Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 215

Durchleuchtiger hochgeborner furst.
E.f.g seient mein unnderthänig gehorsam pflichtig dinst allzeit zu voran berait höchstes fleiß.

Gnediger herr: Ich acht wol, E.f.g. trage gut wissen, wie es zu Saltzburg ergangen sey mit den widertoufern: doch auß unnderthänigem gehorsame, will ich E.f.g. etlich hauptstuck erzelen. Als die Böswicht, die sich nennent brueder, auß Augspurg irer fier außgeschickt haben: Ain an reinstram, genant Ulrich hat auch diee pfalzgraffischen pauren helffen tauffen in des Kautzen predicant hauß zu Worms, mit sampt dem münch Jacob, ludwig hetzer von straßburg, wolffen venstermachtrer etc. auß den dörffern, da der Churfürst sy hat fahen lassen, von Hocheim 6, Hernßheim 3, Westhofen 5, Pfeffigkeim 7, Lußheim 3 etc. Ist der annder Hans Hut (der yetz zu Augspurg gefangen ligt. In stifft Saltzburg und steir, und der trit lenhart Spörle in Bairn geschickt worden. Von steir auß, da syy sich gemert habenn, sind kommen In Saltzburg Hieronimus Herman, ain außgeloffner münch von Rantzhofen in Pairn, hat ain waib, wider getaufft von Hutten: mit im Achatius von Koburgg und Joachim Mertz von Bamberg, die 3 sint verbrent worden zu Saltzburg am 25. tag octobris. In der stat; habent nit revocirt. Georg Steiner goldtschmidt, seckelmeister In der bruderschafft, hannsen hutten und seiner gsellen wirt wol 10. wochen gwesen, Andre schmidt, Christoff teufel, haffner, wolffgang winter, schneider, all 4 revocirt, köpfft und verbrant. Barbara grünauerin, witfraw, Elßpet des goldtschmids köchin, hanent nit revocirt und des selbigen tags ertrenckt worden.

