Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 213

Eck an Hg. Wilhelm von Bayern
Ingolstadt
28-09-1527



München BayHStA Staatsverwaltung 2729, fol 10-11v;
Nürnberg StA SJL 76 Nr 16
[F 097]

Eck rechtfertigt sich gegenüber seinem Landesherrn wegen der Beschwerde, die der Ulmer Rat brieflich gegenüber Hg. Wilhelm vorgetragen hatte: christliches Mitleid hat Eck veranlaßt, das Verhalten des Ulmer Rates zu kritisieren, der die Irrlehren Rottenackers begünstigt, den Widerstand der Franziskaner- und Dominikanerprediger dagegen aber behindert habe. Die Beschimpfung selbst von Fürsten und Herren als Feinde des Evangeliums und Tyrannen sowie die Leugnung der Realpräsenz Christi im Altarssakrament ist dabei, wie ein Krebs auf andere Reichsstädte, ja auf Bayern überzugreifen. Das ist die "Lust", wie die Ulmer es nennen, mit der er gegen Rottenacker und andere Ketzer seit den Disputationen von Leipzig und Baden vorgegangen ist. Eck hofft, daß der Ulmer Rat nicht ihn, einen Priester und Doktor, der Unwahrhaftigkeit zeiht. Die Berufung der Ulmer auf den Speierer Abschied ist nur ein nicht gerechtfertigter Vorwand, daß einer glauben könne, was er wolle. Wenn sich die Ulmer gegenüber dem bayerischen Herzog auf die zwischen ihnen vereinbarten Bundesartikel berufen, so erlauben diese nicht, daß jemand seinen Untertanen verbiete, gegen Ketzer zu schreiben und vorzugehen. So bittet er den Herzog, die vielen rechtgläubigen Ulmer Christen weiterhin zu schützen.


Durchleuchtiger, Hochgepornner Fürst, Ewern Furstlichen Gnaden seien mein unnderthänig gehorsam diennst höchsts zuvoran beraitt.

Gnediger Herr, alls Ewer Furstlich gnad begertt unnderricht jnn der sach, ainen Erbernn Ratt zu Ulm unnd jrn Ertzketzerischen predicannten betreffennd, fueg ich Ewern Furstlichen genaden jnn aller unnderthänigkaitt zu wissen unnd bitt gnedigklich zu vernemen:

Alls ich jnn verruckter zeitt vernomen, wie Conrat Rottenacker, der ungelert ungeschickt ketzer unnd predicannt, jnn der pfarr zu Ulm den Barfusser prediger daselbst vor ainem E. Ratt verklagt umb ettlich Cristennlich artickel, die er den frummen Cristenn gebredigt hatt unnd nach vollgennd durch pratigk ettlicher newen Cristen, so sich jm glauben unnd sonnst ettwas zu sein achten, ain Ratt denselben Barfusser zepredigen verbotten, wie dann vormalls auch anndern Cristennlichen predicannten zu den Barfussern unnd Predigern widerfarnn und die cristennlich warhaitt zepredigen verbotten worden, hab ich ain Cristennlichs mittleiden gehapt, das sovil frumme herzen hafftiger personnen zu Ulm, die das gotzwort nach dem waren ungezweifellten glauben begirig wern zu hörnn unnd ainen prediger uff jrnn aignen costen zu hallten, unnd das von wegen ettlicher, so mer jr faction stolltz unnd hoffart dann der Cristennlichen kirchen ordnung, auch Kay. Mt. Edict betrachten, ain Ersamen Ratt dahin bewegt, das die cristennlichen prediger nitt werden zu gelassen unnd aber die ketzerischen prediger jrem unnd jrer helffer unnd furderer art nach stätts schreien, toben unnd wietten wider alles, das Cristennlich, Eerlich unnd jnn der kirchenn gebraucht; schellten unnd schennten alle gaistlichaitt unnd alle, die jrer verfurischer verderplicher ketzerischer lere wider sein unnd die aussbraitten wöllen, Fürsten unnd Herrenn, die benamen sie alls feind des euangelij unnd Tirannen etc. unnd jnn summa thun alles das, das Seelmorder unnd ketzer thun pflegen.

