Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 218

Eck an die Eidgenossen
Ingolstadt
18-12-1527

Straßburg (Kopie)
METZLER Nr 64(1); vgl. Salat, Johannes:  Reformationschronik  1517 - 1534 , hg. von Ruth Jörg, Bd 2 (Basel 1986) 455-458; Wiedemann 251f, 441, 569f.
[F 030]

Eck hat am 15-12-1527 von Zwingli ein vom 01-11-1527 datiertes Schreiben mit Einladung zu einer Disputation nach Bern für den 05-01-1528 bekommen; da jedoch nur Zwingli als Einzelperson und nicht der Rat von Bern eingeladen hat, hat ihm Eck abschlägig geantwortet, wie aus beiliegender Kopie des Briefes vom 15-12-1527 zu ersehen. Die Eidgenossen sollen sich nicht von Zwinglis Praktiken irritieren lassen, der auf Ecks während der Badener Disputation gedruckte Gegenschrift noch nicht geantwortet hat. Er vermag hierauf nämlich ebenso wenig zu antworten wie auf Fabris und Murners Schriften gegen ihn. Daß seine Sache schlecht ist, zeigt auch, daß er dem freien Geleit der Obrigkeit nach Baden nicht traute, um dort öffentlich mit Eck zu disputieren. Zwingli hat ihm auch ein Ausschreiben des kleinen und des großen Rats von Bern mitgeschickt: Eck kann nicht glauben, daß die Berner Obrigkeit hinter der Einladung zur Disputation steht. Der abtrünnige Kartäuser Franz Kolb und Berchtholt Haller, dem bereits in Baden vom gelehrten Augustiner Konrad Treger nachgewiesen wurde, daß er den Opfercharakter der Messe geleugnet habe, sind es, die in Bern die Disputation durchsetzen und vier Bischöfe auf ihre Seite ziehen wollen. Wie mit Konrad Sam aus Ulm, dessen Vorladung zur Disputation er beilegt, würde Eck auch mit diesen beiden vor Kaiser und Reich und allen Universitäten des Abendlandes öffentlich disputieren.


Den Edlen Vesten Fürsichtigen Ersamen und weisen Herren von Stetten und Lendern des alten punts Hochteütscher nation der Eidgenossen, mein gebiettenden großgünstigen herren.

Edlen gestrenng Eerenvest herren, was ich mit sampt mein willigen dinsten guts vermag, ist Ewer herlichkeit mit fleiß zu voran berait.

Genedig gebiettend herren:
Es ist mir ain schreiben zukummen vonn dem seelmordischen ketzer dem Zwingli auff den XV. tag Decembris, darjnn er mich erfordert auff ein ketzerische disputation gen Bern auff den V. tag Januarij: so aber er allein als ein sonndere personn (die yetz verstopfft ist, verkert und von gott verworffen) und niemants von der oberkeit mir geschriben hat, hab ich jm nach seinem verdienen und gelegenhait geantwurt, wie E. Herlichkeit auß beyligender copey ferner zuvernimmen habt.

Und so aber die Neuchristen prachtlich die gotzlesterliche disputation auffblasen, als solt sy auch etwas sein. »Nos poma natamus«: bin ich verursacht worden E.H. zu schreiben unnd auff das höchst zuermanen, das jr wie notvest Eerhafftig biderleüt ob dem alten waren, langwirigen, ungezweifelten glauben trüilich halten, unnd laßt euch gar nichte bekümmern dise Zwinglische vergiffte pratick: Vil mer bedenckent sein verlogne ketzerische handlung, wie ich dann sein unchristliche leer, sein lugen auff die Christen und wider sich selber mit ander seiner unerberiger leer im truck E.H. auff der disputation zu Baden im Ergeü geantwurt hab, das er noch auff disen tag nit verantwurt, ja er kans nit verantwurten, wie er dem hochgelerten Johan Fabri K.M. zu Hungern und Behem Rat etc. auch sein buch nit verantwurten kan; deßgleichen Doctor Thomam Mürner XL mal jn erloß ain dieb, ain rauber gescholten, als verschlickt hatt, der sunst iber nacht büecher speien kan. Jch acht es sey euch unvergessen, wie er ein geborner Eidgenoß euch herren auff treffenlich gelait nit hat wöllen vertrawen, mit mir vor E.H. zu disputirn, on zweifel darumb, das er ein böse sach hett. Es ist auch E.H.als verstendigen leichtlich zu erwegen, was zerrittung diser ainiger wurm unnd teuffelische schlang in eidgenossen gemacht hatt mit seiner ketzerey, mer dann kein herr, kein Fürst oder Küng bie vermögt hat in 220 jaren. Es ist auch nit möglich (wa dise gotzlesterliche ketzerey in Eidgenossen nit abgestelt würdet), das jr in der würde, eer und achtung bleiben mögt, wie es von eweren vorfarenden, den manhafften leüten, erlich auf euch kummen ist. Ditz ist die frucht des newen Euangeliums, das macht ain außsetziger ketzer, das ain so loblich, herlich und weit benant Commun zertrent würdt und zwispaltig.

