Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 239

Eck an Philipp Melanchthon
Augsburg
27-08-1530

COELESTINUS, Hist. Comit. 3, 58v; SCHEIBLE (Hg.), Melanchthon Briefwechsel 3, XXX
[F 129R]

Eck hat aus Melanchthons Worten entnommen, daß Ökolampad gegen ihn geschrieben hat. Melanchthon soll die Schrift kurze Zeit seinem Bruder überlassen und im übrigen alles dafür tun, daß die Einheit der Kirche zum Nutzen Deutschlands und seiner Fürsten erhalten bleibt. Die diskussionswürdigen Fragen sollen bis zum Konzil zurückgestellt werden. Um die Applikation der Messe und das opus operatum lohnt kein Streit. Für Eck ist die Sache völlig klar; er will jedoch um des Friedens willen dogmatisch nicht entschiedene Fragen bis zu einer Konzilsentscheidung zurückstellen, obwohl er lieber in Gegenwart aller Fürsten und protestantischer Herrschaften darüber disputieren wollte. Melanchthon möchte zusammen mit seinen Kollegen Ecks Beispiel folgen.

M. Philippo Melanchtoni.

S.
Observande Domine Magister.

Wie ihr habt angezeigt, das Oecolampadius wieder euch geschriben hab, gebts meinem bruder, der soll das euch morges wiederantworten. Auch bitt ich euch per amorem Christi, helft Germaniae und allen fürsten zu gut ad concordiam, das unitas catholica werdt.

Was wolt ihr vil rationes disputabiles einführen committendas ad concilium: was meint ihr de applicatione missae und opere operato, halt ichs bey mihr so gewis, das ich darauf sterben wolte.
Aber pro amore pacis rat ich allen stenden, dieß itz in ruhe zustellen usque ad futurum concilium. Ich wolt lieber vor allen euren fürsten und hern davon reden.

Darumb thut ihr mit eweren gesellen und herren wie ich:
sic fiet bona pax et tranquillitas, et veniat gladius super Turcam.

Valete.

Rem ad vota Johannes Eckius.



S.
Observande domine Magister.

Oecolampadium contra te scripsisse, nuper ex verbis tuis intellexi. Id scriptum ut fratri meo legendum tradas rogo, crastina die reddendum curaturus. Deinde per amorem Christi a te peto, ut modis quibuscunque potes, in utilitatem Germaniae et omnium Principum concordiae rationes quaerere et inire studeas, quo ecclesia vicissim in unum corpus coalescat.

Rationes disputabiles remittantur ad concilium.
Quid de applicatione missae et opere operato dimicas? Ego quidem eius rei tam certus sum, ut vel morte mea id testari non dubitem, et tamen pacis retinendae causa omnibus ordinibus suadeo, ut indecisa ad concilii iudicium reiiciatur. Coram omnibus principibus et dominis vestris his de rebus loqui mallem.

Igitur cum collegis tuis exemplum meum imitare.
Sic fiet bona pax et tranquillitas, ac veniet gladius super Turcam.

Vale.


Gruß!
Verehrter Herr Magister!

Aus Euren Worten habe ich neulich entnommen, daß ÖKOLAMPAD gegen Euch geschrieben hat. Ich bitte Euch, diese Schrift meinem Bruder zum Lesen zu schicken; Ihr sollt ihn morgen zurückerhalten. Dann bitte ich Euch bei der Liebe Christi, mit allen Mitteln zum Segen Deutschlands und aller Fürsten Euch zu bemühen, Argumente für die Einheit im Glauben zu suchen und diesen zu folgen, wodurch die Kirche wieder zu einem Leib zusammenwachsen kann.

Diskussionsbedürftige Fragen sollten bis zum Konzil zurückgestellt werden. Was streitet Ihr über die  Applikation der Messe und über das opus operatum! Ich bin in dieser Sache so sicher, daß ich nicht zögern würde, das mit meinem Tod zu bezeugen, und ich rate dennoch um der Wiedererlangung des Friedens willen allen Reichsständen, Ungeklärtes bis zu einem Konzilsentscheid zurückzustellen. Ich würde lieber vor allen Fürsten und Euren Herrschaften über diese Fragen sprechen.

Daher folgt mit Euren Kollegen meinem Beispiel.
So möge ein guter Friede und Ruhe entstehen und der Sieg über die Türken erlangt werden.

Lebt wohl