Clarissimo viro d. Georgio
Gundelfinger artium et
Medicinaee doctori phisico
Nordliacen domino et amico
suo optimo Nordlingae ad manus. Quae narravit Billicanus de uxore primo ducta ante ordines susceptos, intelligo tibi esse nota, et quae in contrarium publica fama Haidelburga, at haec Augustae non fuerunt discussa, venit Augustam, Vehe ordinis praedicatorum et Cochleo pro eo sollicitantibus, non tamen sine meo consensu. At primo non est absolutus ab ordine, ut scribis. A Lutheranismo est absolutus post revocationem, quam coram vicario Episcopi fecit, neque ei fuit iniuncta publica revocatio Nordlinge: quod ego deliberassem, si fidem iuratam non servaverit, ipse viderit, mitissime est tractatus. Si coram Senatu Billicanus negavit, se quippiam revocasse, male fecit. Nam et coram testibus et Notario et Vicario revocavit et heresim abiuravit etiam propria syngrapha. De uxore nuper ducta movit quoddam dubium, sed respondendum, quod legatus in nullo absolvit, neque enim matrimonium iudicavit legittimum, neque per nos Doctores confirmatum fuit, sed iudicatum quo ad nos, esse illegitime, quia constituta in sacris ordinibus non possit contrahere. Si id cerdonibus suis dixit,
se nihil aliud egisse
Augustae etc., non
constanter dixit. At uti
certior sis, mitto copiam
revocationis et abiurationis
suae. Occupatissimus ista
consignavi nuntio, ut Doctor
Kreczius mihi retulit, tuo
catholico; nam in pluribus
tibi complacere paratus sum.
Vale. Augustae Martini 1530 Tuae d. ad votum Eckius. (Haec ex ipsius chirographo scripta est epistola) |
Zu Händen des angesehenen Herrn
Georg Gundelfinger, Doktor der
Artes und der Medizin und Arzt in
Nördlingen, seinem Herrn und sehr
guten Freund in Nördlingen. Was BILLIKAN zuerst über seine Ehefrau erzählt hat, nämlich daß er sie vor Empfang der Weihen geheiratet habe, ist Euch, wie ich weiß, bekannt, auch, welches gegensätzliche Gerücht in Heidelberg umläuft; aber darüber wurde in Augsburg nicht gesprochen. Er kam nach Augsburg, der Dominikaner MICHAEL VEHE und COCHLÄUS setzten sich dort für ihn ein, jedoch ohne meine Zustimmung. Wie Ihr schreibt, ist er dazu auch noch nicht vom Weihegelübde freigesprochen. Vom Luthertum hat er sich nach seinem Widerruf getrennt, was er in Gegenwart des bischöflichen Vikars tat, und ihm wurde auch in Nördlingen kein öffentlicher Widerruf auferlegt. Das hätte ich mir reiflich überlegt. Wenn er den beschworenen Glauben nicht bewahrt hat, möge er selbst weitersehen: er ist sehr glimpflich behandelt worden! Wenn er vor dem Rat geleugnet hat, irgend etwas widerrufen zu haben, so tat er übel, denn er widerrief sowohl vor Zeugen wie auch vor Notar und Vikar und schwor der Häresie auch mit eigener Unterschrift ab. Über die neulich von ihm geehelichte Ehefrau gibt es manchen Zweifel. Es ist aber zu entgegnen, daß ihn der Legat in keinem Punkt absolviert noch das Urteil gesprochen hat, die Ehe sei legitim, noch wurde das von uns Doktoren bestätigt, sondern unser persönliches Urteil lautet, sie sei illegitim, da sie wegen der bestehenden heiligen Weihen gar nicht geschlossen werden kann. Wenn er seinen Gefolgsleuten erzählt hat, er habe in Augsburg nichts anderes getan usf., dann hat er das nicht mit der nötigen Konsequenz gesagt. Damit Ihr dagegen sicher seid, sende ich eine Kopie seines Widerrufs und seiner Abschwörung. Da ich sehr beschäftigt bin, habe ich das für Euren Boten unterfertigt, der, wie DOKTOR KRETZ mir berichtet hat, gut katholisch ist. Denn ich bin bereit, Euch in vielem entgegenzukommen. Lebt wohl! Augsburg, 11. November 1530. Euer euch ergebener Eck. |