Zwingli hat mir auch geschickt ein außschreiben des klainen und grossen rats von Bern. Jch kan nit wol glauben, das den herren von Bern, zemal des jnnern Ratts, sölliche ketzerische disputation gefalle. Jch hab wol andere jr mandat gelesen gantz Christenlich und diser ketzerischen disputation in allen puncten entgegen. Söllich unstendig unstettigkeit versihe ich mich nit zu den herren von Bern, das ainem alten weib zu vil wär, es müeßten allein die MADEN darein kommen sein, die das erfeilt hetten. Wa es aber ye das außschreiben ainem jnnern Rat gefallen het, so erbarmet mich das frumm erber lant volck, die ain gut Christenlich gemuet haben, das sy der massen mit ketzerischen leer und herschung solten getruckt werden, doch laß ich söllich außschreinen yetz ruwen in seinem wert.

Jch kan aber die zwin helden, die disputirn wöllet, nit firgeen, zu denen IIIJ Bischove in aigner person kommen söllen, bey verlierung jr Bischofflichen oberkeit.

Der erst Frantz Kolb, ain außgeloffner, abtrinniger mainaidiger Chartuser münch, wie ich mermals glaubhafftig bericht wirdt; bey disem hauptman verstent jr wol, was erberer handel, der verzweifelt an Got und an der kirchen, anfahen würt.

Der ander Berchtolt Haller, wie der selbig an offner lugnen in der kirchen zu Baden vor E.H. rats botten ergriffen ist, acht ich es sey euch unvergessen, wie er leugnet, das er wider das opffer der meß nit gepredigt hett, und aber jm der Erwirdig doctor Chunrat Treger vor E.H. auffstund und jm sein lügen verwiß, das er mit vil hundert menschen beweysen sich erbott, hat er sich seiner lugnen müessen bekennen. Thet allein das, wie E.H. wol waißt, das er mit mir nit disputirn dörffte, der yetz als vol disputatzen steckt. Es ist der redlich tapffer held, der nit so frumm war, das er dorffte sagen auf E.H. manigfaltig ansuchen, was er von dem hochwürdigen sacrament des altars glaubte. Yetz hat jm der teuffel das maul auffthun, unnseren erlösern den herren Jesum Christum zu lestern.

Das sint die zwin frumm gesellen, zwin ertzketzer, darauff nit unbillich die von Bern jr grunt setzen, und die Bischove zu kummen, tratzen, die ain söllich blerr anfahen und pfeifen, und sich auff keinem freien platz nit dörffen finden lassen.

Jch schick E.H. hiemit mein außschreiben wider deren gleichen ketzer, den Rotenacker zu Ulm, darin E.H. wol vernimmen wirt, wie manich freien platz ich den ketzern firwürff. Wann Kolb und Haller so vil lust haben zedisputirn, was haben sy mangels an E.H. vor euch zu disputirn, was mangelt in an Römischer keiserlicher und Hispanischer küniglicher Maiestat, auch K.M. zu Hungern und Behem, auch an den Hochwürdigisten, Hochwürdigen, durchleuchtigisten, durchleuchtigen, Churfürsten und Fürsten, da er nent des heiligen Römischen Reich. Auch an allen universiteten in Welschem landt, Franckreich, Hispania, Engellant unnd teutschen universiteten, da benent wider den seeldibischen ketzer den Rotenackerr, vor denen allen und yetlichen besondern, und vor E.H. erbeüt ich mich wider dise obgenanten ketzer und allen jr ketzerey anhengig zu disputirn.

