Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 250

Eck an Nicolas Pernet von Granvella
Ingolstadt
08-03-1532


Widmung Ecks, in: De supremo dominio et subditorum ac servorum subiectione ex iure divino decisio (= METZLER Nr 74)

Glücklich preisen kann sich ein Fürst, der sich auf den weisen Rat und die Beredtsamkeit eines klugen Beraters stützen kann, so wie Agamemnon auf Nestor und Odysseus. Beide überragt Granvella als Berater Karls V. Als Zeugnis seiner Zuneigung widmet ihm Eck die Schrift »De supremo dominio«. Granvella möge weiterhin dem Kaiser in den deutschen Angelegenheiten beratend zur Seite stehen, damit dieser in Deutschland wieder Ruhe und inneren Frieden schaffen und die zerrissene Glaubenseinheit wiederherstellen kann, zur Ehre und zum glücklichem Gedeihen des Heiligen Römischen Reiches, des Hauses Österreich und Spaniens. Karl V. wird dann Julius Caesar gleichen, wie ihm Lukan in seinen »Pharsalia« besungen hat.


Magnifico et vere spectabili ac eminentissimo viro D. Nicolao Pernet a Grandivalle, divi Caesaris magno pro Cancellario, viro incomparabili.

Bene agere, cum eum qui in sublimiori potestate sit constitutus, Excellentissime domine, necesse sit et lectissimum habere consiliarium, et facundia alium praeditum, qui prudenter consulta suaviloquentia sua mentibus assidentium possit infundere ac persuadere: Hinc Agamemnonem in hoc faelicem praedicant historiae, quod prudentissimi Nestoris consiliis et eloquentissimi Ulyssis usus sit facundia.

Haec nobis expendentibus, maxime admirabilem se offert magnificentia tua, qui et Nestoris et Ulyssis munia locupletissime praestes, sacratissimo Caesari nostro CAROLO V. Imp. Max. qui et corde et ore (id quod in votis erat Homero) prudentissime ac eximie sapis, ut cui minime mirum videatur, si divus Caesar, iuxta Ecclesiastici doctrinam, cor tuum boni consilii secum statuat.

Praeclaris itaque virtutibus tuis allectus, mirifice te veneror et colo: laudes tuas plenis buccis Germanis nostris proclamo.

Testem vero praesentarium mei erga te amoris libellum istum Magnificentiae Tuae dedico, in quo materiam dominii supremi ac servitutis amici cuiusdam hortatu uberius ac fusius, quam in homiliis ad populum feceram, tractavi.

Gratum hunc nostrum laborem tumultuarium praestantiae Tuae esse cupio, cum authore hoc unum etiam atque etiam non modo rogans,

sed obsecrans quoque, ne cesses divo Augusto nostro suggerere, ut saluti, tranquillitati ac paci consulat afflictae Germaniae, non desit honori sacri Romani imperii, nec domus Austriacae foelicitati, ut sic gloriosissimum nomen cum gloriosis Hispanis suis in Hesperiam referat: Quod, tum faciet, dum Germaniam universam scissam modo et laceram in unitatem fidei conciliaverit, neque cancrum serpere permittat diutius, quin illud Lucani in susurra auribus celsitudinis suae de Iulio Caesare: »Caesar in omnia praeceps//Nil actum credens, cui quid superesset agendum«.

Tu vero. domine praecellentissime, foeliciter pancraticeque valeas.

Ingolstadij 8. Martij. 1532.

T.M
Deditissimus Iohannes Eckius.

Dem großmächtigen, hochangesehenen und sehr erhabenen Herrn Nikolaus Pernet von Granvella, Großkanzler des Kaisers, dem unvergleichlichen.

Gut ist es, wenn derjenige, der die höchste Gewalt innehat, erhabener Herr, notwendigerweise auch einen exzellenten Berater besitzt sowie einen zweiten, der mit der nötigen Redegabe ausgestattet ist und der in kluger Weise der Umgebung seine Ratschläge mit eingängiger Beredsamkeit mitteilen und überzeugend darlegen kann. So heißen die Geschichtsschreiber AGAMEMNON glücklich, weil dieser sich des klugen NESTORS bei seinen Beratungen und des beredten ODYSSEUS, wenn es um Redegewandtheit ging, bedienen konnte.

Bei diesen Gedanken bietet sich Eure Großmächtigkeit als äußerst bewundernswürdig an, da Ihr die Gaben NESTORS und des ODYSSEUS in reichem Maße besitzt und darin unserem göttlichen Kaiser KARL V., dem höchsten Herrscher, »mit Herz und Mund« (was man von HOMER sagt) in klügster und ausgezeichnetster Weise zur Seite steht. So erscheint es gar nicht verwunderlich, wenn der göttliche Kaiser gemäß der Lehre des Predigers Salomon »Euer Herz voller guten Rates« bei sich hat.

Angetan von Euren herausragenden Tugenden verehre ich Euch daher mit großer Bewunderung und verkünde Euren Ruhm unseren Deutschen voller Eifer.

Als Zeugnis für meine Zuneigung zu Euch widme ich dieses Büchlein Eurer Großmächtigkeit, in dem ich das Thema des höchsten Herrschertums und des höchsten Dienstamtes in Gestalt einer Mahnschrift irgendeines Freundes, reicher und detaillierter, als ich es in öffentlichen Reden tat, dargestellt habe.

Ich wünsche sehr, daß dieses mein Werk, das überstürzt verfaßt wurde, wie auch sein Verfasser Eurer Erhabenheit willkommen ist.

Das eine aber erbitte ich inständig, ja ich flehe darum, daß Ihr nicht damit aufhört, unserem göttlichen Kaiser ans Herz zu legen, dem angefochtenen Deutschland um seines Heils, seiner inneren Ruhe und Friedens willen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Dem Heiligen Römischen Reich wird es dann nicht an Ehre und dem Hause Österreich nicht an Glück fehlen, so daß er seinen glorreichen Namen seinen Spaniern im Westen gleichstellen kann. Das wird er dann tun, wenn er das ganze Deutschland, das jetzt zerrissen und beschädigt ist, in der Eintracht des Glaubens wieder zusammengebracht haben wird und nicht zuläßt, daß der Krebs weiter kriechen kann, damit jene Einflüsterung bei LUKAN über JULIUS CAESAR wegen dessen Größe in Erfüllung gehe: »CAESAR ist in allen Erster« im Glauben, nichts getan zu haben, was nur er hätte tun müssen.

Ihr jedoch, erhabener Herr, mögt glücklich und gesund leben!

Ingolstadt, 8. März 1532.

Eurer Großmächtigkeit
ergebenster Johannes Eck.


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