Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 218
Eck hat am 15-12-1527 von Zwingli ein vom 01-11-1527 datiertes Schreiben mit Einladung zu einer Disputation nach Bern für den 05-01-1528 bekommen; da jedoch nur Zwingli als Einzelperson und nicht der Rat von Bern eingeladen hat, hat ihm Eck abschlägig geantwortet, wie aus beiliegender Kopie des Briefes vom 15-12-1527 zu ersehen. Die Eidgenossen sollen sich nicht von Zwinglis Praktiken irritieren lassen, der auf Ecks während der Badener Disputation gedruckte Gegenschrift noch nicht geantwortet hat. Er vermag hierauf nämlich ebenso wenig zu antworten wie auf Fabris und Murners Schriften gegen ihn. Daß seine Sache schlecht ist, zeigt auch, daß er dem freien Geleit der Obrigkeit nach Baden nicht traute, um dort öffentlich mit Eck zu disputieren. Zwingli hat ihm auch ein Ausschreiben des kleinen und des großen Rats von Bern mitgeschickt: Eck kann nicht glauben, daß die Berner Obrigkeit hinter der Einladung zur Disputation steht. Der abtrünnige Kartäuser Franz Kolb und Berchtholt Haller, dem bereits in Baden vom gelehrten Augustiner Konrad Treger nachgewiesen wurde, daß er den Opfercharakter der Messe geleugnet habe, sind es, die in Bern die Disputation durchsetzen und vier Bischöfe auf ihre Seite ziehen wollen. Wie mit Konrad Sam aus Ulm, dessen Vorladung zur Disputation er beilegt, würde Eck auch mit diesen beiden vor Kaiser und Reich und allen Universitäten des Abendlandes öffentlich disputieren.
Den Edlen Vesten Fürsichtigen Ersamen und weisen Herren von Stetten und Lendern des alten punts Hochteütscher nation der Eidgenossen, mein gebiettenden großgünstigen herren. Edlen gestrenng Eerenvest herren, was ich mit sampt mein willigen dinsten guts vermag, ist Ewer herlichkeit mit fleiß zu voran berait. Genedig gebiettend herren: Und so aber die Neuchristen prachtlich die gotzlesterliche disputation auffblasen, als solt sy auch etwas sein. »Nos poma natamus«: bin ich verursacht worden E.H. zu schreiben unnd auff das höchst zuermanen, das jr wie notvest Eerhafftig biderleüt ob dem alten waren, langwirigen, ungezweifelten glauben trüilich halten, unnd laßt euch gar nichte bekümmern dise Zwinglische vergiffte pratick: Vil mer bedenckent sein verlogne ketzerische handlung, wie ich dann sein unchristliche leer, sein lugen auff die Christen und wider sich selber mit ander seiner unerberiger leer im truck E.H. auff der disputation zu Baden im Ergeü geantwurt hab, das er noch auff disen tag nit verantwurt, ja er kans nit verantwurten, wie er dem hochgelerten Johan Fabri K.M. zu Hungern und Behem Rat etc. auch sein buch nit verantwurten kan; deßgleichen Doctor Thomam Mürner XL mal jn erloß ain dieb, ain rauber gescholten, als verschlickt hatt, der sunst iber nacht büecher speien kan. Jch acht es sey euch unvergessen, wie er ein geborner Eidgenoß euch herren auff treffenlich gelait nit hat wöllen vertrawen, mit mir vor E.H. zu disputirn, on zweifel darumb, das er ein böse sach hett. Es ist auch E.H.als verstendigen leichtlich zu erwegen, was zerrittung diser ainiger wurm unnd teuffelische schlang in eidgenossen gemacht hatt mit seiner ketzerey, mer dann kein herr, kein Fürst oder