Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 237

Eck an den christlichen Leser des »Enchiridion«
Augsburg
26-07-1530


CCath 35, 12f (= METZLER Nr 51(84))

Eck legt dem christlichen Leser 33 theologische Stoffe vor, über die im einzelnen umfangreiche Bücher geschrieben worden sind. Auch der weniger gebildete Leser soll in diesem Handbuch die wichtigsten Argumente aus Schrift und Tradition gegen die Irrlehren der Häretiker kurzgefaßt nachschlagen können. Wer ausführlicher informiert werden möchte, soll zu dem lateinischen »Enchiridion« greifen oder zu den soeben erschienenen deutschen Predigten zum Kirchenjahr.


An den Christenlichen leser.

Christlicher leser, dem ditz büchlin zu nutz und wolfart gemacht ist, und nit mit klayner müe und arbayt zusamen tragen worden, will ich hie gebetten haben, form und masz hierin gehalten, in dem besten zu vernemen. Dann hierinn werdenn gehanndelt dreyunddreyssig materien, vonn deren jetlicher sondere bücher geschriben sind, oder darvon möchten geschriben werden - wie dann den geleertenn inn lateinischer sprach das wol bewiszt ist. Unnd aber nit ainem yeden will gelegen sein alle bücher auszzulesenn, hab ich bedacht, gut und nutz zu sein, das ich den grund und kurtzen begriff, vorausz diee notwendigisten sprüch der hayligen götlichen geschrift, kürtzlich verfaszt unndd zussamenn zogen in disz handbüchlin, darmit ein yeder - auch ains geringen verstand - in yeder fürfallender materi behend möchtec sehen und zu hannd fünden die fürnemlichen stell der geschrifft, auch zuweyl die autoritet der hayligen götlichen lerern, wie sie dann von der christlichen kirchen angenommen sind. Und so im etwa gegenwürff geschähen, wider den gemaynen brauch und uralten glauben christlicher kirchen, dass er behend möchte sehen, wie dieselbigen wärenn abzulaynen; wie dann der haylig Augustinus spricht über die Epistel sanct Johanns »Alle die ding, die da gelesen werden in den hayligen geschrifften zu unser underweysung und unserm hayl musz man fleyssig hören und auffmercklich, aber zu dem maysten sol man auszwendig in gedechtnus behalten was zu dem dienstlichistenn ist wider die ketzer, die mit iren haymlichen nachstellung und betrug nit auffhören, die schwachen und saumseligen im glauben zu verführen«.

Ausz diser ursach ists kommen, das die geschrifft zu zeitten blosz, oder mit wenig wortenn, ist eingefüert worden, die vileycht ainer möcht begeren, das nach der leng wer eingebracht. Disz hett aber meynn fürnemmen verwirret, so nitt ain hanndtbuch, sonnder ain grosz buch darausz worden wäre, unnd zu dem brauch, darzu ich das fürgenommen, gantz untauglich. Darumb, christlicher leser, so verarge das nicht, wa etwan zu kurtz ist abgebrochen. Dann in den lateinischen büchern hab ich zum dicker mal das nach der leng eingefürt. Dergleychenn materi auch fündt man in den teutschen predigen, disz jar vonn mir im druck auszgangen. Darumb lasz uns Gott fürainander bitten, das wir nach disem leben das ewig erlanngen.

Amen.