Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 230

Eck an Kg. Ferdinand I.
Ingolstadt
08-12-1529


Wien HsHStA, Regestenakten Ferdinand I., Fasc.1
[F 021P]

Eck hat aus Rom durch zwei Briefe erfahren, daß der Papst Kg. Ferdinand die Verfügung über zwei Benefizien in den Kirchenprovinzen Mainz und Salzburg für um die Verteidigung des Glaubens gegenüber Luther und Karlstadt verdiente Theologen gewährt hat. Kardinal Pucci hat das einem Freund Ecks anvertraut, als er sich zusammen mit dem Papst auf dem Weg nach Bologna befand. Eck möchte diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und bittet Kg. Ferdinand, ihn in seiner Milde und im Wissen um Ecks Initiativen bei den Disputationen von Leipzig und Baden, die durch ihn erfolgte Verbreitung der Bulle »Exsurge Domine« in Sachsen und Bayern, seine Publikation von Kampfschriften und zuletzt in diesem Jahr seine zweimonatigen Mühen um die Fertigstellung von Predigten de tempore für das ganze Kirchenjahr nicht zu übergehen und ihn für eine Pfründe in den Diözesen Würzburg und Bamberg vorzuschlagen. Wegen des Ansturms der Türken und der sich darum herumrankenden Gerüchte soll sich Kg. Ferdinand nicht beirren lassen. Eck legt dem Brief eine Beschreibung des Türkischen Reiches bei.


Felicitatem ac de inimicis ac hostibus victoriam.

Invictissime REX, binis litteris ab urbe acceptis intellexi, S.D.N. dedisse indulsum pro nominandis a Maiestate tua ad beneficia vacatura per provinciam Moguntinam et Salisburgensem pro his qui contra pestilentissimos errores Lutheri et Carlostadii laborarunt:

unde Reverendissimus Cardinalis Sanctorum quattuor commisit cuidam amico meo in itinere, quando Pontifex petiit Bononiam et quantotius super ea re me faciens certiorem: quo apud M.T. tempestive interpellerem: Cum vero vigilantibus iura subveniant, nolui hanc praebitam occasionem negligere, confisus de clementia M.T. quae ex obtutu laborum meorum in causa fidei habitorum, ac zelo quo accendor erga Caesaream et tuam Maiestatem, me indonatum abire minime sinit.

Nam putes geminas disputationes, quibus una cum Lutero Lipsie, altera cum Oecolampadio Badae Helvetiorum congressus sum, Bullam quam contra Luterum in Saxonia, Misna, Turingia, Franconia, Suevia et Bavaria publicavi atque pluribus scriptis contra praefatos et adhaerentes militavi: et iam integro anno duobus mensibus laboravi in sermonibus per circuitum anni de tempore conscribendis, qui ad proximum Natalem absolverem.

Rogo igitur plurimum M.T. dignetur me nominare per civitates et dioceses Herbipolensem et Bambergensem aut saltem si id nimium foret, ad Herbipolensem civitatem et diocesim in meliori et longa forma.

Et si M.T. petitioni meae clementes et vere regias aures praebuerit, licet alioquin ei sim addictissimus, et Ferdinandicam prelaturam agnoscam tum me multo tum obligatiorem.

Non frangatur omnino Celsitudo tua Regia ob hac Thurcarum invasione: Augustinus inquit: »Deus male fieri cum sineret, si non melius bonorum ex his elicere posset, unde malum illud precor magni boni causari futurum«.

Iam autem credent aliqui impii principum consiliarii, Thurcam esse in furibus, qui Ratisponae in Augusto adhuc fabulam reportabant Caesarem Thurcarum cum exercitu venire. Non est magna ignominia, qui proprium tam paucos misit 7000 viros, et illorum nullus Capitaneus fuit. In Vienna neque ex equitum, neque ex peditum turba, et hi qui sunt Viennae, parum tuis proficeant, ut intelligo. Unice M.T. tuarum indubio, si non suo Germano milite, qui est nimium insolertiae et disciplinae impatientissimus.

D.O.M. conservet M.T. incolumem, et trophea statuat de hostibus speciosa.

Ingoldstadii Conceptionis Mariae 1529.
M.T. ex animo deditissimus
Eckius.

