Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 230
Wien HsHStA, Regestenakten Ferdinand I., Fasc.1
[F 021P]
Felicitatem ac de inimicis ac hostibus victoriam. Invictissime REX, binis
litteris ab urbe acceptis
intellexi, S.D.N. dedisse
indulsum pro nominandis a
Maiestate tua ad beneficia
vacatura per provinciam
Moguntinam et Salisburgensem
pro his qui contra
pestilentissimos errores
Lutheri et Carlostadii
laborarunt: unde
Reverendissimus Cardinalis
Sanctorum quattuor commisit
cuidam amico meo in itinere,
quando Pontifex petiit
Bononiam et quantotius super
ea re me faciens certiorem:
quo apud M.T. tempestive
interpellerem: Cum vero
vigilantibus iura
subveniant, nolui hanc
praebitam occasionem
negligere, confisus de
clementia M.T. quae ex
obtutu laborum meorum in
causa fidei habitorum, ac
zelo quo accendor erga
Caesaream et tuam
Maiestatem, me indonatum
abire minime sinit. Nam putes geminas disputationes, quibus una cum Lutero Lipsie, altera cum Oecolampadio Badae Helvetiorum congressus sum, Bullam quam contra Luterum in Saxonia, Misna, Turingia, Franconia, Suevia et Bavaria publicavi atque pluribus scriptis contra praefatos et adhaerentes militavi: et iam integro anno duobus mensibus laboravi in sermonibus per circuitum anni de tempore conscribendis, qui ad proximum Natalem absolverem. Rogo igitur plurimum M.T.
dignetur me nominare per
civitates et dioceses
Herbipolensem et
Bambergensem aut saltem si
id nimium foret, ad
Herbipolensem civitatem et
diocesim in meliori et longa
forma. Et si M.T. petitioni meae clementes et vere regias aures praebuerit, licet alioquin ei sim addictissimus, et Ferdinandicam prelaturam agnoscam tum me multo tum obligatiorem. Non frangatur omnino
Celsitudo tua Regia ob hac
Thurcarum invasione:
Augustinus inquit: »Deus
male fieri cum sineret, si
non melius bonorum ex his
elicere posset, unde malum
illud precor magni boni
causari futurum«. Iam autem
credent aliqui impii
principum consiliarii,
Thurcam esse in furibus, qui
Ratisponae in Augusto adhuc
fabulam reportabant Caesarem
Thurcarum cum exercitu
venire. Non est magna
ignominia, qui proprium tam
paucos misit 7000 viros, et
illorum nullus Capitaneus
fuit. In Vienna neque ex
equitum, neque ex peditum
turba, et hi qui sunt
Viennae, parum tuis
proficeant, ut intelligo.
Unice M.T. tuarum indubio,
si non suo Germano milite,
qui est nimium insolertiae
et disciplinae
impatientissimus. D.O.M. conservet M.T. incolumem, et trophea statuat de hostibus speciosa. Ingoldstadii Conceptionis
Mariae 1529. [In dorso:] |
Glück und Sieg über Widersacher und Feinde! Unbesieglichster König: Durch zwei Briefe aus Rom habe ich erfahren, daß der Heilige Vater einen Indult zur Benennung von Anwärtern auf freiwerdende Pfründen in den Kirchenprovinzen Mainz und Salzburg durch Eure Majestät gewährt hat für solche Bewerber, die gegen die vergifteten Irrlehren LUTHERS und KARLSTADTS tätig waren. So hat der hochwürdigste Kardinal PUCCI einem Freund von mir während der Reise, der der Papst nach Bologna unternahm, mitgeteilt, der die Nachricht an mich weitergeleitet hat. Ich möchte deshalb rechtzeitig bei Eurer Majestät vorstellig werden. Da »den Wachen Recht zuteil wird«, wollte ich diese sich bietende Gelegenheit nicht versäumen, im Vertrauen darauf, daß Eure Milde angesichts meiner in den Glaubensstreit investierten Mühen und dem Eifer, mit dem ich gegen die kaiserliche und Eure Majestät entflammt bin, mich nicht ohne Lohn lassen werdet. Gedenkt doch der beiden Disputationen, bei denen ich mit LUTHER in Leipzig und mit ÖKOLAMPAD im schweizerischen Baden zusammengetroffen bin; denkt an die Bulle, die ich gegen LUTHER in Sachsen, Meissen, Thüringen, Franken, Schwaben und Bayern veröffentlicht habe und wie ich in vielen Schriften gegen die oben Genannten und ihren Anhang gekämpft habe; allein im letzten Jahr habe ich zwei Monate mit der Abfassung der Predigten »de tempore« zum Jahreskreis zugebracht, die ich zum kommenden Weihnachtsfest abschließen will. Ich bitte daher sehr, Eure Majestät möge so gnädig sein, mich für die Städte und Bistümer Würzburg und Bamberg zu benennen oder wenigstens, wenn das zuviel verlangt wäre, für Stadt und Bistum Würzburg, das dann aber in besserer und ausführlicherer äußerer Form. Falls Eure Majestät meiner Bitte günstige und wahrhaft königliche Erhörung gewährt, würde ich mich Euch gegenüber selbstverständlich in jeder Weise sehr verbindlich zeigen und würde mich dieser "Prälatur Ferdinands" mehr als nur sehr verpflichtet fühlen. Überhaupt soll Eure königliche Hoheit nicht an dieser Türkeninvasion verzweifeln. AUGUSTINUS sagt nämlich: »Wenn Gott es zuläßt, daß ein Übel geschieht, so bete ich, ob er nicht etwas Besseres daraus entstehen lassen könnte, woraus das Übel in Zukunft zur Ursache eines großen Gutes würde.« Schon aber glauben einige falsche fürstliche Räte, der Türke sei am Wüten. Sie berichteten im August in Regensburg dazu die Mär, der türkische Sultan selbst sei im Anmarsch. Man würde nicht fehl gehen zu sagen, daß er seinerseits nur wenige siebentausend Mann ausgesandt hat; nicht ein Oberbefehlshaber ist darunter. In Wien befindet sich weder eine Masse Reiter- noch Fußsoldaten; die in Wien sind, sind nicht in der Lage, bei den Euren etwas auszurichten, wie ich meine. Das Einzige ist: Eure Majestät soll an den Euren nicht zweifeln, außer daß ein deutscher Söldner nur allzu sehr darauf wartet, Kraft und Disziplin zum Einsatz zu bringen. Gott der Allmächtige erhalte Eure Majestät unversehrt und möge Euch eine besondere Siegestrophäe von den Feinden gewähren. Ingolstadt, am Fest Mariä
Empfängnis 1529. |