Und war mit ich sunst E.H. künde dinstlich unnd freüntlich willen beweisen, wer ich ganntz urbittig.

Der almechtig Gott wölle E.H. in Christenlicher warheit erhalten und beschirmen.

Datum in eil zu Jngolstat in Bairn am XVIIJ. tag Decembris jm XXVIJ. Jar.

E.H. undertheniger unnd williger Johan Eck Doctor.

Ains hab ich vergessen, wie die von Bernn sich mögen beklagen, das inen die acta der Disputation zu Baden versagt, so die im druck außgangen und mänig beyhendig hat etc.

Den edlen, ehrenfesten, fürsorglichen, ehrsamen und weisen Herren der Städte und Länder des alten Bundes oberdeutscher Nation der Eidgenossen, meinen gebietenden und günstiggesinnten Herren.

Edle, strenge, ehrenfeste Herren: meine Dienstbereitschaft vorab.

Gnädige, gebietende Herren!
Ich habe von dem seelenmörderischen Ketzer ZWINGLI am 15. Dezember ein Schreiben erhalten, in dem er mich zu einer ketzerischen Disputation nach Bern zum 5. Januar einlädt: da er aber als Einzelner (ein jetzt verstockter, verkehrter und von Gott verworfener Mensch) und niemand von der Obrigkeit mir geschrieben hat, habe ich ihm nach Verdienst und Anlaß geantwortet, was Eure Herrschaften aus beiliegender Abschrift nachlesen können.

Da nun die Neuchristen mit ihrer gotteslästerlichen Disputation viel Aufsehen machen, als sei sie etwas Besonderes - »wir schwimmen wie Äpfel« - bin ich veranlaßt worden, Euren Herrschaften zu schreiben und sie streng zu ermahnen, daß Ihr wie in Krisenzeiten gesinnungsstarke und ehrbare anständige Leute bei dem alten, wahren, beständigen und unanzweifelbaren Glauben treu verharrt und Euch von dieser vergifteten Vorgehensweise ZWINGLIS in keiner Hinsicht irritieren laßt. Bedenkt vielmehr sein verlogenes ketzerisches Vorgehen, wie ich sie ja vor einiger Zeit auf seine unchristliche Lehre, seine Lügen gegenüber den Christen und sich selbst gegenüber und andere seiner untragbaren Lehren auf der Disputation in Baden Euren Herrschaften gegenüber in einer Druckschrift geschildert habe. ZWINGLI hat bis zum heutigen Tag darauf nicht geantwortet, wozu er auch nicht fähig ist, wie er sich ja auch gegenüber dem hochgelehrten JOHANNES FABRI, kaiserlichem Rat von Ungarn und Böhmen, auf dessen Buch nicht verteidigen konnte; ebenso hat ihn auch Doktor THOMAS MURNER vierzig Male als ehrlos, einen Dieb und Räuber gescholten, was er kommentarlos geschluckt hat, er, der sonst über Nacht Bücher ausspeien kann. Ich denke, Ihr habt nicht vergessen, wie er als geborener Eidgenosse Euch Herren auf Eure Geleitzusage nicht hat vertrauen wollen, um mit mir in Gegenwart Eurer Herrschaften zu disputieren; zweifellos, weil er eine schlechte Sache vertritt. Als kluge Herren werdet Ihr auch leicht erkennen, welche Zerrüttung dieser einzelne Wurm, diese teuflische Schlange in der Eidgenossenschaft mit seiner Ketzerei angerichtet hat, mehr als in zweihundertzwanzig Jahren ein Herr, Fürst oder König hätte tun können. Es ist auch nicht möglich, daß Ihr, sollte diese gotteslästerliche Ketzerei in der Eidgenossenschaft nicht abgestellt werden, Eure Würde, Achtung und Ansehen behalten könnt, die von Euren ehrbaren Vorfahren auf Euch gekommen ist. Das ist die Frucht des neuen Evangeliums, das vermag ein aussätziger Ketzer anzurichten, daß ein so lobenswertes, herrliches und weitum bekanntes Gemeinwesen zerrissen wird und im Zwiespalt versinkt.