Küng bie vermögt hat in 220 jaren. Es ist auch nit möglich (wa dise gotzlesterliche ketzerey in Eidgenossen nit abgestelt würdet), das jr in der würde, eer und achtung bleiben mögt, wie es von eweren vorfarenden, den manhafften leüten, erlich auf euch kummen ist. Ditz ist die frucht des newen Euangeliums, das macht ain außsetziger ketzer, das ain so loblich, herlich und weit benant Commun zertrent würdt und zwispaltig. Zwingli hat mir auch geschickt ein außschreiben des klainen und grossen rats von Bern. Jch kan nit wol glauben, das den herren von Bern, zemal des jnnern Ratts, sölliche ketzerische disputation gefalle. Jch hab wol andere jr mandat gelesen gantz Christenlich und diser ketzerischen disputation in allen puncten entgegen. Söllich unstendig unstettigkeit versihe ich mich nit zu den herren von Bern, das ainem alten weib zu vil wär, es müeßten allein die MADEN darein kommen sein, die das erfeilt hetten. Wa es aber ye das außschreiben ainem jnnern Rat gefallen het, so erbarmet mich das frumm erber lant volck, die ain gut Christenlich gemuet haben, das sy der massen mit ketzerischen leer und herschung solten getruckt werden, doch laß ich söllich außschreinen yetz ruwen in seinem wert. Jch kan aber die zwin
helden, die disputirn
wöllet, nit firgeen, zu
denen IIIJ Bischove in
aigner person kommen söllen,
bey verlierung jr
Bischofflichen oberkeit. Der
erst Frantz Kolb, ain
außgeloffner, abtrinniger
mainaidiger Chartuser münch,
wie ich mermals glaubhafftig
bericht wirdt; bey disem
hauptman verstent jr wol,
was erberer handel, der
verzweifelt an Got und an
der kirchen, anfahen würt. Der ander Berchtolt Haller, wie der selbig an offner lugnen in der kirchen zu Baden vor E.H. rats botten ergriffen ist, acht ich es sey euch unvergessen, wie er leugnet, das er wider das opffer der meß nit gepredigt hett, und aber jm der Erwirdig doctor Chunrat Treger vor E.H. auffstund und jm sein lügen verwiß, das er mit vil hundert menschen beweysen sich erbott, hat er sich seiner lugnen müessen bekennen. Thet allein das, wie E.H. wol waißt, das er mit mir nit disputirn dörffte, der yetz als vol disputatzen steckt. Es ist der redlich tapffer held, der nit so frumm war, das er dorffte sagen auf E.H. manigfaltig ansuchen, was er von dem hochwürdigen sacrament des altars glaubte. Yetz hat jm der teuffel das maul auffthun, unnseren erlösern den herren Jesum Christum zu lestern. Das sint die zwin frumm gesellen, zwin ertzketzer, darauff nit unbillich die von Bern jr grunt setzen, und die Bischove zu kummen, tratzen, die ain söllich blerr anfahen und pfeifen, und sich auff keinem freien platz nit dörffen finden lassen. Jch schick E.H. hiemit mein
außschreiben wider deren
gleichen ketzer, den
Rotenacker zu Ulm, darin
E.H. wol vernimmen wirt, wie
manich freien platz ich den
ketzern firwürff. Wann Kolb
und Haller so vil lust haben
zedisputirn, was haben sy
mangels an E.H. vor euch zu
disputirn, was mangelt in an
Römischer keiserlicher und
Hispanischer küniglicher
Maiestat, auch K.M. zu
Hungern und Behem, auch an
den Hochwürdigisten,
Hochwürdigen,
durchleuchtigisten,
durchleuchtigen, Churfürsten
und Fürsten, da er nent des
heiligen Römischen Reich.
