Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 229

Eck, Konzept des Widerrufsschreibens
für Ulrich Burckard
an Bischof Weigand von Bamberg
Ingolstadt
06-04-1529


München Georgianum Akten Nr 308

Ulrich Burckard: Zedel meiner bekentnuß (von Ecks Hand)
Theol. Fak. Ingolstadt an B. Weigand v. Bamberg (Ecks Hand) / 06-04-1529
Theol. Fakultät Ingolstadt an Weihb. Andreas, Propst Paul Nidecker und Prior Stoß in Bamberg (Ecks / Hand)
Ulrich Burckard an die Theol. Fak. Ingolstadt


Ulrich Burckard »Zedel meiner bekentnuß«:

Ich, Maister Ulrich Burckard, priester Bamberger bisthumß, bekenn hie mit offenbar vor menigklich, das ich in dem Jar Christi als man zalt M.D.XXIII hab gemacht ain büchlein »Dialogismum« genant, von dem glauben, und dasselbig hab ich durch den truck lassen zu teutsch und latein außgeen und in die welt gebrait: Darinn dan ich auß unverstand der hailigen Schrifft, und unbehutsame und unwissenhait vil ergerlicher spruch und wort gebraucht und gesetzt hab, die sich vergleichen ainß tailß, ains tailß mit außgetruckten worten in ihrr verfassen die alt verdampt ketzerey, das der glaub allein den menschen rechtfertige, auch der ketzerey, das der glaub nit möchte sein on die liebe, welche erste verfüerische leer, auch neulich fir ketzerisch ist verdampt worden, und unchristenlich erkennt durch den heiligen vatter den Bapst Leo des namens den zehenden, seliger [und hochlöblicher] gedächtnuß, wider den vatter aller irsal und ketzerey Martinum Lutter, darum ich dan billich mich lauter und häll solt erklärt haben, dar mit mein nächster Christen mensch nit wär von mir geergert worden, als wär ich auch der ketzerischen mainung: deß halb dan ich von dem hochwürdigen fürsten und herren, her Wigand Bischove zu Bamberg meinem gnedigen herren bib gefängklich an genommen worden, und durch seiner f.g. verordneten, bespracht und underricht wordenn meiner grosser gegebner ergernuß und jrsalß, die ich laider mit obgemelten büchlin gemacht hab. Und sonderlich hat sein f.g. mir lassen fir halten ein urtail und verwerffung meineß büchlinß, durch die hochgelerten doctores der facultat der Theologey zu Ingolstat gemacht: das ich genugsamlich yetz underwisen bin, das ich un recht, ergerlich, jrrig und verfierisch geschriben hab: das halb ich mit hertzen und mit mund begeer wider versönt werden mit der hailigen Christenlichen Römischen Kirchen: Wie dan obgenanter mein vil gnediger herr, auß fürstlichem gmüet und angeborner tugend und barmhertzigkait mich gnedigklich zu widerrueffen zu gelassen hat, und in gnaden auff genommen: Wie ich dan yetz das selbig auß freyem willen thun will. Und thu hie mit.

Erstlich so erkenn ich, halt und glaub den gmainen christlichen apostolischen glauben, verdamm und verfliech alle ketzerey, und besonderlich die lutrisch, von deren ich verdarft bin gwesen, unnd sonderlich die siben proposition, so auß meinem »Dialogo« gezogen, die lautend wie her nach volgt: ...

Fortsetzung:

Dise obgemelten artickel bekenn ich sonderlich jrrig, falsch, verfierisch und ergerlich zu sein, und aber yetz halt ich und glaub mit der hailigen Romischen und apostolischen Kirchen, und bekenn mit hertz und mit mundt, das ich von denen artikeln glaub und halt, wie die hailig Römisch und apostolisch Kirch halt, glaubt, und zu glauben leret. Namlich das der glaub mög sein on die liebe gottes, das auch der glaub allein nit rechtfertige den sünder: Sonnder dar zu auch gehort die gotliche lieb und hoffnung und gute werck: Hierauff schwer ich und verhaiß dem hochwürdigen fürsten und herren, herr Wiganden Bischove der hailigen und gefreiten kirchen zu Bamberg, und durch in den hailigen aposteln S. Peter und S. Pauls, auch dem lieben hailigen Sanct Heinrich und sanct Kunegund, bemelter kirchen patronen, daß ich in vermelt ketzerey durch kainerlay rat oder einfierung fir hin kommen will: sonnder all mein lebtag will ich bleiben jn ainigkait gmainer christlichen kirchen und gmainsame unnsers hailigsten vatters ains Römischen bapst, der ye zu zeiten sein wird. Und das sag ich bey meinem aid bey dem almechtigen lebendigen gott, und die vier hailig Euangelia, die ich da hab in meiner hand, das ich bey gmainer christlichen kirchen und gemainsame der Römischen kirchen bleiben will: und darauff sprich ich und erkenn alle die, die wider den glauben kommen und haltenm das sy den ewigen bann und fluch verschuldt haben.

Ob aber ich iber kurtz oder lang (dar vor mich der ewig GOT durch sein barmhertzigkait behieten wöll) von diesem glauben, von ainigkait der Römischen christlichen kirchen wurde absündern und weichen. Etwas wider obgenant mein bekantnuß, glauben, halten, leren oder schreiben, So söll ich ein mainaidiger, wie ain verdampter wider gefallner ketzer, nach außweisung der recht gestrafft werden, und mein tayl mit den anfengnern der ketzerei haben zu jhener welt.

