Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 205

Eck an Christoph von Stadion, B. von Augsburg
Ingolstadt
13-04-1527



Dedikation Ecks, in: Epistola Martini Lutheri ad Henricum VIII....Epithalamia festiva in Lutherum, Hessum et id genus nuptiatorum. S.l.a. Ingolstadt: Peter Apian 13-04-1527 (= METZLER Nr 59)
ZAPF, Christoph von Stadion 106. 126



Eck beklagt die Lage der Kirche und des Glaubens in Deutschland; bereits die Propheten, Christus und die Apostel haben vorausgesagt, daß einst falsche Propheten aufstehen würden, um die Kirche zu ruinieren. Wir aber sind so stumm und blind, daß viele von uns nicht auf diese Zeugen hören, sondern in Luther die Sonne des Evangeliums und die Leuchtkraft des Wortes Gottes wiedererstanden glauben. Wenn im deutschen Volk noch ein Rest des katholischen Glaubens überlebt hat, wird es diese Pest nicht dulden. Dazu sollte uns als Mahner der englische Kg. Heinrich VIII. helfen, der Luthers Wesen in seiner »Assertio« treffend gezeichnet hat. Eck legt nun Luthers Antwortbrief an den König und eine Spottschrift über die zahlreichen Eheschließungen unter den Lutheranern bei, die den Bischof amüsieren wird.



Amplissimo patri D. Christophoro Episcopo Augustensi vigilantißimi patrono optimo. Ioannes Eckius S.D.



Facile agnosco prudentiam tuam, Dignißime praesul,et tanto magis timeo ecclesiae sanctae dei, quanto pluris facto iudicium tuum circumspectißimum. At immutabilia sunt iudicia dei, adde et inevitabilia: praenunciarunt prophetae, praedixit Christus, praemonuit Petrus, vaticinatus est Paulus, Iudas Taddaeus nos cautos esse voluit: quanta tribulatio et disceßio a fide futura esset in novißimis diebus: quot falsi et mendaces prophetae surrecturi. Tam stulti autem sumus, tam stupidi, imo stipites et trunci: qui iam in aulis principum, senatu civitatum imperialium iactitamus, solem Euangelii iam ortum: iam fulgorem verbi dei illuxisse primum mortalibus: proch deum atque hominum fidem: quid Luther ter apostata periurus, inconstans, fidefragus, blasphemus dixerit, suspicimus: interea Christi, prophetarum, Petri, Pauli et iudae obliviscimur. Quod si ulla mica fidei et sapientiae nobis Germanis superesset,non pateremur hanc catholicae ecclesiae pestem: atque unus, profecto nobis monitor sufficere deberet gloriosißimus Angliae rex Henricus VIII. fidei catholicae defensor: qui nobis pro sua in deum et ecclesiam pietate: pro sua item eruditione, Lutherum suis pinxit coloribus, cuius epistolam hic tibi transmittimus. Proculdubio amplitudo tua pro zelo suo in Christianam religionem et accipiet humaniter et leget avidißime: et quo magis iucunda esset Epithalamion Lutheranorum adiecimus.



Vale Antistitum decus et patrone delectißime. Ingolstadii.

Gern erkenne ich Eure Klugheit an, würdigster Bischof, und ich fürchte um so mehr für die Kirche Gottes, je mehr ich Euer Urteil in Augenschein nehme. Denn »unveränderlich sind die Urteile Gottes«, und ich möchte ergänzen: »unvermeidbar.«

Die Propheten haben es angekündigt, Christus hat es vorausgesagt, Petrus Vorwarnungen ausgesprochen, Paulus es uns geweissagt, Judas Thaddäus uns zur Vorsicht gemahnt, welche Wirren und Glaubensspaltungen in den letzten Tagen auftreten, wie viele falsche und lügenhafte Propheten aufstehen würden. Wir sind jedoch so töricht, borniert, Strohköpfe und Tölpel, die wir bereits an Fürstenhöfen und bei Ratssitzungen der Reichsstädte ausstreuen, die Sonne des Evangeliums sei aufgegangen, und schon habe der erste Glanz des Wortes Gottes den Sterblichen geleuchtet. O wahrhaftiger Gott, o Zuverlässigkeit der Menschen! Wir staunen über das, was LUTHER, dreifach Apostat, der Wortbrecher und Wechselbalg, Schiffbrüchiger im Glauben und Lästermaul, gesagt hat, und vergessen dabei auf Christus, die Propheten, Petrus, Paulus und Judas. Wenn uns Deutschen nur ein bischen Glauben und Weisheit übrig geblieben wäre, würden wir nicht diese Pest für die katholische Kirche ertragen:

Ein einziger Mahner in Gestalt des ruhmreichen englischen Königs HEINRICHS VIII., »Verteidiger des katholischen Glaubens«, sollte uns bleiben, der uns aus seiner frommen Gesinnung gegen Gott und Kirche heraus und durch seine Gelehrsamkeit LUTHER so dargestellt hat, wie er wirklich ist. Seinen Brief sende ich hier gleich mit.

Ohne Zweifel wird Euer Hochgeboren im Eifer für die christliche Religion diesen freundlich aufnehmen und aufmerksam lesen. Und um so ergötzlicher wird es sein, daß wir diesem Brief das »Beischlaflagerlied der Lutheraner« beigefügt haben!

Lebt wohl, Zierde der Bischöfe und erwählter Patron.

Ingolstadt.