Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 220

Eck an Urbanus Rhegius
Ingolstadt
21-03-1528

Responsio Urbani Rhegii ad duos libros primum et tertium de missa Ioannis Eccii, quibus missam esse sacrificium ex scripturis ostendere, et adversae partis obiecta diluere conatur. Duae item epistolae, prior Eccii (=21-03-1528: fol Q 8rv = METZLER Nr 66), altera Urbani, e quibus lector facilius intelliget, cur iamprimum hic libellus sit editus. Augsburg, Heinrich Stainer, 16-02-1529; Opera Urbani Rhegii latine edita. Nürnberg, Montanus, 1562, tom II, fol XLII
Vgl. ISERLOH, Die Eucharistie in der Darstellung des Johannes Eck 58 Anm.11
[F 055R]

Freunde haben Eck von einer gotteslästerlichen Schrift des Rhegius gegen Ecks Werk von 1526 »De sacrificio missae« Meldung gemacht. Eck bedauert die darin enthaltenen Irrtümer des engen Freundes aus Freiburger Studienzeiten über das Meßopfer sehr. Er muß ihn nun als Häretiker meiden und kann nicht einmal für ihn beten. Rhegius bekämpft nun sowohl die Messe wie auch seinen alten Lehrer, von dem er doch weiß, wie sehr er der Wahrheit zugetan ist, die am Ende zu triumphieren pflegt. Da Eck nur einen fehlerhaften Druck in Händen hat, will er sich jetzt in keinen Streit um Worte einlassen. Wie schon seinem einstigen Schüler Balthasar Hubmaier wünscht er auch ihm als Ketzer den leiblichen Tod, damit wenigstens seine Seele gerettet werde.


Mentem saniorem.

Significarunt mihi amici, te librum contra me consarcinasse et verius non contra me, sed contra sacerrimum Missae sacrificium multa blasphema evomuisse.

Quod etsi condoluerim aliquando errori tuo, pro antiqua nostra amicitia, qua olim fuimus coniunctissimi, et omnia bona tibi precabar et optabam, et cum multorum etiam indignatione persaepe profectus tuos et incrementa apud omnes promovebam. Attamen quia malitia immutavit intellectum tuum, ut nulla mihi sit spes reliqua salutis tuae, nulla resipiscentiae tuae, sed haereticus homo iuxta Pauli iussum mihi vitandus es, quia ad mortem peccasti, non est pro te orandum.

Perge igitur, quia ita malignitati tuae visum est, et Missae sacra et praeceptorem impugnare, experieris olim praeceptoris tui acrimoniam in veritate asserenda, urbi et orbi notum fiat, qua iniquitate et virulentia Reseph vos ter periuros haereticos exagitet, atque victrix veritas speciosos tandem agat triumphos.

Unum praemoneo, exemplar corruptius exiit praelum, unde multa in eo desydero, quae suspicor vel a sciolo vel a malevolo immutata, nec exemplar scriptum ad manum habeo, ideo noli te miscere contentioni verborum, quod facere assoletis. Paterer te tradi in interitum carnis, ut spiritus salvus fieret, quod Baldasari olim meo precatus sum, sed timeo et corpus et animam eius una interiisse aeternis cruciatibus.

Ingolstadij, XXI. Martij Anno M.D.XXVII[I].

Ioannes Eccius tam bene ad fidem tuendam animatus quam tu impugnandum.
Urbano Regio fidem per charitatem operantem.

Einen gesünderen Geist wünsche ich Dir!

Freunde haben mich darauf aufmerksam gemacht, daß Du ein Buch gegen mich zusammengeschustert hast; besser gesagt: nicht gegen mich, sondern gegen das Heilige Meßopfer hast Du zahlreiche Lästerungen ausgespieen!

Wenn ich auch einst mit Deinem Irrtum wegen unserer alten Freundschaft, in der wir früher eng verbunden waren, Mitleid hatte und Dir alles Gute erbat und wünschte und auch gegen den Protest vieler oft Dein Fortkommen und Deine Erfolge gegenüber allen gefördert habe, so hat doch jetzt Bosheit Deinen Verstand so verwandelt, daß mir keine Hoffnung mehr auf Dein Seelenheil bleibt, keine Hoffnung auch, daß Du wieder zur Vernunft kommst. Du bist vielmehr für mich nach dem Willen des Paulus ein zu meidender Häretiker, für den ich auch nicht mehr beten kann, da Du in der Todsünde lebst.

Mach nur so weiter: Deine Bosheit geht offenbar so weit, daß Du nicht mehr nur die Heilige Messe, sondern auch Deinen alten Lehrer bekämpfst. Du hast doch erfahren, mit welcher Geistesschärfe Dein alter Lehrer einst bei der Darlegung der Wahrheit vorgegangen ist. Der ganze Erdkreis soll erfahren, mit welcher Feindseligkeit und Raserei Dein RESEPH Euch dreimal meineidige Häretiker vorwärtstreibt, die Wahrheit aber dennoch als Siegerin gewaltige Triumphe feiert!

An eins möchte ich noch aufmerksam machen: die Presse hat ein fehlerhaftes Exemplar Deines Buches verlassen, so daß ich hoffe, daß meine Vermutung zutrifft, daß vieles darin von einem Besserwisser oder Übelgesinnten verändert worden ist: ich habe nämlich kein Manuskript zur Hand. Darum laß es nicht, wie sonst üblich, zu einem Streit um Worte kommen! Ich wollte, Dein Leib werde zerstört, um so Deine Seele zu retten. Das habe ich auch für meinen einstigen Freund BALTHASAR HUBMAIR erbeten, von dem ich aber befürchte, daß er mit Leib und Seele ewige Qualen erleidet.

Ingolstadt, 21. März im Jahre 1528 [nicht: 1527!]

Johannes Eck, der in dem Grade den Glauben zu verteidigen bestrebt ist, wie Du, ihn zu bekämpfen!