Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte

Bürgermeister und Rat von Ulm an Eck - Ulm 26-08-1527
Eck an Bürgermeister und Rat von Ulm - Ingolstadt 02-09-1527
Nr. 212

Eck an Bürgermeister und Rat von Ulm
Ingolstadt
27/28-09-1527


Nürnberg SA, SJL 76 Nr. 16
[F 097]

Obgleich Ecks Bote ihm berichtet hat, die Ulmer würden in wenigen Tagen auf sein Schreiben vom 02-09-1527 antworten, ist eine solche Antwort nicht erfolgt. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Vor seinen angekündigten weiteren Schritten wollte Eck noch einmal den Rat von Ulm über seinen Protest gegen die Vorgänge in der Reichsstadt nicht im unklaren lassen.


Den Fürsichtigen Ersamen weisen Bürgermeister und Rat zu Ulm meinen gunstigen lieben herren.

Erbern Fürsichtigen weisen herren mein willig diennst zuvoran.
Ich hab Ewern erbern weisheitten zu verruckter zeitt geschriben unnd anzaigt, wie das ich glauplich bericht, das Rottenacker Ewer prediger offennlich vor ainem versamelten Rathe unnder anndern seinen vergifften ketzerischen leren gesagt und frey erkennt haben sollte, wie das jnn dem sacrament des Altars nit seye der war leib unnsers herrn Jhesu Christi, unnd das Ewer Erber weisheitt, dieweil der predicant zu den Barfuessen vor E.W. oder Ewer Ersame Rathe nit hatt wollen disputiern, jne darauf seins ampts der predicatur entsetzt hetten, mit angehefftem bitt, das Ewer W. den jetzgemelten predicanten weder restituieren und gegenn dem verfaimpten, verzwaivelten ketzer, dem Rottenacker, wie sich gepurt, handlen unnd solch unerhört gotzlästerung nit leiden wollten etc.

Darauff mir E.W., alls hetten die sachen nit eben die gestallt, wie ich jn meinem schreiben angezogen hette, mit ettlicher vermainter entschuldigung, darynn sich Ewer ersame Weisheit auff den abschid des Reichstags zu Speier zu ziehen vermainen. welches ich alles für kain antwurt oder entschuldigung nit hab annemen mögen, bin auch des willens gewesen, jm fueßstapfen gegen dem offtgenanten erlosen gotzlestrer dem Rottenacker vor ettlichen stenden gemainer Christenheit zufurfarn, wie dann E.W.ob jüngstem meinem schreiben wol verstanden hetten. Dieweil mich aber mein bott mundtlich bericht, wie dass jme von euch herren Burgermeister der bescheid gegeben worden seye, E.W. wöllen mich jn kurzen tagen anttwurt wissen lassen, hab ich jm b...bisher vertzogen. dann wiewol ich ganntz entschlossen bin, gegen dem schendtlichen ketzer dem Rottenacker, wie ainem Cristenlichen doctor gepurtt, handlung furzunemen, so ist mir doch nit lieb, das ich Ewre E. W. daneben nit umbgan mag und ettlicher massen antzeregenn gedrungen wurd, will ich annderst sagen, wo und an welchem ort der vilgedacht verzweivelt ketzer, der Rottenacker, solch sein unerhört, schantlich gotzlästerung außgossen und gelernet hab unnd noch lerne, und das E.W. nit allain nichts dargegen gehandelt, sonnder ainen fromen Cristenlichen prediger seins ampts deshalben entsetzt haben. Unnd dieweil dann solch mein furgenomen handlung rechtmessig sein und das liecht nit schewen wirdt, und allso auch für Rumsche Kay. Mt. unnserm allergnedigisten herrn unnd anndere ort, wa ich verhoff, dem waren allten ungezweivelten Cristenlichen glauben furtreglich zusein komen müge und sölle, was dann E.E.W. darauß ervolgen möge, haben E.E.W. wol zubedencken, und solchs alles hab ich E.E.W. zuvor, ee und ich bey mir selbs gedacht, das kain antwurt auch ain antwurt were, nit wöllen verhallten.

Datum Jngoldstatt, freytags nach Mathei Apostoli Anno etc.. XXVIJ.

Johann Eck der heiligen schrifft Doctor.