Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 198

Eck an Jodocus Ludovicus Decius
Ingolstadt
13-02-1526



Widmung Ecks, in: J. ECK, De sacrificio missae libri tres. Augsburg, Sigismund Grimm, August 1526 (= METZLER Nr 57);
CCath 36, 12

Eck gehört nicht zu denen, die Freundschaften nur so lange pflegen als sie die Gegenwart der Freunde genießen können. In Gedanken hat er seine Freunde stets vor Augen. Seit ihrem Zusammensein in Rom hat sich die edle Persönlichkeit des Decius tief in Ecks Erinnerung verwurzelt. So lag es nahe, ihn zu bitten, das Büchlein über das Meßopfer dem polnischen König zu offerieren. Obgleich nur unscheinbar, möge sich Decius um die Gunst des Königs für das Buch bemühen. Decius soll Bischof Andreas Krzycki von Przemysl Grüße ausrichten.

Ad Iodocum Ludovicum Decium, regium secretarium
authoris epistola.


Nolim, existimes, Deci ornatißime, me de eorum esse numero, qui tam diu amicos colere colent, quoad eorum vel praesentia vel frui queant. Sanctius ego amicos omnes et colo et veneror. Quibus si semel me addixero, etiam absentes, cum aliter fieri nequit, iugi et perenni cogitatione mihi semper ante oculos statuo. Icones et imagines eorum ante mentis aciem frequenter observari facio.

Unde ingenium tuum placidum, mores perurbani, consuetudo humanißima, qua mecum Romae congressus es, adeo animo meo fixe insederunt, ut nominis mei potius quam tui obliviscar, etiam si Letheo flumine abluar.

Hinc te potißimum delegi, qui regi tuo potentißimo libellum nostrum offerres. Tenellus est, tanti regis iudicium subiturus, totus tremit atque horrescit.

Verum tamen ei favoris, amici causa, impartiaris rogo, ut indulgentiam potius quam censuram illius Maiestatis experiatur.

Vale, amice charißime, et reverendo patri, domino Andreae, episcopo Przemisliensi, verbis meis salutem dicito.

Ingolstadii, 1526.

An Jodocus Ludwig Decius, königlichem Sekretär.
Brief des Autors [von »De sacrificio missae«]

Ich möchte nicht, hochgeehrter Decius, daß Ihr annehmt, daß ich zu der Zahl derjenigen gehöre, die ihre Freundschaften so lange pflegen, wie sie sich der Gegenwart ihrer Freunde erfreuen können. Ich pflege und verehre die meinen in würdigerer Weise, denn wenn ich mich ihnen einmal verschrieben habe, halte ich sie mir immer vor Augen und in beständigem und bleibendem Angedenken, auch wenn sie abwesend sind und es nicht anders geschehen kann. Ihre Bildnisse und Abbilder pflege ich mir öfter zu vergegenwärtigen.

Daher haben sich Euer friedsamer Geist, Eure sehr feinen Umgangsformen und die äußerst menschenfreundliche Art Eures Umgangs, die Ihr in Rom gepflogen habt, als wir dort zusammen waren, meinem Gemüt so fest eingeprägt, daß ich eher meinen eigenen als Euren Namen vergessen würde, auch wenn ich im Lethefluß gebadet hätte.

So habe ich gerade Euch erwählt, Eurem sehr mächtigen König dieses mein Buch zu überreichen. Ganz ängstlich ist es, zittert und fürchtet sich im Erwartung des königlichen Urteils.

Ich bitte um so mehr, aus Freundschaft zu seinen Gunsten zu sprechen, so daß es von Seiner Majestät eher Nachsicht als strenge Beurteilung erfährt!

Lebt wohl, liebster Freund, und grüßt in meinem Namen auch den hochwürdigen Vater ANDREAS, Bischof von Przemysl.

Ingolstadt 1526.