gerade jetzt loben wir daher Euer unermüdliches Bemühen bei Vorlesungen, Vorträgen und anderen Arbeiten. Wir loben Euer Studium der hebräischen Sprache. Wenn Ihr meint, wir könnten etwas für Euch tun, was Eurer Ehre und Würde entspräche, wird es uns nicht gereuen, es auch zu vollbringen, falls Eure Exzellenz nicht zögert, es uns mitzuteilen. Um dieses gegenseitigen Trostes willen haben wir Eurer hochwürdigen Väterlichkeit geschrieben, der es gut ergehen möge und der wir stets empfohlen sein möchten. Gegeben zu Wien in Pannonien am 24. Mai im Jahr 1525. Eurer hochwürdigen Väterlichkeit Söhne und Brüder,der Dekan und die übrigen Professoren der theologischen Fakultät zu Wien. |