Ich hab auch darbey gedacht, so der unwissennlich predicannt kainen widerstannd haben unnd er also frey wider das hochwürdig Sacramennt des fronleichnams Jesu Cristi predigen wurd, das disse gotzlesterung bey villen ein wurtzen, auch jnn jren anndern stetten, flecken unnd dorffernn sich einreissen unnd also darnach umb sich fressenn jnn annder reichsteet unnd auch jnn der fürstenn lannd, dann es ist der ketzerey artt, das sie umb sich frißt wie der kreps, spricht sannt Jheronimus, noch nitt ein komen sey jnn unser gegennt, derselben bey zeitt nach allem meinem vermögen aus pflichtigem ampt und schuld gegen gott dem herrn unnd cristennlicher kirchen mich wider die ketzerey zu setzen, unnd das ist der lust, den ich hab wider den seelmorderischen ketzer unnd hergelaffnen buben, den Rottenacker, ist aber der lust, der mich triben hatt wider den glaubbruchigen munch, den Lautter, zu Leipzig zu disputiern, eben der lust, der mich gen Baden wider den gotzlesterer den Zwinglin unnd den Öcolampadi getriben hatt, vor gemaine aidgnossen zu disputiern unnd jnn summa, damit sich ain E. Ratt nitt verwundern darff, den lust hab ich wider den Rottenacker. Das ich, dieweill ich leb, allen ketzern, abtrinnigen, zwyspalltigen jnn unserm hailligen, langwurigen von gott bestetten unnd pleibhafftigem glauben wider sein will unnd wider sie streben nach meinem höchsten vermögen. So ich nun mir furgenomen hab, das hochwurdig sacramennt zu schützen wider den ketzerischen predicannten, hab ich sollichs nitt ainem E. Ratt zu ruck wollen anfachen, dan ich sonnst jnn andern sachen nitt unnserm hailligen glauben widerstrebennd zu dienen ganntz willig bin, unnd das an ainen E. Rat lanngen lassen lautt der copeien durch Ain Ratt ewern Furstenlichenn gnaden zu geschickt, also hatt Ewer F. Gnaden unndericht, wie ich verursacht bin worden, mich wider den uncristenlichen teufflischen predicannten, dero vonn Ulm einzulegen , wie ich auss obgemellter ursach willens bin, mitt der hilff gotts fur unnd fur zufarn.

Aber alls vill es anntrifft das jetzig schreiben ains Erbern Ratts an Ewer Fürstlichen gnaden, bitt ich aber, die wolle gnedigklich vernemen, dann anfenncklich, alls do angezogen wurdett, jch hab sie nitt der unwarhaitt, wie ich gemögt, verklaint etc. Gnediger Herr, das acht ich sey durch den schreiber hinein geschmutzt, der sein aigen muttwillen hatt wöllen do erlusten. Und nemblich mer hatt der Rottenackerische ketzerey jn jme dann des hailligenn gaists.

Jch hab je ainen Erbarn Ratt der vernunnfft unnd beschaidennhait, das er ain doctor, ain priester nitt der warhaitt strafft, jnn dem das er mitt warhaitt weisen kan, wie ich mich jetzt gegen Ewern Fürstlichen gnaden schrifften mir gethan, vonn glaubhafftigen personen anzaigen, wiewoll nitt von nöten ist, das ich sollich schrifften ainem jeglichem oder auch ainem E. Ratt zu Ulm zustölle. Das auch verner ain E. Ratt on Roms willen anzaigt, wie er sich bissher gehallten hab etc., lass ich sein, allain das will ain klain ansehen bey mir haben, unnd ich main bey aller welt, das sie die Cristennlichen predicannten abstöllenn, die frumben Cristen des gotz wortt berauben unnd die selen dieb unnd ketzer offennlich jnn jr gotzlesterung fur farn lassen. Es ist auch jn meinem anderm schreiben abgelaint unnd veranntwurt der Speierisch abschid, dann der selbig soll je nitt dermassen verstannden werden, das ainer glaub, was er wöll, Pickhardisch oder Grubenhemerisch. Ainer statt des hailligen Reichs, acht ich, stunde es vill bas an, sie berumen sich der gehorsam zu laisten dem Kay. Edict zu Wormbs aussganngen.

Alls aber sie verner anziehennd puntische verwanntnus, waiss ich nitt, was dieselbig vermag, gib ich Ewern Furstlichen gnaden alls ainem hochversttenndigem fürsten zuerwegen, ob die artickel dess bunts vermögen, das ainer sein unnderthanen dar zu dring unnd verpiet, das er nitt wider ketzer unnd ketzerey schreib unnd hanndel. Jch bitt, E. Furstlich gnad wolle vill mer mir schutz, schirm, hilff unnd Ratt hallten unnd geben alls ain cristennlicher fürst zu Eere gott dem Herrn unnserm waren hailligen glauben jn ansehunng Kay. Mt. Edict, wie E.G.G. bissher sich fur unnd fur Cristennlich, löblich unnd preisswürdig gehallten hatt.

Erbarm sich Ewer F.G. uber die fromen Cristen zu Ulm, dero noch von gotts gnaden ain grosse menig zu Ulm ist, denen die ketzerey unnd gotzlesterung von hertzen laid unnd wider ist, die auff das höchst begirig seind, prediger unnd lerer zehaben unnd hörn jnn rechtem warem cristennlichem glauben, der sie mitt gewallt enntzsetzt unnd beraupt werden. Will ich für mich selbst unnd mit ermanung an die selben unnd all frumb cristen gegen gott dem allmechtigen mitt unnserm armen gebet verdienen. Gott der Herr wöll Ewern F. G. umb jr cristennlich gemüt jn glucksäliger regierung gnedigklich beschirmen unnd beschutzen.

Datum Jnngollstat den XXVIIJ. tag Septembris A.D. XXVIJ.

E.F.G. underthanig caplann
Johann Egk doctor.