Disen zedel meiner bekantnuß, meines glaubens und maines aids, die ich mit meiner hand geschriben hab unnd underschriben, Gib ich euch, N. des Bischofflichen Consistory zu Bamberg geschwornen notari jnn gegenwurtigkait diser priester und layen hie entgegen und gebetten hab.

Et ego N. Consistory.

Theol. Fakultät Ingolstadt an Bischof Weigand von Bamberg; von Ecks Hand:

Hochwürdiger fürst E.f.g. seien unsser willig gehorsam dinst mit fleiß zu vor an berait. Gnediger herr: Es hat M. Ulrich Burcksrt E.f.g. gefangner jn verschinen tagen unnß zu geschickt ain vermainten revocation, die wir auß vil beweglichen ursachen, nit haben als gnugsam erkennen mögen jn dem, das si dem rechten nit gemaß war: hat er aber unnß yetz wider ersucht, und sich erbotten, das wir die Revocation in form und maß stälte, wie wirr achte, das er billich thun solte, das seye nun E.f.g. will und mainung, wie dan die Erwürdigen würdigen herren, her Andree Weichbischove, her Paulo Nidecker probst zu Sant Gangolff, undd doctor Hans Andreas Stoß Carmelit, auch seinenthalb an unß geschriben haben: darauf wir hie eingeschloßne form zu Revocirn, auff verbesserung E.f.g. gestelt haben, Achten dar fir, wa er die offenlich unnder dem hochampt, vor menige des volcks thun wolt, E.f.g. möchte in zu gnaden widerkommen lassen, und sollich revocation von Jm annemen, darin doch wir E.f.g. ain maß noch zit geben wöllen, sonnder maß deren jn aller unnderthänigkait befelhend. Datum Jngolstat am VI. tag Aprilis 1529

E.f.g. underthanigen Gehorsamen Dechant und gemains facultet der Theologey zu Jngolstat.


Theol. Fakultät Ingolstadt an Weihbischof Andreas, Propst Paul Nidecker und Prior Stoß in Bamberg (von Ecks Hand):

S.P. Reverendi patres ac domini. Literas vestras pro parte Ulrici Burckardt recepimus et legimus: vobisque quantum per honestatem licuit, morem gessimus: Miserat superioribus diebus ad nos idem d. Ulricus revocationis formam, quae cum neque caput habebat neque caudam, quod dicitur, a nobis abprobari non potuit: Neque enim revera revocatio fuit, sed Evae perizoma, Adae palliatio, et omnium erratuum palliatio: Itaque formam revocandi exaravimus, et literis Reverendissimi Episcopi Bambergensis inclusimus sperantes Reverendissimam paternitatem suam praefatum d. Ulricum gratiose ad revocationem admissuram. Nam et in his et in maioribus P.V. libenter obsecuturos nos offerimus.

Valete

R.P.V. obsequentes Decanus et facultas Theologica studii Ingolstattensis.
Reverendis patribus et dominis D. Andreae Suffraganeo, Paulo Nidecker praeposito et Andreae Stoß priori Dominis suis colendissimis Bambergae.


Ulrich Burckard an die Theol. Fakultät Ingolstadt 30-03-1529:

Spectabiles praestantissimique viri. Post humilem sui commendatiorem Salutem plurimam.

Cum proximis diebus ad Magnificentias vestras dedissem literas angustiarum mearum iudices, sperassem me recepturum responsum. Id tamen secius evenit, recto igitur rursus pulsaturus, donec vel per importunitatem extorqueam quid letius. Forte praestantiae vestrae minus perspectum meum habent animumm, nec satis cognitam mentis meae sententiam quominus mea miseria sint permotae. Vellem tamen cuivis meum patere animum, qui ab Ecclesiae catholicae instituto numquam erit alienus. Neque Sanctorum patrum decretis (in quorum verba iuratus sum) contrarius. Quod autem per imprudentiam lapsus sum, me esse agnosco: cuius et labi proprium. Et exorbitato insistere demonstratum esse, ipse diiudico. Gratias ago domino, qui supposuit manum suam ut non colliderer. Viri celeberrimi, non est quisquam, ut suspiramini, qui (saltem sibi conscius) vos arguere possit levitatis. Sed nec honori existimationique vestrae derogabitur, si meum certiorem feceritis super libello meo Revocatorio meo nuper transmisso. Quandoquidem ipso iubente ad praestantias vestras eam schedam revocatoriam cum literis dedi. Certus, quod si eaedem dominationes vestrae hanc meam Revocationem approbaverint R.P. sua hanc noxam facilius mihi condonabit: Cum itaque in vestra situm sit potestate, ut ex angustijs seducar in latitudinem (pudet profecto recensere, quibus quantisque constringere angustiis, tribulationibus mentis et corporis, afflictus namque et humiliatus sum nimis; et intraverunt aquae usque ad animam meam. Cum itaque inquam vestrum sit opus ferre quam facillime, Eximias Dignationes Vestras, cum obnixe obsecro. Dignemini calamitatum mearum misereri. Reverendissimusque meus super eo reddere certiorem, ac apertioribus verbis suae Reverendissimae paternitati, qui sim, insinuare, ut Reverendissima P. sua cognoscat Eximias dignationes Vestras nolle oviculam ad ovium Christi septa recurrentem arcere, ne pereat. Sed magis velle servari et pasci. Non diffido a vobis, utpote Christianis Doctoribus, me id obtenturum, quod firmiter spero pro quo memoriam vestri coram deo in orationibus meis faciam semper. Atque ad gratias referendas, si aliquis occasio dabitur.

Bambergae tertia paschae anno MDXXIX.

Ulricus Burchard.