ZWINGLI hat mir außerdem ein Ausschreiben des Kleinen und Großen Rats von Bern zugesandt: ich kann aber nicht glauben, daß den Herren von Bern, besonders den Mitgliedern des Inneren Rats, eine solche ketzerische Disputation gefällt. Ich habe nämlich ihr anderes Berner Mandat gelesen, das ganz christlich gehalten ist und in allen Punkten dieser ketzerischen Disputation widerspricht. Eine solche unbeständige Unstetigkeit ist aber meines Wissens nicht die Art der Herren von Bern: sie wäre sogar einem alten Weib zuviel gewesen; es müßten Maden in die reife Frucht gelangt sein!
Sollte jedoch das Ausschreiben ZWINGLIS dem Inneren Rat zugesagt haben, so tut mir das fromme und ehrbare einfache Landvolk leid, das ein gutes christliches Gemüt hat und jetzt so sehr von ketzerischen Lehren und ebenso gesinnter Herrschaft bedrückt wird; doch lasse ich jetzt dieses Ausschreiben auf sich beruhen.

Übergehen kann ich aber nicht jene beiden "Helden", die an der Disputation teilnehmen wollen; auch vier Bischöfe wollen persönlich erscheinen: allerdings werden sie dadurch ihr Amt verlieren.

Der erste ist Franz KOLB, ein entwichener, abtrünniger, meineidiger Kartäusermönch, wie mir mehrmals glaubhaft berichtet wurde. An dieser "Hauptperson" könnt Ihr ermessen, was ein Zweifler an Gott und der Kirche anrichten wird.

Der andere, BERTHOLD HALLER, der in der Kirche zu Baden in Gegenwart der Ratsboten Eurer Herrschaften bei offenen Lügen ertappt wurde: ich glaube, Ihr werdet Euch erinnern, wie er ableugnete, gegen das Meßopfer gepredigt zu haben, und wie dann der ehrwürdige Doktor KONRAD TREGER in Gegenwart Eurer Herrschaften aufstand und seine Lügen zurückwies; angesichts des Zeugnisses vieler hundert Menschen, das TREGER anzuführen sich erbot, hat HELLER seine Lügen schließlich eingestehen müssen. Er tut das nur, wie Eure Herrschaften wohl wissen, um nicht mit mir disputieren zu müssen, er, der doch voller Disputierwut steckt. Dieser "redliche und tapfere Held" war nicht so fromm, daß er auf die wiederholte Aufforderung Eurer Herrschaften aussprach, was er von dem hochwürdigen Sakrament des Altars wirklich glaubte. Jetzt hat ihm der Teufel den Mund geöffnet, um unseren Erlöser, unseren Herrn Jesus Christus, zu lästern.

Das sind die beiden frommen Gesellen, zwei Erzketzer, auf die die Berner passenderweise bauen, und dann kommen noch Bischöfe hinzu und stimmen ein Geplärr und Pfeifen an, daß sie sich an einem freien Ort nicht sehen lassen dürften.

Ich sende Euren Herrschaften hiermit mein Ausschreiben gegen einen anderen, gleichrangigen Ketzer, den ROTTENACKER zu Ulm, zu: hieraus können Eure Herrschaften wohl entnehmen, wie viele freie Orte ich den Ketzern vorschlage. Wenn KOLB und HALLER so gern disputieren wollen, weshalb dann nicht in Eurer Gegenwart, nicht vor Kaiser, Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs, nicht vor allen Universitäten Italiens, Frankreichs, Spaniens, Englands und Deutschlands, die sämtlich gegen den seelenräuberischen Ketzer ROTTENACKER aufgezählt sind. Vor diesen allen und jeder einzelnen und vor Euren Herrschaften erbiete ich mich, gegen diese oben genannten Ketzer und ihre Gefolgsleute zu disputieren.

Sollte ich sonst Euren Herrschaften einen Dienst erweisen können, bin ich dazu bereit.

Der allmächtige Gott wolle Eure Herrschaften in der christlichen Wahrheit erhalten und beschirmen.

Gegeben in Eile zu Ingolstadt in Bayern am 18. Tag des Dezember im 27. Jahr.

Eurer Herrschaften untertäniger und bereitwilliger Johann Eck Doktor.

Vergessen habe ich mitzuteilen, daß sich die Berner darüber beklagt haben, daß ihnen die Akten der Disputation zu Baden versagt blieben,, die im Druck erschienen und in den Händen vieler sind usf.