Auch an allen universiteten
in Welschem landt,
Franckreich, Hispania,
Engellant unnd teutschen
universiteten, da benent
wider den seeldibischen
ketzer den Rotenackerr, vor
denen allen und yetlichen
besondern, und vor E.H.
erbeüt ich mich wider dise
obgenanten ketzer und allen
jr ketzerey anhengig zu
disputirn. Und war mit ich sunst E.H. künde dinstlich unnd freüntlich willen beweisen, wer ich ganntz urbittig. Der almechtig Gott wölle E.H. in Christenlicher warheit erhalten und beschirmen. Datum in eil zu Jngolstat in Bairn am XVIIJ. tag Decembris jm XXVIJ. Jar. E.H. undertheniger unnd
williger Johan Eck Doctor. Ains hab ich vergessen, wie die von Bernn sich mögen beklagen, das inen die acta der Disputation zu Baden versagt, so die im druck außgangen und mänig beyhendig hat etc. |
Den edlen, ehrenfesten, fürsorglichen, ehrsamen und weisen Herren der Städte und Länder des alten Bundes oberdeutscher Nation der Eidgenossen, meinen gebietenden und günstiggesinnten Herren. Edle, strenge, ehrenfeste Herren: meine Dienstbereitschaft vorab. Gnädige, gebietende Herren!
Da nun die Neuchristen mit ihrer gotteslästerlichen Disputation viel Aufsehen machen, als sei sie etwas Besonderes - »wir schwimmen wie Äpfel« - bin ich veranlaßt worden, Euren Herrschaften zu schreiben und sie streng zu ermahnen, daß Ihr wie in Krisenzeiten gesinnungsstarke und ehrbare anständige Leute bei dem alten, wahren, beständigen und unanzweifelbaren Glauben treu verharrt und Euch von dieser vergifteten Vorgehensweise ZWINGLIS in keiner Hinsicht irritieren laßt. Bedenkt vielmehr sein verlogenes ketzerisches Vorgehen, wie ich sie ja vor einiger Zeit auf seine unchristliche Lehre, seine Lügen gegenüber den Christen und sich selbst gegenüber und andere seiner untragbaren Lehren auf der Disputation in Baden Euren Herrschaften gegenüber in einer Druckschrift geschildert habe. ZWINGLI hat bis zum heutigen Tag darauf nicht geantwortet, wozu er auch nicht fähig ist, wie er sich ja auch gegenüber dem hochgelehrten JOHANNES FABRI, kaiserlichem Rat von Ungarn und Böhmen, auf dessen Buch nicht verteidigen konnte; ebenso hat ihn auch Doktor THOMAS MURNER vierzig Male als ehrlos, einen Dieb und Räuber gescholten, was er kommentarlos geschluckt hat, er, der sonst über Nacht Bücher ausspeien kann. Ich denke, Ihr habt nicht vergessen, wie er als geborener Eidgenosse Euch Herren auf Eure Geleitzusage nicht hat vertrauen wollen, um mit mir in Gegenwart Eurer Herrschaften zu disputieren; zweifellos, weil er eine schlechte Sache vertritt. Als kluge Herren werdet Ihr auch leicht erkennen, welche Zerrüttung dieser einzelne Wurm, diese teuflische Schlange in der Eidgenossenschaft mit seiner Ketzerei angerichtet hat, mehr als in zweihundertzwanzig Jahren ein Herr, Fürst oder König hätte tun können. Es ist auch nicht möglich, daß Ihr, sollte diese gotteslästerliche Ketzerei in der Eidgenossenschaft nicht abgestellt werden, Eure Würde, Achtung und Ansehen behalten könnt, die von Euren ehrbaren Vorfahren auf Euch gekommen ist. Das ist die Frucht des neuen Evangeliums, das vermag ein aussätziger Ketzer anzurichten, daß ein so lobenswertes, herrliches und weitum bekanntes Gemeinwesen zerrissen wird und im Zwiespalt versinkt. ZWINGLI hat mir außerdem ein
Ausschreiben des Kleinen und
Großen Rats von Bern zugesandt:
ich kann aber nicht glauben, daß
den Herren von Bern, besonders den
Mitgliedern des Inneren Rats, eine
solche ketzerische Disputation
gefällt. Ich habe nämlich ihr
anderes Berner Mandat gelesen, das
ganz christlich gehalten ist und
in allen Punkten dieser
ketzerischen Disputation
widerspricht. Eine solche
unbeständige Unstetigkeit ist aber
meines Wissens nicht die Art der
Herren von Bern: sie wäre sogar
einem alten Weib zuviel gewesen;
es müßten Maden in die reife
Frucht gelangt sein! Übergehen kann ich aber nicht jene beiden "Helden", die an der Disputation teilnehmen wollen; auch vier Bischöfe wollen persönlich erscheinen: allerdings werden sie dadurch ihr Amt verlieren. Der erste ist Franz KOLB, ein entwichener, abtrünniger, meineidiger Kartäusermönch, wie mir mehrmals glaubhaft berichtet wurde. An dieser "Hauptperson" könnt Ihr ermessen, was ein Zweifler an Gott und der Kirche anrichten wird. Der andere, BERTHOLD HALLER, der in der Kirche zu Baden in Gegenwart der Ratsboten Eurer Herrschaften bei offenen Lügen ertappt wurde: ich glaube, Ihr werdet Euch erinnern, wie er ableugnete, gegen das Meßopfer gepredigt zu haben, und wie dann der ehrwürdige Doktor KONRAD TREGER in Gegenwart Eurer Herrschaften aufstand und seine Lügen zurückwies; angesichts des Zeugnisses vieler hundert Menschen, das TREGER anzuführen sich erbot, hat HELLER seine Lügen schließlich eingestehen müssen. Er tut das nur, wie Eure Herrschaften wohl wissen, um nicht mit mir disputieren zu müssen, er, der doch voller Disputierwut steckt. Dieser "redliche und tapfere Held" war nicht so fromm, daß er auf die wiederholte Aufforderung Eurer Herrschaften aussprach, was er von dem hochwürdigen Sakrament des Altars wirklich glaubte. Jetzt hat ihm der Teufel den Mund geöffnet, um unseren Erlöser, unseren Herrn Jesus Christus, zu lästern. Das sind die beiden frommen Gesellen, zwei Erzketzer, auf die die Berner passenderweise bauen, und dann kommen noch Bischöfe hinzu und stimmen ein Geplärr und Pfeifen an, daß sie sich an einem freien Ort nicht sehen lassen dürften. Ich sende Euren Herrschaften hiermit mein Ausschreiben gegen einen anderen, gleichrangigen Ketzer, den ROTTENACKER zu Ulm, zu: hieraus können Eure Herrschaften wohl entnehmen, wie viele freie Orte ich den Ketzern vorschlage. Wenn KOLB und HALLER so gern disputieren wollen, weshalb dann nicht in Eurer Gegenwart, nicht vor Kaiser, Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs, nicht vor allen Universitäten Italiens, Frankreichs, Spaniens, Englands und Deutschlands, die sämtlich gegen den seelenräuberischen Ketzer ROTTENACKER aufgezählt sind. Vor diesen allen und jeder einzelnen und vor Euren Herrschaften erbiete ich mich, gegen diese oben genannten Ketzer und ihre Gefolgsleute zu disputieren. Sollte ich sonst Euren Herrschaften einen Dienst erweisen können, bin ich dazu bereit. Der allmächtige Gott wolle Eure Herrschaften in der christlichen Wahrheit erhalten und beschirmen. Gegeben in Eile zu Ingolstadt in Bayern am 18. Tag des Dezember im 27. Jahr. Eurer Herrschaften untertäniger und bereitwilliger Johann Eck Doktor. Vergessen habe ich mitzuteilen, daß sich die Berner darüber beklagt haben, daß ihnen die Akten der Disputation zu Baden versagt blieben,, die im Druck erschienen und in den Händen vieler sind usf. |