[P.S.]: Mitto Corographiam Turcici passagii, quam indubie M.T. dudum vidit: at ea fuit mendosa et manca: ego eam concepi plus coloris et locupletavi in pluribus.

[In dorso:]
Serenissimo ac potentissimo principi et domino D. Ferdinando Hungariae ac Bohemiae REGI, Hispaniae Infanti et principi, Archiduci Austriae, duci Burgundiae, Styriae, Carnithiae, Wirtenbergi etc. domino suo et mecenati clementissimo.

Glück und Sieg über Widersacher und Feinde!

Unbesieglichster König: Durch zwei Briefe aus Rom habe ich erfahren, daß der Heilige Vater einen Indult zur Benennung von Anwärtern auf freiwerdende Pfründen in den Kirchenprovinzen Mainz und Salzburg durch Eure Majestät gewährt hat für solche Bewerber, die gegen die vergifteten Irrlehren LUTHERS und KARLSTADTS tätig waren.

So hat der hochwürdigste Kardinal PUCCI einem Freund von mir während der Reise, der der Papst nach Bologna unternahm, mitgeteilt, der die Nachricht an mich weitergeleitet hat. Ich möchte deshalb rechtzeitig bei Eurer Majestät vorstellig werden. Da »den Wachen Recht zuteil wird«, wollte ich diese sich bietende Gelegenheit nicht versäumen, im Vertrauen darauf, daß Eure Milde angesichts meiner in den Glaubensstreit investierten Mühen und dem Eifer, mit dem ich gegen die kaiserliche und Eure Majestät entflammt bin, mich nicht ohne Lohn lassen werdet.

Gedenkt doch der beiden Disputationen, bei denen ich mit LUTHER in Leipzig und mit ÖKOLAMPAD im schweizerischen Baden zusammengetroffen bin; denkt an die Bulle, die ich gegen LUTHER in Sachsen, Meissen, Thüringen, Franken, Schwaben und Bayern veröffentlicht habe und wie ich in vielen Schriften gegen die oben Genannten und ihren Anhang gekämpft habe; allein im letzten Jahr habe ich zwei Monate mit der Abfassung der Predigten »de tempore« zum Jahreskreis zugebracht, die ich zum kommenden Weihnachtsfest abschließen will.

Ich bitte daher sehr, Eure Majestät möge so gnädig sein, mich für die Städte und Bistümer Würzburg und Bamberg zu benennen oder wenigstens, wenn das zuviel verlangt wäre, für Stadt und Bistum Würzburg, das dann aber in besserer und ausführlicherer äußerer Form.

Falls Eure Majestät meiner Bitte günstige und wahrhaft königliche Erhörung gewährt, würde ich mich Euch gegenüber selbstverständlich in jeder Weise sehr verbindlich zeigen und würde mich dieser "Prälatur Ferdinands" mehr als nur sehr verpflichtet fühlen.

Überhaupt soll Eure königliche Hoheit nicht an dieser Türkeninvasion verzweifeln. AUGUSTINUS sagt nämlich: »Wenn Gott es zuläßt, daß ein Übel geschieht, so bete ich, ob er nicht etwas Besseres daraus entstehen lassen könnte, woraus das Übel in Zukunft zur Ursache eines großen Gutes würde.«

Schon aber glauben einige falsche fürstliche Räte, der Türke sei am Wüten. Sie berichteten im August in Regensburg dazu die Mär, der türkische Sultan selbst sei im Anmarsch. Man würde nicht fehl gehen zu sagen, daß er seinerseits nur wenige siebentausend Mann ausgesandt hat; nicht ein Oberbefehlshaber ist darunter. In Wien befindet sich weder eine Masse Reiter- noch Fußsoldaten; die in Wien sind, sind nicht in der Lage, bei den Euren etwas auszurichten, wie ich meine. Das Einzige ist: Eure Majestät soll an den Euren nicht zweifeln, außer daß ein deutscher Söldner nur allzu sehr darauf wartet, Kraft und Disziplin zum Einsatz zu bringen.

Gott der Allmächtige erhalte Eure Majestät unversehrt und möge Euch eine besondere Siegestrophäe von den Feinden gewähren.

Ingolstadt, am Fest Mariä Empfängnis 1529.
Eurer Majestät von Herzen sehr ergebener
Eck.