Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 217

Eck an Urich Zwingli
Ingolstadt
15-12-1527


München BayHStA, Kurbayern Äußeres Archiv 4246 fol 13a (Original-Ms Ecks)
Ein Sentbrieve an ein frum Eidgnoßschafft...Basel 1528 (= METZLER Nr 64(1))

Eck verweigert Zwingli als Ketzer den Gruß. Auch seiner Einladung nach Bern oder Zürich will er nicht folgen, da keine offizielle Einladung der eidgenössischen Obrigkeit vorliegt. Eck will sich ihm aber gern an einem freien Ort, auch in Bern, wenn der Rat ihn offiziell einlädt, zur Disputation stellen, die er nicht fürchtet. Das beweist auch die Aufforderung Ecks an Konrad Sam (Rottenacker) aus Ulm zur Disputation, die er dem Brief beilegt.


Ulrichen Zwingli predicanten zu Zürch.

Auß dem gebott Johannis Euangeliste sag ich dir kein gruß, wie in brifen sunst gebraucht, das ich dich erkenn als ein verworffen, abtrünnigen vom glauben, vermaledeiten ketzer und gotzlesterer.

Dein anfordrung gen Bern zu kommen nim ich auch nit an; wo aber gemein Eidgnossen mir Bern oder Zürch hetten firgeschlagen, soltestu innen worden sein, das ich erschinen wer, und noch heut bey tag, wo gemein Eidgenossen mich hin manent; in sachen den glauben betreffendt, wil ich erscheinen, also gar förcht ich nichts dein verlogens maul. Dich und dein meineidigen, glübdbrüchigen Münch, die weiß ich mitt der hillff Gottes zu bestann. Trutz dir unnd deiner gotlosen rot und dem teuffel in der hell: kumpt auff ainen freien platz, so solt jr innenn werden, das die Christenliche warheit obsiget: Jch ker mich nit an dein Winckel disputation: kum an das liecht; steck dich nit in speluncken, wie sant Hieronymus vom ketzer sagt.

Wo ein erberer rat von Bern mein begert zu jr firgenumner disputation, will ich mich unverweißlich halten: Das du aber wissest, das ich euch abgefeimten, verfluchten ketzer unnd zwispalter nit förchte, sonder mit der hilff Gottes ewer so vill beston, als vil ewer an Gott und der kirchen, meineidig und bößwicht werden mögen, so schick ich dir da mein Expostulation wider den Ulmischen ketzer. Tu quoque fac simile et resipisce.

Datum Ingolstadii XV. Decembris, quae fuit III. dominica Adventus domini, secundum sanctae matris Ecclesiae (cuius tu nothus et spurius es maledictus) observantiam. Anno salutis 1527.

Iohan. Eckius tuus, si tu esses Christi.

An Ulrich Zwingli, den Prediger zu Zürich.

Gemäß der Forderung des Evangelisten Johannes sage ich Dir keinen Gruß, wie es in Briefen sonst üblich ist, denn ich sehe in Dir einen verworfenen, glaubensabtrünnigen und verdammten Ketzer und Gotteslästerer.

Deine Aufforderung nach Bern zu kommen nehme ich auch nicht an. Hätten jedoch die Eidgenossen selbst mir Bern oder Zürich vorgeschlagen, hättest Du sehen können, daß ich erschienen wäre, und zwar noch heute! Wohin mich auch die Eidgenossen zitieren in Angelegenheiten, die den Glauben betreffen, werde ich erscheinen, so wenig fürchte ich Dein verlogenes Maul. Gegen Dich und Deinen meineidigen Mönch weiß ich mich mit Gottes Hilfe wohl zu behaupten. Ich wehre mich gegen Dich und Deine gottlose Rotte und den Teufel selbst in der Hölle: Kommt an einen freien und sichreren Ort; dort sollt Ihr erkennen, daß die christliche Wahrheit am Ende Sieger bleibt. Deine Winkeldisputation interessiert mich nicht; komm ans Licht, versteck Dich nicht in Höhlen, wie der Heilige HIERONYMUS von den Ketzern sagt.

Sollte der ehrbare Rat von Bern nach mir rufen, um an der geplanten Disputation teilzunehmen, will ich mich wohl daran halten. Damit Du aber weißt, daß ich Euch abgefeimten, verfluchten Ketzer und Säer von Zwiespalt nicht fürchte und mit Gottes Hilfe mich behaupten werde, egal, wie viele von Euch Meineidigen an Gott und der Kirche und Bösewichter auch auftreten werden, sende ich Dir meine »Expostulatio« gegen den Ketzer von Ulm. Handle gleichermaßen und besinne Dich!

Gegeben zu Ingolstadt am 15. Dezember, dem 3. Adventssonntag nach der Ordnung der Heiligen Mutter Kirche (als deren verdammter Bastard Du bekannt bist). Im Jahr des Heils 1527.

Johann Eck: der Deine, wenn Du zu Christus gehören würdest!