Am 4. tag Novembris ist wolf pauman, ain edelman, richter zu Dietmering geköpfft worden hat revocirt, wolt als sein gut geben haben fir sein leben zu retten. Ain burger mit Im köpfft der revocirt hat: 2 burger die nit revocirt haben, sint verbrent auff den selbigen tag. Man hat auch in ainem pauren hauß 1/2 meil von Saltzburg ain ainöd, gefangen 11 weiber und 16 mann; darunder 21 revocirt, die man gen Helle gefiert, die 6 hat man wider ins haus gefiert, darein gebunden unnd mit dem hauß verbrant am 6. tag novembris. Am 3. tag novembris hat der Cardinal außschreien lassen: wer sich hab widertaufen lassen und sich in 8 tagen anzeig, dem wöll man gnad beweisen; wer hinach ergriffen werd, wöll man an leib und gut straffen. Haben sich anzeigt 25 weiber und 16 mann; die mann sint inn hemmet und hosen und mit brinenden liechten, die frawen on mäntel, mit schwartzen creutzen auf dem haupt vor der kirchen gstanden und nachmals absolvirt und in die kirchen gefiert sontagss vor Martini. Hat noch allenhalb vil gefangen, auch ein Doctorem theologum. M.g.h. von Costentz hat ein lutherischen minch verbrent mitwoch nach michael. M.g.h. von Augspurg hat yetz, 20. novembris, ain lutterischen pfaffen deprendirt, wirt in des pundts haupleuten praesentieren. In Bairn hat Lenhart Spörle vil verfiert. Hat m.g.h. hertzog Wilhelm yetz am 12. novembris köpfen lassen. Der hat revocirt. Ain fraw lag gefangen; waiss nit, was mit ir gehandelt. Zu Burckhausen sint 18 gefangen; Hat m.g.h. befolhen, welcher revocirt, den soll man köpffen, welcher nit revocir, den soll man brennen. Der turner im schloß hat anzeigt, wie er vollen weins sey gewesen, als er getaufft sey wordn, es hat in am morgens gerewt, ist zu ainem pfaffen geloffen, hat ime beicht, wie der priester besteet etc.; aber m. g.h. will im nit gnad mitteiln, muss mit den andern köpfft werden. Ursach, m.g.h. bewegent: es wurdt kainer ain widertaufer, er sey dann vor lutterisch, sy komment auch zu niemants, er sey dann vor lutterisch: darum der Turner mieß vor lutterisch sein gwesen, sy hetten in sunst nit zu ir bruderschafft beriefft, et ita non obedivit prioribus mandatis ducalibus. Zu Burckhausen sint vil person entwichen, 2 priester, der schulmeister mit etlichen burgern, weibern und dem gericht schreiber. Als ich zu Minchen war, kam underricht: von Pairn Oetting was der burgermaister geflohen, sein haußfraw und dochter gefangen, die ruepin und ir gespil utzin moserin hetten sich widertauffen lassen. Es hat m.g.h. ein strenng mandat lassen außgeen wider die widertaufer, wie E.f.g. in beyligender copey vernimmen wirt. Und wirdet m.g.h. ernstlich ob dem halten, wie dann ernstlich mümdtlich befelhen außgangen. Dann gar sorglich ist dise sect unnd, wie m.g.h. und seine rät erwegen, mer schadens da zu förchten, dann bey der jüngst peurischen auffrur. Dann dise sect wurzelt ein in stetten. Wann nun sie Auffrur anging, wurde die in stetten sich erheben; da wurden sy geschütz, pulver und harnasch, auch kriegsgeübte knecht haben. Unnd wurd das pauren volck auff dem lannd, wie vor, zu fallenn, wurd es alles iber sich geen, wider die geistlichheit, fürsten und adel. Darum die fürsten und adel wol auff sehen miessen. Die von Augspurg habent die revocirenden all außgelassen, den anndern die stat verbotten, außgenommen 3, die ligent noch, der Hut, der Dexer von Ingolstat und der kirßner von Zirch. Ich hab 3 mal m.g.h. von Passaw geschriben, darmit das buchlin vom Keser geantwurt wurde; aber s.f.g. hat mir widergeschriben mund will nit daran, das auch in namen seins officials etwas ausging im truck. Nun mag ich den böswichten die lugen nit schenken und will ichs selbs verantwurten. Und das ich sollichs statlich tun mög, hab ich supplicirt m.g.h., umb undericht zu schreiben an her Waltasar von Tanhauser, pfleger zu Scherding. Alsbald die mir zukumpt, will ich das in truck geben. Als die von Ulm mich verklagt haben gegen m.g.h. und begert, in vermög pündischer verwantnus, das s.f.g. mit mir schaffe, das ich mit schreiben stillstee; ,darauf ich m.g.h. undericht des handels geben hab, die undericht hat s.f.g. den von Ulm zugeschickt mit sollicher mainung etc.: »Lieben besondern, wir haben eur schreiben, in welchem ir euch ab u.l. getr. doctor Johann Eckenn, theologus, und seinen beiligenden schriften beschwärt, vernommen; und dieweil solcher handel u.h. Christenlichen glauben und eueren predicanten, als ein sonder person, betrifft, habt ir selbs abzunemen, das uns nit gebüren will, dasjenig, so u.h. glauben und die eer gottes betrifft, abzeschaffen..« .Darauf hat s.f.g. mir erlaubt, mit gschriften und truck wider den predicanten zu Ulm firzufaren etc. Die disputation, zu Baden gehalten, ist ausgangen im truck. Ist mir langsam zukommen. M.g.h. von Costentz hats m.g.h. von Augspurg zugeschickt, mir iberzuantwurten. Ich maint, man wurd die disputation hie auch failhaben; aber alsbald sich aine sehen laßt, kaufens die Lutterischen auf. Ich hab, ain jar vergangen, E.F.G. zugeschriben wie es in der disputation ergangen sey, mit ibersendung meiner büchlin »De sacrificio missae« et »Locis communibus«. Wa die E.F.G. zukummen, hat die wol verstanden, wie es in der disputation ergangen. Wa aber E.F.G. ye begert, ganze bericht der disputation zu haben, so laß mich E.F.G. das wissen; will ich wol aine durch etlich gut freund in Schweitz iberkummen. Hiemit will ich mich E.F.G....befolhen haben. Yetz Catherinae geet der tg an des punts zu Tonawerd. Die Teutschen herrn haben sich in vergangen tag klagt wider die von Ulm und Nürmberg, die dann die heuser bey in in all burgerlich burde zogen haben mit ungelt, steur, wachen etc. Der punt hat die sach befolhen, und zu Lahing sint die von Ulm vertragen worden mit den Teutschen herren, und gibt das haus järlich 20 fl. fir alle burgerlich burdee. Die von Nürmberg sint nit vertragen worden; und förchten doch den pund und haben am freitag yetz wider taget. Ich weiß nit, wie es ergangen. Am pfingstag dervor bekament mir wol die von Nürnberg. Man acht ganzlich, sy sollen vertragenn werden. Ich hoff, der pundstag söll uns etwas guts bringen in der Lutterischen sach...

Ingolstat am 25. tag novembris Catharine 1527.