Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 216

Eck an Wilhelm von Zell
Ingolstadt
15-12-1527


SCHULER-SCHULTHESS (Hg.), Zwingli opera 8, 126f

Eck hat Zells Brief zusammen mit dem beigelegten Schreiben des verdammten Häretikers Zwingli empfangen. Es befremdet Eck keineswegs, daß Zell ihm solche Briefe zustellt; ähnliches ist ihm bereits von seiten Basels geschehen. Zell hat ihm damit sogar einen Dienst erwiesen und soll das auch weiterhin tun. Die Häretiker pflegen nämlich in der Regel versteckte Orte aufzusuchen, um dort ihre lichtscheuen Unterredungen zu führen, denn sie glauben, sich auf die Bibel stützen zu können. Sie scheuen das öffentliche Auftreten, wie er selbst es jetzt gegenüber Rottenacker aus Ulm zugesagt hat. Zell möchte sich vor jeder Häresie vorsehen.

Mea officia prompta Tibi ante omnia defero. Benevolentiam tuam mihi conciliatam volo, vir carissime, nobilissime.

Literas tuas et iis inclusam epistolam leprosi, damnati haeretici Zwinglii accepi. Quamquam ne minimum quidem me offendit vel alienavit a Te, vir clarissime, quod mihi haeretici epistolam tradidisti, nam Basilea quoque mihi alia eiusmodi perlata sunt;

sed Tibi vir clarissime, quam maximas gratias ago officii, quod me meriturum esse spondeo; et si quid amplius Tibi traditum erit ab illo homine qui deseruit sanctam fidem, mihi non minus mittere velis.

Haeretici enim, ut semper eorum mos fuit, tantummodo angulos et separatas speluncas quaerunt in quibus disputent de suis rebus tenebricosis, neque in lucem prodeunt. Namque homines nefarii scriptura fundati esse sibi videntur. Cur igitur non in apertam arenam prodeunt, ut ego saepe feci, et nunc quoque me facturum esse illi homini Ulmensi Deum blasphemanti professus sum, id quod Tu, vir clarissime, ex denuntiatione his literis inclusa videbis, quam etiam legere velis, et soli Deo honorem reddere et cavere ab omni haeresi. Denique ad omnia quae Tibi vir clarissime grata erunt, me paratum habes.

Dedi Ingolstadii, 15. Dec. 1527.

Joannes Mayr ab Eckh,
Parochus et Procancellarius Ingolstadiensis.

Meinen willigen Dienst zuvor.
Günstiger, lieber, edler Herr!

Ich habe Euer Schreiben und den beiliegenden Brief des aussätzigen, verdammten Häretikers ZWINGLI erhalten. Ich empfinde gegen Euch keinerlei Mißfallen oder Widerwillen, erlauchtester Herr, weil Ihr mir den Brief des Häretikers zugeschickt habt, denn von Basel aus ist mir Ähnliches zugegangen!

Ich sage Euch im Gegenteil vielmals Dank, erlauchtester Herr, und erbiete mich, mich Euch gegenüber dafür erkenntlich zu zeigen. Falls Euch mehr von jenem Abweichler vom heiligen Glauben berichtet wird, teilt es mir bitte mit!

Die Häretiker suchen nämlich, wie es ihre Art ist, nur Winkel und besondere Spelunken auf, wo sie über ihre finsteren Dinge disputieren; sie kommen nicht an das Licht. Diese Bösewichter meinen nämlich, sie stünden auf dem Fundament der Heiligen Schrift: warum aber kommen sie dann nicht auf den offenen Platz, wie ich selbst es oft gehalten und mich jetzt gegenüber jenem Gotteslästerer in Ulm erboten habe? Was Ihr, erlauchtester Herr, aus beiliegendem Ausschreiben ersehen werdet: bitte lest es, gebt Gott allein die Ehre und hütet Euch vor jeder Häresie! Was Euch dienlich und lieb ist, sollt Ihr haben, erlauchtester Herr.

Gegeben zu Ingolstadt, 15. Dezember 1527.

Johannes Mayr von Eckh,
Pfarrer und Vizekanzler in Ingolstadt